Beeinflusst das Framing politischer Eliten die Bürger in ihrer Meinungsbildung?

Eine Untersuchung am Beispiel der EU-Rettungshilfen an Griechenland


Seminararbeit, 2012

16 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Konzeptuelle Grundlagen
2.1 Definition von Framing
2.2 Funktionen von Frames
2.3 Arten von Frames

3 Strategisches Elitenframing
3.1 Einfluss von Framing auf die Meinungsbildung von Rezipienten
3.2 Moderierende Faktoren

4 Meinungsbildung durch Elitenframing am Beispiel der Rettungshilfen an Griechenland...
4.1 Debatte um Griechenland-Hilfen
4.2 Operationalisierung

5 Fazit

Literaturverzeichnis

1 Einleitung

Der Mensch findet sich in der heutigen Zeit in einer zunehmend komplexen Gesellschaft wieder. Führende Klassiker der Soziologie wie PARSONS (1951) oder LUHMAN (1988) cha- rakterisierten die Ausdifferenzierung moderner Gesellschaften in funktionale Teilgebiete bereits frühzeitig als zwingende Notwendigkeit, um diese steigende Komplexität zu reduzie- ren. Innerhalb des politischen Teilsystems existiert angesichts widerstreitender und hetero- gener Interessen und Positionen der Parteien eine Vielzahl möglicher Perspektiven, mit Hil- fe derer die Realität beobachtet werden kann. In Anbetracht dessen stellt die Bildung ratio- naler Urteile zu verschiedensten Sachverhalten eine für den Normalbürger schwierige Her- ausforderung dar. Die jüngst veröffentlichten Ergebnisse einer Langzeitstudie über die Äng- ste der Deutschen zeigen, dass ein Großteil der Bevölkerung Unsicherheit über die unüber- schaubaren Folgen der Euro-Schuldenkrise verspürt (R+V VERSICHERUNG 2012: 1). Dies verdeutlicht, dass soziale Akteure auf die Unterstützung politischer Eliten angewiesen sind, da diese Anregungen liefern, wie über ein spezielles Thema gedacht werden soll. Politiker können folglich Interpretationshilfen zu einzelnen Sachfragen anbieten, die sich wiederum auf die Meinung von Personen übertragen können. Die Framing-Forschung setzt an diesem Punkt an, indem sie den Einfluss zielgerichteter Eliten- und Medienbotschaften auf die Ur- teilsbildung von Rezipienten untersucht. Vor diesem Hintergrund wirft sich die Frage auf, wie der Bundesbürger hinsichtlich der Transferzahlungen an Griechenland urteilt bzw. in- wiefern diese Urteilsbildung durch das Framing politischer Eliten beeinflusst werden kann.

Die vorstehenden Fragen sollen im Rahmen dieser Arbeit näher thematisiert werden. Diese ist dabei in vier Teile untergliedert. Zu Beginn werden die konzeptuellen Grundlagen des Framing-Konzepts umfassend dargelegt. Hierbei wird zunächst eine begriffliche Verortung von Framing erfolgen sowie Funktionen und Arten von Frames näher beschrieben. Im zwei- ten Teil wird die Wirkungsweise von Elitenframes auf die Einstellungs- und Meinungsbil- dung von Rezipienten eingehend beleuchtet. Im Anschluss wird auf moderierende Faktoren von Framing-Effekten Bezug genommen. Der vierte Teil stellt die Bedeutung des Elitenfra- mings - dargelegt am Beispiel der Euro-Rettungshilfen an Griechenland - näher heraus. Auf Grundlage dessen soll abschließend in Form einer Operationalisierung geprüft werden, wel- cher (potentielle) Zusammenhang zwischen Elitenframing einerseits und der Meinungsbil- dung von Rezipienten andererseits besteht und wie sich dieser auf das Urteil bezüglich der Transferzahlungen an Griechenland auswirkt.

2 Konzeptuelle Grundlagen

Das Konzept des Framings findet in zahlreichen Forschungsdisziplinen wie beispielsweise der Soziologie, der Psychologie, den Kommunikations- und Medienwissenschaften und nicht zuletzt in der Politikwissenschaft Anklang (GOFFMAN 1980; MINSKY 1975; SNOW/BENFORD 1992; CHONG/DRUCKMAN 2007). Angesichts der hohen interdisziplinären Verbreitung des Framing-Ansatzes erweist sich die Erarbeitung einer durchgängigen und allgemein gültigen Definition als schwierig. Ungeachtet dessen soll im Folgenden der Versuch unternommen werden, dieses Konstrukt hinreichend zu definieren.

2.1 Definition von Framing

Im Bereich der Politikwissenschaften wird häufig auf die Definition von ENTMAN Bezug genommen, dessen begriffliche Verortung des Framing-Ansatzes die forschungsleitende Grundlage für einen Großteil empirischer Studien bildet (u.a. SCHEUFELE 1999; BONFADEL- LI 2002; DAHINDEN 2006; MATTHES 2007). ENTMAN definiert Framing wie folgt: „To frame is to select some aspects of a perceived reality and make them more salient“ (1993: 52). Folglich ist unter Framing ein Vorgang zu verstehen, bei dem einzelne Elemente eines The- mas zielgerichtet akzentuiert werden, während andere Elemente bewusst dem Wahrneh- mungsbereich eines Rezipienten entzogen werden (GITLIN 1980: 7; PAN/KOSICKI 1993: 57). Auf diese Weise verleihen Kommunikatoren komplexen Themen eine politisch sowie kultu- rell wirksame Rahmung (DAHINDEN 2006: 87). Frames fungieren demnach als Interpretati- onsmuster, die dazu dienen, selektierte Informationen kompakt und aus einer spezifischen Perspektive zu verdichten (SCHEUFELE/TEWKSBURY 2007: 12). Je nachdem, aus welchem Blickwinkel ein Thema beleuchtet wird, kann das Urteil eines Rezipienten variieren. Der Erfolg eines Frames hängt hierbei maßgeblich davon ab, inwieweit der Kommunikator in seiner Botschaft auf verständliche, kulturrelevante Wörter und Symbole zurückgreift (CHONG/DRUCKMAN 2007: 104). Ein Framing-Effekt kommt folglich dann zustande, wenn Personen sich bei der Urteilsbildung über ein Thema, durch den in der Botschaft nahegeleg- ten Interpretationsrahmen beeinflussen lassen (DRUCKMAN 2001: 1042).

2.2 Funktionen von Frames

Die Wirkung eines konstruierten Frames wird umso stärker, je mehr dieser seine Funktionen voll erfüllt (ENTMAN 2003: 417; GAMSON/MODIGLIANI 1989: 2-3). ENTMAN differenziert in diesem Zusammenhang zwischen vier verschiedenen Funktionen: „problem definition, cau- sal interpretation, moral evaluation, and/or treatment recommendation for the item descri- bed“ (1993, 52). Die Problemdefinition gibt Auskunft darüber, warum ein spezifisches Thema von Bedeutung ist und folglich in den Fokus der öffentlichen Diskussion rücken soll- te (MATTHES 2007: 135). Exemplarisch hierfür kann die Vorgehensweise von Abtreibungs- gegnern genannt werden, die ihren Frame unter dem Deckmantel der Tötung von Lebewe- sen begründen. Die kausale Interpretation wiederum besitzt die Funktion, die für ein Pro- blem verantwortlichen Ursachen und Gründe darzulegen (ENTMAN 2003: 417). Im Beispiel des Abtreibungsframes könnte hierbei auf die vorherrschende Gesetzgebung Bezug genom- men werden, die einen Schwangerschaftsabbruch innerhalb eines gewissen Zeitraums nicht unter Strafe stellt. Weiterhin umfasst ein Frame die Funktion der moralischen Bewertung eines Themas. Diese kann explizit, in manchen Fällen aber auch implizit erfolgen, sofern einem Thema bereits eine evaluative Grundhaltung innewohnt. So kann die Problemdefini- tion „Abtreibung ist Tötung“ bei Rezipienten beispielsweise bereits eine negative Bewer- tung hervorrufen, ohne dabei explizit moralisch verwerfliche Aspekte tiefergehend zu the- matisieren. Ferner hat die Einschätzung, inwieweit ein Thema positiv oder negativ zu be- werten ist, weitreichende Konsequenzen für die Funktion der Handlungsaufforderung. Ein Frame legt den Rezipienten demzufolge zukunftsgerichtete Maßnahmen nahe, welche zur Lösung bzw. Einschränkung des Problems beitragen. Bezogen auf das vorgenannte Beispiel des Abtreibungsframes könnte diese Funktion etwa mittels der Forderung nach strengeren Gesetzen erfüllt werden (MATTHES 2007: 135-136). Von einem Frame kann generell ge- sprochen werden, wenn die vorstehend thematisierten Funktionen einer konsistenten Argu- mentationskette folgen. Dies wird insofern gewährleistet, als dass die Elemente eines Fra- mes uneingeschränkt die gleiche Grundhaltung bezüglich eines Themas zum Ausdruck brin- gen (SCHEUFELE 2003: 64).

2.3 Arten von Frames

Gemäß DRUCKMAN können Frames sowohl in „Frames in Communication“ als auch „Frames in Thought“ (2001: 228) differenziert werden. Erstere beziehen sich auf den Austausch von Argumenten im politischen Diskurs. Hiernach besitzen politische Akteure primär das Ziel, mit Hilfe geeigneter Frames politische Themen durchzusetzen oder ihr eigenes Handeln zu legitimieren (MEISER 2011: 28). „Frames in Thought“ hingegen greifen bei der Informationsverarbeitung eines Rezipienten. In Anbetracht dessen werden neue Botschaften mit bereits vorhandenen mentalen Frames in Beziehung gesetzt und überarbeitet. Auf diese Weise können individuelle Denkmuster erweitert, modifiziert oder unter Umständen sogar gänzlich neu gebildet werden (CHONG/DRUCKMAN 2007: 104).

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Details

Titel
Beeinflusst das Framing politischer Eliten die Bürger in ihrer Meinungsbildung?
Untertitel
Eine Untersuchung am Beispiel der EU-Rettungshilfen an Griechenland
Hochschule
Otto-Friedrich-Universität Bamberg
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V207758
ISBN (eBook)
9783656352600
Dateigröße
755 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
beeinflusst, framing, eliten, bürger, meinungsbildung, eine, untersuchung, beispiel, eu-rettungshilfen, griechenland
Arbeit zitieren
Tina Höfer (Autor:in), 2012, Beeinflusst das Framing politischer Eliten die Bürger in ihrer Meinungsbildung?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207758

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