Der Ölsektor in Nigeria und dessen Auswirkung auf die Wohlfahrt des Landes


Studienarbeit, 2012

61 Seiten, Note: 1,6


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

Abbildungsverzeichnis

Tabellenverzeichnis

Abkürzungen

1 Einleitung

2 Länderfakten Nigeria
2.1 Der nigerianische Ölsektor
2.1.1 Nigerian National Petroleum Corporation
2.1.2 Joint Venture Kooperationen im nigerianischen Ölsektor
2.1.3 Die nigerianischen Raffinerien
2.1.4 Die Versorgung Nigerias mit Treibstoff
2.1.5 Investitionen in die Erdöl-weiterverarbeitende Industrie
2.2 Facetten der Wohlfahrt
2.2.1 Die Wohlfahrt im Ökonomischen Sinne
2.2.2 Das BIP Nigerias
2.2.3 Kritik am BIP als Wohlfahrtsmaßstab
2.2.4 Wohlfahrt als Wohlbefinden des Menschen
2.2.5 Die Einkommensverteilung in Nigeria
2.3 Der nigerianische Staat
2.3.1 Die Staatseinnahmen Nigerias
2.3.2 Die Staatsausgaben in Nigeria
2.3.3 Die Benzinpreis-Subvention
2.3.4 Die Zahlungsbilanz in Nigeria
2.3.5 Nigerian Content - Der Versuch die Bevölkerung zu beteiligen

3 Fazit und Ausblick

Quellenverzeichnis

Anhang

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Landkarte Afrika mit Nigeria

Abbildung 2: Landkarte Nigeria

Abbildung 3: Bonga Deepwater Project, Nigerdelta Nigeria

Abbildung 4: The Bonga FPSO

Abbildung 5: Oil and Gas Production

Abbildung 6: Nigerias Downstream Öl Infrastruktur

Abbildung 7: Konsumentenrente und Produzentenrente im Marktgleichgewicht

Abbildung 8: Wohlfahrtswirkungen einer Steuer

Abbildung 9: Zusammensetzung des BIP in Nigeria

Abbildung 10: Zusammensetzung des Industrie BIP in Nigeria

Abbildung 11: Bedürfnispyramide nach Abraham Maslow, Beispiele für Bedürfnisse

Abbildung 12: The Lorenz Curve of Nigeria

Abbildung 13: Der vollständige Wirtschaftskreislauf (4-Sektoren-Modell)

Abbildung 14: Budget 2012–Where the money comes from

Abbildung 15: Nigeria Government Budget

Abbildung 16: Daily Price of Bonny Light (2000-2012)

Abbildung 17: 2012 Budget: Government Priorities

Abbildung 18: Indifferenzkurve nach Benzinpreiserhöhung

Abbildung 19: Local Content Model

Tabellenverzeichnis

Tabelle 1: 10 - Year Domestic Refining Capacity Utilization (%)

Tabelle 2: The Distribution of Personal Income Affect Direct Tax (1990-2000)

Tabelle 3: The Gini-Coefficient for Nigeria for Years 1991-

Tabelle 4: Teilbilanzen und Salden der Zahlungsbilanz

Tabelle 5: Balance of Payment Statistics (Million Naira) [2005-2007]

Abkürzungen

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1 Einleitung

Nigeria ist zweifelsohne mit annähernd 170 Millionen Einwohnern ein Gigant in Westafrika und hat enormen politischen und wirtschaftlichen Einfluss auf die Region. Doch in der kollektiven Wahrnehmung ist in Deutschland recht wenig über das Land bekannt. Nigeria ist mit einer jungen Bevölkerung, fruchtbaren Böden, ausreichend Wasser und mit immensen Erdöl- und Erdgasvorkommen gesegnet und ist einer der größten Erdölproduzenten der Erde.[1] Das sind zunächst gute Voraussetzungen für weitverbreiteten Wohlstand in der Bevölkerung.

Dennoch schafft es das Land, wenn überhaupt, nur mit negativen Schlagzeilen auf sich aufmerksam zu machen, denn Nigeria ist mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert.

Ein Aspekt sind die demografischen Veränderungen wie einem enormen Bevölkerungswachstum, Herausforderungen durch die Urbanisierung, Umweltverschmutzung, unzureichender Infrastruktur sowie mangelhafter Energie- und Wasserversorgung.[2]

Auch die Sicherheitslage des Landes ist nicht immer stabil, denn die Menschen sind Religionskonflikten, Terroranschlägen, flächendeckenden Streiks, einer hohen Kriminalitätsrate und Entführungen ausgesetzt.[3]

Politische Instabilität, Machtkämpfe, Korruption, Abhängigkeit vom Ausland, eine hohe Arbeitslosigkeit und somit weitverbreitete Armut sind ebenfalls große Herausforderungen Nigerias.[4]

All diese Faktoren sind sehr vielseitig und könnten Einfluss auf die Wohlfahrt des Landes haben.

In dieser Studienarbeit sollen jedoch ausschließlich diejenigen Wohlfahrtsfaktoren analysiert werden, die in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Ölsektor stehen.

Obwohl Nigeria neben Erdöl noch weitere Produkte wie Kautschuk und Kakao erzeugt, ist der Ölsektor der mit Abstand wichtigste Bereich des Industrie- Bruttoinlandsprodukts (Industrie-BIP) im Land, so wie die größte Einnahmequelle des Staates.[5]

Die Wohlfahrt ist deshalb als Studienobjekt so interessant, weil es weite Teile des Lebens direkt betrifft.

Nachfolgend werden die Kernfragen der Studie genannt. Wie ist Ölsektor in Nigeria aufgebaut? Wer sind die Beteiligten innerhalb der Industrie? Welchen Einfluss nimmt diese Industrie auf das Land und dessen Bevölkerung? Wer sind die Gewinner und wer sind die Verlierer der Erdölförderung? Was bedeutet Wohlfahrt und wie lässt sie sich zum Wohlstand abgrenzen? Wie sich im weiteren Verlauf herausstellen wird, sind die Gründe vielschichtig und eng miteinander verbunden.

Um die Zusammenhänge zwischen dem Ölsektor und der Wohlfahrt des Landes verstehen zu können, wird nach einigen Basisinformationen im ersten Teil des Aufsatzes der Ölsektor im Land untersucht, was sowohl die Förderung, wie auch die Treibstoffversorgung im Land umfasst. Im zweiten Teil werden die Wohlfahrt als Definition und deren Darstellung, sowie die Zusammenhänge mit dem Ölsektor innerhalb des Landes analysiert. Als dritter Abschnitt dieser Volkswirtschaftlichen Studienarbeit wird geforscht, welche Rolle der Staat im Erdölsektor spielt und welchen Einfluss er auf die Wohlfahrt seiner Bürger mit den ihm gegebenen Mitteln nimmt. Es werden im weiteren Verlauf unterschiedliche Methoden und Theorien erläutert, auf das Land übertragen und anschließend auf den Einfluss des Ölsektors untersucht.

2 Länderfakten Nigeria

Vollständiger Name: Bundesrepublik Nigeria [6]

Unabhängigkeit: Seit 01.10.1960 von Groß-Britannien [7]

Bevölkerung: 170 Millionen (2012) [8]

Hauptstadt: Abuja

Die größte Stadt: Lagos

Fläche: 923,768 Quadratkilometer

Die wichtigsten Sprachen: Englisch Amtssprache (Yoruba, Ibo, Hausa)

Religionen: Islam 50% zum Großteil im Norden, Christentum 40% zum Großteil im Süden, Heimische Religionen, 10% [9]

Währung: 1 Nigerianischer Naira = 100 Kobo

Wichtigste Exportgüter: Erdöl, Erdölprodukte, Kakao, Kautschuk

Bevölkerungswachstum: 2,553% pro Jahr (2011)

Nachbarstaaten: Benin, Niger, Tschad und Kamerun.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 1: Landkarte Afrika mit Nigeria

Abbildung 2: Landkarte Nigeria

(Quellen Abbildung 1 und 2: Central Intelligence Agency [2012], https://www.cia.gov/library/publications/the-world-factbook/geos/ni.html, abgerufen am 10.07.2012.)

2.1 Der nigerianische Ölsektor

Im Jahr 1956 wurde im Nigerdelta, im Südosten des Landes, vom Britisch- Niederländischen Mineralölkonzern Shell-BP zum ersten Mal Erdöl entdeckt. Seither hat das Land seine Produktion stetig erweitert, in dem seit 1960 weitere Konzessionen an internationale Firmen vergeben wurden. Im Jahr 1960 betrug die tägliche Produktion noch 5.100 bpd. Von Seiten der NNPC wurde im Jahr 2011 ein sehr ambitioniertes Ziel von vier Millionen bpd. verfasst. Die angestrebte Menge wurde zwar nicht ganz erreicht, doch konnten immerhin 2,458 Millionen bpd. gefördert werden. Die gesamten nationalen Ölreserven werden auf 37,2 Milliarden Barrel geschätzt und Nigeria besitzt somit, hinter Russland und Libyen, die zehnt größten Erdölreserven der Erde.[10] Nach dem Biafran Krieg 1970 und dem darauf folgenden weltweiten Ölpreisanstieg während der Ölkrise, trat Nigeria im Jahr 1971 der OPEC bei. Der begehrte Energieträger wird sowohl an Land (onshore), in Küstengewässern, wie auch im Meer, in Wassertiefen von bis zu 2500 Meter gefördert (offshore). Für die offshore Ölförderung werden Ölbohrplattformen oder große Bohrschiffe, so genannte Floating Production Storage and Offloading Vessel (FPSO) eingesetzt. Es gibt bereits Pläne mit FPSOs in noch tieferem Wasser Ölquellen zu erschließen und Öl zu fördern.[11] In Nigeria sind derzeit 14 FPSOs im Betrieb.[12] Den Großteil des offshore geförderten Öls erreicht das nigerianische Festland nicht, sondern wird von den FPSOs und Plattformen direkt auf Tanker verladen, die die Ölterminals im Ausland beliefern.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 3: Bonga Deepwater Project, Nigerdelta Nigeria

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 4: The Bonga FPSO

(Quelle: o.V. Offshore-technology. [2011], http://www.offshore-technology.com/projects/bonga/.)

In Nigeria wird leichtes, qualitativ hochwertiges, schwefelarmes Erdöl gewonnen, welches am Weltmarkt unter Antan Blend, Bonny Light, Bonny Medium oder Brass Blend gehandelt wird, um nur Einige zu nennen.[13] Der größte Teil Erdöls wird nicht in Nigeria weiterverarbeitet, sondern in andere Länder exportiert. 33,02% werden nach Nordamerika, in die USA und Kanada verkauft. Nach Europa gehen 30% der Ware, mit den Niederlanden als größten europäischen Abnehmer. In die asiatischen Märkte sowie in den Mittleren Osten, mit Indien als größten Abnehmer, werden insgesamt 16,55% verschifft. Gerade einmal 8,55% der nigerianischen Ölexporte gingen 2011 in andere afrikanische Länder. Eine detaillierte Liste der Zielländer hat die NNPC in ihrem Draft Annual Statistical Bulletin bereitgestellt. Diese ist in Anhang 1 zu finden.

Um den Ölsektor prozesstechnisch erfassen zu können, muss zwischen Upstream und Downstream unterschieden werden.

Upstream beschreibt den Prozess der Erdölgewinnung, über die geologische Erkundung, das Bohren, so wie das Fördern des Rohstoffs aus dem Boden, bis er an die Oberfläche gelangt. Erste grobe Verarbeitungsschritte, wie das Trennen der geförderten Wasser-, Schlamm- und Rohöl- Emulsion erfolgen direkt an Bord der FPSOs und können deshalb ebenfalls zum Upstream Prozess gezählt werden.[14]

Der Downstream Prozess ist dem Upstream Prozess nachgelagert. Er umschließt den Transport, die Raffinerien, die Petrochemie, das Lagern, sowie die Distribution durch ein Tankstellennetz, bis zur Bereitstellung an den Verbraucher.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 5: Oil and Gas Production

(Quelle: Devold, Havard [2006]; ABB, Oil and Gas Production Handbook, S. 1)

2.1.1 Nigerian National Petroleum Corporation

Die nationale nigerianische Behörde, Nigerian National Petroleum Corporation(NNPC), die in Nigeria für den gesamten Upstream und Downstream Prozess zuständig ist, wurde 1977 gegründet und tritt gegenüber international produzierenden Ölfirmen als Konzessionsgeber auf. Die internationalen Ölfirmen kooperieren jeweils mit der NNPC, in dem sie gemeinsame Joint Venture (JV) Firmen betreiben. Einige einheimische Ölfirmen können wiederum aus gesetzlichen Gründen, wie den Nigerian Content Gesetzen, ohne eine NNPC Beteiligung operieren.[15] Diese schließen sich wiederum in Partnerschaften mit internationalen Ölfirmen zusammen.[16] Den Vorsitz der NNPC hat der Minister of Petroleum Resources und ist Mitglied der Regierung.

Im Jahr 1988, wurde die NNPC in zwölf strategische Einheiten aufgeteilt die das gesamte Spektrum der Mineralölindustrie abdecken. Im Wesentlichen geht es um exploration and production, gas development, refining, distribution, petrochemicals, engineering und commercial investments. Zusätzlich zu diesen Geschäftseinheiten, wird der Ölsektor durch das Ministerium Department of Petroleum Resources(DPR) reguliert. Das DPR überwacht die Einhaltung der Industrie Standards sowie zugelassene Technologien, vergibt Lizenzen und Genehmigungen zur Förderung und Weiterverarbeitung des nigerianischen Rohöls. Ebenfalls ist die DPR dafür zuständig Umweltschutzbestimmungen zu verfassen und durchzusetzen.

2.1.2 Joint Venture Kooperationen im nigerianischen Ölsektor

Joint Venture (JV) ist der internationale Begriff für Gemeinschaftsunternehmen. Dabei geht es um eine wirtschaftliche Zusammenarbeit von zwei oder mehreren unabhängigen Unternehmen, die zusammen eine rechtlich eigenständige Firma kaufen oder gründen. Anders als bei Konzernen gibt es dabei keine einheitliche Leitung, sondern sie wird von beiden Gesellschafterunternehmen gemeinsam übernommen. Die Höhe der Kapitalbeteiligung entscheidet üblicherweise über die Entscheidungsbefugnis in der gemeinsamen Firma.

Das Kapital, welches durch die internationalen Firmen in die JV investiert wird, bildet einen Anteil der Direktinvestitionen einer Volkswirtschaft.[17] Die unternehmerischen Risiken und Gewinne werden unter den JV-Partnern geteilt.

Aus betriebswirtschaftlicher Sicht ist es das Ziel eines JV Aufgaben und Interessen der Gesellschafterunternehmen zu verfolgen. Gründe können eine Verbesserung der Rentabilität, die Nutzung von Synergieeffekten sowie Wettbewerbsvorteile sein. Diese werden idealerweise dadurch erreicht, in dem beide Partnerfirmen ihr spezielles Wissen, ihr Kapital bzw. ihre Prozessstrukturen in das JV-Unternehmen einbringen und diese sich im Idealfall ergänzen. JVs sind in Allgemeinen in der Forschung und Entwicklung, im Absatzbereich oder in Produktionsbereichen denkbar.[18]

Probleme mit JVs im Allgemeinen können zum Beispiel wettbewerbsrechtliche Bestimmungen, ein hoher Koordinationsaufwand, Wissensabfluss sowie interkulturelle Schwierigkeiten zählen. In Folge dessen können sie durch Instabilität zu einer kurzen Lebensdauer neigen.[19]

Im Falle Nigeria dürfte für die internationalen Ölfirmen die Begründung, für ein JV-Unternehmen mit dem nigerianischen Staat in der Versorgung mit Rohstoffen aus Nigeria liegen. Durch gesetzliche Regelungen in Nigeria ist ein JV die einzige Möglichkeit für internationale Unternehmen im nigerianischen Ölsektor aktiv zu werden. Ausschließlich nigerianische Firmen dürfen ohne eine JV Beteiligung mit der NNPC betrieben werden. Im Anhang 2 sind die in Nigeria tätigen internationalen Mineralölfirmen aufgelistet. Für den nigerianischen Staat dürften hingegen andere Gründe für eine Kooperation im Vordergrund stehen. Ihm mag es vielmehr um eine Beteiligung am Ölgeschäft mit den internationalen Ölfirmen gehen. Der Staat kann somit sehr umfangreichen Einfluss auf die Industrie ausüben und für sich nicht unerhebliche Einnahmen generieren. Denn dem Staat alleine oder ausschließlich einheimischen Firmen stünden das notwendige Kapital und das Know-how wohl nicht in ausreichender Weise zur Verfügung, um die gesamte Industrie in Eigenregie zu führen und sich wettbewerbsfähig am Weltmarkt zu behaupten. Auch herrscht in Nigeria keine kommunistische Wirtschaftsform. Gleichzeitig kann die NNPC durch die Kooperation vom globalen Verarbeitungs- und Distributionsnetzwerk der internationalen Mineralölkonzerne profitieren.

2.1.3 Die nigerianischen Raffinerien

Um das Rohöl in für den Verbraucher nutzbares Kerosin, Benzin oder Diesel aufzubereiten, werden Raffinerien benötigt. Laut Definition handelt es sich bei einer Erdölraffinerie um einen Industriebetrieb, der aus dem Naturstoff Erdöl durch Destillation, Reinigung, Entschwefelung und Veredelung höherwertige Produkte herstellt. Das Naturprodukt Erdöl wird nach seiner Verarbeitung in der Raffinerie Mineralöl genannt.[20]

In ganz Nigeria gibt es vier Raffinerien mit einer Gesamtkapazität von 445.000 bpd. Zwei Raffinerien sind in Port Harcourt, eine in Warri und eine in Kaduna, welche sich im Norden des Landes befindet. Die Raffinerie in Kaduna ist durch eine Rohölpipeline mit den Erdölquellen im Süden des Landes verbunden und wird über sie mit dem Grundstoff versorgt. Die Raffinerien werden Port Harcourt Refining Company (PHRC), Kaduna Refining & Petrochemical Company Limited (KRPC) und Warri Refining & Petrochemical Company Limited (WRPC) genannt.[21] Dem täglichen landesweiten Verbrauch von 279.000 bpd. stehen 445.000 bpd. Raffineriekapazität gegenüber. Zusätzlich werden jeden Tag 187.000 Barrel an Ölprodukten ins Land importiert.[22]

Abbildung 6: Nigerias Downstream Öl Infrastruktur (Quelle: o.V. Oando Terminaling [o.J.], http://www.oandoplc.com/oando-refining/industry-overview/.)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.1.4 Die Versorgung Nigerias mit Treibstoff

Beim direkten Vergleich von 445.000 bpd. gesamte Raffinerie Kapazität mit 279.000 bpd. an Verbrauch scheint es kein Problem bei der eigenen Versorgung des Landes mit Treibstoffen zu geben. Verwunderlich bleibt jedoch die hohe Zahl an Ölimporten von 187.000 bpd.

Bei genauerer Betrachtung der jährlichen NNPC Reports wird jedoch deutlich, dass die oben angegebene Raffinerie Maximalkapazität bei weitem nicht erreicht wird. Tatsächlich wurden im Jahr 2011 nur knapp 50 Mio. Barrel verarbeitet, was einer täglichen Menge von rund 137.000 Barrel entspricht. Die tägliche Differenz beläuft sich somit auf 142.000 Barrel. Obwohl die NNPC Erdölraffinerien ihre Kapazitäten Auslastung im Jahr 2011 zum Vorjahr von 22% auf 24% erhöhen konnten, hatte Nigeria große Schwierigkeiten die Raffinerien effizient zu betreiben und schaffte es den selbst benötigten Kraftstoff nur knapp zur Hälfte im Land selbst raffinieren.[23]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Tabelle 1: 10 - Year Domestic Refining Capacity Utilization (%)

(Quelle: NNPC [2011], Draft Annual Statistical Bulletin, http://www.nnpcgroup.com/Portals/0/Monthly%20Performance/2011%20ASB%201st%20edition.pdf S. 57.)

Wie oben ausgearbeitet wurde, hat Nigeria ein immenses Erdölvorkommen und fördert die rund neunfache Menge, welches es für seinen Binnenmarkt bräuchte. Gleichzeitig schafft es das Land aber nicht einmal die Hälfte seines Treibstoffes selbst zu raffinieren und ist wiederum auf Importe aus dem Ausland angewiesen. Dieses Beispiel bestätigt eines der Probleme mit denen Entwicklungsländer im Zuge der Globalisierung konfrontiert sind. Nigeria dient der Weltwirtschaft als Rohstofflieferant, sowie als Absatzmarkt für fertige Erzeugnisse.[24]

2.1.5 Investitionen in die Erdöl-weiterverarbeitende Industrie

In der Investitionstheorie geht es um eine heutige Hingabe von Ressourcen, in der Absicht, mit dem Mitteleinsatz einen höheren Ressourcenrückfluss (Geld) in Zukunft zu erreichen. Derjenige, der eine Investition tätigt, trägt auch das Risiko dafür, wenn die Investition scheitert und die erhofften Rückflüsse nicht stattfinden.[25] Stehen mehrere sich ausschließende Investitionen zur Wahl, wird sich der Investor für die rentabelste Investition entscheiden. Risiken finden ihre Berücksichtigung in einem entsprechenden Risikoaufschlag. Die Schätzung dieser Korrekturgröße unterliegt subjektivem Belieben. Sobald der kalkulatorische Risikoaufschlag den Kostenvorteil der geringeren Transportkosten übersteigt, wird sich der Investor aus ökonomischer Sicht für die sicherere Alternative entscheiden.

Wie aus der weiteren Ausarbeitung geschlossen werden kann, werden Nigerias Raffinerien nicht in dem Maß instandgesetzt und betrieben, um den gesamten Treibstoffbedarf im Land zu decken. Wird die bestmögliche Allokation vorausgesetzt, muss es aus bestimmten Gründen wirtschaftlicher sein, das Rohöl zu exportieren und die fertigen Erzeugnisse zu importieren, als die notwendigen Weiterverarbeitungsschritte im Land selbst vorzunehmen. Dieser Effekt soll auf den nächsten Seiten weiter untersucht werden.

Einige mögliche Gründe nennt die NNPC, als Betreiber der Raffinerien, in ihrem jährlichen Bericht.[26] Gewaltmäßige Beschädigungen an den Pipelines haben im Jahr 2011 gegenüber dem Vorjahr um 224% zugenommen. Es wurden 2768-mal in nur einem Jahr Schäden durch Vandalismus an Pipelines registriert. Daraus lässt sich schließen, dass die Sicherheitslage unzureichend ist. Es gibt Menschen in der Bevölkerung, die Erdölprodukte aus den Leitungen stehlen, bzw. die Produktionsanlagen sabotieren. Es wurden dabei rund 158.000 Tonnen Ölprodukte mit einem Gesamtwert von rund 60 Mio. EUR gestohlen. Zudem brach in diesem Jahr 25-mal Feuer am Pipelinenetz aus.

Ein weiteres Problem laut NNPC ist die hohe Unfallrate. Insgesamt 19 Unfälle am Pipelinesystem konnten 2011 auf einen schlechten und maroden technischen Zustand der Leitungen und Anlagen zurückgeführt werden. Das bedeutet, dass wichtige Reparatur- und Wartungsarbeiten nicht in ausreichendem Maße durchgeführt wurden.

Darüber hinaus könnte eine weitere Ursache für diese Investitions- unfreundliche Entwicklung der Bildungsstand im Land sein. Zwar lässt sich aus den gegebenen Quellen nicht ableiten, dass in Nigeria zu wenig Fachpersonal zum effizienten Betrieb der Raffinerien vorhanden ist, jedoch gibt es Informationen über das Bildungssystem Nigerias im Allgemeinen vom Auswärtigen Amt.

Das moderne Bildungssystem wurde von den Briten während der Kolonialzeit eingeführt und lässt immer noch dessen Strukturen erkennen. Haben Studenten einen Hochschulabschluss an einer der Universitäten erworben, so haben sie gute Chancen für den Einstieg ins Berufsleben. Jedoch besucht nur rund die Hälfte der Kinder überhaupt eine Schule. Jedoch nicht alle Kinder, die das Glück haben eine Schule zu besuchen, können nach Beendigung ihrer Schulzeit richtig lesen oder schreiben. Die öffentlichen Schulen sind in einem katastrophalen Zustand, da ein permanenter Finanzierungsmangel in diesem Bereich vorherrscht. Das Geld, welches im Bildungssystem dringend benötigt würde, wird für andere Haushaltsposten, wie zum Beispiel für die höchst umstrittene Benzinpreissubvention ausgegeben.[27] Das führt am Ende dazu, daß 74% der Männer und 59% der Frauen Analphabeten sind.[28]

Des Weiteren könnte die politische Stabilität- und die Sicherheitslage eine weitere Rolle dafür spielen, dass sich Investoren mit Engagements in Erdölweiterverarbeitende Infrastruktur zurückhalten. Nigeria ist zwar derzeit in weiten Teilen relativ stabil, jedoch kann sich das auch wieder sehr rasch ändern. In mehreren anderen Bundesstaaten herrschen Reisewarnungen und die Gefahr von Terroranschlägen, vor Allem in Norden. Entführungen insbesondere im Südosten, sowie kriminellen Übergriffen im ganzen Land sind keine Seltenheit. Es ist sehr schwer in Nigeria über einen längeren Zeitraum hinaus zu planen, was aber von entscheidender Bedeutung ist, wenn es wie bei Raffinerien um Investitionen geht, die auf die nächsten Jahrzehnte ausgerichtet sind.[29]

Raffineriekapazitäten gleichen sich in aller Regel auf langfristige Sicht weltweit aus. Sollte also ein Kapazitäten Engpass entstehen, wäre es nachvollziehbar, wenn Investoren die Erweiterungen an Standorten vornähmen, die weniger labil sind. Der Umstand, dass höhere Transportkosten anfallen, als wenn in Nigeria direkt das Rohöl weiterverarbeitet würde, mag für Investoren weniger schwer wiegen, als die Gefahr in eine nigerianische Raffinerie zu investieren, die von bewaffneten Konflikten bedroht sein könnte oder Sabotageakten ausgesetzt ist. Die höheren Preise durch den zusätzlichen Transport werden an den Markt und somit die nigerianischen Verbraucher weitergegeben. Der nigerianische Staat versuchte seinerseits den erhöhten Preis mit massiven staatlichen Zuschüssen einzudämmen.

Zusätzliche Hemmnisse können auch der relativ große Einfluss und die Mitsprache der Regierung, sowie der Gewerkschaften sein.[30] Die weit verbreitete Korruption trägt ebenfalls einen erheblichen Teil dazu bei, den Standort Nigeria unattraktiver zu machen.[31]

Die oben genannten Probleme können Gründe sein, die eine Produktion im Land weniger vorteilhaft werden lassen und die Probleme des Landes am Beispiel dieser Industrie verdeutlichen. Wie oben genannt reduzieren mehrschichtige Umstände den Wettbewerbsvorteil in Nigeria Rohölprodukte über die ursprüngliche Förderung hinaus weiter zu verarbeiten. In der Konsequenz bedeutet dies weniger Nachfrage nach Arbeit im Land.

Nigeria hat mit einer enormen Arbeitslosigkeit von 23,9% zu kämpfen.[32] Genau an dieser Stelle sind wir wieder an der Ursache des Problems. Denn gerade die Armut, die Arbeitslosigkeit und die Hoffnungslosigkeit bringen die Menschen dazu, die Leitungen anzuzapfen und Treibstoff zu stehlen, um ihren Lebensunterhalt zu sichern. Dabei riskieren sie ihre Gesundheit, ihr Leben und dass austretendes Öl die Umwelt in der Region verseucht.

Bei dieser Vielzahl an Problemen, mit denen das Land zu kämpfen hat, ist es nicht verwunderlich, dass Nigeria in den Economy Rankings des ease of business der International Finance Corporation der Welt Bank den 133-igsten Platz von 183 Ländern belegt. Dieses Ranking beruht auf zehn Kriterien, die die Unternehmensführung und ökonomische Rahmenbedingungen betreffen.[33]

Der nigerianische Staat versucht Arbeitsplätze zu schaffen und seine Infrastruktur auszubauen. Um allerdings Investitionen für internationale private Geldgeber trotz der bisher genannten Widrigkeiten interessant zu machen, müsste der nigerianische Staat dafür sorgen, dass sich Investitionen für den Investor als vorteilhaft darstellen.

Denkbar wären zum Beispiel bestimmte Risikoübernahmen, zusätzliche finanzielle Mittel, vertragliche Zusicherungen wie zum Beispiel Liefergarantien mit Rohöl, sowie Absatzgarantien. Auch sicherheitstechnische Unterstützung durch staatliches Sicherheitspersonal wäre denkbar. Der nigerianische Staat müsste sich die Investitionen in die erdölverarbeitende Industrie erkaufen um Arbeitsplätze zu schaffen, wenn das Engagement aus der Sicht der internationalen Mineralölfirmen und Investoren in der derzeitigen Situation nicht rentabel ist, bzw. ein zu hohes Risiko birgt.

2.2 Facetten der Wohlfahrt

Ziel des Wirtschaften ist es, den Wohlstand und die Wohlfahrt im Sinne der Lebensqualität zu erhöhen. Jeder Mensch hat vielfältige Wünsche beziehungsweise Bedürfnisse, die er befriedigen möchte oder muss. Bedürfnisse sind somit der Grund und der Motor des Wirtschaftens.[34]

In der Fachliteratur gibt es jedoch keine einheitliche Definition für Wohlstand, bzw. Wohlfahrt. Es geht vom rein materiellen Wohlstand der Wohlfahrtsökonomik über die rein quantitative Erfassung durch das BIP, bis hin zur ganzheitlichen Betrachtung der Lebensqualität und des menschlichen Wohlbefindens. Diese Sichtweisen sollen auf den nachfolgenden Seiten untersucht, und am Beispiel Nigeria analysiert werden.

2.2.1 Die Wohlfahrt im Ökonomischen Sinne

Im Ökonomischen Sinne wird Wohlfahrt oder Gesamtwohlfahrt in einem Staat als Summe der Konsumentenrente und Produzentenrente definiert.[35] Diese Interpretation

der Wohlfahrt deckt sich mit der Theorie der Wohlfahrtsökonomik. Sie ist die Lehre davon, wie die Allokation der Ressourcen die wirtschaftliche Wohlfahrt beeinflusst.[36] Im Grundsatz bedeutet das Angebot und Nachfrage bestimmen den Preis. Doch welche Mechanik steckt dahinter und welchen Einfluss hat der Preis auf die Konsumentenrente und auf die Produzentenrente?

Bei der Konsumentenrente geht es um die Zahlungsbereitschaft, im Sinne der persönlichen Höchstpreise des Käufers, abzüglich des tatsächlich zu bezahlenden Marktpreises. Der Nachfrager zieht einen Nutzen daraus, wenn er für das Gut einen Einheitspreis zahlt, der unter dem Preis liegt, den er persönlich bereit gewesen wäre zu bezahlen. Anders ausgedrückt ist es der höchste Preis den ein Verbraucher akzeptieren würde, minus dem darunterliegenden Einheitspreis, welcher sich am Markt ergibt. Läge der Marktpreis darüber, würde die Nachfrage versiegen. Bei normalen Gütern sinkt die Nachfrage mit steigendem Preis, weil immer weniger Menschen bereit wären den höheren Marktpreis zu bezahlen. Der Grund dafür ist der persönliche Höchstpreis der Nachfrager. Umgekehrt würde mit sinkendem Preis die Zahl der Anbieter abnehmen. Denn steigt der Preis eines Gutes, macht es das für Anbieter lukrativer und es würden mehr Anbieter in den Markt drängen und dadurch wiederum die zu produzierte Menge erhöhen. Mit steigendem Preis erhöht sich demnach das Angebot. Dadurch, dass wiederum eine größere Menge zu niedrigeren Preisen führt entsteht ein Gleichgewicht, das den Marktpreis wiedergibt.

Grafisch lässt sich diese Auslegung der Wohlfahrt in der Preis- Nachfragefunktion darstellen. Der Schnittpunkt der Angebots- und der Nachfragekurve, gibt den Marktpreis, bzw. den Gleichgewichtspreis an. Faktoren die einen Gleichgewichtspreis bilden, sind die nachgefragte, sowie die angebotene Menge eines Gutes. Wenn bei normalen Gütern der Preis steigt, hat das die Auswirkung, dass weniger von diesem Gut nachgefragt wird. Auf der Anbieterseite hingegen sinkt die Zahl der Anbieter, wenn der Preis für ein Gut sinkt, bzw. die Grenzkosten steigen. Siehe hierzu Abbildung 7.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 7: Konsumentenrente und Produzentenrente im Marktgleichgewicht

(Quelle: Mankiw/ Taylor [2008], Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4 Auflage, S. 174.)

Im Sinne der Wohlfahrtsökonomie profitiert die nigerianische Volkswirtschaft erheblich von der Ölproduktion und dessen Export, da 80% der Staatseinnahmen aus den Erdölerlösen stammen.[37] Hätte der nigerianische Staat diese Einnahmen nicht, wäre er gezwungen, die Einnahmen durch andere Quellen, wie zum Beispiel durch eine Besteuerung der Bevölkerung oder der ansässigen Unternehmungen zu generieren oder weniger Geld auszugeben. Der Bevölkerung (Nachfrager) stünde dadurch weniger Geld zur Verfügung um sich Güter und Dienstleistungen zu kaufen und ihre Wohlfahrt würde verringert bzw. der Staat könnte weniger für sie ausgeben.

Bei einer verstärkten Besteuerung der Unternehmen (Anbieter) müssten diese ihre Preise erhöhen, ohne gleichzeitig eine höhere Produzentenrente ihrerseits zu erreichen. Ausserdem würden dann die stärker besteuerten Unternehmen an Wettbewerbsfähigkeit gegenüber ausländischen Anbietern einbüßen. Eine Alternative dazu wäre, dass der nigerianische Staat seine Ausgaben drastisch reduzieren müsste und seine Nachfrage auf dem Arbeitsmarkt, bzw. dem Markt für Güter und Dienstleistungen erheblich zu begrenzen hätte, sollten die Staatsschulden im gleichen Umfang nicht ausgeweitet werden. Steuern bedeuten in der Wohlfahrtsökonomie einen Wohlfahrtsverlust. Diesen Wohlfahrtsverlust durch Steuern erleidet Nigeria nur begrenzt, da die Staatseinnahmen zum Großteil aus dem Ölsektor stammen.

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abbildung 8: Wohlfahrtswirkungen einer Steuer

(Quelle: Mankiw/Taylor [2008], Grundzüge der Volkswirtschaftslehre, 4. Auflage, S. 186.)

Grafisch ausgedrückt und wie Abbildung 8 erkennen lässt, entspricht ohne eine Besteuerung die Konsumentenrente den Feldern A, B und C. Die Produzentenrente entspricht den Feldern D, E und F.

Wird nun eine Steuer erhoben, steigt der Preis für den Konsumenten von P1 auf PK, was wiederum bedeutet, dass eine geringere Menge des Gutes nachgefragt wird.

Für den Produzenten hat eine Besteuerung ebenfalls negative Auswirkungen. Der zu erzielende Preis sinkt von P1 auf PV. Das macht es für einige Anbieter uninteressant weiterhin ihre Güter anzubieten und sie scheiden aus dem Markt aus. Die zu produzierende Menge sinkt somit von Q1 auf Q2.

Die Konsumentenrente nach Steuern beschränkt sich auf das Feld A. Der bisherige Teil der Konsumentenrente von Feld B geht in Form der Steuer an den Staat. Auch das Feld D geht als Steuer an den Staat. Die Felder B und D gehen zwar den Konsumenten und den Produzenten an deren Wohlfahrt verloren, jedoch kann der Staat damit wieder an anderer Stelle Unternehmen subventionieren, Nachfrager in Form von Sozialleistungen unterstützen oder selbst für Nachfrage sorgen. Von der Produzentenrente bleibt nur noch Feld F übrig. Der gesamten Volkswirtschaft gehen jedoch die Felder C und E unwiederbringlich verloren. Müsste der nigerianische Staat also seine Einnahmen durch Steuern anstelle durch Erdölerlöse generieren, entstünde ein Nettowohlfahrtsverlust. Somit trägt die Erdölförderung positiv zur Wohlfahrt im ökonomischenn Sinne bei.

Kritisch am Modell der Wohlfahrtsökonomik ist jedoch zu sehen, dass es nicht möglich ist externe Effekte wie Umweltverschmutzung durch die Erdölförderung abzubilden. Externe Effekte werden von Dr. Alexander Spermann und Dipl.-Vw. Daniel Sutor als negative Effekte für Dritte erklärt.[38] Es wäre also denkbar, dass die Einen ihre Wohlfahrt überproportional erhöhen, während Andere lediglich unter der Umweltverschmutzung leiden.

Hinzu kommt die Prämisse des abnehmenden Grenznutzen oder auch bekannt als Erstes Gossensches Gesetz. Der Grenznutzen wird definiert als „Der zusätzliche Nutzen, der sich aus dem Konsum einer zusätzlichen Einheit einer Ware ergibt, während die konsumierten Mengen aller anderen Güter konstant bleiben.“ [39] Nach Mankiw / Taylor ist der Nutzen ein Maß für Glück und Zufriedenheit.[40] Beim abnehmenden Grenznutzen geht es um die Erkenntnis, dass jedes weitere Stück eines Gutes dem Haushalt, dem Nachfrager oder der betreffenden Person einen geringeren Nutzenzuwachs beschert als das vorherige.

Durch das erste Gossensche Gesetz wird die Beziehung zwischen dem Grenznutzen und der Konsummenge eines Gutes hergestelllt.[41]

Um zu verstehen was das Erste Gossensche Gesetz für die nigerianische Bevölkerung bedeutet, ist es verständlicher das Gesetz des abnehmenden Grenznutzen eines einzelnen Gutes zu erweitern und auf alle Lebensnotwendigen Güter zu übertragen. In Nigeria leben 70% der Bevölkerung von weniger als zwei USD am Tag. Es ist offensichtlich, dass zwei Dollar kaum für den Lebensunterhalt ausreichen. Würde solch eine Person jetzt anstelle von zwei USD pro Tag 20 USD pro Tag zur Verfügung haben, währe sein Nutzen um ein vielfaches höher, da er jetzt nicht nur seine Nahrung, sondern auch eine vernünftige Unterkunft oder das Schulgeld für seine Kinder bezahlen könnte. Wenn jedoch eine Person täglich bereits 1.000 USD zur Verfügung hat, so wird der zusätzliche Nutzen den sie aus 20 USD ziehen kann nur marginal sein. Dessen Yacht könnte beispielsweise ein paar Zentimeter länger ausfallen, dessen Nutzenzuwachs wohl kaum spürbar wäre. Einen immensen Einfluss auf die Wohlfahrt hat also nicht nur die absolute Höhe des Volkseinkommens, sondern auch dessen Verteilung.

[...]


[1] Vgl. o.V. Central Intelligence Agency [2012].

[2] Vgl. o.V, Telegraph, [2012].

[3] Vgl. Pähler, Klaus [2006] S. 1-4.

[4] Vgl. o.V. Auswärtiges Amt [2012].

[5] Vgl. o.V. Auswärtiges Amt [2012].

[6] Umfasst 36 Bundesstaaten.

[7] Vgl. o.V. Central Intelligence Agency [2012], Vgl. o.V. Auswärtiges Amt [2012].

[8] Nigeria ist das Bevölkerungsreichste Land Afrikas.

[9] Vgl. Gieler, Wolfgang [o.J.].

[10] Vgl. o.V. Central Intelligence Agency [2011].

[11] Vgl. o.V. Nigerian National Petroleum Corporation [o.J.].

[12] Vgl. o.V. FPSO.com [2010].

[13] Vgl. o.V. Nigerian National Petroleum Corporation [2010].

[14] Vgl. o.V. Oil & Gas IQ, [2012].

[15] Mehr dazu im Kapitel 2.4, Nigerian Content Gesetze.

[16] Vgl. o.V. Nigerian National Petroleum Corporation [o.J.].

[17] Vgl. Kapitel 2.3.4.

[18] Vgl. Wöhe [2010], S. 260 f.

[19] Vgl. Altmann, Jörn [2006].

[20] Vgl. o.V. Industrie-Lexikon [o.J.].

[21] Vgl. o.V, Nigerian National Petroleum Corporation [o.J.].

[22] Vgl. o.V. Central Intelligence Agency [2010].

[23] Vgl. o.V. Nigerian National Petroleum Corporation [2011].

[24] Vgl. o.V. Bundeszentrale für Politische Bildung [2003].

[25] Vgl. Wöhe [2010], S. 519 ff, 577 f.

[26] Vgl. o.V. Nigerian National Petroleum Corporation [2011].

[27] Vgl. Benzinpreissubvention Kapitel 2.3.3.

[28] Vgl. o.V. Auswärtiges Amt [2012].

[29] Vgl. o.V. Auswärtiges Amt [2012].

[30] Vgl. o.V. Globalisierung-infos [2008].

[31] Vgl. Samuelson P. A. / Nordhaus W. D. [2007], S. 812.

[32] Vgl. o.V. Trading Economics [2012].

[33] Vgl. o.V. The World Bank [2011].

[34] Vgl. o.V. Bürokauffrau Online [o.J.]

[35] Vgl. o.V. Vimentis [2011].

[36] Vgl. Mankiw/Taylor [2008], S. 159 – 181.

[37] Vgl. o.V. Auswärtiges Amt [2012].

[38] Vgl. Dr. Spermann, A, Dipl. Vw. Sutor, D. [2008], S. 436 f.

[39] Samuelson P. A. / Nordhaus W. D. [2007], S. 1035.

[40] Vgl. Mankiw Taylor [2008], S. 487.

[41] Vgl. Piekenbrock, Dirk [2008].

Ende der Leseprobe aus 61 Seiten

Details

Titel
Der Ölsektor in Nigeria und dessen Auswirkung auf die Wohlfahrt des Landes
Hochschule
Steinbeis-Hochschule Berlin
Note
1,6
Autor
Jahr
2012
Seiten
61
Katalognummer
V208110
ISBN (eBook)
9783656356134
ISBN (Buch)
9783656361060
Dateigröße
1507 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Nigeria, Erdöl, Ölindustrie, Ölsektor, Maslow, Wohlstand, Wohlfahrt, Westafrika, Raffinerie, Volkswirtschaft, Nigerdelta, Shell, Total, Exxon, Chevron, Texaco, JV, Joint Venture, Downstream, Upstream, Offshore, FPSO, Bonga, Konsumentenrente, Produzentenrente, Lorenz, Bedürfnispüramide, Indifferenzkurve, Benzinpreis, Benzin, Subvention, Steuern, Einkommensverteilung, Staatseinnahmen, Staatsausgaben, Staat, Local Content, Zahlungsbilanz, Leistungsbilanz, Ökonomie, NNPC, Naira, Öl, Wettbewerb, FDI, Investition, Investitionen, PHRC, WRPC;, KRPC, Bonny Island, Lagos, Port Harcourt, Abuja, Kapazität, Treibstoff, Barrell, Politische Stabilität, Wohlfahrtsökonomik, Armut, Lebensqualität, Wachstum, Einkommen, Einnahmen
Arbeit zitieren
Simon Egloff (Autor:in), 2012, Der Ölsektor in Nigeria und dessen Auswirkung auf die Wohlfahrt des Landes, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208110

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