Um die Fragestellung zu erläutern, werde ich zunächst erklären, was die Umstellungsbegutachtung ist: Ende 2010 hatte die Berliner Senatsverwaltung für Integration, Arbeit und Soziales den Hilfebedarf aller geistig und körperlich behinderten Heimbewohner in Berlin überprüfen und nach neuen Kriterien beurteilen lassen. Die Begutachtungen sind die Grundlage einer neuen einheitliche Preisgestaltung und Personalbemessung in den Wohnheimen der Berliner Behindertenhilfe. Die genauen Folgen der Umstellungsbegutachtung sind noch nicht geklärt. Es steht jedoch fest, dass Personalkürzungen dazu gehören.
Seit dem Tod seiner Mutter vor drei Jahr wohnt der 60 jähirge Herr L. in einer stationären Einrichtung der Behindertenhilfe in Berlin und wurde somit ebenfalls begutachtet. Herr L. hat Autismus in Verbindung mit einer geistigen Behinderung. Das Krankheitsbild wird hier kurz vorgestellt, da es im späteren Verlauf noch eine Rolle spielt. Autismus gehört nach dem ICD-10 zu den tiefgreifenden Entwicklungsstörungen (F 84). Der Begriff kommt aus dem griechischen und bezeichnet die extreme Selbstbezogenheit, die auch als Flucht in eine „Innenwelt“ geschrieben wird. Typische Aspekte des Autismus, die auch Herr L. aufweist sind: auffälliges Kontakt- und Sozialverhalten, Veränderungsängste, weshalb der Umzug für Herrn L. Und das Leben in der Einrichtung eine große Herausforderung darstellt, Fixierung auf bestimmte Themen, für Herrn L. Ist die DDR sehr bedeutend, in sich gekehrt und Autoaggression, sprich selbstverletzendes Verhalten.
Herr L. hat es in den drei Jahren geschafft sich dem Gruppengeschehen anzupassen, bei Überforderung nicht autoaggressiv zu reagieren, spontane Ideen und Handlungen verhältnismäßig häufiger umzusetzen und einer externen Tätigkeit nachzugehen. Hierbei ist eine ständige Begleitung und Assistenz erforderlich, um Herrn L. zu unterstützen. Trotz der zusätzlichen geistigen Behinderung verfügt Herr L. über eine „Inselbegabung“, eine ausgeprägte Begabung in einem bestimmten Teilbereich. Sie liegt darin zu jedem Datum den Wochentage benennen zu können, sowohl in der Zukunft, als auch in der Vergangenheit.
Inhaltsverzeichnis
- Erläuterung der Fragestellung
- Argumentationslinie von Martha C. Nussbaum
- Argumente in Bezug auf die Fragestellung
- Stellungnahme
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay untersucht, ob die Umstellungsbegutachtung der Berliner Behindertenhilfe das Überschreiten der "Schwelle" für Herrn L., einen 60-jährigen Mann mit Autismus und geistiger Behinderung, erschwert. Die Autorin analysiert das Menschenbild von Martha C. Nussbaum und deren Konzept des "aristotelischen Sozialdemokratismus" in Bezug auf die Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen.
- Die Umstellungsbegutachtung der Berliner Behindertenhilfe und ihre Auswirkungen auf Menschen mit Behinderungen
- Das Menschenbild von Martha C. Nussbaum und ihre "Fähigkeiten-Liste" im Kontext von Menschen mit Behinderungen
- Die Rolle des Staates in der Unterstützung von Menschen mit Behinderungen, um ihnen ein gutes Leben zu ermöglichen
- Die Relevanz von Inklusion und die Notwendigkeit ausreichender Ressourcen für die Unterstützung von Menschen mit Behinderungen
Zusammenfassung der Kapitel
Erläuterung der Fragestellung
Der Essay erläutert die Umstellungsbegutachtung der Berliner Behindertenhilfe, die den Hilfebedarf aller geistig und körperlich behinderten Heimbewohner in Berlin überprüft und nach neuen Kriterien beurteilt. Der Fokus liegt dabei auf Herrn L., einem 60-jährigen Mann mit Autismus und geistiger Behinderung, der in einer stationären Einrichtung der Behindertenhilfe lebt.
Argumentationslinie von Martha C. Nussbaum
Die Autorin stellt die Argumentationslinie von Martha C. Nussbaum im Text "Der aristotelische Sozialdemokratismus" vor, die ein Konzept für die "Versorgung" der Bürger eines Staates entwickelt. Nussbaum zitiert Aristoteles und legt dar, wie der Staat ein "gutes" Leben für seine Bürger ermöglichen kann. Sie definiert 11 "Grundfähigkeiten des Menschen", die sie als Voraussetzung für ein menschenwürdiges Leben sieht.
Argumente in Bezug auf die Fragestellung
Der Essay analysiert, ob Herr L. den Anforderungen der "Fähigkeiten-Liste" von Nussbaum entspricht und somit als "Bürger" im Sinne von Nussbaum betrachtet werden kann. Es werden Zweifel an Herrn L.'s Fähigkeit, bestimmte Kriterien der Liste zu erfüllen, geäußert. Die Autorin argumentiert, dass der Staat dennoch eine Pflicht hat, Menschen mit Behinderungen, wie Herrn L., zu unterstützen, um ihnen ein "gutes" Leben zu ermöglichen.
Schlüsselwörter
Umstellungsbegutachtung, Behindertenhilfe, Autismus, geistige Behinderung, Martha C. Nussbaum, aristotelischer Sozialdemokratismus, "Fähigkeiten-Liste", Inklusion, Ressourcen, Unterstützung, "gute" Leben, Staatliche Aufgaben.
- Arbeit zitieren
- BA Siri Boehlke (Autor:in), 2012, Essay zu Martha Nussbaum: Erschwert die Umstellungsbegutachtung der Berliner Behindertenhilfe das Überschreiten der "Schwelle" für Herrn L.?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207794