Aus dem Verfassungsschutzbericht 2010 geht hervor, dass Ende 2010 29 bundesweit aktive islamistische Organisationen agierten. Mit 37.470 Anhängern ist das islamistische Personenpotenzial in Deutschland gegenüber 2009 (36.270) leicht angestiegen. Die mitgliederstärkste Gruppe mit 31.370 türkischstämmigen Anhängern bildet die Islamische Gemeinschaft Millî Görüş (IGMG). Gruppen mit arabischstämmigen Mitgliedern in Deutschland sind vor allem die Muslimbruderschaft (1.300 Anhänger) und die Ḥizb-Allāh (900 Anhänger). Diese und andere kleinere Gruppierungen bis hin zu Einzeltätern haben in den seltensten Fällen einen Bezug zur al-Qā’ida. Besondere Bedeutung kommt radikalisierten Muslimen der zweiten und dritten Einwanderergeneration sowie radikalisierten Konvertiten zu. Wie es zur Radikalisierung dieser jungen Muslime kommt, welche Faktoren eine Rolle spielen, werde ich im Rahmen meines Essays klären. Dabei werde ich mich großteils auf Deutschland beschränken, Vergleiche mit anderen europäischen Ländern wie Frankreich, Spanien und Groß-Britannien finden sich aus Kapazitätsgründen nur selten.
Zusätzlich zur Frage, wie es zur Radikalisierung junger Muslime kommt, werde ich den Zusammenhang zwischen der Migrationspolitik und der Integration im Aufnahmeland sowie der Akzeptanz von Muslimen in der Aufnahmegesellschaft und der Radikalisierung der Muslime untersuchen. Dazu gebe ich zunächst einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand, nenne Radikalisierungsgründe für junge Muslime sowie die Voraussetzungen, die sie im Aufnahmeland vorfinden und versuche im zweiten Teil, die Gründe und Faktoren anhand einiger ausgewählter Biografien von Islamisten und islamistischen Terroristen (Daniel Schneider, Seyfullah S., Sa’īd) zu belegen. Abschließend stelle ich kurz Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Radikalisierung von jungen gebürtigen Muslimen und Konvertiten dar und gebe einen Ausblick darauf, was zur Bekämpfung von Terrorismus getan werden könnte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Definitionen
- Definition Islamismus
- Definition Islamischer Extremismus, Terrorismus, Ģihādismus
- Aktueller Forschungsstand: Wie gelangt die Forschung an ihre Ergebnisse?
- Motive der Radikalisierung für junge Islamisten
- Der Szeneeinstieg
- Zwischenfazit: Radikalisierungsprozess
- Radikalisierungsfaktoren, die vom Aufnahmeland und der Aufnahmegesellschaft ausgehen
- Beispielbiografien
- Daniel Schneider - „Sauerland-Bomber“
- Was führte zur Radikalisierung?
- Folgen der Tat
- Seyfullah S. - Mitglied der Kaplan-Sekte
- Was führte zur Radikalisierung?
- Folgen der Tat
- Sa'id Selbstmordattentat in Israel
- Was führte zur Radikalisierung?
- Folgen der Tat
- Radikalisierungsprozesse weiterer Extremisten und Terroristen
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Essay zielt darauf ab, die Radikalisierung junger Muslime in Deutschland zu untersuchen. Er untersucht sowohl die Motive, die zur Radikalisierung führen, als auch die Rolle von Migrationspolitik, Integration und Akzeptanz in der Aufnahmegesellschaft. Der Essay betrachtet den aktuellen Forschungsstand und analysiert ausgewählte Biografien von Islamisten und islamistischen Terroristen.
- Radikalisierung junger Muslime in Deutschland
- Motive und Faktoren der Radikalisierung
- Rolle der Migrationspolitik und Integration
- Akzeptanz von Muslimen in der Aufnahmegesellschaft
- Zusammenhang zwischen den genannten Faktoren und Radikalisierung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt den aktuellen Stand der islamistischen Organisationen in Deutschland dar und benennt die wichtigsten Gruppierungen. Sie skizziert die Forschungsfrage und den methodischen Ansatz des Essays, der sich auf die Radikalisierung junger Muslime konzentriert.
Im Kapitel "Definitionen" werden die Begriffe Islamismus, Islamischer Extremismus, Terrorismus und Ğihādismus abgegrenzt und definiert. Die Autoren stellen heraus, dass der islamische Extremismus die Weiterführung des Islamismus darstellt und durch die Verwendung von Gewalt gekennzeichnet ist. Die Bedeutung des ğihād als Akt der Selbstaufopferung im Islam wird ebenfalls beleuchtet.
Das Kapitel "Motive der Radikalisierung für junge Islamisten" untersucht die Gründe für den Eintritt in die Szene und den Radikalisierungsprozess. Es wird auf die Rolle von Unzufriedenheit, Ideologie und Auslösern hingewiesen.
Das Kapitel "Radikalisierungsfaktoren, die vom Aufnahmeland und der Aufnahmegesellschaft ausgehen" analysiert die Einflüsse von Migrationspolitik, Integration und Akzeptanz auf die Radikalisierung.
Im Kapitel "Beispielbiografien" werden die Radikalisierungsprozesse von drei Personen vorgestellt: Daniel Schneider ("Sauerland-Bomber"), Seyfullah S. (Mitglied der Kaplan-Sekte) und Sa'id (Selbstmordattentäter in Israel). Die Darstellung der einzelnen Fälle zeigt die unterschiedlichen Wege der Radikalisierung auf.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter des Essays sind: Islamismus, Islamischer Extremismus, Terrorismus, Ğihādismus, Radikalisierung, junge Muslime, Deutschland, Migrationspolitik, Integration, Akzeptanz, Aufnahmegesellschaft, Biografien, Beispielfälle.
- Arbeit zitieren
- Marina Schauer (Autor:in), 2012, Radikalisierung junger Muslime in Deutschland, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208064