In dieser Hausarbeit geht es um die Systemtransformation eines autoritären hin zu einem demokratischen System am Beispiel des politischen Systems der „Russländischen Föderation“ bzw. Russland (nach Artikel 1 Absatz 2 der russischen Verfassung sind diese beiden Begriffe gleichbedeutend, deshalb ist es gleichgültig, wie man den russischen Staat bezeichnet). Neben den politischen und sozialen müssen dafür auch die ökonomischen Strukturen komplett umgebaut werden. „Die neuen Eliten (…) können nicht, wie die demokratischen Kräfte auf der iberischen Halbinsel Mitte der 70er Jahre, die Schubkraft eines ökonomischen Booms für die Demokratisierung nutzen. Dies macht die Chancen für eine dauerhafte und stabile demokratische Entwicklung prekär“1. Deshalb ist dieses Feld aus politikwissenschaftlicher Sicht interessant. Es ist aber gleichzeitig darauf hinzuweisen, dass eine Annäherung an die Realität nachsowjetischer Transformation wegen dieser Komplexität schwierig erscheint. „So mühsam der Systemwechsel in der FSU (früheren Sowjetunion) verläuft, so schwer ist es, ihn zu begreifen. Die meisten der Begriffe und Chiffren, die wir verwenden, sind eher stille Verabredungen, Hilfskonstruktionen, um (scheinbar) Gestalt in Vorgänge zu bringen, die immer schwerer zu durchschauen sind.“2 Um die Frage, ob es sich bei Russland nach der Transformation um eine (defekte) Demokratie oder gar eine Autokratie handelt, beantworten zu können, wird zunächst der Begriff der Demokratie operationalisiert, wie er im Kontext dieser Arbeit verstanden wird. Im Anschluss daran wird ein kurzer Überblick über die Geschichte der Demokratisierung in der Welt gegeben, um dann auf den Begriff der Systemtransformation im Allgemeinen näher einzugehen, inklusive der einzelnen Phasen eines Demokratisierungsprozesses. Kern und Gradmesser eines demokratischen Systems ist zweifelsohne die Verfassung des Staates. Deshalb werde ich besonderes Augenmerk auf die Betrachtung der Verfassung Russlands von 1993 legen, um möglicherweise Aufschlüsse über die Gestalt des russischen Systems zu erlangen, ohne jedoch dabei in eine in allen Punkten umfassende Analyse der russischen Verfassung anzustellen. [...]
1 Berg-Schlosser, Dirk / Müller-Rommel, Ferdinand: Vergleichende Politikwissenschaft, Opladen 1997, S. 239
2 Segbers, Klaus: Russland, in: Weidenfeld, Werner (Hrsg.): Demokratie und Marktwirtschaft in Osteuropa
– Strategien für Europa, Gütersloh 1995, S. 367
Inhaltsverzeichnis
- 0. Einleitung
- 1. Definition von Demokratie
- 2. Entwicklung der Demokratisierung
- 3. Definition und Erläuterung zum Begriff der Systemtransformation
- 4. Einzelne Phasen des Demokratisierungsprozesses in Russland
- 4.1 Übergang des autoritären Systems zum Beginn der Demokratisierung
- 4.2 Schaffen einer Verfassung für ein demokratisches System
- 4.3 Verfassungsrealität
- 4.4 Konsolidierung
- 5. Fazit - Der status quo nach der Transformation: Ist Russland eine defekte Demokratie?
- 5.1 Herrschaftslegitimation
- 5.2 Herrschaftszugang
- 5.3 Herrschaftsmonopol
- 5.4 Herrschaftsstruktur
- 5.5 Herrschaftsanspruch
- 5.6 Herrschaftsweise
- 5.7 Zusammenfassung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit befasst sich mit der Systemtransformation Russlands vom autoritären zum demokratischen System. Im Fokus steht die Analyse des politischen Systems der "Russländischen Föderation", wobei die politischen, sozialen und ökonomischen Strukturen im Wandel betrachtet werden. Die Arbeit untersucht die einzelnen Phasen des Demokratisierungsprozesses und analysiert, ob Russland nach der Transformation als (defekte) Demokratie oder gar als Autokratie einzustufen ist.
- Definition des Begriffs Demokratie
- Analyse der Phasen des Demokratisierungsprozesses in Russland
- Bedeutung der Verfassung Russlands von 1993 für die politische Transformation
- Bewertung des russischen Systems anhand der Typologie von Wolfgang Merkel
- Eingrenzung und Bewertung des wirtschaftlichen Transformationsprozesses
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Fragestellung der Arbeit vor und erläutert die Komplexität der Systemtransformation in Russland. Kapitel 1 definiert den Begriff Demokratie und stellt verschiedene Interpretationen vor. Kapitel 2 gibt einen Überblick über die Geschichte der Demokratisierung in der Welt. Kapitel 3 beleuchtet den Begriff der Systemtransformation und die einzelnen Phasen eines Demokratisierungsprozesses. Kapitel 4 analysiert die einzelnen Phasen der Transformation in Russland, wobei der Schwerpunkt auf der Verfassung Russlands von 1993 liegt. Das Kapitel beleuchtet den Übergang vom autoritären System zum Beginn der Demokratisierung, die Schaffung einer Verfassung, die Verfassungsrealität und die Phase der Konsolidierung. Das Kapitel 5 analysiert den Status Quo nach der Transformation anhand verschiedener Kriterien wie Herrschaftslegitimation, Herrschaftszugang, Herrschaftsmonopol, Herrschaftsstruktur, Herrschaftsanspruch und Herrschaftsweise, um schließlich die Frage zu beantworten, ob Russland eine defekte Demokratie ist.
Schlüsselwörter
Demokratie, Systemtransformation, Russland, Verfassung, Herrschaftsformen, politische Strukturen, politische Kultur, Demokratisierung, Konsolidierung, defekte Demokratie, Autokratie.
- Arbeit zitieren
- Patrick Ehlers (Autor:in), 2003, Der status quo Russlands nach der Transformation - Eine defekte Demokratie?, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20782