Leseprobe
II. Allgemeine Vorerwägungen
1. Sachanalyse
1.1 Theologische Analyse
Das Alte Testament hat ein sehr nüchternes Verhältnis zur Welt. Auch wenn das zeitliche Ende der Welt erwartet wird, gibt es keine Formen der Weltverachtung, sondern vielmehr eine erhabene und fröhliche Weltlichkeit. Leo Baeck beschreibt die Frömmigkeit des Alten Testaments mit dem Begriff der „Weltreligion“, womit er die Bejahung und die Freude an der Welt als guter Schöpfung Jahwes meint.1)
Dieser Stunde liegen Auszüge des Bibeltextes zum 1. Schöpfungsbericht (1. Mo. 1, 2-4a), auch Schöpfungslob genannt, zugrunde.
Der Hintergrund dieses Berichts liegt in der Gefangenschaft der Israeliten im babylonischen Exil. Er wurde von gelehrten Priestern ca. um 550 v. Chr. aufgeschrieben.
Das Schöpfungslied ist ein egrundlegende Darstellung der Erschaffung der Welt und ihrer grundlegenden Ordnung. Der Priester gliedert die Erschaffung in 7 Tage. Das heißt, dass unserer Welt in aufeinanderfolgenden Epochen geschaffen worden ist und dass Gott hiermit eine Ordnung gesetzt hat.
Besonders betont werden muss die Erschaffung der Welt aus dem „Nichts“, nur aus dem „Wort“. Gottes Wort ist eine schöpferische Macht. Somit sind Schöpfer und Geschöpf streng getrennt. Aber das Wort ermöglicht auch Gemeinschaft. Gott möchte Gemeinschaft mit seinen Geschöpfen. Durch dieses Wort wohnt der Welt Sinn und Ordnung inne. Die Welt ist nicht stumm, sondern redet zum Menschen und weist auf den Schöpfer hin.
Ohne den ständigen Schöpferwillen bricht Choas aus. Also bekommt das Böse oberhand. So war die Erde am Anfang wüst und leer. Zuerst schafft Gott einen Rahmen (Lebensräume) für die kommenden Kreaturen durch Unterscheidungen. Als aller erstes wird die Zeit kreiert und Licht und Finsternis getrennt. Dann wird der Raum (Himmel-Erde, Meer-Land) gestaltet.
Die Gestirne werden erst am 4. Tag. „aufgehängt“. Damit soll den Himmelsleuchtkörpern keine große Bedeutung, wie in anderen Religionen, beigemessen werden.
Die Bewohner (Pflanzen und Tiere) werden nach ihren Arten und Gattungen geschaffen. Somit werden die Lebewesen geordnet und gegliedert.
Das Beste kommt zum Schluss: Der Mensch.
Nun führt Gott für den Menschen einen Ruhetag ein, um auszuruhen und den Blick auf Gott und das Wesentliche zu richten.
Die Schöpfungsgeschichten enthalten Grundaussagen des biblischen Glaubens über Gott, die Welt und den Menschen. Zum Einen ist alles in der Welt geworden oder gemacht. Es hat einen Anfang und ein Ende (Zeit). Gott ist jedoch zeitlos.
Weiter gehört der Mensch zu Schöpfung und auch zu Gott (Ebenbild)
Die Welt ist gut geschaffen.
Die Geschöpfe loben ihren Schöpfer (Schöpfungslied), aus Dankbarkeit erschaffen worden zu sein.
Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass dieser Bericht ein zeitloses Bekenntnis zum Schöpfer ist. Gott zog sich jedoch nicht zurück, sondern wirkt immerzu in seiner Schöpfung. 2)
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