Seit etlichen Jahren gibt es in Deutschland einen regelrechten Poker-Boom mit z.T. großer medialer Aufmerksamkeit. Poker wird inzwischen von mehrere kleinere Fernsehsender live übertragen und mit Pro7 nahm auch ein großer Sender den Trend auf. Im Gegensatz zu der 2011 ausgestrahlte Casting-Show „das PokerStars.de Ass“, welche nur mäßige Einschaltquoten erreichte, ist das Format „TV Total PokerStars.de Nacht“ von und mit Stefan Raab sehr erfolgreich. Schätzungen über die Anzahl meist männlichen Deutscher Pokerspieler_innen schwanken zwischen einer (Schätzung des Deutschen Poker Bund) und zwei Millionen Menschen (Schätzung der German Poker Players Association, vgl. Hayer/Meyer 2008, S. 154). So verwundert es nicht, das es in Deutschland einen umfangreichen Markt an Pokerratgebern, Pokermagazinen und Videospielen gibt. Im Internetzeitalter ist Pokern nicht auf das „real life“ beschränkt, sondern auch das Onlinepoker erlebt seit Jahren ein gesteigertes Interesse. Poker ist jedoch ein Spiel, bei dem nicht ausschließlich die besseren Karten entscheiden, sondern auch die Möglichkeit eröffnet, durch Bluffen auch mit schwachen Karten zu gewinnen. Deshalb ist es für Pokerspieler_innen wichtig, das Verhalten seines_r Gegenspieler_innen zu beobachten und daraus Rückschlüsse auf die Bewertung seiner Karten zu ziehen. Während Erwin Goffman in „Wir alle spiele Theater“ an verblüffenden Beispielen erst das „Theater des Alltags“ aufzeigen muss, so ist es beim face to face Poker offensichtlich, dass die Spieler_innen ihren Gegner_innen versuchen zu täuschen, ihnen etwas vorspielen. Beim Onlinepoker ist es in der Regel nicht möglich die Körpersprache der Mitspieler_innen zu erfassen. Ziel der qualitaiven Forschungsarbeit, welche im Rahmen eines Forschungspraktikums entstand, ist es zu untersuchen ob und wenn wie Onlinepokerspieler_innen Theater spielen und wie sie diese zu erkennen versuchen. Es soll Theorieskizze über die Formen des Imressionmanagemts bei Onlinepokerspieler_innen entstehen.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 2. Zum Phanomen Poker
- 2.1 Vom Goldgräberspiel zum Poker-Boom
- 2.2 Online-Poker
- 2.3 Viel (Sucht)-Forschung: aber wenig zu Imressionmanagement
- 2.4 Imressjonmanagement beim Poker
- 3 Theorie und Methodik
- 3.1 „Wir alle spielen nur Theater"
- 3.2 Methode
- 3.3 Datenerhebung
- 3.4. Datenauswertung
- 4. Wie Onlinepokerspieler_innen Theater spielen
- 4.1 Fassade
- 4.2 Vorder- und Hinterbühne
- 5. Fazit: Auch Onlinepokerspieler_innen spielen Theater
- Literaturverzeichnis
- Interviewl eitfaden
- Kurzfragebogen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Hausarbeit im Rahmen eines Forschungspraktikums zur qualitativen Glücksspielforschung untersucht das Phänomen des „Theaterspiels" bei Onlinepokerspieler_innen. Sie analysiert, ob und wie Onlinepokerspieler_innen im virtuellen Raum bestimmte Strategien des Imressionmanagements anwenden, um andere Spieler_innen zu beeinflussen und ihre eigenen Karten zu schützen.
- Die Rolle der Körpersprache und des Imressionmanagements beim Poker
- Die Anwendung von Goffmans „Wir alle spielen nur Theater" auf das Onlinepokerspiel
- Die Bedeutung von Avataren, Chatfunktionen und Setzmustern als „Tells" im Onlinepoker
- Die Bedeutung von strategischen Absprachen und nachträglichen Analysen für die Leistungssteigerung
- Die Herausforderungen des „Lesens" von Gegner_innen im Onlinepoker im Vergleich zum Realen-Poker
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Poker und den Pokerboom in Deutschland ein. Sie beleuchtet die mediale Aufmerksamkeit und die Verbreitung des Spiels sowie die geschätzte Anzahl der Pokerspieler_innen in Deutschland und weltweit. Die Einleitung stellt fest, dass Poker nicht nur ein Glücksspiel ist, sondern auch die Möglichkeit eröffnet, durch strategisches Verhalten und Bluffen zu gewinnen. Die Bedeutung der Körpersprache und des Imressionmanagements wird als zentrale Herausforderung beim Poker hervorgehoben.
Das Kapitel „Zum Phanomen Poker" beleuchtet die Geschichte des Pokerspiels von seinen Ursprüngen bis zum heutigen Pokerboom. Es thematisiert die Entwicklung des Onlinepokers und die wachsende Bedeutung des Onlinepokermarktes. Zudem wird auf die vielfältige Forschungsliteratur zum Thema Glückspielsucht eingegangen und die Bedeutung des Imressionmanagements beim Poker im Kontext der Körpersprache erläutert.
Das Kapitel „Theorie und Methodik" stellt die theoretischen Grundlagen der Forschungsarbeit vor, insbesondere Goffmans „Wir alle spielen nur Theater" und die Grounded Theory nach Glaser und Strauss. Es beschreibt die qualitative Forschungsmethode und die Datenerhebung mittels Leitfadeninterviews mit Onlinepokerspieler_innen. Die Auswahl der Interviewpartner_innen und die Durchführung der Interviews werden detailliert dargestellt. Die Datenauswertung erfolgt in drei Phasen: offenes Kodieren, axiales Kodieren und selektives Kodieren.
Das Kapitel „Wie Onlinepokerspieler_innen Theater spielen" analysiert die Ergebnisse der Interviews und zeigt, wie Onlinepokerspieler_innen im virtuellen Raum Theater spielen. Es werden die Strategien des Imressionmanagements anhand der Kategorien „Fassade" und „Vorder- und Hinterbühne" erläutert. Die Bedeutung von Avataren, Chatfunktionen und Setzmustern als „Tells" wird im Kontext von Goffmans „Wir alle spielen nur Theater" analysiert. Die Interviews zeigen, dass Onlinepokerspieler_innen sich bewusst oder unbewusst im virtuellen Raum darstellen und Strategien anwenden, um andere Spieler_innen zu beeinflussen und ihre eigenen Karten zu schützen.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen Onlinepoker, Imressionmanagement, Goffman, „Wir alle spielen nur Theater", Körpersprache, Avatare, Chatfunktionen, Setzmuster, Strategien, Tells, Glücksspiel, Sucht, qualitative Forschung, Grounded Theory, Interviews.
- Quote paper
- Florian Leckel (Author), 2012, Wie spielen Onlinepokerspieler_innen Theater?, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208249
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