Interkulturelles Marketing in Deutschland und Indonesien


Hausarbeit, 2013

49 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe

Inhaltsverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

III. Abbildungsverzeichnis

1. Einleitung
1.1 Überblick Deutschland
1.2 Überblick Indonesien
1.2.1 Bali im Besonderen
1.2.2 Die Udayana University

2. Der Begriff Kultur
2.1 Kultur nach Hofstede
2.2 Kulturdimensionen
2.2.1 Machtdistanz (PDI)
2.2.2 Individualismus (IDV)
2.2.3 Maskulinität (MAS)
2.2.4 Unsicherheitsvermeidung (UAI)
2.2.5 Langfristorientierung (LTO)
2.3 Anwendung der Kulturdimensionen auf Deutschland und Indonesien

3. Religion in Indonesien / Im Speziellen Bali

4. Interkulturelles Marketing
4.1 Definition: Interkulturelles Marketing
4.2 Interkulturelle Mitarbeiterkompetenzen
4.3 Kulturräume Südostasien / Mitteleuropa
4.4 Kultur und Marketing
4.5 Der Einfluss von Kulturen auf das Marketing
4.6 Der Einfluss des Marketings auf die Kulturen
4.7 Der Marketing-Mix aus kultureller Perspektive
4.7.1 Interkulturelle Produktpolitik
4.7.2 Interkulturelle Preispolitik
4.7.3 Interkulturelle Distributionspolitik
4.7.4 Interkulturelle Kommunikationspolitik
4.8 Sprache und Kommunikation
4.8.1 Verbale Kommunikation
4.8.2 Non-verbale Kommunikation

5. Werbung in Deutschland und Indonesien / Bali
5.1 Kurzportrait Deutsche Bank AG & Bank Mandiri
5.1.1 Werbebeispiel Deutsche Bank AG
5.1.2 Werbebeispiel Bank Mandiri
5.2 Kurzportrait Astra & Bintang
5.2.1 Werbebeispiel Astra
5.2.2 Werbebeispiel Bintang
5.3 Vergleich der Werbebeispiele

6. Fazit

IV. Quellenverzeichnis

II. Abkürzungsverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

III. Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Indonesien

Abb. 2: Lage Balis in Indonesien

Abb. 3: Bali Bombings Memorial, Kuta

Abb. 4: Logo der Udayana University

Abb. 5: Das Zwiebel – Modell (Kulturzwiebel)

Abb. 6: Symbole verschiedener Kulturkreise

Abb. 7: Dimensionsindizes

Abb. 8: Vergleich der Kulturdimensionen

Abb. 9: Opfergaben auf Bali

Abb. 10: Hinduistische Tempel Balis

Abb. 11: Religionszusammensetzung in Indonesien

Abb. 12: Interkulturelle Kompetenz

Abb. 13: Kulturräume Südostasien & Mitteleuropa

Abb. 14: Logo Deutsche Bank AG

Abb. 15: Logo Bank Mandiri

Abb. 16: Werbebeispiel Deutsche Bank AG

Abb. 17: Werbebeispiel Bank Madiri

Abb. 18: Logos Astra – Holsten – Carlsberg

Abb. 19: Logos Bintang – Heineken – APB

Abb. 20: Werbebeispiele Astra

Abb. 21: Werbebeispiele Bintang

1. Einleitung

Im Rahmen unseres Studiums an der Westfälischen Hochschule am Campus Bocholt (Studiengang Wirtschaft) haben wir, Moritz Teubert und Nils Sinzig, uns im Jahr 2011 dazu entschlossen ein freiwilliges Auslandssemester im 4. Fachsemester zu absolvieren. Wir entschieden uns für die staatliche Udayana University Denpasar, Bali, Indonesien. Ziel dieses Auslandsaufenthaltes sollte es sein, unsere bis dato erlangten Kenntnisse und Fähigkeiten im Zuge dieser Auslandserfahrung zu festigen und zu erweitern. Insbesondere haben wir Wert darauf gelegt, unsere Englischkenntnisse zu fördern und im Rahmen der Auswahl auf das Land Indonesien unseren kulturellen Horizont, insbesondere die Religion des Hinduismus erleben zu können, sowie Lebensweisen der Einheimischen kennenzulernen. Somit verbrachten wir vier eindrucksvolle, sehr prägende und mehr als spannende Monate auf der Insel der Götter und Dämonen, die uns sowohl fachlich, als auch menschlich um sehr viele Erfahrungen reicher machte. Dennoch wirft sich die Frage auf, wie unterschiedlich eigentlich die Westliche Welt vom 13.000 km entfernten Indonesien ist. Sowohl kulturell, als auch wirtschaftlich prallen hier zwei völlig unterschiedliche Lebens- und Denkweisen aufeinander. Aus diesem Grund möchten wir uns in der folgenden Hausarbeit mit dem Thema des „Interkulturellen Marketings“ und mit dem Vergleich der zwei Nationen Deutschland und Indonesien, teilweise auch im speziellen Bali, auseinandersetzen und diese Unterschiede herausarbeiten. Eigene Erfahrungen und Beobachtungen während unseres Aufenthaltes sollen unsere Ausarbeitung dabei unterstützen.

1.1 Überblick Deutschland

Deutschland ist ein Staat in Mitteleuropa, welcher aus 16 Bundesländern besteht und sich über eine Fläche von 357.022 km2 erstreckt. Insgesamt leben in Deutschland ca. 81,3 Millionen Menschen, was es zu einem der dichtest besiedelten Ländern der Erde macht. Die Bundeshauptstadt ist Berlin und die offizielle Amtssprache ist deutsch. In dieser parlamentarischen Demokratie ist der/die Bundespräsident/in das Staatsoberhaupt. Der Regierungschef ist der/die Bundeskanzler/in.[1] Insgesamt grenzen neun europäische Nachbarstaaten an die Bundesrepublik. Im Norden Dänemark, im Westen die Niederlande, Belgien, Luxemburg und Frankreich. Südlich liegen die Schweiz und Österreich, im Osten Tschechien und Polen. Zudem grenzt Deutschland im Norden an die Nord- und Ostsee, sowie im Süden an das Bergland der Alpen.[2] Deutschland ist Gründungsmitglied der Europäischen Union und bildet mit 16 anderen EU-Mitgliedsstaaten eine Währungsunion. Darüber hinaus ist Deutschland Mitglied der Vereinten Nationen, der OECD, der NATO, der G8 und der G20.Gemessen am nominalen Bruttoinlandsprodukt (3.144 Milliarden US-Dollar) ist Deutschland die größte Volkswirtschaft Europas und die viertgrößte der Welt (Stand 2011).[3]

1.2 Überblick Indonesien

Die Republik Indonesien ist ein Inselstaat in Südostasien und Ozeanien, welcher aus 33 Provinzen besteht. Mit etwa 248,65 Millionen Einwohnern ist die äquatoriale Inselkette der bevölkerungsreichste Staat Südostasiens sowie die viertbevölkerungsreichste Nation der Welt. Indonesien erstreckt über eine Gesamtfläche von 1.904.569 km2, was es zum größten Staat Südostasiens macht. Zudem ist Indonesien mit etwa 17.508 Inseln, von denen etwa 6.000 bewohnt sind, der weltgrößte Inselstaat. Die Hauptinseln sind Sumatra, Java, Borneo, Sulawesi und Neuguinea. Die Hauptstadt ist Jakarta auf der Insel Java, die offizielle Amtssprache ist Bahasa Indonesia und die offizielle Währung ist der indonesische Rupiah. In dieser Präsidialrepublik ist das Staatsoberhaupt sowie der Regierungschef der Präsident.[4] Nördlich von Indonesien befinden sich Malaysia, Singapur, die Philippinen und Palau, östlich Papua-Neuguinea und Osttimor, südlich Australien und im Westen und Süden der Indische Ozean. Die Straße von Malakka trennt Indonesien vom westlichen Malaysia und Singapur. In Richtung philippinische Inseln durchläuft die Grenze die Celebessee. Über dem indonesischen Teil der Insel Neuguinea liegt im Norden der Pazifik und südlich in Richtung Australien die Arafurasee, weiter westlich die Timorsee. Zu Indonesien gehören die Großen (außer dem Nordteil Borneos) und die Kleinen Sunda-Inseln (außer Osttimor) sowie die Molukken. Außerdem gehört die Westhälfte Neuguineas (West-Papua) zu Indonesien. Damit liegt Indonesien nicht nur in Asien, sondern auch in Ozeanien.[5] Ferner ist Indonesien Mitglied der Vereinten Nationen, des Internationalen Währungsfonds, in der Welthandelsorganisation sowie in der ASEAN. Das nominale BIP liegt bei 1.125 Milliarden US-Dollar, was Platz 16 in der Liste der Länder nach Bruttoinlandsprodukt bedeutet (Stand 2011).[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 1: Indonesien[7]

1.2.1 Bali im Besonderen

Bali ist eine zu Indonesien gehörende Insel und bildet gleichzeitig die gleichnamige Provinz des Inselstaates.[8] Die Insel hat eine Fläche von 5.634,43 km2 mit etwa 3,9 Millionen Einwohnern.[9] Die Hauptstadt ist Denpasar im Süden der Insel.[10] Bali liegt im Indischen Ozean zwischen Java und Lombok und gilt als westlichste der Kleinen Sundainseln. Zur Provinz gehören ebenfalls die kleineren, südöstlich gelegenen Inseln Nusa Penida, Nusa Lembongan und Nusa Ceningan.[11] Zusätzlich zu Indonesisch (Bahasa Indonesia) wird auf Bali Balinesisch gesprochen. Balinesisch ist die Sprache der Hindubevölkerung auf Bali und Lombok. Man unterscheidet drei verschiedene Formen – das Hochbalinesisch, das Mittelbalinesisch und das Niederbalinesisch. Die drei Sprachen sind als Folge des auf ihrer Religion basierenden Kastenwesens auf Bali entstanden.[12] Auf Grund des Tourismus ist Englisch auf Bali ebenfalls sehr verbreitet.[13] Neben Indien und Nepal ist Bali weltweit die einzige Region mit einer hinduistischen Bevölkerungsmehrheit.[14] Die Bevölkerung besteht zu 92,3% aus Hindus, zu 5,7% aus Muslimen, zu 1,4% aus Christen und zu 0,6% aus Buddhisten.[15] Dies ist ein gravierender Unterschied zum Rest Indonesiens. Mit ca. 200 Millionen Moslems stellt Indonesien den Staat mit der größten muslimischen Bevölkerung der Welt dar.[16]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 2: Lage Balis in Indonesien[17]

Die Landwirtschaft besitzt seit jeher einen bedeutenden Anteil an der balinesischen Wirtschaft. Reis, als Hauptnahrungsmittel der Balinesen, ist das wesentliche landwirtschaftliche Produkt der Insel. Allerdings wird nur sehr wenig Reis exportiert, da der Produktionsoutput vor allem zur Deckung des Eigenbedarfs dient. Die wichtigsten Exportgüter Balis sind Kokosnüsse, Schweinefleisch und Kaffee. Weitere Exportgüter sind Produkte des Kunsthandwerks wie Töpfereien, Keramiken und Möbel. Insgesamt kann auf Bali nicht von einer ausgeprägten Industrielandschaft gesprochen werden. Die einzig nennenswerte Industrie ist die Textilindustrie. Es handelt sich dabei zum Großteil um Badebekleidung, welche oftmals in Heimarbeit hergestellt wird und im In- und Ausland vertrieben wird.[18] Der bedeutendste Wirtschaftszweig Balis ist allerdings der Tourismus. Schon vor mehr als 60 Jahren fing dieser an sich auf Bali zu etablieren und ist seitdem kontinuierlich gewachsen. Mittlerweile ist er wohl nicht mehr von der Insel wegzudenken.[19] Selbst von der Krise, welche auf die Bombenanschläge auf der Touristenmeile in Kuta folgte, hat sich Bali mittlerweile erholt. Am 12. Oktober 2002 rissen zwei extremistisch motivierte Bombenexplosionen 202 Menschen in den Tod. In Folge dieser Ereignisse ist der Tourismus kurzzeitig radikal. Mittlerweile hat sich das Geschäft wieder erholt und in Kuta erinnert nur noch ein Denkmal an die verheerenden Anschläge (s. Abb. 3). Für dieses Jahr visiert die Tourismusbranche eine Besucherzahl von über drei Millionen an.[20]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 3: Bali Bombings Memorial, Kuta[21]

1.2.2 Die Udayana University

Die Udayana University („Universitas Udayana“) ist eine staatliche Universität auf Bali, welche 1963 gegründet wurde. Es existiert ein Campus in der Hauptstadt Denpasar und ein weiterer, neuer Campus, in Jimbaran. Das ältere Gelände in Denpasar hat eine Größe von sieben Hektar. Das neuere Universitätsgelände, auf dem auch wir studiert haben, verfügt über eine Fläche von 250 Hektar. Insgesamt gibt es neun Fakultäten: Jura, Medizin, Veterinärmedizin, Ökonomie inkl. Business-Management, Agrarwissenschaften, Literaturwissenschaften, Ingenieurwissenschaften und Mathematik. Darüber hinaus gibt es weitere Studienprogramme in den Bereichen Kunst, Ethnologie und Tourismus.[22] An der gesamten Universität unterrichten die über 1.600 Dozenten – davon 126 Professoren – ca. 18.000 Studenten. Den zu vergebenden Studienplätzen stehen jährlich etwa 14.000 Bewerber gegenüber, von denen nach der Absolvierung eines Aufnahmetests ca. 15% angenommen werden.[23]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 4: Logo der Udayana University[24]

2. Der Begriff Kultur

Es gibt viele verschiedene Definitionen, die für den Begriff Kultur verwendet werden können. Um den Begriff „Kultur“ näher betrachten zu können, bietet es sich an, verschiedene Definitionen zu Rate zu ziehen:

- „Kultur: Gesamtheit der Lebensäußerung der menschlichen Gesellschaft in Sprache, Religion, Wissenschaft, Kunst und ähnliches.“[25]
- Kultur bestimmt „…die Tätigkeiten, die der Mensch bewusst im Hinblick auf die Gestaltung seines Lebens entfaltet.“[26]
- „Kultur ist der Weg, auf dem menschliche Gesellschaften zur Lösung von Problemen finden.“[27]
- „Culture… is that complex whole which includes knowledge, belief, art, law, custom and any other capabilities and habits acquired by a man as member of society.”[28]

Diese vier Definitionen geben nur einen kurzen Einblick über das, was jemals über Kultur geschrieben und verfasst wurde. In der Tat gibt es keine allgemein gültige bzw. einheitliche Definition des Wortes „Kultur“.

2.1 Kultur nach Hofstede

Der niederländische Sozialwissenschaftler und Kulturpsychologe Geert Hofstede verbindet Kultur mit einer mentalen Software. Nach Hofstede ist Kultur die kollektive Programmierung des Geistes, die die Mitglieder einer Gruppe von Menschen anderer Gruppen unterscheidet.[29] Somit stellt sie ein System von Überzeugungen, Einstellungen, Werten und Konzepten dar, welche nicht nur im Verhalten sondern auch in geistigen Erzeugnissen von Menschen zutage treten. In Hinsicht auf die äußere Ausformung von Kultur, demonstriert die sog. Kulturzwiebel das einfachste Modell, um den Begriff Kultur zu veranschaulichen.[30]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 5: Das Zwiebel – Modell (Kulturzwiebel)[31]

Dieses Zwiebel-Modell soll illustrieren, dass jede Kultur Schichten bildet, welche auf der einen Seite immer tiefer in die inneren Eigenschaften und Merkmale der Kultur führen, auf der anderen Seite mit zunehmender Tiefe immer weniger nach außen sichtbar sind. Die äußerste, für jedermann sichtbare Schicht der Kulturzwiebel stellen Symbole dar.[32] Bezogen auf Deutschland und Indonesien könnten dies bspw. das christliche Kreuz oder der islamische Halbmond sein. Besonders ist hierbei, dass das islamische Symbol nur teilweise für Bali gilt. Wie bereits erwähnt, hat Bali eine hinduistische Bevölkerungsmehrheit, was die Insel gravierend vom Rest Indonesiens unterscheidet. Als Symbol für diesen speziellen Kulturkreis ist die Swastika („Hakenkreuz“) zu nennen. Entgegen der hiesigen Bedeutung und Symbolik für den Nationalsozialismus, steht die Swastika in der Hindu-Symbolik noch immer als Sonnensymbol oder auch als Symbol des Lebens.[33]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Abb. 6: Symbole verschiedener Kulturkreise[34]

Die zweite, ebenfalls noch nach außen sichtbare Schicht der Kulturzwiebel stellt die Helden der jeweiligen Kultur dar. In jeder Kultur werden Menschen verehrt, die die jeweiligen Werte, Einstellungen und Überzeugungen besonders nachahmenswert leben oder gelebt haben. Diese Helden können durchaus auch wirtschaftlicher Natur sein, vor allem mit Blick auf die Unternehmenskultur. Ein Beispiel eines kulturellen Helden ist etwa Jesus Christus, in wirtschaftlicher Hinsicht wäre bspw. Bill Gates zu nennen.[35] Nach einer Umfrage von Emnid für den Spiegel, in der nach jenen Deutschen gesucht wurde, die den bedeutendsten Beitrag zur Entwicklung der Menschheit erbracht haben, steht Albert Einstein unangefochten an der Spitze.[36] Ein Beispiel eines indonesischen und gleichzeitig balinesischen Helden ist der aus Bali stammende I Gusti Ngurah Rai, welcher im Unabhängigkeitskampf gegen die Niederländer zu Ruhm und Anerkennung kam.[37] Auch heute ist er in Indonesien und auf Bali noch allgegenwärtig. Zum einen ist er auf der 50.000-Rupiah-Banknote abgebildet, zum anderen hat der internationale Flughafen von Bali durch ihn seinen Namen – der Ngurah Rai International Airport. Neben zahlreichen Statuen und Abbildungen ist zudem die wichtigste Hauptverkehrsstraße Balis, die Jalan By Pass Ngurah Rai, nach ihm benannt. Die dritte Schicht einer Kultur sind Rituale. Diese sind ebenfalls noch sichtbar. Das Leben von Werten, Einstellungen und Überzeugungen wird durch bestimmte ritualisierte Verhaltensweisen zum Ausdruck gebracht. Beispielhaft hierfür sind Gebete oder regelmäßige Verehrung von verstorbenen Persönlichkeiten. In einem wirtschaftlichen Umfeld gehört etwa auch das Feilschen um den Preis dazu.[38] Während unseres Aufenthaltes auf Bali sind uns viele solcher Rituale im Alltag begegnet. So sind bspw. Gebete für die hinduistische Bevölkerung von großer Bedeutung. Verdeutlicht wird dies nicht zuletzt durch den Fakt, dass nahezu jede Familie auf Bali seinen eigenen Tempel besitzt. Darüber hinaus kann durch verschiedene Rituale, sog. Zeremonien, die Arbeit auf Bali – zumindest in einigen Teilen – tagelang ruhen. Diese Zeremonien können die unterschiedlichsten Auslöser haben und sind wie religiöse Feiertage zu betrachten. Beispiel für Zeremonien sind u.a. die „Cremation“ (Leichenverbrennung) oder die sog. Zahnfeilung, die den Akt des Erwachsenwerdens eines Jugendlichen beschreibt. In dem genannten wirtschaftlichen Umfeld ist auf Bali das Feilschen um den Verkaufspreis gang und gäbe. Besonders auf Märkten und in kleinen Straßenrestaurants, sog. Warungs, gibt es keine Artikel oder Dienstleistungen zu festgelegten Preisen. Grundsätzlich lässt sich aber auch dann verhandeln, wenn ein Preis ausgezeichnet ist. Den Kern einer Kultur bilden die beiden innersten Schichten, welche nach außen hin unsichtbar sind. Die vierte Schicht der Kulturzwiebel stellen Werten und Normen, wie bspw. Ehrlichkeit und Zuverlässigkeit dar. Die fünfte und gleichzeitig innerste Schicht betrifft Grundannahmen, die die Basis einer jeden Kultur sind. Dazu zählen z.B. die Ehe oder der Glaube an eine überirdische Macht.[39]

2.2 Kulturdimensionen

Das wohl bekannteste Kulturmodell sind die fünf Kulturdimensionen nach Hofstede. Laut Hofstede können die Grundausrichtungen verschiedener Kulturen und deren Einfluss auf das Verhalten von Unternehmen anhand folgender fünf Dimensionen verglichen werden:

- Machtdistanz (PDI)
- Individualismus (IDV)
- Maskulinität (MAS)
- Unsicherheitsvermeidung (UAI)
- Langfristorientierung (LTO)[40]

Nach Hofstede setzen sich alle Kulturen mit vier Dimensionen, welche er als Grundproblematiken des gesellschaftlichen Lebens beschreibt, auseinander. Jede Kultur findet eine in der Kultur als gemeinsam gültig geltende Antwort auf die Grundproblematik. Die Dimension der Machtdistanz wird von gering bis groß beschrieben, der Individualismus erstreckt sich vom kollektiven bis zum individuellen Denken, die Maskulinität wird der Femininität gegenübergestellt und die Unsicherheitsvermeidung kann entweder schwach oder stark ausgeprägt sein.[41] An einigen Punkten dieses Modells wird allerdings auch Kritik geäußert. So stellen Müller und Gelbrich fest, dass das Modell Hofstedes ausschließlich auf subjektiven Einschätzungen von ihm selbst beruht und von keiner theoretischen Studie oder einem theoretischen Modell gestützt wird. Zudem wird die Gleichsetzung von Kultur- mit Ländergrenzen kritisiert. Dabei werden Nationen, die historisch aus einzelnen Ländern entstanden sind als Gesamtheit betrachtet und interne Kulturunterschiede nicht berücksichtigt.[42] Wie bei vielen Marketingstudien hat auch Hofstede bei der Erstellung seines Modells der Kulturdimensionen mit westlichen Denkweisen gehandelt. Erst Jahre nach der Publizierung wurde erkannt, dass die fundamentale Dimension der Zeit fehlte. Erst im Nachhinein fügte er seinem Modell die Dimension der Zeit hinzu. Diese Dimension wird als Langfristorientierung bezeichnet und spiegelt wider, ob eine Gesellschaft eher lang- oder kurzfristig orientiert ist.[43]

2.2.1 Machtdistanz (PDI)

Die Machtdistanz gibt Auskunft über die Beziehungen in einer Kultur. So besteht bei Ländern mit einer geringen Machtdistanz eine geringere hierarchische Struktur und sogar eine gegenseitige Abhängigkeit zwischen Angestellten und Vorgesetzten. Bei Ländern mit einer hohen Machtdistanz hingegen besteht eine große Abhängigkeit der Angestellten von den Vorgesetzten. Die Angestellten widersprechen den Vorgesetzten typischerweise nicht und sprechen selten persönlich mit ihnen.[44] „Machtdistanz kann also definiert werden als das Ausmaß, bis zu welchem die weniger mächtigen Mitglieder von Institutionen bzw. Organisationen eines Landes erwarten und akzeptieren, dass Macht ungleich verteilt ist.“[45]

2.2.2 Individualismus (IDV)

Mit Hilfe dieser Dimension wird die Rolle des Individuums innerhalb der Gruppe beschrieben. Steht das Interesse der Gruppe über dem des Individuums, handelt es sich um eine kollektivistische Gesellschaft. Wird dem entgegen die Rolle des Einzelnen in der Gesellschaft wichtiger angesehen als die Rolle der Gruppe, handelt es sich um eine individualistische Gesellschaft.[46] „Individualismus beschreibt Gesellschaften, in denen Bindungen zwischen den Individuen locker sind: man erwartet von jedem, dass er für sich selbst und seine unmittelbare Familie sorgt. Sein Gegenstück, der Kollektivismus, beschreibt Gesellschaften, in denen der Mensch von Geburt an in starke, geschlossene Wir-Gruppen integriert ist, die ihn ein Leben lang schützen und dafür bedingungslose Loyalität verlangen.“[47]

2.2.3 Maskulinität (MAS)

Die Dimension der Maskulinität bezieht sich auf die maskuline oder feminine Ausprägung einer Gesellschaft. Die Ausrichtung nach eher feminin oder eher maskulin wird nach der Wichtigkeit bestimmter Faktoren, im Zusammenhang mit dem Arbeitsplatz, eingestuft. Als maskulin gelten Gesellschaften, in denen die Höhe des Einkommens und die Anerkennung der geleisteten Arbeit einen sehr hohen Stellenwert haben. Personen dieser Gesellschaften ist es wichtig eine Möglichkeit des beruflichen Aufstiegs zu haben und am Arbeitsplatz vor Herausforderungen gestellt zu werden. Feminin geprägte Kulturen hingegen streben ein gutes Verhältnis zum Vorgesetzten an und legen Wert auf eine gute Zusammenarbeit mit den Kollegen. Weiterhin ist es für sie wichtig in einer harmonischen Umgebung zu leben und einen sicheren Arbeitsplatz zu haben.[48] „Maskulinität kennzeichnet eine Gesellschaft, in der die Rollen der Geschlechter klar gegeneinander abgegrenzt sind: Männer haben bestimmt, hart und materiell orientiert zu sein, Frauen müssen bescheidener, sensibler sein und Wert auf Lebensqualität legen.“[49] „Femininität kennzeichnet eine Gesellschaft, in der sich die Rollen der Geschlechter überschneiden: sowohl Frauen als auch Männer sollten bescheiden und feinfühlig sein und Wert auf Lebensqualität legen.“[50]

2.2.4 Unsicherheitsvermeidung (UAI)

Die vierte Dimension in Hofstedes Modell beschäftigt sich mit dem unterschiedlichen Umgang mit Unsicherheiten in den unterschiedlichen Kulturkreisen.[51] „Unsicherheitsvermeidung lässt sich definieren als der Grad, in dem die Mitglieder einer Kultur sich durch ungewisse oder unbekannte Situationen bedroht fühlen.“[52]

2.2.5 Langfristorientierung (LTO)

Diese Dimension spiegelt wider, ob eine Gesellschaft eher lang- oder kurzfristig orientiert ist. Langfristig orientierte Gesellschaften haben die Zukunft im Fokus und sind damit dynamisch ausgerichtet. Sie passen bei Bedarf ihre Aktionen den Perspektiven an. Sie haben typischerweise eine hohe Ausdauer und eine gewisse Beharrlichkeit im Blick auf die Zukunft. In diesen Gesellschaften unterliegen die Beziehungen einer festen Ordnung. Weitere typische Phänomene langfristig orientierter Gesellschaften sind unter anderem Sparsamkeit hinsichtlich der Zukunftssicherung. Kurzfristig orientierte Gesellschaften hingegen sind auf die Vergangenheit und Gegenwart ausgerichtet und damit statisch. Den Vertretern dieser Gesellschaften ist es wichtig, eine persönliche Standhaftigkeit im Jetzt zu erreichen und das eigene Gesicht zu bewahren. Sie haben in der Regel großen Respekt für Traditionen.[53]

[...]


[1] vgl. CIA – The World Factbook (2012), URL: www.cia.gov/library/publications/the-world-

factbook/geos/gm.html (abgerufen am 30.10.2012)

[2] vgl. Länder-Lexikon (o.J.), URL: www.laender-lexikon.de/Deutschland_%28Geografie%29

(abgerufen am 30.10.2012)

[3] vgl. CIA – The World Factbook (2012), URL: www.cia.gov/library/publications/the-world-

factbook/geos/gm.html (abgerufen am 30.10.2012)

[4] vgl. CIA – The World Factbook (2012), URL: www.cia.gov/library/publications/the-world-

factbook/geos/id.html (abgerufen am 30.10.2012)

[5] vgl. Transasien (o.J.), URL: www.transasien.org/pages/indonesien/geographie.php (abge

rufen am 30.10.2012)

[6] vgl. CIA – The World Factbook (2012), URL: www.cia.gov/library/publications/the-world-

factbook/geos/id.html (abgerufen am 30.10.2012)

[7] Google Bildersuche, URL: www.welt-blick.de/landkarte/indonesien.html (abgerufen am

30.10.2012)

[8] vgl. Bali - Indonesien - Guide (o.J.), URL: www.bali-indonesien-guide.de/bali-indonesien

/land-leute (abgerufen am 30.10.2012)

[9] vgl. inzumi - Reisen mit Plan (2012), URL: http://inzumi.com/de/travel/report/d_id/Bali/rc

_id/1/type/8 (abgerufen am 30.10.2012)

[10] vgl. Bali - Indonesien - Guide (o.J.), URL: www.bali-indonesien-guide.de/bali-indonesien

/land-leute (abgerufen am 30.10.2012)

[11] vgl. Transasien (o.J.), URL: www.transasien.org/pages/indonesien/bali/geographie.php

(abgerufen am 30.10.2012)

[12] vgl. i-rent (o.J.), URL: www.gocanggu.com/d/vermietung-ferienh% C3%A4user

/indonesien/bali_area_12.aspx (abgerufen am 30.10.2012)

[13] vgl. Waldner, R. (1998) S. 107

[14] vgl. Universal Lexikon (2010), URL: http://universal_lexikon.deacademic.com/89599

/Hindu (abgerufen am 30.10.2012)

[15] vgl. Bali - Indonesien - Guide (o.J.), URL: www.bali-indonesien-guide.de/bali-Indonesien

/land-leute (abgerufen am 30.10.2012)

[16] vgl. OMF International (o.J.), URL: www.omf.org/omf/deutschland/asien/laender/

indonesien (abgerufen am 30.10.2012)

[17] Google Bildersuche, URL: www.stoked-publications.com/_assets/images/wwd/regionen-

de/bali.jpg (abgerufen am 29.10.2012)

[18] vgl. Bali-Tours (o.J.), URL: www.bali-tours.de/bali-informationen/wirtschaft-und-industrie.

html (abgerufen am 29.10.2012)

[19] vgl. Waldner, R. (1998), S. 107

[20] vgl. Pathoni, A. (2012), URL: www.welt.de/reise/Fern/article109758550/Bali-zehn-Jahre-nach-den-Bombenanschlaegen.html (abgerufen am 29.10.2012)

[21] Google Bildersuche, URL: www.nuku.de/archives/2010/03/27/bali-bombings-memorial. 11 html (abgerufen am 29.10.2012)

[22] vgl. IBSN (2011), URL: www.studiesnetwork.com/index.php?id=388 (abgerufen am

30.10.2012)

[23] vgl. IBSN (2011), URL: www.studiesnetwork.com/index.php?id=386 (abgerufen am

30.10.2012)

[24] Auslandssemester-Bali (2011), URL: www.auslandssemester-bali.de/index.php?title

=Udayana_Universit%C3%A4t (abgerufen am 30.10.2012)

[25] Brockhaus (2006), S. 514

[26] Angehrn, O. (1986), S. 202

[27] Schein, E. (1985), S. 3

[28] Tyler, E. (1871), S. 1

[29] vgl. Hofstede, G. (1993), S. 19

[30] vgl. Mühlbäck, K. (2011), S. 94

[31] Google Bildersuche, URL: http://www.bwl24.net/blog/2008/10/16/zwiebelkulturen-

kulturzwiebeln-oder-die-globalisierung-mit-gemuse/ (abgerufen am 07.11.2012)

[32] vgl. Mühlbäck, K. (2011), S. 94

[33] vgl. Diem, P. (o.J.), URL: www.peter-diem.at/Buchtexte/hakenkreuz.htm (abgerufen

am 07.11.2012)

[34] eigene Darstellung

[35] vgl. Mühlbäck, K. (2011), S. 94

[36] vgl. Rumler, F. (1999), URL: www.spiegel.de/spiegel/print/d-15317060.html (abgerufen

am 07.11.2012)

[37] vgl. Reiseinfo-Bali (o.J.), URL: www.reiseinfo-bali.de/bali-lexikon/lexikon-i/bali-lexikon-i-gusti-ngurah-rai.html (abgerufen am 07.11.2012)

[38] vgl. Mühlbäck, K. (2011), S. 94

[39] vgl. Mühlbäck, K. (2011), S. 94

[40] vgl. Mühlbäck, K. (2011), S. 95 f.

[41] vgl. Hofstede, G. (2001), S. 18

[42] vgl. Müller, S. / Gelbrich, K. (2004), S. 157

[43] vgl. Hofstede, G. (2001), S. 19

[44] vgl. Hofstede, G. (2001), S. 32 f.

[45] Hofstede, G. (2001), S. 33

[46] vgl. Hofstede, G. (2001), S. 65 f.

[47] Hofstede, G. (2001), S. 66 f.

[48] vgl. Hofstede, G. (2001), S. 113 f.

[49] Hofstede, G. (2001), S. 115

[50] Hofstede, G. (2001), S. 115

[51] vgl. Hofstede, G. (2001), S. 155 ff.

[52] Hofstede, G. (2001), S. 158

[53] vgl. Hofstede, G. (2001), S. 237 ff.

Ende der Leseprobe aus 49 Seiten

Details

Titel
Interkulturelles Marketing in Deutschland und Indonesien
Hochschule
Westfälische Hochschule Gelsenkirchen, Bocholt, Recklinghausen
Note
1,7
Autoren
Jahr
2013
Seiten
49
Katalognummer
V208458
ISBN (eBook)
9783656357681
ISBN (Buch)
9783656357940
Dateigröße
1917 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Interkulturelles Marketing, Indonesien, Deutschland, Bali, Hofstede, Kulturdimensionen, Udayana University, Universitas Udayana, Insel der Götter und Dämonen, Machtdistanz, Power Distance, Uncertainty Avoidance, Unsicherheitsvermeidung, Masculinity, Maskulinität, Individualism, Individualismus, Long Term Orientation, Langzeitorientierung, Marketing-Mix, Religion, Religion in Indonesien
Arbeit zitieren
Nils Sinzig (Autor:in)Moritz Teubert (Autor:in), 2013, Interkulturelles Marketing in Deutschland und Indonesien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208458

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