Die Ästhetische Gestaltung von Klassikerausgaben


Hausarbeit, 2010

18 Seiten, Note: 1,7

Antonia Beggert (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

1 Einführung

2 Möglichkeiten der Buchgestaltung
2.1 Gestalterische Mittel: Generell
2.2 Gestalterische Mittel: Schulbücher

3 Konzepte einzelner Schulbuchverlage
3.1 Cornelsen: einfach klassisch
3.2 Klett: Editionen mit Materialien
3.3 Suhrkamp: Suhrkamp BasisBibliothek

4 Fazit

5 Literaturverzeichnis

6 Quellenverzeichnis.

Hinweis: Aus rechtlichen Gründen wurden Abbildungen aus dieser Arbeit entfernt.

1 Einführung

Schulbücher nehmen bei der Entwicklung von Kindern und Jugendlichen eine bedeutende Rolle ein. Als eine Sorte des „Gebrauchsbuchs“ muss das Schulbuch einerseits besonders preisgünstig, andererseits aber auch sehr haltbar sein.[1] Die vorliegende Arbeit untersucht, wie Verlage Klassiker so bearbeiten, dass sie als Schulbuch genutzt werden können. Dabei soll herausgearbeitet werden, ob es notwendig ist, dass Klassikerausgaben für Schüler auf besondere Art und Weise gestaltet werden, sich also schon optisch von anderen Klassikerausgaben absetzen. Um dies sowohl inhaltlich als auch gestalterisch untersuchen zu können, dienen Werke über Typografie und Gestaltung von Albert Ernst und Hans Peter Willberg als hauptsächliche Grundlagenliteratur der vorliegenden Ausarbeitung. Um speziell auf Schulbuchgestaltung in drei verschiedenen Verlagen eingehen zu können, werden deren Gestaltungsprinzipien besprochen. Außerdem dient ein ausgewählter deutscher Klassiker als Untersuchungsgrundlage, der als Ausgabe der drei Verlage zur Erläuterung der Schulbuchgestaltung herangezogen wird. Zum besseren Verständnis werden Bilder zur Verdeutlichung der Gestaltungsprinzipien nicht im Anhang beigelegt, sondern jeweils in den Text integriert.

2 Möglichkeiten der Buchgestaltung

Wie Willberg erklärt, braucht ein Buch ein Konzept bevor es entsteht. Dabei meint er nicht das inhaltliche Konzept, sondern das Erscheinungsbild.[2] Wenn das Konzept, also der Plan, nach dem das Buch gestaltet ist, stimmig ist, kann das Buch nach dem Druck auch gut gelesen werden. Dafür sind die Arbeit von Typograf und Setzer wichtig. Welche Möglichkeiten der Buchgestaltung dabei denkbar sind, wird im folgenden Abschnitt zuerst allgemein, und danach speziell auf Schulbücher bezogen, erläutert.

2.1 Gestalterische Mittel: Generell

Um Bücher genre- und publikumsgerecht zu gestalten, kann der Typograf verschiedene Wege der Gestaltung nutzen.[3] Willberg fasst in diesem Zusammenhang unter dem Begriff „Detailtypografie“ die Begegnung zwischen Buchstaben, Zeichen, Ziffern und dem dazwischen liegenden Weißraum zusammen.[4] Die Mittel zur Gestaltung lassen sich in diesem Zusammenhang in zwei Ebenen, Makrotypografie und Mikrotypografie, beschreiben.[5] Mikrotypografie ist hierbei die oben beschriebene Detailtypografie, Makrotypografie die „typografische Anlage“[6], also das Gerüst des Buches.

Wie Ernst erklärt, ist auch die Zielgruppe für die Gestaltung eines Buches von großer Bedeutung.[7] Schon die optische Erscheinung eines Werks lässt den potentiellen Leser Erwartungen über Inhalt und Ziele des Werks anstellen, bevor er es gelesen hat. Das wird auch von Hans-Rudolf Lutz treffend formuliert, denn er erklärt, dass „die Informationsebene ‚Gestaltung‘ […] vor der Informationsebene ‚Text‘ wahrgenommen“[8] wird, wodurch die Gestaltung beeinflussend, interpretierend oder auch verändernd auf die Aussage des Textes wirken kann. Solche möglichen Verzerrungen sind gerade beim Druck von Schulbüchern zu vermeiden. Diese dienen dazu, dem Schüler einen bestimmten Sachverhalt nahezubringen und zu erklären. Verfälschung durch mangelhafte Gestaltung kann hier zu völligem Unverständnis führen, weshalb gerade bei Schulbüchern besondere Gestaltungsprinzipien beachtet werden sollten.

2.2 Gestalterische Mittel: Schulbücher

Ernst nennt verschiedene Mittel der Gestaltung bezüglich Lesart und Genre eines Buches.[9] Hierbei erläutert er beispielsweise, dass ein Roman als „klassischer Fließtext“ linear, das heißt von Zeile zu Zeile gelesen wird, wohingegen beispielsweise die Übermittlung von Nachrichten aus vielen kleinen Informationseinheiten besteht, die zusammengeführt werden (hier kann man sich als Einheiten das Layout, die Bebilderung, aktuelle Informationen, Hintergrundinformationen etc. eines Artikels vorstellen). Dagegen wird erklärt, dass Sachbücher (die in dieser Arbeit im weitesten Sinne zu Schulbüchern gerechnet werden) zusammenhängende Einheiten enthalten sollten, die beispielsweise auch als Fließtext aufgebaut sein können. Hervorhebungen und unterstützende Materialien werden hierbei vom Leser erwartet, weil der Text nicht linear gelesen werden muss, sondern auch zurückgeblättert und wiederholt wird. Das bedeutet also, dass es dem Leser möglich sein muss, dass er „einzelne Textteile, wie Merksätze, Beispiele, Fragen, Aufgaben, Tabellen, untergeordnete Erklärungen etc. […] ‚selektiert‘ “[10] wahrnehmen und erfassen kann. Das soll beispielsweise dadurch erreicht werden, dass solche Elemente klar voneinander getrennt werden (zum Beispiel durch besonders ausgewählte Schrifttypen). Der Leser soll die unterschiedlichen Teile genau so selektiert aufnehmen können, wie es seinem persönlichen Wissensstand entspricht. Wie Willberg erklärt, wird Typografie hierbei durch den Einsatz besonders starker Gliederungsmittel geprägt: Es werden verschiedene Schrifttypen, -stärken und -größen verwendet.[11] Außerdem sind Überschriften in verschiedenen Abstufungen, Farben und Unterlegungen nötig, Linien und Felder müssen in sinnvollem Zusammenhang mit verwendeten Bildern in den Text gegliedert werden.[12] Wie Willberg weiter erläutert, gibt es Bücher, „die verwirren – nicht, weil ihr Inhalt verwirrend ist, sondern weil man sich in ihnen nicht zurechtfinden kann.“[13] Genau dieses gilt es bei Schulbüchern zu vermeiden, denn wie Willberg weiter ausführt ist es verwirrend, wenn der Titel eines Bildes nicht direkt bei dem betreffenden Bild selbst steht. Besonders beim Sachbuch haben sich diesbezüglich die Papierwahl und -qualität in den letzten Jahrzehnten entscheidend geändert.[14] Früher sind die Bilder, die zur Erläuterung des Textes gedient haben auf glänzend glattem Papier gedruckt und zusammen an einer Stelle im Buch eingefügt worden. Das bedeutet, sie haben nie gemeinsam mit dem Text, den sie erläutern sollten, gestanden. Heute enthalten solche Bücher nicht nur mehr Bilder, sondern diese stehen auch zusammen mit dem Text, den sie ergänzen. Früher wären bei einer solchen Anordnung entweder die Bilder gut erkennbar, dafür der Text aber nicht gut lesbar gewesen, weil das Papier für den Text zu glänzend gewesen wäre. Oder aber der Text wäre gut lesbar gewesen, dafür die Bilder aber nur schlecht zu erkennen, weil die feinen Rasterpunkte, die ein Bild ausmachen, sich auf dem rauerem Papier für Textdrucke nur schlecht zusammengefügt haben. Weil Schulbücher anders als andere Buchtypen – wie etwa Belletristik oder Werke und Briefe – nicht linear gelesen werden[15], sondern der Schüler vor- und zurückgeblättert, ist die Verbindung von Schrift und Bild von großer Bedeutung.

Zum Verständnis eines bebilderten Fachbuches trägt auch bei, in welchem Verhältnis das Bild zur Weißfläche der Seite gesetzt ist. Entsteht hier eine Anordnung, die von Schülern schlecht verstanden und rezipiert wird, kann dieses Problem zu einem Großteil darauf zurückgeführt werden, dass Schulbücher in ihrer Erscheinung zunächst von Erwachsenen, also Lehrern oder Politikern, beurteilt werden.[16] Sensible Gestaltungsmuster werden hierfür oft nur mangelhaft berücksichtigt oder das Buch lediglich nach subjektivem Gefallen beurteilt. Dabei ist es gerade orientierungs- und lernfördernd, wenn Gliederung und Anordnung von Bild und Text ein nachvollziehbares, einheitliches Muster bilden. Um Schulbücher entsprechend der Anforderungen an das Genre (verständliche Gliederung, angepasste Bebilderung, robustes Material etc.) erfolgreich zu verlegen, sollten einige Prinzipien beachtet werden, die nun erklärt werden.

3 Konzepte einzelner Schulbuchverlage

Um ein möglichst gutes Schulbuch herzustellen, sollten bei der Entwicklung einige Leitfragen beachtet werden, wie Büchner erläutert.[17] Dazu gehört beispielsweise, ob Inhalt und Text der Werke generell dem Können der Schüler und den Lehrzielen angemessen verarbeitet sind. Außerdem ist von Bedeutung, ob der Text linear gelesen werden soll und ob die Textorganisation solchen Anforderungen gerecht wird. Dabei ist es wichtig, dass der Lehrauftrag erkennbar wird und die visuelle Unterstützung in verständlichem Bezug zum Inhalt des Werks steht, um damit dessen Rezeption zu fördern. Von außerordentlicher Wichtigkeit ist dafür, dass sowohl die Typografie als auch das Layout insgesamt sinnvoll gegliedert sind und Text und Bild sich gegenseitig unterstützen, um somit eine Sinneinheit zu bilden. Eine solche Sinneinheit kann Schüler zum Lesen und Lernen animieren. Wie oben bereits ausgeführt wurde, müssen Farben und Schrifttypen dafür aber sensibel, gezielt und sinngerecht ausgewählt und eingesetzt werden.

[...]


[1] Vgl. Hiller, Helmut/Füssel, Stephan: Wörterbuch des Buches. 7., grundl. Überarb. Aufl. Frankfurt am Main: Klostermann, 2006, S. 297.

[2] Vgl. Willberg, Hans Peter: 40 Jahre Buchkunst. Die Entwicklung der Buchgestaltung im Spiegel des Wettbewerbs „Die schönsten Bücher der Bundesrepublik Deutschland“ 1951-1990. 2., überarb. Aufl. Frankfurt am Main: Kommissionsverlag: 1991, S. 1.

[3] Vgl. Ernst, Albert: Wechselwirkung Textinhalt und typografische Gestaltung. Verlag Königshausen & Neumann GmbH: Würzburg 2005, S. 84.

[4] Vgl. Willberg, Hans Peter/Forssman, Friedrich: Lesetypografie. Verlag Hermann Schmidt: Mainz 2005, S. 231.

[5] Vgl. Willberg/Forssman: Typografie, S. 10.

[6] Ebd., S. 10.

[7] Vgl. Ernst: Wechselwirkung Textinhalt und typografische Gestaltung, S. 111.

[8] Lutz, Hans-Rudolf: Ausbildung, S. 105.

[9] Vgl. Ernst: Wechselwirkung Textinhalt und typografische Gestaltung, S. 112.

[10] Ebd., S. 60.

[11] Vgl. Ebd., S. 60.

[12] Vgl. Ebd., S. 60.

[13] Ebd., S. 114.

[14] Vgl. Willberg: 40 Jahre Buchkunst. Die Entwicklung der Buchgestaltung im Spiegel des Wettbewerbs „Die schönsten Bücher der Bundesrepublik Deutschland“ 1951-1990, S. 26.

[15] Vgl. Ernst: Wechselwirkung Textinhalt und typografische Gestaltung, S. 60.

[16] Vgl. Büchner, Karin: Schulbuch. In: Website. Büro für konzeptionelle Gestaltung. 2006. URL: http://www.k-buechner.de/beraten/werkstatt/schulbuch.html [08.08.2010].

[17] Vgl. Büchner: Schulbuch [27.07.2010].

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Ästhetische Gestaltung von Klassikerausgaben
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Note
1,7
Autor
Jahr
2010
Seiten
18
Katalognummer
V208833
ISBN (eBook)
9783656362517
Dateigröße
516 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Klassiker, Ästhetik, Buchgestaltung
Arbeit zitieren
Antonia Beggert (Autor:in), 2010, Die Ästhetische Gestaltung von Klassikerausgaben, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/208833

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