Im Norden Kolumbiens, etwa 70 km südlich der karibischen Hafenstadt Cartagena, liegt inmitten einer bergigen Landschaft die kleine Gemeinde El Palenque de San Basilio. Die etwa 3 500 Einwohner des kleinen Ortes lebten lange Zeit relativ isoliert von ihrer Umgebung und sprechen eine eigene Sprache, die sie selbst ganz einfach “lengua“ nennen und die in der Wissenschaft unter dem Namen Palenquero bekannt ist. Das Palenquero ist eine, bis heute erhaltene und im Alltag praktizierte, iberoromanisch basierte Kreolsprache mit afrikanischen Einflüssen. Weltweit sind mit dem Papiamentu der ABC-Inseln und dem Chabacano der Philippinen nur drei Kreolsprachen mit spanischer Basis bekannt. Im Vergleich zu den portugiesisch oder französisch basierten Kreolsprachen ist diese Zahl äußerst gering. Neben der spanischen Basis, vor allem in der Lexik, verfügt das Palenquero über afrikanische Einflüsse, die aus der Zeit der Kolonisierung und der damit verbundenen Einfuhr von Sklaven aus Afrika stammen.
Das Palenquero hat mehrere Jahrhunderte überlebt, wird nur in dieser einen Gemeinde gesprochen und erregt erst seit Mitte des 20. Jahrhunderts die internationale Aufmerksamkeit der Wissenschaftler. Diese sprachwissenschaftliche Arbeit soll die grundlegenden sprachlichen Aspekte des Palenquero herausarbeiten und beurteilen, inwieweit die aktuelle Situation des voranschreitenden Isolationsverlustes des Palenque de San Basilio Einfluss auf den Fortbestand dieser einzigartigen Kreolsprache hat.
Dabei sollen zunächst die historischen Hintergründe der Entstehung des Palenquero näher beleuchtet werden. In diesem Zusammenhang erfolgt auch eine nähere Definition der Pidgin- und Kreolsprachen. Auch das Sprachbewusstsein ist in diesem Zusammenhang näher zu beleuchten, da es auf die Entstehung und vor allem den Fortbestand des Palenqueros einen bedeutenden Einfluss hat. Das dritte Kapitel stellt die sprachlichen Besonderheiten des Palenquero in Bezug auf Phonetik, Lexik und Grammatik und somit ebenfalls die unterschiedlichen Einflüsse der spanischen und der afrikanischen Sprachen dar. An dieser Stelle ist zu erwähnen, dass aufgrund des mittlerweile großen Wissensstandes über das Palenquero im Rahmen dieser Ausarbeitung nicht alle sprachlichen Besonderheiten aufgezeigt werden können und nur prägnante Merkmale Erwähnung finden. Im vierten Kapitel erfolgt schließlich, nach einer Analyse der aktuellen Sprachsituation der Versuch einer Aussage zu den Zukunftsperspektiven des Palenquero.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- 2. Entstehung des Palenquero
- 2.1 Vom Pidgin zur Kreolsprache
- 2.2 Historischer Überblick
- 2.3 Sprachbewusstsein und Diglossie
- 3. Einflüsse auf das Palenquero und dessen sprachliche Merkmale
- 3.1 Phonetik
- 3.2 Lexik
- 3.3 Grammatik
- 4. Soziolinguistik, aktuelle Sprachsituation und Perspektiven
- 5. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese sprachwissenschaftliche Arbeit befasst sich mit den grundlegenden sprachlichen Aspekten des Palenquero, einer iberoromanisch basierten Kreolsprache mit afrikanischen Einflüssen, die in der Gemeinde El Palenque de San Basilio im Norden Kolumbiens gesprochen wird. Sie analysiert die Entstehung und Entwicklung des Palenquero, untersucht seine sprachlichen Besonderheiten und analysiert die aktuelle Sprachsituation im Kontext des fortschreitenden Isolationsverlustes der Gemeinde. Ziel ist es, den Einfluss dieser Entwicklung auf den Fortbestand der einzigartigen Kreolsprache zu beurteilen.
- Die Entstehung des Palenquero als Kreolsprache aus einem Pidgin.
- Historische Entwicklung des Palenquero im Kontext der Sklaverei und der Cimarrones.
- Die sprachlichen Besonderheiten des Palenquero in Bezug auf Phonetik, Lexik und Grammatik.
- Die soziolinguistische Situation des Palenquero und die Auswirkungen des Isolationsverlustes.
- Die Zukunftsperspektiven des Palenquero.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt das Palenquero als eine einzigartige Kreolsprache vor und erläutert die Ziele und den Aufbau der Arbeit. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Entstehung des Palenquero. Es definiert zunächst die Begriffe Pidgin und Kreolsprache und erklärt, wie es zur Entstehung einer Kreolsprache kommt. Anschließend wird ein historischer Überblick über die Entstehung des Palenquero im Kontext der Sklaverei und der Cimarrones gegeben. Dieses Kapitel beleuchtet auch das Sprachbewusstsein der Palenquero-Sprecher und seine Bedeutung für die Entstehung und den Fortbestand der Sprache.
Kapitel 3 widmet sich den sprachlichen Besonderheiten des Palenquero, wobei die Einflüsse von Spanisch und afrikanischen Sprachen auf Phonetik, Lexik und Grammatik im Mittelpunkt stehen.
Schlüsselwörter
Palenquero, Kreolsprache, Pidgin, Sklaverei, Cimarrones, Soziolinguistik, Sprachsituation, Zukunftsperspektiven, Phonetik, Lexik, Grammatik, afrikanische Sprachen, Spanisch, Kolonialismus.
- Arbeit zitieren
- Hannes Saas (Autor:in), 2012, Das Palenquero. Eine ibero-romanisch basierte Kreolsprache mit afrikanischen Einflüssen, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/207992