Lokale Agenda-21 Prozesse werden häufig kategorisiert indem eine Trennung zwischen Industrie- und Entwicklungsländern vorgenommen wird. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich daher mit der Frage, ob eine solche generalisierende Kategorisierung haltbar ist. Insbesondere soll dabei erörtert werden, ob die ökologische Komponente de facto ein zentrales Anliegen von LA 21-Prozessen in Ländern des Nordens darstellt und die LA 21-Prozesse in Ländern des Südens von diesem Phänomen weitgehend ausgenommen werden können.
Eine Antwort auf diese Frage soll die Analyse der Aktionsprogramme zweier LA 21-Prozesse im bayerischen Ingolstadt und der Stadt Nakuru in Kenia basierend auf der von Michel Foucault geprägten Diskursanalyse liefern. Diese beiden Prozesse wurden ausgewählt, da sich Ingolstadt und Nakuru in einigen wichtigen Punkten ähneln: Beide Städte sind in etwa vergleichbar groß und stellen einen Wirtschaftsstandort von regionaler Bedeutung dar. Auch in einigen Themenschwerpunkten des LA 21-Prozesses lassen sich Gemeinsamkeiten identifizieren, beispielsweise in Bezug auf die Verbesserung der Wohnsituation und den Ausbau der Infrastruktur. Desweiteren gelten beide Prozesse als regionale Vorbilder. So war der LA 21-Prozess in Nakuru der erste Agenda 21-Prozess auf dem afrikanischen Kontinent und galt als Vorbild für viele weitere. In ähnlicher Weise, waren die ‚Visionen für Ingolstadt‘ ein Modellprojekt und stellten den Beitrag des Freistaats Bayern zum Weltgipfel in Johannesburg dar. Es galt desweiteren als Referenzprojekt für die 666 bayerischen lokalen Agenda 21-Prozesse.
Im letzten Satz der zu Beginn zitierten Präambel wird deutlich, wie stark die Agenda 21 vom Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung geprägt ist. Bevor die verschiedenen historischen Meilensteine auf dem Weg zur Agenda 21 nachverfolgt werden können, ist daher eine genauere Auseinandersetzung mit diesem Leitbild elementar. Im Anschluss daran soll die Erörterung der Entstehung und Bedeutung der (lokalen) Agenda 21 erfolgen. Hierbei soll der Schwerpunkt auf die Einnahme einer Nord-Süd-Perspektive gelegt werden.
Im zweiten Teil der Arbeit soll die Methode der Diskursanalyse genauer vorgestellt und auf die Fallbeispiele Ingolstadt und Nakuru angewandt werden. Abschließend gilt es, ein Fazit in Hinblick auf die Divergenzen und Konvergenzen von LA 21-Prozessen in Industrie- und Entwicklungsländern zu ziehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Einführung und Problemdefinition
- 1.2 Fragestellung, Aufbau und Ziel der Arbeit
- 2. Der Mythos, Nachhaltige Entwicklung': Wurzel der Agenda 21
- 2.1 Meilensteine auf dem Weg zur Agenda 21
- 2.1.1 „Unsere gemeinsame Zukunft\": Der Brundtland-Bericht
- 2.1.2 Der,Erdgipfel von Rio: Geburtsstunde der Agenda 21
- 2.1.3 Die Agenda 21:,Softest of soft law'?
- 2.2 'Think global, act local': Die lokale Agenda 21
- 2.2.1 Das Kapitel 28, Initiativen der Kommunen zur Unterstützung der Agenda 21°
- 2.2.2 Stand der Umsetzung
- 3. Methodische Grundlagen: Diskursanalyse nach Foucault
- 3.1 Macht und Wissen im Diskurs: Die Ursprünge bei Michel Foucault
- 3.2 Diskursanalyse in der Soziologie
- 4. Umweltschutz und Armutsbekämpfung: Verschiedene,Diskurse' in LA 21-Prozessen in Industrie- und Entwicklungsländern
- 4.1 Hintergrundinformationen zu den beiden Prozessen
- 4.1.1 Ingolstadt: Städtewachstum und Artenschwund
- 4.1.2 Nakuru - Landflucht und wirtschaftlicher Einbruch
- 4.2 ,Visionen für Ingolstadt und,Localizing Agenda 216 in Nakuru – Kontextualisierung zweier Textkörper
- 4.3 Quantitative Analyse
- 4.4 Qualitative Analyse
- 5. Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der Lokalen Agenda 21 (LA 21) und analysiert deren Prozesse in Ingolstadt (Deutschland) und Nakuru (Kenia) im Kontext der Nord-Süd-Perspektive. Ziel ist es, die Relevanz der ökologischen Komponente in LA 21-Prozessen in Industrie- und Entwicklungsländern zu untersuchen und zu erforschen, ob eine generalisierende Kategorisierung der Prozesse aufgrund von unterschiedlichen Schwerpunkten (z.B. Umweltschutz vs. Armutsbekämpfung) haltbar ist.
- Die Bedeutung der Agenda 21 als Handlungsprogramm für nachhaltige Entwicklung
- Die Diskursanalyse nach Michel Foucault als Methode zur Analyse von LA 21-Prozessen
- Die Unterschiede und Gemeinsamkeiten von LA 21-Prozessen in Industrie- und Entwicklungsländern
- Die Rolle von Umweltschutz und Armutsbekämpfung in LA 21-Prozessen
- Die Relevanz der lokalen Ebene für die Umsetzung der Agenda 21
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Problematik der globalen Herausforderungen, die durch die Agenda 21 adressiert werden sollen, ein. Kapitel 2 beleuchtet die Geschichte der Agenda 21 und deren Entstehung im Kontext des Brundtland-Berichts und des Erdgipfels von Rio. Kapitel 3 erläutert die methodischen Grundlagen der Diskursanalyse nach Foucault, die in der vorliegenden Arbeit zur Analyse der LA 21-Prozesse in Ingolstadt und Nakuru verwendet wird. Kapitel 4 untersucht die beiden LA 21-Prozesse anhand von Hintergrundinformationen, quantitativen und qualitativen Analysen, um die unterschiedlichen Diskurse im Kontext von Umweltschutz und Armutsbekämpfung herauszuarbeiten.
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Themen der Agenda 21, Nachhaltige Entwicklung, Lokale Agenda 21, Diskursanalyse, Nord-Süd-Perspektive, Umweltschutz, Armutsbekämpfung, Ingolstadt, Nakuru, Deutschland, Kenia.
- Arbeit zitieren
- Elfi Klabunde (Autor:in), 2011, Umweltsünder vs. Naturfreunde? Eine Diskursanalyse der Lokalen Agenda-21-Prozesse in Nakuru (Kenia) und Ingolstadt (Deutschland) unter besonderer Beobachtung ökologischer Aspekte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208054