In jedem Abschnitt des Lebens und in jedem sozialen Umfeld wird der Menschen mit Aufgaben und Lagen konfrontiert, die es notwendig machen, sich in Gruppen zusammenzuschließen und sich in diese zu integrieren. Dabei unterliegen alle Mitglieder der Gruppe besonderen Entwicklungen und Prozessen, die zur Bildung und Weiterentwicklung der kleinen Gemeinschaft beitragen. Jedem Mitglied der Gruppe kommt dabei eine unterschiedliche Rolle zu, welche sich ebenfalls mit dieser weiterentwickeln kann.
Auch im Rahmen der beruflichen Bildung existieren solche Situationen. Da das Lernen und die Aus- und Weiterbildung heute in vielen Bereichen nicht mehr auf ein Individuum beschränkt ist, sondern zunehmend in Seminaren mit Hilfe von Gruppen oder Teamarbeit erfolgt, ist es sinnvoll, sich mit den Eigenschaften und Eigenarten dieser Form von sozialer Interaktion zu befassen. Besonders die unterschiedlichen Prozesse und Einflüsse, die auf die Gruppe einwirken aber auch innerhalb dieser ablaufen, sind hierbei von besonderem Interesse, da diese die Effizienz, die Arbeitsweise und somit den Lernerfolg einer Gruppe immens beeinflussen können. Die Dynamik die jede Gruppe während ihrer Bildung und Existenz erfährt, kann dabei jedoch auch gezielt durch den Moderator, Lehrer, Coach oder Seminarleiter genutzt werden, um eine kreative und erfolgsversprechende Lernsituation zu schaffen.
Doch wie sehen die einzelnen Phasen innerhalb der gruppendynamischen Prozesse überhaupt aus und welche Hürden bringen sie für die Gruppe und auch für den Moderator mit sich? Welche methodischen Möglichkeiten und Techniken existieren für einen Seminarleiter, um die Dynamik in Gruppen zu steuern und für den Lernerfolg seiner Teilnehmer auszunutzen? Diese Fragen sollen im Verlauf der vorliegenden Ausarbeitung näher betrachtet und analysiert werden. Dazu sollen vorangestellt die für das Thema wesentlichen Begriffe definiert und in den Kontext der beruflichen Bildung eingeordnet werden. Anschließend werden die einzelnen Phasen des Gruppenprozesses zentral vorgestellt und genauer betrachtet. Zudem werden exemplarisch methodische Möglichkeiten aufgezeigt, die einem Moderator zur Verfügung stehen, um die einzelnen Phasen für den Lernprozess erfolgreich bewältigen zu können. Die Ausarbeitung schließt folglich mit einer kritischen Betrachtung und einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Theoretische Grundlagen
2.1. Definition „Gruppe“
2.2. Definitionen „Gruppendynamik“
3. Der Gruppenentwicklungsprozess
3.1 ‚Forming‘ - Die Gründungsphase
3.1.1 Eigenschaften der Forming-Phase
3.1.2 Methoden und Aufgaben des Leitenden für das Forming
3.2 ‚Storming‘ - Die Streitphase
3.2.1 Eigenschaften der Storming-Phase.
3.2.2 Methoden und Aufgaben des Leitenden für das Storming
3.3 ‚Norming‘ - Die Regelungsphase
3.3.1 Eigenschaften der Norming-Phase
3.3.2 Methoden und Aufgaben des Leitenden für das Norming
3.4 ‚Performing‘ - Die Arbeitsphase.
3.4.1 Eigenschaften der Performing-Phase.
3.4.2 Methoden und Aufgaben des Leitenden für das Performing.
4. Kritik
5. Fazit
6. Literatur- und Quellenverzeichnis
1. Einleitung
In jedem Abschnitt des Lebens und in jedem sozialen Umfeld wird der Menschen mit Aufgaben und Lagen konfrontiert, die es notwendig machen, sich in Gruppen zusammenzuschließen und sich in diese zu integrieren. Dabei unterliegen alle Mitglieder der Gruppe besonderen Entwicklungen und Prozessen, die zur Bildung und Weiterentwicklung der kleinen Gemeinschaft beitragen. Jedem Mitglied der Gruppe kommt dabei eine unterschiedliche Rolle zu, welche sich ebenfalls mit dieser weiterentwickeln kann.
Auch im Rahmen der beruflichen Bildung existieren solche Situationen. Da das Lernen und die Aus- und Weiterbildung heute in vielen Bereichen nicht mehr auf ein Individuum beschränkt ist, sondern zunehmend in Seminaren mit Hilfe von Gruppen oder Teamarbeit erfolgt, ist es sinnvoll, sich mit den Eigenschaften und Eigenarten dieser Form von sozialer Interaktion zu befassen. Besonders die unterschiedlichen Prozesse und Einflüsse, die auf die Gruppe einwirken aber auch innerhalb dieser ablaufen, sind hierbei von besonderem Interesse, da diese die Effizienz, die Arbeitsweise und somit den Lernerfolg einer Gruppe immens beeinflussen können. Die Dynamik die jede Gruppe während ihrer Bildung und Existenz erfährt, kann dabei jedoch auch gezielt durch den Moderator, Lehrer, Coach oder Seminarleiter genutzt werden, um eine kreative und erfolgsversprechende Lernsituation zu schaffen.
Doch wie sehen die einzelnen Phasen innerhalb der gruppendynamischen Prozesse überhaupt aus und welche Hürden bringen sie für die Gruppe und auch für den Moderator mit sich? Welche methodischen Möglichkeiten und Techniken existieren für einen Seminarleiter, um die Dynamik in Gruppen zu steuern und für den Lernerfolg seiner Teilnehmer auszunutzen? Diese Fragen sollen im Verlauf der vorliegenden Ausarbeitung näher betrachtet und analysiert werden. Dazu sollen vorangestellt die für das Thema wesentlichen Begriffe definiert und in den Kontext der beruflichen Bildung eingeordnet werden. Anschließend werden die einzelnen Phasen des Gruppenprozesses zentral vorgestellt und genauer betrachtet. Zudem werden exemplarisch methodische Möglichkeiten aufgezeigt, die einem Moderator zur Verfügung stehen, um die einzelnen Phasen für den Lernprozess erfolgreich bewältigen zu können. Die Ausarbeitung schließt folglich mit einer kritischen Betrachtung und einer zusammenfassenden Schlussbetrachtung.
2. Begriffsbestimmungen
Im folgenden Abschnitt sollen die theoretischen Grundlagen für die weitere Betrachtung des Themas Dynamik in Gruppen geschaffen werden. Dazu werden vorangestellt die Begriffe der ‚Gruppe ‘ und der ‚Gruppendynamik’ an sich genauer definiert und erläutert, um eine einheitliche Verwendung gewährleisten zu können.
2.1 Definition ‚Gruppe‘
Unter dem Begriff der ‚Gruppe‘ versteht man ein soziales Gefüge aus mindestens zwei Personen, die aufgrund identischer oder zumindest ähnlicher Absichten, Zielvorstellungen oder auch Bedürfnisse miteinander agieren. Durch die zweckgerichtete Interaktion der einzelnen Gruppenangehörigen untereinander entstehen folglich verschiedene Arten von Beziehungen zwischen den Mitgliedern, die auf den gemeinsamen Regelungen, Normen und Zielen der kleinen Gemeinschaft basieren. Innerhalb der Gruppe nimmt dabei jedes einzelne Individuum eine bestimme Rolle ein, welche je nach Art und Weise der hierarchischen Gruppenstruktur mit einer besondere Funktion verknüpft ist. Gruppen stellen sich jedoch nicht als feste soziale Organisationen dar, sondern sind flexibel und besonderen Prozessen unterworfen, durch welche sie sich stetig verändern und umformen können.
In der Soziologie wird die Gruppe eindeutig von der Gemeinschaft abgegrenzt. Die Abgrenzung erfolgt hier anhand der Größe und der Eigenart der zwischenmenschlichen Beziehung. Während die Gemeinschaft ein anonymes System aus einer beliebigen Vielzahl von Individuen darstellt, hebt sich die Gruppe von dieser durch ihre überschaubare Anzahl an Mitgliedern ab, welche folglich untereinander in einer direkten, bewussten Beziehung stehen und durch bestimmte Gemeinsamkeiten miteinander verbunden sind.
2.2 Definition ‚Gruppendynamik‘
Dem Begriff der ‚Gruppendynamik‘ werden in den Wissenschaften drei unterschiedliche Bedeutungen zugeordnet, die sich jedoch überschneiden und zu Teilen gegenseitigen bedingen. Die erste Auffassung der Gruppendynamik bezieht sich auf die unterschiedlichen Prozesse, die innerhalb einer Gruppe ablaufen und diese ständig weiterentwickeln können. Gruppendynamik umfasst dabei jegliche Form des sozialen Handelns und Kommunizierens, durch welches die Gruppenmitglieder bewusst oder auch unbewusst ihr direktes Umfeld wirken. Des Weiteren versteht man unter Gruppendynamik eine soziologische Forschungsdisziplin, die gezielt versucht, diese Prozesse und Interaktionen innerhalb einer Gruppe zu untersuchen, zu verallgemeinern und zu deuten. Sie beschäftigt sich dabei mit unterschiedlichen Ausprägungen von Gruppen, den einzelnen Rollenverteilung innerhalb dieser und den Wechselbeziehungen der Mitglieder untereinander.
Die dritte Bedeutung die dem Begriff der Gruppendynamik zugeschrieben wird, bezieht sich auf eine besondere Methode der Soziopsychologie, die gezielt auf die Verbesserung der sozialen Verhaltensmuster und Kommunikationsformen ausgelegt ist. Bei dieser Trainingsmethode werden den Teilnehmern einzelne Phasen und Formen von Gruppenprozessen bewusst gemacht und Methoden gelehrt, wie diese zu steuern, leichter zu bewältigen oder gezielt auszunutzen sind. Im Rahmen dieser Ausarbeitung soll sich jedoch im Wesentlichen auf die erste Definition der Gruppendynamik als Prozess der Gruppenentwicklung beschränkt werden.
3. Der Gruppenentwicklungsprozess
Im folgenden Kapitel wird näher auf ein bestimmtes Modell der Gruppenentwicklung an sich eingegangen und es soll gezeigt werden, wie sich Gruppen im Laufe der wechselseitigen sozialen Interaktion verändern können. Des Weiteren sollen Methoden und Techniken vorgestellt werden, die ein Moderator oder Seminarleiter gezielt nutzen kann, um diesen Prozess für sich und die Gruppe gewinnbringend steuern zu können.
Nachdem sich zwei oder mehrere Personen mit einer gemeinsamen Zielvorstellung bewusst oder unbewusst, von außen bestimmt oder aus sich heraus zu einer Gruppe zusammengefunden und ihr gemeinsames Ziel erkannt haben, beginnt sich die kleine Arbeitsgemeinschaft zu entwickeln, zu formen und zu verändern. Diesen Entwicklungsprozess hat der Erziehungswissenschaftler Bruce Tuckman im Jahre 1965 anhand eines Vier-Phasen-Modells exemplarisch beschrieben, wobei er jeder einzelnen Phase eine bestimmte Situation zugeordnet hat, die die Gruppe durchleben und bewältigen muss. Die vier Phasen basieren dabei aufeinander und bringen jeweils gewisse Probleme und Anforderungen mit sich, die sowohl die Gruppe als aber auch der Moderator, der diese steuert und leitet, bestehen und erfolgreich meistern müssen. Einige Jahre später erweitere Tuckman sein Phasenmodell um eine fünfte Phase, auf die hier nur am Rande eingegangen werden soll (vgl. Simon 2003, S. 35 f.).
Die erste Phase wird als Gründungsphase bezeichnet und beschreibt den Anfangspunkt des gruppendynamischen Prozesses, in dem sich die Gruppe kennenlernen, ordnen und organisieren muss. Dieser wird gefolgt von der Streitphase, in welcher die Gruppe kontroverse Punkte und unterschiedliche Meinungen diskutieren muss oder es sogar zu Konflikten zwischen einzelnen Mitgliedern kommen kann. Diese mündet schließlich in der Vertragsphase, in der die Gruppenmitglieder einen Konsens gefunden haben und Konflikte innerhalb der Gruppe geklärt haben. Den vorerst letzten Abschnitt des Prozesses bildet die Arbeitsphase. In dieser Phase befindet sich die Gruppe in einem Zustand, in dem der Arbeitsablauf weitgehend reibungsfrei stattfinden kann und es zur Zielerreichung der gemeinsam formulierten Absicht kommt. Die später von Tuckman ergänzte fünfte Phase des Gruppenentwicklungsprozess bezieht sich auf den Zeitraum, an dem der aktuelle Arbeitsabschnitt abgeschlossen ist und die Gruppe ihre Leistung und den gemeinsamen Arbeitsprozess rückblickend aus- und bewertet. An diesem Punkt kann es zu einer Neuorientierung und erneuten Veränderung der Gruppenstruktur kommen. Deshalb wird diese Phase als Orientierungsphase bzw. als Re-Forming bezeichnet (vgl. Stahl 2007, S. 47 ff.).
Die einzelnen Phasen sollen nun im weiteren Verlauf der Ausarbeitung mit ihren Eigenschaften und Herausforderungen genauer beschrieben werden, wobei die später hinzugefügte Phase des Re-Formings bei der Betrachtung außen vorgelassen werden soll.
3.1 ‚Forming‘ - Die Gründungsphase
Die Gründungsphase, auch als Forming-Phase bezeichnet, ist kennzeichnend für den Beginn des Gruppenprozesses. Sie umfasst alle Prozesse und Vorgänge, die während der ersten Gruppenbildung stattfinden. Die einzelnen Gruppenmitglieder beginnen miteinander zu kommunizieren, lernen sich gegenseitig kennen sowie auch schon einzuschätzen und bilden erste lockere Beziehungen zueinander. Die Gruppe beginnt also, sich langsam zu formen und zu organisieren. Die Einstiegsphase wird dabei jedoch stark durch gegenseitige Zweifel, Bedenken oder sogar Abwehrhaltungen beeinflusst, wodurch eine vorerst nur sehr lose Struktur entstehen kann, die sich lediglich auf wenige allgemein gehaltene Benimm- und Verhaltensregeln stützt. Eine klare Organisation der Gruppe durch bestimmte Regeln und Normen existiert zu diesem Zeitpunkt noch nicht (vgl. Stahl 2007, S.64).
3.1.1 Eigenschaften der Forming-Phase
Für die einzelnen Mitglieder der Gruppe ist die Phase des Formings besonders spannend und aufwühlend, da sie immer eine gewisse Ungewissheit mit sich bringt. Die Positionen innerhalb der Gruppe sind noch nicht klar verteilt, die Person gegenüber ist weitgehend unbekannt und auch nur bedingt einschätzbar. Des Weiteren herrscht häufig die Angst vor, in der Gruppe keine Akzeptanz zu finden oder nicht richtig in diese integriert zu werden. Folglich verhalten sich die einzelnen Personen innerhalb der Gruppe eher vorsichtig oder zögernd, da sie sich erst in die Gruppe einfühlen und eine Beziehung zu den anderen Mitgliedern aufbauen müssen (vgl. Stahl 2007, S.70 f.).
Das Ziel der ersten Phase muss es folglich sein, die allgemeine Situation der Unsicherheit und des Zögerns zu durchbrechen, um so ein Gruppengefühl und eine Gruppenorganisation zu entwickeln. Es müssen erste Regeln klar werden, die das gemeinsame Miteinander bestimmen und die weitere Richtung der Gruppenentwicklung grob vorgeben. Dafür benötigt die Gruppe ausreichend Zeit, um sich selbst zu finden, sich einigermaßen zu organisieren und sich folglich auf ihre gemeinsame Zielsetzung zu orientieren. Die Gründungsphase dient somit der ersten groben Gliederung der Gruppe, dem Aufbau eines lockeren Regelwerkes sowie des Bewusstwerdens des gemeinsamen Wegs zum gemeinsamen Ziel (vgl. Seifert 1995, S. 29).
3.1.2 Methoden und Aufgaben des Leitenden für das Forming
Die Gründungsphase bringt folglich ganz eigene Herausforderungen und evtl. auch Probleme sowohl für die Gruppe als aber auch für den Leitenden mit sich. Die wesentliche Aufgabe des Moderators während des Fromings ist es einen geeigneten Rahmen für diesen Prozess zu schaffen, in dem sich die Gruppe möglichst schnell und ungehindert bilden kann. Dazu ist es schon im Vorhinein wichtig, ein möglichst vertrautes Umfeld zu schaffen, mögliche Störfaktoren auszuschalten und gemeinsame Anknüpfpunkte für die Gruppenbildung zu schaffen (vgl. Stahl 2007, S. 86 ff.).
Einige Maßnahmen die dazu geeignet sind einen guten Forming-Prozess zu erleichtern, können dabei schon vorzeitig erfolgen. So kann z.B. durch eine offene Anfangsphase eines Seminars, in der den Teilnehmern die Möglichkeit gegeben wird, sich frühzeitig und ohne äußerlichen Zwang kennenzulernen, zu einer lockereren Atmosphäre bei der Gruppenbildung beitragen. Des Weiteren besteht die Möglichkeit schon vor Seminarbeginn Informationen an die Teilnehmer weiterzugeben, die etwas über die Inhalte, genauen Ziele oder den Ablauf bekannt geben, um von vorne herein Unsicherheiten auszuschalten und gemeinsame Anknüpfpunkte zu schaffen. Auch das Arbeitsumfeld kann im Voraus angenehm und offen gestaltet werden, um den Seminarteilnehmern das Gefühl einer angenehmen Atmosphäre bieten zu können. Das Aufstellen von Namensschildern, eine durchdachte Sitzordnung, einige ausformulierte, allgemeine Regelungen oder auch nur ein klarer Seminarplan zum Ablauf können die Situation der Teilnehmer schon deutlich vereinfachen und bestehende Zweifel oder Sorgen lösen. Es bietet sich ferner an, eine kleine Vorstellungsrunde zu Beginn des Seminars abzuhalten, um den Teilnehmer die Möglichkeit zu geben, ihre Gegenüber grob kennenzulernen und somit folglich besser einschätzen zu können (vgl. Seifert 1995, S. 37 ff. sowie Szepansky 2006, S.16 f.).
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- Quote paper
- Alexander Danisch (Author), Jan Peter Stoike (Author), 2010, Der gruppendynamische Prozess, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207822
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