Leseprobe
Inhalt:
I Entfaltung des Themas
a) Situationsbezug und Problemgehalt des Themas
b) Folgen von Unterrichtsstörungen
c) Aktuelle Diskussionen zum Thema
d) Zielvorstellung und Erkenntnisgewinn
e) Kriterien zur Evaluation
Eingrenzung des Themas
II Bearbeitung des Themas
Der Fragebogen für die SchülerInnen und LehrerInnen der Klasse 7
Die Ergebnisse der Befragung
a) Die Auswertung der SchülerInnen-Fragebögen
Fazit der SuS- Befragung
b) Die Auswertung der LehrerInnen-Fragebögen
Fazit der Lehrer – Befragung
III Folgerungen für den eigenen Unterricht
Disziplin als Grundlage für störungsfreien Unterricht
Lehrerverhalten
Regeln und Organisation
Prävention durch breite Aktivierung
Prävention durch Unterrichtsfluss
Prävention durch Präsenz- und Stoppsignale
a) Nonverbale Signale
b) Verbale Signale
Fazit der Präventionsmöglichkeiten
IV Die praktische Erprobung der aufgeführten Präventionsmaßnahmen
a) Die ersten zwei Wochen im Politikunterricht der Klasse 7
b) Die folgenden zwei Wochen im Politikunterricht der Klasse 7
Fazit meines „Selbstversuches“
V Abschlussbemerkung
VI Mögliche Weiterentwicklung
VII Literaturverzeichnis
„Die Jugend liebt heute den Luxus - verachtet die Autorität, hat keinen Respekt vor älteren Leuten und plaudert, wenn sie arbeiten sollte.“ Sokrates
Vorwort
Sokrates Zitat, welches ich oben angefügt habe, stammt bereits aus der Zeit um 400 vor Christus und ist damit bereits fast 2500 Jahre alt. Der griechische Philosoph stellte bereits damals fest, was noch heute, besonders in den Schulen, zu beobachten ist: ein Fehlverhalten von Jugendlichen gegenüber Autoritäten.
Autoritäten, das sind auch wir, die Lehrerinnen und Lehrer, die sich täglich mit der Jugend von heute beschäftigen und dies auch gerne tun. Nichts desto trotz kommt es ab und zu auch zu ungewollten Situationen, mit denen wir Lehrerinnen und Lehrer dann umgehen müssen – den Unterrichtsstörungen.
Was aber sind eigentlich Unterrichtsstörungen? Hier gibt es nun eine ganze Vielzahl an Definitionen, von denen ich mir eine herausgesucht habe, die für mich am Gelungensten ist: „Unterrichtsstörungen sind Handlungen, welche die von einer Lehrkraft beabsichtigte Unterrichtsdurchführung behindern, und zwar (a) indem sie andere Personen, nämlich die Lehrkraft oder die Mitschüler, in ihrer aufgabenbezogenen Aktivität beeinträchtigen, und/oder (b) indem die die eigene aufgabenbezogene Aufmerksamkeit und Mitarbeit beeinträchtigen.“[1]
I. Entfaltung des Themas
a) Situationsbezug und Problemgehalt des Themas
Ich unterrichte als Lehramtsanwärterin aktuell auch in einer Jahrgangsstufe 7 meiner Ausbildungsschule, dem König-Wilhelm-Gymnasium in Höxter.
Die Klasse 7 besuchen in aller Regel Schülerinnen und Schüler (im Folgenden SuS) im Alter zwischen 13 und 14 Jahren. Dieses Alter bezeichnen viele Menschen als ein schwieriges Alter[2], da hier die Pubertät mit ihren hormonellen Veränderungen die SuS voll erfasst hat. Das wirkt sich natürlich auch auf den Unterricht aus. Ich habe häufig beobachten können, dass die SuS sich in dieser Zeit sich lieber anderen Dingen, wie z.B. dem anderen Geschlecht zuwenden, als dem Unterrichtsstoff.
Die SuS „schwatzen“ mit dem Nachbarn, „flirten“ mit Mitschülern oder geben respektlose Antworten auf Lehrerfragen. Allgemein gesagt: Sie stören meinen Unterricht.
Unterrichtsstörungen sind ein Thema, mit dem sich jede Lehrerin und jeder Lehrer im Laufe seines Berufslebens wohl mehr oder minder freiwillig beschäftigt. Es gibt auch schon zahlreiche Literatur zu diesem Themenbereich und es könnte der Eindruck entstehen, dass bereits alles dazu gesagt worden ist. Allerdings wird jeder, der sich intensiver mit diesem Thema beschäftigt, feststellen, dass sich sehr viel Literatur diesem Thema unter dem Bereich von Regeln nähert.
Dies lässt den Eindruck aufkommen, dass eine Lehrerin oder ein Lehrer bloß genug Regeln für seinen Unterricht aufzustellen braucht und dann alles wieder gut ist und die SuS nun die Wahl haben, dem Unterricht zu folgen, oder aber gegen eine Regel zu verstoßen und dafür mit den Konsequenzen - wie auch immer diese aussehen mögen – leben muss.
Was mich in meiner besagten 7. Klasse stutzig gemacht hat, ist eine Aussage eines Schülers. Er sagte, dass die Klasse nicht bei allen Lehrern stört. Gerade in Mathe und Deutsch würden sie von den Lehrern sehr gelobt, weil sie eine so vorbildliche Klasse seien.
Was schließt man nun aus einer solchen Schüleraussage? Man kann zu dem Entschluss kommen, dass das Fach Politik bei den SuS keinen so großen Stellenwert hat wie Mathe oder Deutsch und aus diesem Grund die Motivation gleich viel geringer ist. Zudem gibt es im Fach Politik keine Klassenarbeiten, für die das Wissen behalten werden sollte.
Diese Erklärung aber ist mir nicht weitgehend genug und aus diesem Grund möchte ich diese Examensarbeit unter dem Schwerpunkt betrachten, was einen guten Lehrer ausmacht, bei dem es erst gar nicht zu Unterrichtsstörungen kommt. Dabei soll der Themenbereich Regeln, der in der Literatur zu diesem Thema vielfach einen hohen Stellenwert einnimmt, zwar mitbehandelt werden, nicht aber die Basis für diese Arbeit bilden.
Ich erhoffe mir Kenntnisse zu gewinnen, wie ich selbst meinen Unterricht verbessern kann, um Unterrichtsstörungen, wie in meiner 7. Klasse im Fach Politik, zukünftig nicht mehr so häufig entstehen zu lassen. Dieses Konzept dient dann wiederum auch anderen Lehrkräften als Basis für einen möglichst störungsfreien Unterricht.
b) Folgen von Unterrichtsstörungen
Unterrichtsstörungen sind ein Problem für den Unterricht und damit gleichzeitig auch für die Lehrperson.
Zunächst einmal sind Unterrichtsstörungen als eine emotionale Belastung zu verstehen. Die Lehrkraft stellt sich ständig gegen die Klasse und hat das Gefühl „ausgebrannt“ zu sein. Dadurch kann es sogar dazu kommen, dass die Lehrkraft ein aggressives Verhalten gegenüber den SuS an den Tag legt. Dazu gehört unter anderem auch demütigendes und ungerechtes Verhalten. Dies wiederum beeinträchtigt massiv das Klassenklima.
Natürlich darf der Unterrichtserfolg nicht vergessen werden, der unter den Unterrichtsstörungen massiv leidet. Die aktive Lernzeit nimmt ab und den SuS geht viel Lernzeit verloren.[3]
Es ist dem Lehrer unmöglich bei massiven Unterrichtsstörungen seiner Lehrerfunktion des Unterrichtens nachzukommen. Stattdessen steht in dem Moment der Störung die Lehrerfunktion des Erziehens an erster Stelle. Erziehen ist zwar eine der Aufgaben, die ein Lehrer[4] zu erfüllen hat, jedoch darf es nicht die Hauptaufgabe innerhalb des Unterrichts werden. Es muss also sichergestellt werden, dass auch das Unterrichten wieder möglich ist und zwar wenigstens in 90%[5] der Unterrichtsstunde.
c) Aktuelle Diskussionen zum Thema
Das Thema „Unterrichtsstörungen“ ist ein Thema, welches immer aktuell ist. Dies liegt einfach daran, dass jeder Lehrer irgendwann in eine Situation kommt, in welcher ein störungsfreier Unterricht nicht mehr möglich ist. Wie aktuell dieses Thema ist, lässt sich auch bei einem Blick auf das Bücherangebot zu diesem Thema bei Amazon, einer Internetbuchhandlung feststellen. Hier werden alleine 155 Ergebnisse angezeigt, wenn man das Wort „Unterrichtsstörung“ in die Suchliste eingibt.[6] Die vielen unterschiedlichen Titel zu dem Begriff Unterrichtsstörungen zeigen jedoch eines: Eine einheitliche Lösung für dieses Problem ist nicht in Sicht. Es gibt die unterschiedlichsten Konzepte und Ansätze zu diesem Themenbereich. Der Erfolg eines jeden liegt aber dann letztlich doch an der Umsetzung des unterrichtenden Lehrers selbst.
d) Zielvorstellung und Erkenntnisgewinn
Das Ziel meiner Examensarbeit besteht darin, herauszufinden, was genau einen guten Lehrer ausmacht, dem ein störungsfreier Unterricht gelingt. Ich selbst werde meinen eigenen Unterricht aufgrund dieser Erkenntnisse ändern und das Gelingen dieses „Selbstversuches“ überprüfe ich anhand einer Klasse der Jahrgangsstufe 7 am König-Wilhelm-Gymnasium in Höxter.
Mein weiteres Ziel besteht natürlich nicht nur darin, Informationen dazu zu bekommen, was einen guten Lehrer ausmacht, in dessen Unterricht es kaum zu Störungen kommt, sondern natürlich auch, meinen eigenen Unterricht in Zukunft zu verbessern, so dass ich selbst einen möglichst störungsfreien Unterricht führen kann, in dem viel effektiv genutzte Lernzeit vorhanden ist.
Dies kommt letztlich auch den SuS entgegen und für mich als Lehrkraft bedeutet es auch, dass ich meine Ziele, die mir auch durch den Lehrplan und das schulinterne Curriculum gesteckt werden, erreichen werde. Und dies ohne Stress für mich und Mehrarbeit der SuS in Form von möglichen Hausaufgaben, etc..
e) Kriterien zur Evaluation
Die Feststellung der Ergebnisse geschieht mit Hilfe einer Evaluation zu Beginn meines Unterrichtes und einer abschließenden Evaluation nach dem „Selbstversuch“. Zusätzlich wäre es möglich zwei weitere Klassen der Jahrgangsstufe 7 zu befragen, was aus Zeitgründen aber eher nicht der Fall sein wird.
Entweder auf die gleiche Art und Weise wie die Befragung der Parallelklasse, oder aber, was sicherlich leichter durchzuführen wäre, da ich als Referendarin nicht kontinuierlich in mehreren Klassen einer gleichen Jahrgangsstufe unterrichten kann, dass ich eine weitere Klasse vor der Umstellung meiner Lehrweise, beispielweise nach einer Woche Unterricht bei mir, befrage, und eine weitere Klasse erst dann unterrichte, wenn ich meinen Unterrichtsstil bereits geändert habe, um dann eine Befragung durchzuführen, die mir hoffentlich ein verbessertes Ergebnis in Bezug auf einen störungsfreien Unterricht liefert. Je mehr Evaluationen durchgeführt werden können, je präziser müsste das Ergebnis ausfallen, jedoch reicht letztlich eine der Klassen der Jahrgangsstufe 7, um ein erstes Fazit ziehen zu können.
f) Eingrenzung des Themas
Ich habe bereits erwähnt, dass ich in dieser Arbeit nicht das komplette Feld abdecken kann, was dem Thema „Unterrichtsstörungen“ zugeordnet ist. Mir geht es nicht darum zu schauen, welche Regeln Lehrer einführen sollten, um einen störungsfreien Unterricht zu gewährleisten, oder was die geeignetsten Maßnahmen bei einem Verstoß gegen diese Regeln sind. Mein Ziel ist es, beim Lehrer selbst anzusetzen und immer im Hinterkopf zu behalten, dass ein und dieselbe Klasse bei unterschiedlichen Lehrern ein ganz unterschiedliches Störungsverhalten an den Tag legt. Der Schwerpunkt dieser Arbeit liegt also auch auf der Frage: „Was macht einen guten Lehrer aus, der einen störungsfreien Unterricht ermöglicht?“.
Als Grundlage dazu dienen die Evaluationsbögen, die ich vor dem Verfassen meiner Arbeit von einer 7. Klasse und deren unterrichtenden Lehrern ausfüllen lassen habe.
II. Bearbeitung des Themas
Der Fragebogen für die SchülerInnen und LehrerInnen der Klasse 7
Der Fragebogen, den ich vor das Verfassen dieser Arbeit stelle, dient mir als Lehrerin dazu zu erkennen, wo die Schwachstellen in meinem eigenen Unterricht liegen und wie die SuS selbst ihre Situation in Bezug auf die Störungen im Unterricht wahrnehmen.
Einige der Fragen werden auch in dem Kontrollfragebogen nach der Umstellung des Unterrichts wieder vorkommen, andere machen an der Stelle aber keinen Sinn mehr und werden gestrichen, bzw. durch weitere Fragen ergänzt.
Fragebogen zum Thema Unterrichtsstörungen[7]
Klasse: 7
Lehrerin: Ina Hartmann (Politik)
Geschlecht:
Alter:
1. Fühlst Du Dich in Deiner Klasse wohl? (Ja oder nein)
2. Begründe Deine Antwort. (In ganzen Sätzen)
3. Gefällt Dir der Unterricht grundsätzlich am KWG in Höxter? (Nicht nur bezogen auf den Politikunterricht!) (Ja oder nein)
4. Gefällt Dir der Politikunterricht besser oder schlechter als der Unterricht in anderen Fächern? (Besser oder schlechter)
5. Begründe Deine Antwort. (In ganzen Sätzen)
6. Nenne drei Merkmale von gutem Unterricht. (Allgemein)
7. Nenne drei Merkmale von schlechtem Unterricht. (Allgemein)
8. Gibt es in Deiner Klasse Unterrichtsstörungen? (Ja oder nein)
9. Wie sehen diese Unterrichtsstörungen aus? (In Stichpunkten) (Obligatorisch)
10. Störst Du selbst den Unterricht? (Ja oder nein)
11. Wie störst Du den Unterricht? (In Stichpunkten) (Obligatorisch)
12. Warum störst Du den Unterricht (nicht)? (In Stichpunkten)
13. Wie lautet Dein Vorschlag zur Verhinderung von Unterrichtsstörungen?
14. Was kannst Du selbst dazu beitragen, dass der Unterricht störungsfrei verläuft?
15. Was sollte ich als Deine Politiklehrerin in Deiner Klasse ändern, um Unterrichtsstörungen zu vermeiden?
Vielen Dank für Deine Mitarbeit J
Gleichzeitig habe ich neben den SuS der Klasse 7 auch noch die unterrichtenden Lehrer dieser Klasse befragt, um ein genaueres Bild zu bekommen, wie störungsintensiv diese Klasse bei unterschiedlichen Lehrern wahrgenommen wird.
Fragebogen zum Thema Unterrichtsstörungen[8]
Klasse: 7
Geschlecht:
Alter:
1) In welchem Fach unterrichten Sie diese 7. Klasse?
2) Wie oft in der Woche unterrichten Sie in dieser 7. Klasse?
3) Gibt es in Ihrem Unterricht in dieser 7. Klasse Unterrichtsstörungen? (Ja oder nein)
[...]
[1] Nolting, Hans-Peter: Störungen in der Schulklasse. Ein Leitfaden zur Vorbeugung und Konfliktlösung, S. 13
[2] Vergleiche dazu: http://www.schulministerium.nrw.de/BP/Eltern/_Rubriken/Praxis/Pubertaet/ (27.07.2012)
[3] Vgl.: Nolting, Hans- Peter: Störungen in der Schulklasse. Ein Leitfaden zur Vorbeugung und Konfliktlösung, S. 15
[4] Das Wort Lehrer steht in dieser Arbeit stellvertretend für Lehrerinnen und Lehrer.
[5] 90% ist die eigene Wunschvorstellung, ohne wissenschaftlichen Beleg.
[6] Siehe auch: http://www.amazon.de/s/ref=nb_sb_noss_1?__mk_de_DE=%C5M%C5Z%D5%D1&url=search-alias%3Daps&field-keywords=unterrichtsst%F6rungen&x=0&y=0 (01.08.2012)
[7] Der hier dargestellte Fragebogen verzichtet aus Platzgründen auf die zu beschreibenden Linien für die Antworten der SuS. Er dient lediglich der Auflistung der Fragen.
[8] Der hier dargestellte Fragebogen verzichtet aus Platzgründen auf die zu beschreibenden Linien für die Antworten der LehrerInnen. Er dient lediglich der Auflistung der Fragen.