Diese Seminararbeit behandelt das Thema "Spekulative Attacken", und zwar bezogen auf Währungssysteme mit festen Wechselkursen.
Es wird dabei beschrieben, durch welche Merkmale sich ein Fixkurssystem auszeichnet. Danach wird eingegangen auf die zwei häufigsten Gefahren die durch die Fixierung des Wechselkurses und Interventionen der Zentralbanken entstehen:
Das Problem der Inflation und das Liquiditätsproblem.
Nachdem, auch anhand eines Beispiels, beschrieben wurde wie eine Währungsspekulation ablaufen kann, wird das Thema am Beispiel der Asienkrise praktisch verdeutlicht. Hierbei liegt der Schwerpunkt auf der Betrachtung Thailands.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Merkmale eines Fixkurssystems
3 Gefahren bei Auf- und Abwertungsdruck
3.1 Liquiditätsproblem
3.2 Problem der Inflation
4 Genereller Ablauf einer Währungsspekulation
5 Asienkrise am Beispiel Thailand
5.1 Wirtschafts- und Finanzkrise
5.2 Abwertungserwartung führt zu Spekulation
5.3 Zentralbank gegen Spekulanten
5.4 Folgen der Thailand - Krise
6 Fazit und Ausblick
Literatur- und Quellenverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Zahlungsbilanzdefizit bei Verschiebung der Nachfrage
Abb. 2: Notenbankbilanz nach Verkauf von Fremdwährung
Abb. 3: Zahlungsbilanzüberschuss bei Verschiebung des Angebots
Abb. 4: Notenbankbilanz nach Ankauf Fremdwährung
Abb. 5: Entwicklung des Leistungsbilanzdefizits, in % des BSP
Abb. 6: starker Exportrückgang
Abb. 7: Drohende Abwertung des Baht
Abb. 8: Anteil der unrentablen Firmen
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Im September 2012 fixierte die Schweizer Nationalbank ihren Wechselkurs bei 1,20 Franken je Euro. Der Grund dafür war, dass aufgrund der Euro Krise viele Anleger in die schweizerische Währung flüchteten, wodurch diese stark aufwertete. Um der einheimischen Exportwirtschaft nicht zu schaden war die Fixierung nötig geworden.[1]
Doch wie wird eigentlich eine Währung bei einem bestimmten Kurs fixiert? Ist eine einmal festgelegte Fixierung endgültig, oder kann ein Land von Spekulanten dazu gezwungen werden, die Fixierung aufzugeben? Und wenn ja, wie profitieren Spekulanten davon?
Ziel dieser Seminararbeit ist es, einen Überblick über die Voraussetzungen, den Ablauf und die Folgen von spekulativen Attacken zu geben. Betrachtet wird hier das fixe Währungssystem, dessen Schwächen der Ansatzpunkt für Spekulationen sind. Anhand der Asienkrise mit dem Schwerpunkt auf Thailand soll verdeutlicht werden, wie Spekulationen in der Realität ablaufen können und welche Folgen daraus entstehen.
Dazu soll zuerst geklärt werden, was man unter einem Fixkurssystem versteht. Anschließend sollen die Gefahren beschrieben werden, die dadurch entstehen dass die Notenbank gegen eine Auf- oder Abwertung der Währung interveniert. Aufgrund des beschränkten Umfangs der Arbeit wird dabei nur auf das Problem der Inflation und das Problem der Liquidität eingegangen. Anschließend wird grob der Ablauf einer Währungsspekulation erläutert, und abschließend am Beispiel der Asienkrise ein Praxisfall beschrieben.
2 Merkmale eines Fixkurssystems
Von einem Fixkurssystem spricht man, wenn für jedes beteiligte Land feste Umtauschverhältnisse zwischen den Währungen festgelegt sind.[2] Meist handelt es sich jedoch nicht um tatsächlich fixe Wechselkurse, sondern um "quasi-fixe" Wechselkurse. Den Wechselkursen wird dann erlaubt, innerhalb bestimmter Bandbreiten zu schwanken. Ein Beispiel dafür war das Europäische Währungssystem: Hier durften die Wechselkurse bis zu 2,25% nach oben oder unten schwanken. Tatsächliche fixe Wechselkurse gab es z.B. zwischen Belgien und Luxemburg, die von 1922 bis zur Einführung des Euro ihre Währungen im Verhältnis eins zu eins gekoppelt hatten.[3]
Bei den erwähnten quasi-fixen Wechselkursen wird der sich in der Schwankungsbandbreite befindende Kurs von Angebot und Nachfrage des Marktes bestimmt. Die Notenbanken der beteiligten Länder sind verpflichtet, den Wechselkurs innerhalb dieser Bandbreiten zu halten. Droht der Wechselkurs aus den festgelegten Grenzen auszubrechen, müssen sie intervenieren.[4] Die Notenbanken tätigen dann sogenannte "Stützungsan-" und "-verkäufe".[5] Droht beispielsweise der Wechselkurs des an den Dollar gekoppelten Baht nach oben auszubrechen, muss man immer mehr Baht bezahlen für einen Dollar. Die thailändische Notenbank kann in diesem Fall Dollarreserven verkaufen, um einem Ansteigen des Devisenkurses über die zulässige Obergrenze hinaus vorzubeugen Um ein Überschreiten der unteren Grenze zu verhindern, also eine starke Aufwertung des Baht, muss sie hingegen Dollar ankaufen.
Da die Interventionspflicht der Zentralbanken innerhalb dieser Grenzen unbeschränkt ist, was die Höhe der An- und Verkäufe der Devisen angeht[6], kann es zu großen Problemen kommen, insbesondere dann wenn die Märkte über längere Zeiträume hinweg die Wechselkurse in eine bestimmte Richtung treiben[7] und die Währung so einem starken Auf- oder Abwertungsdruck aussetzen. Hierauf soll im nächsten Kapitel genauer eingegangen werden.
3 Gefahren bei Auf- und Abwertungsdruck
Der fixierte Wechselkurs hat für die Unternehmen den Vorteil, dass sie ihr Währungsrisiko minimieren können. Es kann so zuverlässig kalkuliert werden. Allerdings birgt die Fixierung auch beträchtliche Nachteile die dadurch entstehen, dass die Notenbank gezwungen ist, entweder ausländische Währung zu verkaufen um eine Abwertung der eigenen Währung zu verhindern oder ausländische Währung anzukaufen, um einen Aufwertungsdruck der Inlandswährung zu verhindern.[8] Je nach Verfassung der finanziellen und wirtschaftlichen Situation des betreffenden Staates und der Höhe seiner Zentralbankreserven[9] kann der Wechselkurs über kürzere oder längere Zeit verteidigt werden. Staaten bzw. Währungen, die hier Schwächen zeigen, bieten Angriffsfläche für Spekulation: Fondsmanager suchen gezielt nach wirtschaftlichen Ungleichgewichten und möglicherweise bevorstehenden Preisanpassungen.[10] In Fixkurssystemen ist das Rendite - Risiko Verhältnis günstiger für Spekulanten als in einem System floatender Währungen.[11] Im folgenden Kapitel soll genauer auf zwei Probleme eingegangen werden, die bei Auf- und Abwertungsdruck der Währung entstehen: Das Liquiditätsproblem, und das Problem der Inflation.
3.1 Liquiditätsproblem
Die Nachfrage nach den am Fixkurssystem beteiligten Währungen schwankt ständig. Der festgelegte Paritätskurs entsteht nur dann auf natürliche Weise, wenn Angebot und Nachfrage genau bei diesem Kurs gleich hoch sind. Dies ist aber nahezu nie der Fall. Steigt z.B. die Nachfrage nach Dollar, z.B. wenn mehr aus den USA importiert als dorthin exportiert wird, verschiebt sich die Nachfragekurve nach rechts, der Dollar wertet auf gegenüber der Inlandswährung: siehe nachfolgende Abbildung.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Zahlungsbilanzdefizit bei Verschiebung der Nachfrage[12]
Da das Angebot sich nicht ändert, entsteht ein Nachfrageüberhang nach Dollar. Bei einer flexiblen Währung würde nun der Wechselkurs ansteigen. Um das Ziel eines festen Paritätskurses zu erreichen, muss die Zentralbank aber nun Devisen verkaufen, hier also Dollar, und zwar in Höhe der entstandenen Dollarlücke. Der Wert der verkauften Dollar in Euro ist das Zahlungsbilanzdefizit.[13] Das Problem liegt darin, dass die Zentralbank nur so viel Fremdwährung verkaufen kann, wie sie als Devisenreserven besitzt. Auf Dauer kann sie also nicht den festgelegten Kurs aufrechterhalten, da sie die Fremdwährung nicht, wie die eigene Währung, unbegrenzt vermehren kann.[14] In Folge der beschriebenen Interventionen verringert sich die Geldbasis im Inland[15], dargestellt in nachfolgender Grafik:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Notenbankbilanz nach Verkauf von Fremdwährung[16]
Genau das Gegenteil ist der Fall bei einem Zahlungsbilanzüberschuss, auf den im nächsten Kapitel eingegangen wird.
Sind die Devisenbestände aufgebraucht, hat die Notenbank nur noch die Option, die benötigten Devisen von anderen Notenbanken oder dem IWF zu kaufen bzw. zu leihen, wenn sie den Wechselkurs nicht freigeben will.[17]
Länder mit einem Zahlungsbilanzdefizit sind also gewissermaßen gezwungen, irgendwann ihr Defizit abzubauen.[18] Ansonsten wird die eigene Währung zwangsläufig abwerten, sobald die Reserven verbraucht sind.[19] Das Defizit kann nur dann erfolgreich abgebaut werden, wenn die Wirtschaftspolitik die richtigen Impulse setzt: Das Ziel muss dann sein, die Exporte auszuweiten und die Importe zu verringern. Es läuft also auf eine kontraktive interne Wirtschaftspolitik heraus: D.h. eine Verringerung der Geldmenge, Erhöhung des Zinssatzes, Senkung der Staatsausgaben und Steuererhöhungen. Problematisch wird die Situation dann, wenn neben dem Defizit auch eine hohe Arbeitslosigkeit vorliegt. Um diese zu bekämpfen wäre eine expansive Geldpolitik notwendig, was im Kontrast zu einer kontraktiven steht.[20]
3.2 Problem der Inflation
Wenn mehr Waren exportiert werden als importiert oder Ausländer im Land verstärkt investieren, fließt viel Fremdwährung, im Beispiel Dollar, ins eigene Land. Die Angebotskurve verschiebt sich also nach rechts (siehe nachfolgende Grafik), der Dollar wertet ab gegenüber der Inlandswährung. Um zu verhindern, dass der Wechselkurs absinkt, muss die Zentralbank die Nachfrage nach Dollar erhöhen. Sie kauft also so lange Dollar an und gibt dafür inländische Währung, bis wieder der gewünschte Wechselkurs erreicht ist. Der Betrag, ausgedrückt in inländischer Währung, den die Zentralbank dafür ausgeben muss, ist der Zahlungsbilanzüberschuss.[21]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Zahlungsbilanzüberschuss bei Verschiebung des Angebots[22]
Anders als beim Liquiditätsproblem hat die Zentralbank beim Ankauf von Fremdwährung nicht das Problem, dass irgendwann die Devisenreserven erschöpft sind. Als Zentralbank kann sie unbegrenzt inländische Währung "produzieren". Doch es ergibt sich eine andere Schwierigkeit:
Auf der Aktivseite der Zentralbankbilanz sammeln sich immer größere Mengen der ausländischen Devisen an. Auf der Passivseite dagegen wachsen parallel dazu die Verbindlichkeiten gegenüber den Geschäftsbanken in der Inlandswährung. Die Geldbasis im Inland steigt dadurch an. Da dieser Zunahme der Geldbasis kein entsprechender Anstieg des Güterangebots im Inland gegenübersteht, steigt die Inflation an.[23]
[...]
[1] vgl. Alich 2012, abgerufen am 06.12.2012
[2] vgl. Molitor 2001, S. 151
[3] vgl. Altmann 2000, S. 435
[4] vgl. Altmann 2000, S. 428–429
[5] vgl. Altmann 2000, S. 432
[6] vgl. Molitor 2001, S. 151
[7] vgl. Altmann 2000, S. 432
[8] vgl. Altmann 2000, S. 447–448
[9] vgl. Kenen 1996, S. 39–46
[10] vgl. Berg 2009, S. 73
[11] vgl. Berg 2009, S. 77
[12] vgl. Baßeler et al. 2010, S. 615
[13] vgl. Baßeler et al. 2010, S. 613–615
[14] vgl. Sell 1999, S. 16
[15] vgl. Baßeler et al. 2010, S. 615
[16] eigene Darstellung
[17] vgl. Altmann 2000, S. 432
[18] vgl. Baßeler et al. 2010, S. 617
[19] vgl. Mishkin 2010, S. 539
[20] vgl. Baßeler et al. 2010, S. 617
[21] vgl. Baßeler et al. 2010, S. 616
[22] vgl. Baßeler et al. 2010, S. 616
[23] vgl. Molitor 2001, S. 152
- Quote paper
- Peter Winkler (Author), 2012, Spekulative Attacken in Fixkurssystemen, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/206924
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