Argentinien war insbesondere Ende des 19. bis Mitte des 20. Jahrhunderts Zielort massiver Einwanderungsströme aus Europa. Hauptziel war Buenos Aires, dessen Einwohnerzahl infolgedessen rasant von 85.000 im Jahre 1852 auf 1,5 Millionen im Jahre 1914 wuchs (vgl. Ivanuscha-Gómez, 2010: 9 ff.).
Zu dieser Zeit bestand mehr als die Hälfte der Einwohner der argentinischen Hauptstadt aus Immigranten, von denen wiederum gut die Hälfte italienische Einwanderer ausmachte. Neben den Einwanderern von außerhalb strömten aber auch zahlreiche Menschen aus dem argentinischen Inland, die Gauchos etwa, nach Buenos Aires.
Mit dem Zusammentreffen dieser Gruppen entstand die heute präsente argentinische kulturelle Identität, die Argentinidad. Ein Beispiel für die Aufnahme von Elementen der Einwandererkulturen in Argentinien ist der Lunfardo, eine Mischsprache, die zahlreiche Lehnwörter aus verschiedenen Sprachen, insbesondere aus diversen italienischen Dialekten übernahm, aber auch neue Wortschöpfungen hervorbrachte. Während der Lunfardo anfangs die Sprache der unteren Gesellschaftsschichten von Buenos Aires und seiner Vorstädte war, gelangte er vor allem durch die Verwendung im volkstümlichen Theater und in Tangostücken zu immer größerer Verbreitung, so dass er über die Jahrzehnte Teil der Umgangssprache aller Gesellschaftsschichten Argentiniens und Uruguays wurde. Das Zusammentreffen von Menschen unterschiedlicher Herkunft und bereits in Argentinien etablierter Einwohner soll anhand Elias’ Theorie von Etablierten und Außenseitern untersucht werden.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theoretische Grundlagen zur kulturellen Identitätsbildung
- Kollektive Identität nach Halbwachs
- Kulturelle Identität nach Assmann
- Italienische Einwanderung nach Argentinien
- Erste Einwanderungswelle 19. Jahrhundert
- Zweite Einwanderungswelle 20. Jahrhundert
- Alteingesessene und italienische Einwanderer - Etablierte und Außenseiter?
- Argentinidad: Die kulturelle Identität Argentiniens
- Wirtschaftliche, demografische und politische Auswirkungen der Einwanderung
- Sprachliche Auswirkungen der italienischen Einwanderung
- Entwicklungsgeschichte des Lunfardo
- Wortschatz des Lunfardo
- Bedeutungswandel
- Morphologische Veränderungen
- Kommunikationsbereiche des Lunfardo
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Entstehung und Bedeutung des Lunfardo, einer argentinischen Mischsprache, die maßgeblich durch die italienische Einwanderung geprägt wurde. Ziel ist es, einen Überblick über die Geschichte, die sprachlichen Besonderheiten und die Präsenz des Lunfardo in der argentinischen Gesellschaft zu vermitteln.
- Kulturelle Identitätsbildung Argentiniens im Kontext der italienischen Einwanderung
- Der Einfluss des Lunfardo auf die argentinische Sprache
- Die Rolle der Einwanderung im Wandel der argentinischen Kultur
- Die Bedeutung der sozialen Schichten für die Entwicklung des Lunfardo
- Die Integration von Elementen der Einwandererkulturen in die argentinische Identität
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung beleuchtet den Hintergrund der massenhaften Einwanderung nach Argentinien im 19. und 20. Jahrhundert, insbesondere den Einfluss der italienischen Einwanderer auf die kulturelle Identität des Landes. Sie führt das sprachliche Phänomen des Lunfardo ein und betont dessen Bedeutung für die argentinische Umgangssprache.
Das zweite Kapitel beleuchtet die theoretischen Grundlagen der kulturellen Identitätsbildung, insbesondere die Theorien von Maurice Halbwachs und Jan Assmann. Es wird erläutert, wie sich individuelle und kollektive Erinnerungen auf die Identität einer Gesellschaft auswirken.
Kapitel drei widmet sich der Geschichte der italienischen Einwanderung nach Argentinien, unterteilt in die erste Einwanderungswelle im 19. Jahrhundert und die zweite Welle im 20. Jahrhundert. Es werden die unterschiedlichen Lebensbedingungen und Erfahrungen der Einwanderer sowie ihre Integration in die argentinische Gesellschaft beleuchtet.
Kapitel vier analysiert die kulturelle Identität Argentiniens, die Argentinidad, und untersucht den Einfluss der italienischen Einwanderung auf die Sprache. Es wird auf die Entwicklungsgeschichte des Lunfardo, seinen Wortschatz und seine Kommunikationsbereiche eingegangen. Die Bedeutung des Lunfardo für die verschiedenen sozialen Schichten Argentiniens wird ebenfalls beleuchtet.
Schlüsselwörter
Die zentralen Begriffe dieser Arbeit sind: kulturelle Identität, Argentinien, Lunfardo, italienische Einwanderung, Argentinidad, Sprache, Soziologie, Kulturgeschichte, Halbwachs, Assmann, Etablierte und Außenseiter.
- Arbeit zitieren
- Sandro Abbate (Autor:in), 2012, Emigrazione - Lunfardo - Argentinidad: Der Einfluss italienischer Einwanderer auf die kulturelle Identität Argentiniens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208518