Will ich wissen, welche Stadt im Iran die Größte, welcher Berg der Höchste und welcher Fluss der Längste ist, dann schlage ich in einer geographischen Enzyklopädie nach. Will ich aber wissen, auf welchem Markt das Obst am Günstigsten ist, dann ziehe ich eher einen Reiseführer zu Rate. Auch Informationen über regionale Traditionen, Außergewöhnliches von Stadt und Menschen und Sagen oder Geschichten über diese Region finde ich nicht in einer modernen geographischen Enzyklopädie, denn diese gibt in systematischer Darstellung Fakten über die Region und hat nicht den Anspruch, dem Reisenden Ratschläge zu geben.
Im Kontrast dazu steht das Werk The Geographical Part of the Nuzhat al-Qulūb von Mustawfī aus dem 14. Jahrhundert. Darin vereinen sich - aus heutiger Sicht betrachtet - ein geographisches Nachschlagewerk, ein Märchenbuch und ein Reiseführer und trotzdem gilt es als geographisches Werk und sein Autor als Geograph. Um die Systematik in diesem Werk zu erkennen und dadurch zu einem besseren Verständnis der damaligen Vorgehensweise in der Geographie beizutragen, setze ich mich in der vorliegenden Arbeit mit der Struktur Mustawfīs' Städtebeschreibungen auseinander.
Als Beispiel dient mir ein Textauszug aus Nuzhat al-Qulūb über die Stadt Isfahan, anhand dessen ich die einzelnen Bestandteile seiner Beschreibung herausarbeiten und diese analysieren werde.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Mustawfī und sein Werk Nuzhat al-Qulūb
3 Analyse Mustawfīs Städtebeschreibungen
3 1 Wahl der Textpassage
3 2 Inhaltliche Unterteilung
3 3 Stilistische Merkmale
4 Fazit
5 Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Will ich wissen, welche Stadt im Iran die Größte, welcher Berg der Höchste und welcher Fluss der Längste ist, dann schlage ich in einer geographischen Enzyklopädie nach. Will ich aber wissen, auf welchem Markt das Obst am Günstigsten ist, dann ziehe ich eher einen Reiseführer zu Rate. Auch Informationen über regionale Traditionen, Außergewöhnliches von Stadt und Menschen und Sagen oder Geschichten über diese Region finde ich nicht in einer modernen geographischen Enzyklopädie, denn diese gibt in systematischer Darstellung Fakten über die Region und hat nicht den Anspruch, dem Reisenden Ratschläge zu geben.
Im Kontrast dazu steht das Werk The Geographical Part of the Nuzhat al-Qulūb von Mustawfī aus dem 14. Jahrhundert. Darin vereinen sich - aus heutiger Sicht betrachtet - ein geographisches Nachschlagewerk, ein Märchenbuch und ein Reiseführer und trotzdem gilt es als geographisches Werk und sein Autor als Geograph.
Um die Systematik in diesem Werk zu erkennen und dadurch zu einem besseren Verständnis der damaligen Vorgehensweise in der Geographie beizutragen, setze ich mich in der vorliegenden Arbeit mit der Struktur Mustawfīs ' Städtebeschreibungen auseinander. Als Beispiel dient mir ein Textauszug aus Nuzhat al-Qulūb über die Stadt Isfahan, anhand dessen ich die einzelnen Bestandteile seiner Beschreibung herausarbeiten und diese analysieren werde.
Zur Einführung in das Thema werde ich im ersten Teil meiner Arbeit Mustawfī vorstellen und einen kurzen Überblick über seine Werke geben. Im zweiten Teil werde ich erklären, warum ich die Stadt Isfahan als Beispiel gewählt habe, die behandelte Textstelle inhaltlich unterteilen und die wichtigsten Informationen heraus arbeiten. Anschließend werde ich diese auf stilistische Besonderheiten hin untersuchen. Im Fazit fasse ich die erarbeiteten Kriterien und die Antwort auf die vorliegende Frage zusammen. Ich kann in dieser Arbeit nur beschränkt auf die Frage eingehen, in welchen Fällen das erarbeitete Muster im Einzelfall von den Beschreibungen des Autors abweicht, da dies einer genaueren Analyse weiterer relevanter Textpassagen bedarf.
2 Mustawfī und sein Werk Nuzhat al-Qulūb
Der Historiker und Geograph Mustawfī (Ḥamd Allāh ibn Abī Bakr ibn ˚Aḥmād ibn Naṣr al-Mustawfī al-Qazwīnī)[1] wurde 1281/82 im persischen Kaswin (Qazwīn) zur Zeit des mongolischen Īlkhāns[2] Abāqā[3] geboren und starb 1339/40. Seine Familie war schiitisch und stellte im 9. und 10. Jahrhundert die Gouverneure in Kaswin.
Er selbst übernahm - ernannt durch den Minister und Historiker Rashīd ad-Dīn[4] - den Titel eines mustawfi, was so viel wie „Steuereintreiber“ oder auch „Rechnungsprüfer“ bedeutet und den schon sein Urgroßvater inne hatte. Ein mustawfi war im Besitz eines Steuerbuches (kitabcha) und verstand das komplizierte System der Steuerkalkulierung. Es war üblich, dass ein mustawfi sein Steuerbuch als Eigentum betrachtete und etwaige Einmischung in Angelegenheiten, die sein Zuständigkeitsgebiet betraf, entschieden ablehnte.[5]
Obwohl angenommen wird, dass sich Mustawfī weder selbst auf Reisen begeben hat noch in frühen Jahren literarisch und historisch ausgebildet wurde, sind seine Werke besonders im Hinblick auf die spätere Īlkhān-Periode von historischer und geographischer Bedeutung. Zu ihnen zählt der 1333 verfasste Reisebericht Ẓafar-nāma, der die islamische Geschichte in 75.000 Versen behandelt und eine Ergänzung zu dem Werk Shāh-nāma (Königsbuch) von Firdawsī[6] bietet. Weiter erschien 1330 sein Buch Tarīkh-i Guzīda (Ausgewählte Geschichte), in dem er die orientalische Geschichte mit Beginn bei der Entstehung der Welt bis 1329 beschreibt.[7]
Sein letztes Werk ist das in drei Teilen verfasste Nuzhat al-Qulūb (Vergnügen der Herzen), dessen für diese Arbeit relevante geographische Teil vier Bücher umfasst, die die Themen Mekka und Medina, Iran, Irak und die Provinz Rum, die wichtigen Großstädte der Welt und Wunder und Sonderbarkeiten aus aller Welt behandeln. Neben geographischen Informationen wie z.B. dem Verlauf wichtiger Handelsstraßen und Flüssen, der Lage von Bergen, Meeren und Ortschaften, der Wasserqualität in bestimmten Städten und dem Mineralvorkommen, findet man in seinem Werk zahlreiche Berichte über die Steuereinnahmen und die Wirtschaftslage in einigen Städten. Dazu dienten ihm seine Erfahrung als mustawfi und die ihm in seinem Amt zur Verfügung stehenden offiziellen Dokumente. Außerdem nutzte er die Werke Yāqūts[8], al-Qazwīnīs[9] und Ibn Balkhīs[10], wobei oft nicht aus seinen Beschreibungen hervorgeht, aus welcher Quelle er zitiert. In der Originalfassung des Werkes befindet sich außerdem eine von Mustawfi gezeichnete Weltkarte sowie eine Karte des Nahen Ostens (Iran-Turkestan), welche für das 14. Jahrhundert als sehr detailgetreu gilt.[11]
[...]
[1] EI²: s.v. al-Mustawfi (B. Spuler).
[2] Mongolische Dynastie in Persien im 13. und 14. Jh.
[3] Sohn des Īlkhāns Hülegü, regierte 1265-1282. EI²: s.v. Īlkhāns (B. Spuler).
[4] Berühmtester persischer Historiker aus der Īlkhān-Periode, lebte ca. 1247-1318. EI²: s.v. Rashīd al-Dīn (D.O. Morgan).
[5] Lambton, Ann K.S, S. 180/82.
[6] Persischer Dichter, lebte ca. 940/1-1020. EI²: s.v. Firdawsī (V.L. Ménage).
[7] EI: s.v. al-Qazwīnī (M. Th. Houtsma).
[8] Berühmter Reisender und Gelehrter, lebte 1179-1229. EI²: s.v. Yāqūt al-Rūmī (Cl. Gilliot).
[9] Persischer Kosmograph und Geograph, lebte wahrscheinlich 1203- 1283. EI²: s.v. al-Qazwīnī (T. Lewicki).
[10] Persischer Autor aus dem frühen 12. Jahrhundert, schrieb über Geschichte und Topographie. EI²: s.v. Ibn Balkhī (C. E. Bosworth).
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Inhalt des Nuzhat al-Qulūb von Mustawfī?
Der Nuzhat al-Qulūb ist ein Werk von Mustawfī aus dem 14. Jahrhundert, das Elemente eines geographischen Nachschlagewerks, eines Märchenbuchs und eines Reiseführers vereint. Es gilt als geographisches Werk und sein Autor als Geograph.
Wer war Mustawfī?
Mustawfī (Ḥamd Allāh ibn Abī Bakr ibn ˚Aḥmād ibn Naṣr al-Mustawfī al-Qazwīnī) war ein Historiker und Geograph, geboren 1281/82 im persischen Kaswin und gestorben 1339/40. Er war ein mustawfi, was so viel wie „Steuereintreiber“ oder „Rechnungsprüfer“ bedeutet.
Welche Werke hat Mustawfī verfasst?
Zu Mustawfīs Werken zählen der Reisebericht Ẓafar-nāma (1333), das Buch Tarīkh-i Guzīda (1330) und das Nuzhat al-Qulūb.
Was behandelt der geographische Teil des Nuzhat al-Qulūb?
Der geographische Teil des Nuzhat al-Qulūb umfasst vier Bücher, die die Themen Mekka und Medina, Iran, Irak und die Provinz Rum, die wichtigsten Großstädte der Welt und Wunder und Sonderbarkeiten aus aller Welt behandeln. Es enthält geographische Informationen, Berichte über Steuereinnahmen und die Wirtschaftslage.
Welche Quellen nutzte Mustawfī für das Nuzhat al-Qulūb?
Mustawfī nutzte seine Erfahrung als mustawfi, offizielle Dokumente, sowie die Werke von Yāqūt, al-Qazwīnī und Ibn Balkhīs.
Welche Karten sind im Original des Nuzhat al-Qulūb enthalten?
Im Original des Werkes befindet sich eine von Mustawfi gezeichnete Weltkarte sowie eine Karte des Nahen Ostens (Iran-Turkestan).
Was ist das Ziel der vorliegenden Analyse bezüglich Mustawfīs Werk?
Ziel ist es, die Struktur von Mustawfīs Städtebeschreibungen zu analysieren, am Beispiel eines Textauszugs über die Stadt Isfahan, um so zu einem besseren Verständnis der damaligen Vorgehensweise in der Geographie beizutragen.
Was ist ein mustawfi?
Ein mustawfi war ein Steuereintreiber oder Rechnungsprüfer, der ein Steuerbuch (kitabcha) besaß und das komplizierte System der Steuerkalkulierung verstand.
- Arbeit zitieren
- Hannah Amhaz (Autor:in), 2010, Welches Muster liegt der Beschreibung der Städte in Al- Mustawfīs Werk Nuzhat al-Qulūb zu Grunde? , München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207143