Einleitung:
Der amerikanische Literaturwissenschaftler George P. Landow konstatiert in seinem Werk Hypertext, welches es mittlerweile in einer ‚Version 3.0‘ gibt, eine Konvergenz von poststrukturalistischer Literaturtheorie und der Theorie des Hypertexts. Er führt darin einige offensichtliche Parallelen an, ohne allerdings detaillierte Ausführungen dazu zu machen, und bringt das Verhältnis sogar auf die griffige Formel eines „digitalized, hypertextual Derrida“. Heinz Hiebler bemerkt dazu, dass so Derrida zu einem „Ahnherrn des Hypertextkonzept stilisiert“ werde. In der Tat scheinen Behauptungen wie die des Hypertext-Enthusiasten Landow etwas verwegen, denn gerade der Literaturtheorie (bzw. der Philosophie) unterstellt man wohl am wenigsten von allen Wissenschaften eine besondere Affinität zu Computern oder zu Technik überhaupt. Könnte die Annahme solcher Beziehungen aber nicht vielleicht doch in gewissem Maß gerechtfertigt sein? Ob, und wenn ja in welchen Bereichen, sich derartige Bezüge oder gar eine gegenseitige Beein-flussung tatsächlich nachweisen lassen, das ist die zentrale Fragestellung der vorliegenden Arbeit.
Die hauptsächliche Vorgehensweise ist dabei die, dass Aspekte der poststrukturalistischen Theorien mit Wesenszügen des Hypertextkonzepts in Beziehung gesetzt werden. Welche Vorstellungen gibt es auf der einen, welche auf der anderen Seite? Konkrete Gegenstände der Untersuchung wären: Rhizom, Nonlinearität, Intertextualität, Rolle des Autors und Différance/Dezentrierung. Sicherlich gibt es noch den einen oder anderen Punkt, der näher betrachtet werden könnte (beispielsweise Bachtins ‚Vielstimmigkeit‘), aber hinsichtlich der geplanten Argumentation sollten die genannten genügen. Den Schwerpunkt bei der Betrachtung des Hypertextes bildet dessen Einsatz bei Wissensstrukturierung und Informationsvermittlung.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einführung in die Thematik
- 2. Poststrukturalismus
- 3. Hypertext
- 4. Vergleich einzelner Konzepte
- 4.1 Rhizom
- 4.2 Nonlinearität
- 4.3 Intertextualität
- 4.4 Autor
- 4.5 Différance und Dezentrierung
- 5. Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit untersucht die Parallelen zwischen poststrukturalistischer Literaturtheorie und dem Konzept des Hypertextes. Sie hinterfragt die Behauptung einer „digitalisierten, hypertextuellen Derrida“ und analysiert, ob und inwieweit sich Bezüge oder gegenseitige Beeinflussungen nachweisen lassen.
- Vergleich von poststrukturalistischen Konzepten und Hypertext-Eigenschaften
- Analyse der Konzepte Rhizom, Nonlinearität und Intertextualität im Kontext von Poststrukturalismus und Hypertext
- Untersuchung der Rolle des Autors in beiden Bereichen
- Behandlung von Derridas „Différance“ und Dezentrierung im Zusammenhang mit Hypertext
- Der Einsatz von Hypertext bei Wissensstrukturierung und Informationsvermittlung
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einführung in die Thematik: Die Einleitung stellt die zentrale Forschungsfrage nach dem Verhältnis zwischen Poststrukturalismus und Hypertext dar, ausgehend von Landows These einer Konvergenz beider Konzepte. Sie skizziert die Methodik, die den Vergleich spezifischer poststrukturalistischer Theorien mit Eigenschaften des Hypertextes vorsieht, wobei Rhizom, Nonlinearität, Intertextualität, die Rolle des Autors und „Différance/Dezentrierung“ im Fokus stehen. Der begrenzte Umfang der Arbeit wird betont, mit Fokus auf Wissensstrukturierung und Informationsvermittlung im Hypertext, während „Hyperfiction“ und „Hypermedia“ nur am Rande behandelt werden. Der Mangel an Literatur, die sich eingehend mit dem Verhältnis beider Konzepte auseinandersetzt, wird ebenfalls angesprochen.
2. Poststrukturalismus: Dieses Kapitel bietet eine kurze Übersicht über den Poststrukturalismus, der als Infragestellung jeglicher Systematisierung und als Reaktion auf den Strukturalismus charakterisiert wird. Derridas Dekonstruktion und dessen These der unmöglichen Erreichung stabiler Bedeutungsstrukturen durch die differentielle Natur des Zeichens werden hervorgehoben. Die Kapitel behandelt weitere poststrukturalistische Strömungen wie Foucaults Diskurstheorie (Zusammenhang von Wissensstrukturierung und Sprache), Kristevas Intertextualität und Barthes' „Tod des Autors“ und seine Vorstellung des „idealen Textes“. Schließlich wird Deleuze und Guattaris Konzept des „Rhizoms“ als Metapher für eine offene, netzwerkartige Textstruktur vorgestellt.
3. Hypertext: Das Kapitel widmet sich dem Hypertext-Konzept. Es beschreibt die grundlegende Abkehr von traditionellen linearen Textmodellen und betont die Möglichkeiten, die der Hypertext durch seine Verknüpfungen und Nichtlinearität bietet. Der Fokus liegt auf der Funktionsweise von Hypertext im Kontext von Wissensstrukturierung und Informationsvermittlung. Die Kapitel erläutert wie Hypertext die traditionellen Vorstellungen von Text und Leseprozess in Frage stellt und die Möglichkeiten der nicht-linearen Navigation und der multiplen Zugänge zu Informationen.
Schlüsselwörter
Poststrukturalismus, Hypertext, Dekonstruktion, Rhizom, Nonlinearität, Intertextualität, Autor, Différance, Dezentrierung, Wissensstrukturierung, Informationsvermittlung.
Häufig gestellte Fragen zur Arbeit: Poststrukturalismus und Hypertext
Was ist der Gegenstand der Arbeit?
Die Arbeit untersucht die Parallelen zwischen poststrukturalistischer Literaturtheorie und dem Konzept des Hypertextes. Sie analysiert, ob und inwieweit sich Bezüge oder gegenseitige Beeinflussungen zwischen beiden Konzepten nachweisen lassen, insbesondere im Hinblick auf Wissensstrukturierung und Informationsvermittlung.
Welche zentralen poststrukturalistischen Konzepte werden behandelt?
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Konzepten wie Dekonstruktion (Derrida), Diskurstheorie (Foucault), Intertextualität (Kristeva), dem „Tod des Autors“ (Barthes), und dem Rhizom (Deleuze/Guattari). Der Fokus liegt auf der Analyse dieser Konzepte im Vergleich zu Eigenschaften des Hypertextes.
Welche Aspekte des Hypertextes stehen im Mittelpunkt der Analyse?
Die Arbeit analysiert die Nichtlinearität, die Vernetztheit (Rhizomatik) und die Intertextualität des Hypertextes. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Rolle des Hypertextes bei der Strukturierung von Wissen und der Vermittlung von Informationen.
Wie werden Poststrukturalismus und Hypertext verglichen?
Der Vergleich erfolgt durch eine Gegenüberstellung spezifischer poststrukturalistischer Theorien mit den Eigenschaften des Hypertextes. Konzepte wie Rhizom, Nichtlinearität, Intertextualität, die Rolle des Autors und Derridas „Différance“/Dezentrierung werden im Kontext beider Bereiche analysiert.
Welche Forschungsfrage steht im Zentrum der Arbeit?
Die zentrale Forschungsfrage lautet: Inwieweit lassen sich Parallelen zwischen poststrukturalistischer Literaturtheorie und dem Konzept des Hypertextes nachweisen? Die Arbeit hinterfragt insbesondere die These einer „digitalisierten, hypertextuellen Derrida“.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in fünf Kapitel: 1. Einführung in die Thematik, 2. Poststrukturalismus, 3. Hypertext, 4. Vergleich einzelner Konzepte (Rhizom, Nonlinearität, Intertextualität, Autor, Différance und Dezentrierung) und 5. Resümee und Ausblick.
Welche Schlüsselwörter charakterisieren die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Poststrukturalismus, Hypertext, Dekonstruktion, Rhizom, Nonlinearität, Intertextualität, Autor, Différance, Dezentrierung, Wissensstrukturierung, Informationsvermittlung.
Welche Einschränkungen der Arbeit werden genannt?
Die Arbeit konzentriert sich auf die Wissensstrukturierung und Informationsvermittlung im Hypertext. „Hyperfiction“ und „Hypermedia“ werden nur am Rande behandelt. Der begrenzte Umfang und der Mangel an Literatur, die sich eingehend mit dem Verhältnis beider Konzepte auseinandersetzt, werden ebenfalls erwähnt.
- Arbeit zitieren
- Johann Brech (Autor:in), 2012, "A digitalized Derrida" - Zum Verhältnis von Poststrukturalismus und Hypertext, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208689