Transmission monetärer Impulse aus portfoliotheoretischer Sicht


Seminararbeit, 2003

20 Seiten, Note: 2,3


Leseprobe


Gliederung

1.Einleitung
1.1Transmission monetärer Impulse im traditionellen, keynesianischen IS/LM-Modell
1.2Überblick über die Transmissionskonzepte

2.Portfoliotheoretischer Transmissionsprozess
2.1Tobin’s q – der entscheidende Hebel
2.2Effekte innerhalb des Transmissionsprozesses
2.2.1Vermögensstruktur- oder Risikoeffekt
2.2.2Vermögensniveaueffekt
2.2.3Substitutions- oder Zinseffekt

3.Beispielhafte Transmissionsprozesse
3.1Monetäre Impulse
3.1.1 Steigerung der korrigierten Basis
3.1.2 Senkung des Refinanzierungssatzes
3.1.3 Offenmarktgeschäfte
3.2 Staatsschuldenpolitik
3.2.1Staatsschuldenniveaupolitik
3.2.2Staatsschuldenstrukturpolitik

4.Zusammenfassung und Fazit

Symbolverzeichnis

Tabelle 1: Systematik der Transmissionsansätze

Literaturverzeichnis

Symbolverzeichnis

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1. Einleitung

Die Transmission monetärer Impulse aus portfoliotheoretischer Sicht soll in dieser Ausarbeitung das Thema sein. Die portfoliotheoretische Sicht geht auf James Tobin (1969) zurück und wird daher auch als Tobin’s Sicht bezeichnet.

Bei der Transmission monetärer Impulse geht es darum den „Brückenschlag“[1] zwischen dem monetären Bereich einer Volkswirtschaft, wo Geldnachfrage und Geldangebot aufeinandertreffen, und dem real- bzw. güterwirtschaftlichen Bereich zu vollziehen. Es wird versucht zu klären, ob und über welche Kanäle die Konsum- und Investitionsnachfrage auf monetäre Impulse reagiert. Im portfoliotheoretischen Ansatz wird allerdings auf die Betrachtung von Konsumgütern verzichtet und auch das Humankapital wird außer Acht gelassen. Trotzdem erhalten wir Aufschlüsse darüber, in welchem Maße geldpolitische Maßnahmen für die Erreichung wirtschaftspolitischer Ziele angewendet werden können.

1.1 Transmission monetärer Impulse im traditionellen, keynesianischen IS/LM-Modell

Zum Verständnis ist es hilfreich sich das traditionelle, keynesianische IS/LM-Modell noch einmal vor Augen zu führen. Dieses ging den neueren Transmissionstheorien voraus. In diesem Model bewirkt ein expansiver monetärer Impuls, wie beispielsweise eine Geldmengenerhöhung, eine Senkung des Kapitalmarktzinssatzes i. Diese führt direkt über die Investitionsfunktion

I = I ( i ) , mit dI / di < 0 (1)

zu einem Anstieg der Investitionsgüternachfrage. Die Investitionsfunktion ergibt sich daraus, dass die Unternehmen die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals R[2], die gleichbedeutend mit dem internen Zinsfuß einer Investition ist, mit dem Zinssatz für alternative Finanzanlagen i, also dem Kapitalmarktzinssatz, vergleichen. Diese Finanzanlagen sind beispielsweise staatliche Bonds. Bei sinkendem Zinssatz für Finanzanlagen steigt die Zahl sich lohnender Investitionsprojekte, deren „Verzinsung“ die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals R ist und nun über dem Kapitalmarktzins liegt R > i. Die Nachfrage nach Investitionen nimmt zu.

Implizit wird ein risikoneutraler Anleger bzw. Investor unterstellt, der in seiner Investitionsentscheidung die unterschiedlichen Risiken von Finanzanlagen und unternehmerischen Investitionen nicht berücksichtigt. Außerdem wird angenommen, dass Finanzanlagen und vorhandenes Sachvermögen perfekte Substitute sind, da die Rendite des neuproduzierten Sachvermögens (Investitionen) nicht mit der Rendite für vorhandenes Sachvermögen rsv[3] verglichen wird, sondern mit der Rendite alternativer Finanzanlagen i. Diese beiden Annahmen werden im portfoliotheoretischen Transmissionsprozess aufgehoben.

Ist die Annahme eines risikoneutralen Anlegers realistisch? Wäre nicht Risikoaversion passender? Sind Finanzvermögen und vorhandenes Sachvermögen wirklich perfekte Substitute? Gibt es überhaupt ein Substitutionsverhältnis und wenn ja, wie ausgeprägt ist es? Diese beiden kritisch betrachteten Annahmen werden im portfoliotheoretischen Transmissionsprozess aufgegriffen und anschließend aufgehoben.

1.2 Überblick über die Transmissionskonzepte

In der Literatur sind verschiedene Ansätze zu finden, wie die Transmission monetärer Impulse in den güterwirtschaftlichen Bereich abläuft. Grundsätzlich können wir aber zwei wesentliche Ansätze unterscheiden, die jeweils über zwei Varianten verfügen[4]. Das ist zum einen der kredittheoretische Ansatz und zum anderen der vermögenstheoretische Ansatz.

Beim kredittheoretischen Ansatz wird die Kreditgewährung in den Vordergrund gestellt. Dessen Variante, das Kreditkostenkonzept, basiert darauf, dass Kreditzinsen im Vergleich zur internen Verzinsung darüber entscheiden, ob Investitionen oder andere kreditfinanzierte Ausgaben lohnend sind oder nicht. Der Kreditrationierungsmechanismus hingegen schaut nicht auf den Preis für Kapital, sondern betrachtet bei gegebenen Zinsen die Situation wenn Kreditnachfrage oder Kreditangebot nicht voll zum Zuge kommen und die Marktteilnehmer ihre Kreditmengen anpassen müssen. Dies bezeichnet man als Kreditrationierung.

Im Vordergrund des vermögenstheoretischen Ansatzes hingegen steht das Vermögen der Wirtschaftssubjekte und das Ziel dieser, eine optimale Struktur ihres Vermögensportfolios zu wahren oder zu erlangen.

Tabelle 1: Systematik der Transmissionsansätze (Duwendag, S. 192)

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Die beiden Varianten dieses Ansatzes weisen starke Gemeinsamkeiten auf. Wobei im monetaristischen Konzept der Transmissionsprozess durch die Störung des Vermögensgleichgewichts ausgelöst wird und das portfoliotheoretische Konzept, welches hier im weiteren näher betrachtet wird, das Erzeugen eines Unterschieds zwischen den Ertragsraten von Realkapital (vorhandenen und neu zu produzierenden Realkapital) als Auslöser des Transmissionsprozesses sieht.

In der Literatur war bis Ende der sechziger Jahre der kredittheoretische Ansatz die vorherrschende Meinung. Danach kam der vermögenstheoretische Ansatz auf und nahm diese Position ein. Jedoch kann man nicht von einer Ablösung sprechen, sondern eher von einem Nebeneinander oder Miteinander der beiden Konzepte. Dies galt auch für den geldpolitischen Alltag der Deutschen Bundesbank. Die Europäische Zentralbank spricht in diesem Zusammenhang von einem „durchschnittlichen Transmissionsprozess im Euro-Währungsraum“[5]. Dies zeigt, dass man nie mit Sicherheit davon sprechen kann, welcher Transmissionsprozess vorherrscht. In welchem Maße, wann und unter welchen Umständen die jeweiligen Transmissionsprozesse zur Geltung kommen, ist eine weitere interessante Frage, die man sehr ausführlich diskutieren könnte.

Es hat sich gezeigt, dass Anpassungen in der Wirtschaft auch auf die Rationierung von Mengen zurückzuführen sind. Sich auf den vermögenstheoretischen Ansatz zu beschränken reicht daher nicht aus, da dieser nur auf Preisanpassungen beruht. Mengenanpassungen oder Rationierungen, werden nur im kredittheoretischen Ansatz betrachtet.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten, dass im Gesamtzusammenhang beiden Konzepten der Transmission monetärer Impulse Beachtung geschenkt werden muß.

[...]


[1] Duwendag, Seite 161

[2] Die Grenzleistungsfähigkeit des Kapitals R kann auch als „marginal efficiency of capital (MEC) bezeichnet werden.

[3] rSV wird auch als “supply price of capital” bezeichnet. Borchert, Seite119

[4] siehe dazu Tabelle 1 auf Seite 5

[5] Duwendag Seite 194

Ende der Leseprobe aus 20 Seiten

Details

Titel
Transmission monetärer Impulse aus portfoliotheoretischer Sicht
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Institut für VWL)
Veranstaltung
Geld- und Kredittheorie
Note
2,3
Autor
Jahr
2003
Seiten
20
Katalognummer
V20876
ISBN (eBook)
9783638246385
Dateigröße
394 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Transmission, Impulse, Sicht, Geld-, Kredittheorie
Arbeit zitieren
Arne Ahrens (Autor:in), 2003, Transmission monetärer Impulse aus portfoliotheoretischer Sicht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20876

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