Marion C., 21 Jahre alt, ist Zollbeamtin und an einem internationalen Flughafen in Süddeutschland eingesetzt. Sie ist zuständig für Gepäckkontrollen im Reiseverkehr. Die Reisenden kommen aus allen Kontinenten und aus jeder gesellschaftlichen Schichtung. Besonders häufig wird der Flughafen von Fluglinien aus der Türkei und arabischen Ländern angeflogen. Marion C. will einen Reisenden, der soeben mit einem Flieger aus Ankara angekommen ist, einer Gepäckkontrolle unterziehen. Hierzu hält sie ihn an und leitet die Maßnahme mit den Worten ein: „Grüß Gott, deutsche Zollkontrolle! Bitte melden Sie alle mitgebrachten Waren an!“ Der so angesprochene Mohammed H. reagiert auf die Kontrollmaßnahme brüsk. Er sieht Marion C. an und erwidert laut: „Ich möchte nicht von einer Frau kontrolliert werden! Außerdem möchte ich, dass Sie mich mit ´Guten Tag´ begrüßen“.
Der Reisende Mohammed H. ist 35 Jahre alt und ledig. Er ist in der Türkei geboren, lebt aber seit seinem 10 Lebensjahr in Deutschland. Er hat keine feste Arbeit, hilft von Zeit zu Zeit im Handyladen seines Onkels aus. Er ist weder in seinem Geburtsland noch in Deutschland fest verwurzelt. Mohammed H. ist Moslem und lebt seinen Glauben nach strengen religiösen Gesetzen.
Mohammed H. reist viel mit dem Flugzeug. Die Familie ist ihm sehr wichtig. Er unternimmt deshalb häufige Besuche in Tschechien, Österreich und im Elsass. Mohammed H. hat das subjektive Gefühl öfter und intensiver kontrolliert zu werden als Mitreisende, die vom äußeren Erscheinungsbild her dem westlichen Kulturkreis zuzurechnen sind.
Marion C. stammt aus einem Dorf in der Oberpfalz mit überwiegend katholischer Prägung. Ihre Ausbildung in der Bundeszollverwaltung hat Sie erst vor drei Monaten beendet. Ihr Selbstwertgefühl definiert sie überwiegend über ihren Beruf. Obwohl Sie noch über wenig Erfahrung im Umgang mit internationalem Publikum besitzt, hat sie bereits mehrere größere Aufgriffe vorzuweisen: Zwei Fälle von Goldschmuggel sowie einen nicht unerheblichen Drogenfund. Bei allen eingeleiteten Strafverfahren waren die Beschuldigten Muslime.
Inhaltsverzeichnis
1 Beschreiben der Situation als „kritisches Ereignis“
1.1 Ereignis und beteiligte Personen
1.2 Vorgeschichte und Einflüsse auf das „kritische Ereignis“
2 Werte
2.1 Rolle von Wertevorstellungen
2.2 Sichtbarwerden kultureller Skripte
2.2.1 Machtinstanz gering vs. große
2.2.2 Unsicherheitsvermeidung gering vs. starke
2.2.3 Universalismus vs. Partikularismus
3 Rollen und Perspektivenwechsel – Fremdkultur und Argumentation
4 Interventionsmöglichkeiten – Lösungsoptionen
4.1 Problem – Was ist verkehrt/falsch?
4.1.1 Symptome
4.1.2 Tatsachen, die einer erwünschten Situation gegenüberstehen
4.2 Analyse
4.2.1 Diagnose des Problems und seine Ursachen
4.2.2 Was fehlt?
4.2.3 Hindernisse für eine Problemlösung
4.3 Vorgehen
4.3.1 Strategien und Rezepte
4.3.2 Theoretische Abhilfen
4.3.3 Ideen zur Problemlösung
4.4 Ideen zur Durchführung
4.4.1 Mögliche Vorgehensweisen
4.4.2 Schritte zur Problemlösung
5 Zusammenfassung
6 Literaturverzeichnis
1. Beschreiben der Situation als Kritisches Ereignis „Critical Incident“
1.1 Ereignis und beteiligte Personen
Marion C., 21 Jahre alt, ist Zollbeamtin und an einem internationalen Flughafen in Süddeutschland eingesetzt. Sie ist zuständig für Gepäckkontrollen im Reiseverkehr. Die Reisenden kommen aus allen Kontinenten und aus jeder gesellschaftlichen Schichtung. Besonders häufig wird der Flughafen von Fluglinien aus der Türkei und arabischen Ländern angeflogen. Marion C. will einen Reisenden, der soeben mit einem Flieger aus Ankara angekommen ist, einer Gepäckkontrolle unterziehen. Hierzu hält sie ihn an und leitet die Maßnahme mit den Worten ein: „Grüß Gott, deutsche Zollkontrolle! Bitte melden Sie alle mitgebrachten Waren an!“ Der so angesprochene Mohammed H. reagiert auf die Kontrollmaßnahme brüsk. Er sieht Marion C. an und erwidert laut: „Ich möchte nicht von einer Frau kontrolliert werden! Außerdem möchte ich, dass Sie mich mit ´Guten Tag´ begrüßen“.
1.2 Vorgeschichte und Einflüsse auf das „kritische Ereignis“
Der Reisende Mohammed H. ist 35 Jahre alt und ledig. Er ist in der Türkei geboren, lebt aber seit seinem 10 Lebensjahr in Deutschland. Er hat keine feste Arbeit, hilft von Zeit zu Zeit im Handyladen seines Onkels aus. Er ist weder in seinem Geburtsland noch in Deutschland fest verwurzelt. Mohammed H. ist Moslem und lebt seinen Glauben nach strengen religiösen Gesetzen.
Mohammed H. reist viel mit dem Flugzeug. Die Familie ist ihm sehr wichtig. Er unternimmt deshalb häufige Besuche in Tschechien, Österreich und im Elsass. Mohammed H. hat das subjektive Gefühl öfter und intensiver kontrolliert zu werden als Mitreisende, die vom äußeren Erscheinungsbild her dem westlichen Kulturkreis zuzurechnen sind.
Marion C. stammt aus einem Dorf in der Oberpfalz mit überwiegend katholischer Prägung. Ihre Ausbildung in der Bundeszollverwaltung hat Sie erst vor drei Monaten beendet. Ihr Selbstwertgefühl definiert sie überwiegend über ihren Beruf. Obwohl Sie noch über wenig Erfahrung im Umgang mit internationalem Publikum besitzt, hat sie bereits mehrere größere Aufgriffe vorzuweisen: Zwei Fälle von Goldschmuggel sowie einen nicht unerheblichen Drogenfund. Bei allen eingeleiteten Strafverfahren waren die Beschuldigten Muslime.
2 Werte
2.1 Rolle von Wertevorstellungen
Jede Gesellschaft verfügt über einen bestimmten Wertekanon. Werte beeinflussen nichts anderes als den materiellen Reichtum, die Regierungsform oder die Stellung der Frau in der Gesellschaft.
Werte gründen auf einer Weltanschauung und sind damit stark von Religion(en) beeinflusst.
Die Gesellschaft in Mitteleuropa ist über Jahrhunderte geformt von altem jüdischen Recht. Das 5. Buch Mose (Deuteronomium) sowie das Buch der Könige sind Gesetzbücher. Ihre Regeln finden
im deutschen Strafrecht wieder. Beispiele sind die Definition der Täterschaft nach dem Strafgesetzbuch oder Durchsuchungsgrundsätze für eine Haussuchung bei Nacht nach der Strafprozessordnung.
Die Einstellung des Mohammed H. hat ihren Hintergrund in den Gesetzen des Islam. Diese unterscheidet sich grundlegend von denen der jüdischen oder christlichen Wertewelt. Der Islam ist eine Religion die stark vom kaufmännischen Denken geprägt und damit eine sehr pragmatische Religion ist. Der Stamm legt die Normen fest, ihm gilt die absolute Solidarität. Dieses Prinzip wird ausgedehnt durch Mohammed (hier ist der Religionsstifter gemeint) durch das „Wir“ und die „Gruppe“. Die Gruppe definiert sich über den Zusammenhalt nach außen hin. Fazit: Beide, Marion C. und Mohammed H. können nur aus ihren kulturellen Prägung und damit aus ihren Wertevorstellungen heraus handeln.
2.2 Sichtbarwerden kultureller Skripte
2.2.1 Geringe Machtinstanz vs. Große Machtinstanz
Der niederländische Kulturforscher Geert Hofstede hat als Ergebnis einer Befragung mittels einer Faktorenanalyse vier Gruppen von Kulturdimensionen verfasst. Er stellt hierbei u.a. Kulturen mit geringer Machtinstanz denen mit großer Machtinstanz gegenüber (vgl. Nelles, 2009, S.25). Marion C. weiß um den Wert des Grundgesetzes und damit um die Gleichheit der Menschen vor dem Gesetz. Obwohl sie sich in einer stark hierarchisch ausgerichteten Institution bewegt sollte nach ihrem staatsbürgerlichen Verständnis die Ungleichheit zwischen den Menschen so gering wie möglich sein (vgl. Nelles, 2009. S. 26).
Mohammed H. lebt aus einem Umfeld, in dem die Ungleichheit zwischen Menschen erwartet und auch erwünscht ist. Diese innere Einstellung offenbart sich auch durch das Tragen von Macht- und Statussymbolen der Grenzorgane in der muslimischen Welt. Dem hingegen trägt Marion C. eine schlichte lindgrüne Dienstkleidung (Bluse). Als einzige Orientierung für den Reisenden befindet sich ein dezentes Wappen (Bundesadler) auf ihrer linken Schulter.
2.2.2 Unsicherheitsvermeidung gering vs. starker Unsicherheitsvermeidung
Als Unsicherheitsvermeidung bezeichnet Hofstede das Ausmaß, in dem sich Mitglieder einer Kultur von unsicheren oder unbekannten Situation bedroht fühlen. Demnach versuchen Kulturen mit hoher Unsicherheitsvermeidung in allen Bereichen des Lebens unsicheren Situationen aus dem Weg zu gehen bzw. diese zu bekämpfen (vgl. Nelles, 2009. S. 29). Marion C. lebt in einer Kultur der starken Unsicherheitsvermeidung. Diese ist gekennzeichnet durch eine Vielzahl von Regeln und Gesetzen. Sie geben Marion C. bei der Erfüllung ihrer hoheitlichen Aufgaben, der Erhebung von Zöllen und dem Produzieren von Sicherheit, Orientierung und Halt. Sie fühlt sich wohl in einer „Low-Context- Culture“ (vgl. Nelles, 2009, S. 23). Sie schätzt das Kommunizieren auf der Sachebene. Als Mitglied dieser Kultur differenziert sie stark zwischen Arbeits- und Privatsphäre und ist daher im vorliegenden
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- Günther Ziesche (Author), 2010, Konfliktkommunikation für Zoll- und Polizeibeamte, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207001
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