Diese Kapitelübersicht des Romanfragments "Der Proceß" von Franz Kafka beinhaltet alle zehn Kapitel des Romans. Untersucht wurden diese unter den Aspekten Personen, Zeit, Ort und Inhalt (ansatzweise auch Deutungen und Interpretationshinweise).
Inhaltsverzeichnis
- Verhaftung
- Gespräch mit Frau Grubach / Dann Fräulein Bürstner
- Erste Untersuchung
- Im leeren Sitzungssaal / Der Student / Die Kanzleien
- Der Prügler
- Der Onkel / Leni
- Advokat / Fabrikant / Maler
- Kaufmann Block / Kündigung des Advokaten
- Im Dom
- Das Ende
- Fazit
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Roman "Der Proceß" von Franz Kafka schildert die absurde und kafkaeske Situation eines Mannes, Josef K., der ohne Angabe von Gründen verhaftet wird und sich in einem unübersichtlichen und undurchsichtigen Prozess wiederfindet. Die Geschichte thematisiert die Ohnmacht des Einzelnen gegenüber einer mächtigen und unberechenbaren Bürokratie sowie die Suche nach Sinn und Gerechtigkeit in einer Welt, die von Willkür und Ungewissheit geprägt ist.
- Die Absurdität des Prozesses und die Ohnmacht des Einzelnen
- Die Suche nach Gerechtigkeit und Sinn in einer unberechenbaren Welt
- Die Macht der Bürokratie und die Verlorenheit des Individuums
- Die Rolle von Schuld und Unschuld in einem unfairen System
- Die Bedeutung von Träumen und Symbolen in der Interpretation der Geschichte
Zusammenfassung der Kapitel
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Josef K. wird an seinem 30. Geburtstag von zwei Wächtern verhaftet, ohne dass ihm die Gründe für seine Festnahme mitgeteilt werden. K. versucht, die Hintergründe seiner Verhaftung zu verstehen, doch die Wächter geben ihm keine Auskunft. Er wird von einem Aufseher in seine Wohnung gebracht, wo er sich schick machen muss, um zur Bank zu gehen. Die Verhaftung scheint keine Einschränkung seines Lebens zu bedeuten, sondern eher ein Teil einer unbegreiflichen Bürokratie.
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K. ist verunsichert durch die Ereignisse des Morgens und versucht, seine gewohnte Routine wiederzufinden. Er räumt seine Wohnung auf und spricht mit Frau Grubach, seiner Vermieterin, über seine Verhaftung. Er versucht, die Situation herunterzuspielen, doch Frau Grubach kann ihm keine Beruhigung geben. K. wartet auf Fräulein Bürstner, seine Nachbarin, und entschuldigt sich für die Unordnung, die seine Verhaftung in ihrem Zimmer verursacht hat. Er küsst sie überfallartig und verlässt sie dann.
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K. wird telefonisch über seine erste Untersuchung informiert und begibt sich in ein Gebäude in einer heruntergekommenen Vorstadt. Er sucht den Tischler Lanz, der als Deckname für den Untersuchungsraum dient. Er wird in einen Saal geführt, wo er vor einem Untersuchungsrichter und einer Menge von Menschen steht. K. hält eine lange Rede über die Geschehnisse, die anonyme Organisation und die Korruption. Seine Rede wird von einem Zwischenfall unterbrochen und K. wird nicht durchgelassen. Der Untersuchungsrichter teilt ihm mit, dass er sich heute seines Vorteils beraubt hätte, und K. verlässt die Versammlung.
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K. kehrt eine Woche später in die Gerichtsräume zurück und findet den Saal leer vor. Er trifft auf die Waschfrau, die seine Rede gestört hatte. Sie will ihm bei seinem Prozess helfen und zeigt ihm die "Gesetzbücher" des Untersuchungsrichters, die einen pornografischen Inhalt haben. Sie erzählt ihm, dass sie von den Gerichtsbeamten sexuell abhängig ist. Die Waschfrau bietet sich K. an, doch als er ihr Angebot annehmen will, kommt der Student von K.s erster Untersuchung und trägt sie zum Untersuchungsrichter. K. trifft draußen auf den Gerichtsdiener, der sich über die Umstände beschwert und K. die heruntergekommenen Gerichtskanzleien auf dem Dachboden des Gebäudes zeigt. K. besichtigt die Kanzleien und wird von der schlechten Luft benommen. Er schafft es nur durch die Hilfe zweier Gerichtsbeamter wieder nach draußen.
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K. hört in der Bank Seufzer aus einer Rumpelkammer und öffnet sie aus Neugier. Darin befinden sich die Wächter seiner Verhaftung und ein Prügler. Die Wächter sollen mit Prügel bestraft werden, weil K. sich bei seiner ersten Untersuchung über ihr Verhalten beschwert hat. K. versucht, den Prügler zu bestechen, doch er lässt sich nicht darauf ein. Der Prügler beginnt mit dem Strafvollzug und K. verlässt die Kammer. Am nächsten Tag erblickt K. beim Öffnen der Rumpelkammer die exakt gleiche Situation und knallt sofort die Türe wieder zu.
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K.s Onkel kommt zu ihm in die Bank und erzählt ihm von einem Brief seiner Cousine Erna, in dem sie ihm von K.s Prozess berichtet. Der Onkel warnt K. vor seiner Gleichgültigkeit gegenüber der Sache. Sie fahren in die Vorstadt und besuchen den Armenadvokaten Huld, der krank im Bett liegt. Der Advokat hat eine Pflegerin namens Leni, die der Onkel wegschickt. Leni führt K. ins Zimmer des Advokaten und sagt, sie könne ihm helfen, wenn er ein Geständnis ablege. Sie küssen sich und sie gibt ihm den Hausschlüssel. Nach dem Verlassen der Wohnung sagt der Onkel, K. habe sich mit seinem Verhalten sehr geschadet, weil Leni die Geliebte des Advokaten ist.
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K. sitzt müde in seinem Büro und ist in Gedanken ganz von seinem Prozess eingenommen. Er überlegt sich, ob er eine Verteidigungsschrift beim Gericht einreichen solle. Er zweifelt an der Kompetenz des Advokaten und denkt, er könne sich selbst besser verteidigen. K. empfängt seinen ersten Kunden, den Fabrikanten, doch ist nicht in der Lage seiner Geschäftsidee zuzuhören. Der Fabrikant gibt ihm den Tipp, sich wegen seines Prozesses an den Maler Titorelli zu wenden. K. fährt in eine verarmte Gegend und trifft auf einen Haufen junger Mädchen, die ihn zum Maler führen. Der Maler sagt, er könne K.s Prozess beeinflussen und erklärt ihm die drei möglichen Ausgänge: die wirkliche Freisprechung, die scheinbare Freisprechung und die Verschleppung. K. bereitet die schlechte Luft im Zimmer Kopfweh und er geht so schnell wie möglich wieder.
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K. will seinem Advokaten Huld die Vertretung des Prozesses entziehen. Ein unbekannter, Kaufmann Block, öffnet K. die Tür zur Wohnung des Advokaten. Block ist auch ein Klient von Huld. K. ist eifersüchtig, weil Leni auch Blocks Geliebte ist. Block erzählt K. von seinem Prozess, der schon 5 Jahre lang geht. K. kündigt den Advokaten, obwohl Leni ihn davon abzubringen versucht.
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K. bekommt vom Bankdirektor den Auftrag, einen italienischen Kunden durch den Dom zu führen. K. wagt nicht, den Auftrag abzulehnen, obwohl er eigentlich mehr als genug zu tun hat. In einem Telefongespräch mit Leni sagt diese: "Sie hetzen dich." Der Italiener erscheint nicht am Dom, K. geht alleine hinein. Im Dom spricht der Gefängniskaplan der Kanzel hinab K. mit Namen an und versucht ihn, über seinen Prozess zu belehren. Er erzählt ihm die Parabel "Vor dem Gesetz". Der Gefängniskaplan und K. haben unterschiedliche Deutungen der Parabel.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen den Prozess, die Verhaftung, die Bürokratie, die Ohnmacht des Einzelnen, die Suche nach Gerechtigkeit, die Schuld und die Unschuld. Der Roman "Der Proceß" von Franz Kafka ist ein klassisches Beispiel für die literarische Gattung des Absurden und stellt die menschliche Existenz in Frage. Die Geschichte thematisiert die Macht der Institutionen und die Verlorenheit des Individuums in einer unberechenbaren Welt. Der Prozess, dem Josef K. ausgesetzt ist, ist nicht nur ein juristisches Verfahren, sondern ein Symbol für die Absurdität des Lebens und die Unmöglichkeit, die Welt zu verstehen.
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- Silvia Schilling (Author), 2012, Kafka, Der Proceß: Eine Kapitelübersicht, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208048