Der Begriff „Krise“ begegnet uns heute beinahe täglich, wenn wir die Zeitung aufschlagen, den Fernseher einschalten oder Online-Nachrichtenportale besuchen. Bezeichnungen wie „Euro-Krise“, „Bayern-Krise“ oder „Wulff-Krise“ bestimmen die Schlagzeilen und wecken die Aufmerksamkeit der Leser und Zuschauer. Doch gibt es heute wirklich mehr Krisen als noch vor zehn, 20 oder 100 Jahren? Dass es uns so vorkommt, als jage eine Krise die nächste, liegt vermutlich zu einem nicht unerheblichen Teil daran, dass die Medien geradezu auf der Suche nach neuen Krisen sind und jede Gelegenheit nutzen, diese in ihrer Berichterstattung zu thematisieren. Darüber hinaus ist mit dem digitalen Zeitalter und dem Social Web eine neue Öffentlichkeit entstanden, die Kommunikationsverantwortliche in Unternehmen und Politik – insbesondere in Krisenzeiten – vor neue Herausforderungen stellt. Der Begriff Shitstorm wurde kürzlich zum Anglizismus des Jahres 2011 gewählt und stellt ein viel diskutiertes und zugleich gefürchtetes Phänomen dar. Selbsternannte Experten wollen Unternehmen beibringen, wie sie einen Shitstorm möglichst unbeschadet überstehen, die Handbücher für Social Media Krisenkommunikation häufen sich. Dabei sollte zunächst die Frage im Vordergrund stehen, inwiefern Krisen sich durch die Etablierung der sozialen Medien in ihrem Verlauf verändert haben. Folglich lässt sich überprüfen, ob klassische Theorien im Hinblick auf Krisenkommunikation erweitert, verworfen oder beibehalten werden können. Ziel der vorliegenden Arbeit ist es daher, herauszufinden, wo die Unterschiede zwischen klassischer Krisenkommunikation und Krisenkommunikation in Zeiten des Social Web liegen, um so anschließend bisherige Forschungsergebnisse einer kritischen Aktualitätsprüfung zu unterziehen. Herangezogen wird eine Theorie zur Medienwirkungsforschung, der Agenda-Setting-Ansatz, sowie die Situational Crisis Communication Theory nach dem Krisenforscher Timothy W. Coombs. In einer Analyse vergangener Krisenereignisse werden die klassische Krisenkommunikation und die Krisenkommunikation in Zeiten des Social Web miteinander verglichen, um so relevante Unterschiede herauszuarbeiten. Die Ergebnisse des Vergleichs werden danach in Bezug zu den vorgestellten Theorien gesetzt. Auf diese Weise soll festgestellt werden, ob klassische Theorien auch in Zeiten des Social Web noch gültig sind oder ob es einer Weiterentwicklung oder gar Neuorientierung der Forschung bedarf.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Krisenbegriff
- Definition „Krise“
- Charakteristische Merkmale von Krisen
- Der Krisenverlauf
- Krisenkommunikation in Unternehmen: Relevante Forschungsergebnisse
- Der Agenda-Setting-Ansatz
- Die Situational Crisis Communication Theory
- Besondere Bedingungen der Krisenkommunikation im Social Web
- Anwendungen und besondere Merkmale des Social Web
- Krisenkommunikation in Zeiten des Social Web
- Rückbezug auf theoretische Grundlagen
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Krisenkommunikation im Social Web. Sie untersucht die Unterschiede zwischen klassischer Krisenkommunikation und der Kommunikation in Zeiten des Social Web und beleuchtet die Relevanz von etablierten Theorien für die heutige Situation.
- Die Definition und Charakteristik von Krisen
- Die Auswirkungen des Social Web auf den Krisenverlauf
- Der Vergleich klassischer und neuerer Krisenkommunikationsansätze
- Die Anwendung des Agenda-Setting-Ansatzes und der Situational Crisis Communication Theory auf das Social Web
- Die Herausforderungen der Krisenkommunikation in der digitalen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Krisenkommunikation im Social Web ein und beleuchtet die besondere Relevanz des Themas in der heutigen Zeit. Kapitel 2 definiert den Begriff „Krise“ und analysiert die charakteristischen Merkmale von Krisen sowie den typischen Verlauf. Kapitel 3 präsentiert die relevanten Forschungsergebnisse der Krisenkommunikation in Unternehmen, wobei der Agenda-Setting-Ansatz und die Situational Crisis Communication Theory im Vordergrund stehen. In Kapitel 4 wird die Thematik der besonderen Bedingungen der Krisenkommunikation im Social Web beleuchtet. Hierbei werden die Anwendungen und Merkmale des Social Web sowie die Bedeutung der neuen Kommunikationslandschaft für die Krisenkommunikation diskutiert.
Schlüsselwörter
Die vorliegende Arbeit behandelt die zentralen Themenbereiche Krisenkommunikation, Social Web, Agenda-Setting-Ansatz, Situational Crisis Communication Theory, Shitstorm, klassische und neue Kommunikationsstrategien. Die Arbeit beleuchtet die Herausforderungen und Möglichkeiten der Krisenkommunikation im digitalen Zeitalter.
- Arbeit zitieren
- Yvonne Gottschlich (Autor:in), 2012, Krisenkommunikation im Social Web unter besonderen Bedingungen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207291