Spätestens seit den Ereignissen in Lens (zur Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich 1998) dürfte ein Großteil der deutschen Bevölkerung wissen, was Hooligans sind: brutale Schläger, zurückgebliebene Jugendliche mit schlechter Kindheit, Neonazis und vor allem keine richtigen Fußballfans. Da sind sich vor allem die Offiziellen (von den Vereinen, vom
DFB etc.) einig. Dass dieses Raster nicht so einfach über die gewaltbereiten Jugendlichen und jungen Männer gelegt werden kann, will ich mit dieser Arbeit richtig stellen. Ich will die Subkultur der Hooligans gründlich analysieren, um dabei die Vorurteile von den wirklichen empirisch nachgewiesenen Gegebenheiten zu trennen.
Aus dieser Zielsetzung heraus lag dementsprechend das Hauptaugenmerk meiner Arbeit auf dem ersten Teil, in welchem ich versuchte, die besonderen Spezifika der Subkultur herauszufiltern. Dafür notwendig waren anfangs die klare Abgrenzung der Begriffe und die Erklärungen über die Geschichte des Hooliganismus, die auch die heutige Differenzierung der (deutschen) Fußballfanszene begründet. Nicht zuletzt sollten innerdeutsche Unterschiede dabei herausgearbeitet werden. Nach diesen
Vorüberlegungen und Differenzierungen habe ich mich der Ursachenanalyse zugewandt.
Schnell habe ich festgestellt, dass es nicht die Ursache für jugendliches Gewalthandeln
gibt, deshalb war es notwendig mehrere (theoretische wie praktische) Ansätze zu erläutern. Schließlich habe ich mich den spezifischen Merkmalen und Verhaltensweisen der Hooligans gewidmet. Auch hier war es nicht mein Ziel, ein bestimmtes Raster
anzulegen, nach dem Hooligans „erkannt“ und „entlarvt“ werden können, vielmehr war es mein Anliegen zu zeigen, wie viele Facetten diese Subkultur hat und wo Affinitäten zu anderen Jugend(sub)kulturen zu finden sind.
Im zweiten Teil meiner Arbeit habe ich besondere Probleme – Hooligans würden vielleicht eher sagen: Aspekte – der Hooliganszene vorgetragen, die im ersten Teil noch nicht mit zum Ausdruck kamen. So werden die politischen Orientierungen der Hools, die Rolle der Medien, das Problem Länderspiele, die deutsch-holländischen Hooligan- und Fanbeziehungen und die Rolle der Frauen in der Szene aufgegriffen, um das Bild der Hooligans und ihrer Umstände zu verfeinern. Im letzten Teil schließlich beschäftige ich mich mit den Präventionsmaßnahmen. Prävention wird von allen Instanzen, die sich mit „Hooliganbekämpfung“ beschäftigen, groß geschrieben. [...]
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Merkmale
2.1 Begriffsklärungen
2.1.1 Hooligan / Hooliganismus
2.1.2 Devianz / Gewalt
2.1.3 Subkultur
2.2 Geschichte des Hooliganismus
2.2.1 Geschichte von Krawallen bei sportlichen Großveranstaltungen, insbesondere bei Fußballspielen
2.2.2 Ausdifferenzierung der Fan-Szene
2.2.2.1 „Neckermänner“
2.2.2.2 „Kutten“
2.2.2.3 „Hools“
2.2.3 Entwicklung des Hooliganismus in der DDR und in den neuen Bundesländern
2.2.4 Ost-West-Vergleich der heutigen Hooligan-Szene
2.2.5 Neuere Entwicklungen
2.3 Ursachen von Zuschauerausschreitungen und Hooliganismus
2.3.1 Die Entwertungsthese (nach Heitmeyer) – Individualisierung und ihre Folgen
2.3.2 „Gewalt macht Spaß“ – Die Frage nach dem Warum
2.3.3 Massenbewegungen und Gruppenverhalten
2.3.4 Gewalt bei den Fußballspielern
2.3.5 Die Rolle des DFB, der Vereine und die zunehmende Kommerzialisierung und Professionalisierung des Profi-Fußballs
2.3.6 Aggressor in Grün – Die Polizei als „3. Mob“
2.4 Spezifische Merkmale und Verhaltensweisen der Hooligansubkultur
2.4.1 Identifikation mit dem Verein
2.4.2 Äußerliche Erscheinung
2.4.3 Hierarchisierung („Gute“, Mitläufer, „Lutscher“)
2.4.4 Ehrenkodex
2.4.5 Alkohol- und Drogenkonsum
2.4.6 Visualisierungen (Fanzines, Transparente, Aufkleber, Comics, etc.)
2.4.7 Exkurs: Ultras – eine Abgrenzung
2.4.8 Solidarität und Anerkennung
2.4.9 Männlichkeit und Körperlichkeit
2.4.10 Freund- und Feindschaften
2.4.11 Provokation als wichtigstes „Instrument“ der Hooligans
2.4.12 Der Ablauf eines Hooligan-„Spieltags“
3 Ausgewählte Probleme
3.1 Politisierung der Hooligan-Szene – „rechte“ und „linke“ Gewalt
3.2 Die Rolle der Medien bei der Gewaltentstehung
3.3 Besonderes Problem: Länderspiele
3.4 Auf gute Feindschaft: Das deutsch-holländische (Fußball-)Verhält- nis
3.5 Frauen in der Fußballfan- und Hooliganszene
4 Prävention von gewalttätigem Zuschauerverhalten
4.1 durch die Sozialarbeit
4.1.1 Fan-Projekte
4.1.2 Akzeptierende Jugendsozialarbeit nach Krafeld
4.1.3 Sportsozialarbeit
4.2 durch die Polizei
4.3 durch die Stadienordnung und –architektur
4.4 durch die Ordner
4.5 durch die Vereine/den DFB
5 Persönliches Resümee
6 Eidesstattliche Versicherung
7 Literatur
8 Anhang
1 Einleitung
Spätestens seit den Ereignissen in Lens (zur Fußball-Weltmeisterschaft in Frankreich 1998) dürfte ein Großteil der deutschen Bevölkerung wissen, was Hooligans sind: brutale Schläger, zurückgebliebene Jugendliche mit schlechter Kindheit, Neonazis und vor allem keine richtigen Fußballfans. Da sind sich vor allem die Offiziellen (von den Vereinen, vom DFB etc.) einig. Dass dieses Raster nicht so einfach über die gewaltbereiten Jugendlichen und jungen Männer gelegt werden kann, will ich mit dieser Arbeit richtig stellen. Ich will die Subkultur der Hooligans gründlich analysieren, um dabei die Vorurteile von den wirklichen empirisch nachgewiesenen Gegebenheiten zu trennen.
Aus dieser Zielsetzung heraus lag dementsprechend das Hauptaugenmerk meiner Arbeit auf dem ersten Teil, in welchem ich versuchte, die besonderen Spezifika der Subkultur herauszufiltern. Dafür notwendig waren anfangs die klare Abgrenzung der Begriffe und die Erklärungen über die Geschichte des Hooliganismus, die auch die heutige Differenzierung der (deutschen) Fußballfanszene begründet. Nicht zuletzt sollten innerdeutsche Unterschiede dabei herausgearbeitet werden. Nach diesen Vorüberlegungen und Differenzierungen habe ich mich der Ursachenanalyse zugewandt. Schnell habe ich festgestellt, dass es nicht die Ursache für jugendliches Gewalthandeln gibt, deshalb war es notwendig mehrere (theoretische wie praktische) Ansätze zu erläutern. Schließlich habe ich mich den spezifischen Merkmalen und Verhaltensweisen der Hooligans gewidmet. Auch hier war es nicht mein Ziel, ein bestimmtes Raster anzulegen, nach dem Hooligans „erkannt“ und „entlarvt“ werden können, vielmehr war es mein Anliegen zu zeigen, wie viele Facetten diese Subkultur hat und wo Affinitäten zu anderen Jugend(sub)kulturen zu finden sind.
Im zweiten Teil meiner Arbeit habe ich besondere Probleme – Hooligans würden vielleicht eher sagen: Aspekte – der Hooliganszene vorgetragen, die im ersten Teil noch nicht mit zum Ausdruck kamen. So werden die politischen Orientierungen der Hools, die Rolle der Medien, das Problem Länderspiele, die deutsch-holländischen Hooligan- und Fanbeziehungen und die Rolle der Frauen in der Szene aufgegriffen, um das Bild der Hooligans und ihrer Umstände zu verfeinern.
Im letzten Teil schließlich beschäftige ich mich mit den Präventionsmaßnahmen. Prävention wird von allen Instanzen, die sich mit „Hooliganbekämpfung“ beschäftigen, groß geschrieben. Wie dies praktisch verwirklicht wird, ist jedoch sehr unterschiedlich. So wird in der Sozialarbeit – allen voran in der Fan-Projektarbeit – Akzeptanz für die Lebenswelt und für die Bewältigungsstrategien der Fans gefordert. Dem gegenüber stehen die überwiegend repressiv orientierten Maßnahmen der Polizei. Auch die Regierung hat versucht, den Fußballausschreitungen Einhalt zu gebieten, indem sie im „Nationalen Konzept Sport und Sicherheit“ (und in anderen Gesetzen) Richtlinien für die Stadienordnung, bauliche Maßnahmen, für die Ordnerdienst u.a. aufgestellt hat. Schließlich und endlich beschäftigen sich auch die Vereine und ihr Dachverband der Deutsche Fußballbund (DFB) – wenn auch dürftig – mit dem „Hooliganproblem“.
Im Hinblick auf die nächste Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland bleibt zu sagen, dass es wohl naiv ist, zu glauben, die Ausschreitungen bei Fußballspielen werden sich von allein auflösen oder sich durch die Maßnahmen der verschiedenen Institutionen bedeutend verringern. Deshalb scheint es m. E. sinnvoll, sich mit dem Thema besonders in der Sozialarbeit auseinanderzusetzen, um weitere Strategien für die Praxis zu entwickeln, die es denn Jugendlichen erlauben, ihre Bedürfnisse auszuleben, ohne dabei Personen oder Sachgegenstände zu gefährden.
2 Merkmale
2.1 Begriffsklärungen
2.1.1 Hooligan / Hooliganismus
„Hooliganismus ist eine männliche Form zivilen Ungehorsams, eine nichtpolitische Rebellion gegen die sinnlose Autorität des Alltags, ein Versuch, die von montags bis freitags aufgezwungene Rolle abzustoßen, aus dem langweiligen, abstumpfenden Spießerdasein auszubrechen – wenigstens für ein paar Stunden.“[1]
Um diese beiden Begriffe zu definieren, will ich zunächst einmal nach der Herkunft des Begriffes „Hooligan“ suchen. Ralf Ek hat herausgefunden, dass der Begriff zum ersten Mal im Jahre 1898 in einer englischen Tageszeitung im Zusammenhang mit Alkohol und exzessiver Gewaltanwendung auf öffentlichen Plätzen benutzt wurde[2]. Woher dieser Begriff jedoch kommt, ist sehr umstritten und es gibt viele Erklärungsversuche. Ek nennt zwei mögliche Abstammungen: „Zum einen könnte sich der Begriff auf eine irisch-stämmige Familie namens ‚Houliah’ beziehen, die landesweit wegen ihrer gewalttätigen und trinkfesten Mitglieder bekannt war und in volkstümlichen irischen und schottischen Liedern besungen wurden. Zum anderen könnte Hooligan aus einer missverständlichen Übernahme von ‚Hooley´s gang’ entstanden sein, einer Bande jugendlicher Straßenkrimineller.“[3] Eine weitere Variante besteht darin, „Hooligan“ als englischen Kunstbegriff anzusehen, der sinngemäß mit „Straßenrowdy“ oder „Halbstarker“ übersetzt wird. Oder der Begriff kommt vom irischen Wort „hooley“, was so viel heißt wie „Sauforgie“, und wurde zu Hooligan verdreht. Aber es gibt auch Begriffserklärungen, die davon ausgehen, dass der Begriff etymologisch nicht von der britischen Insel kommt, sondern aus dem slawischen Sprachgebrauch. Denn ca. seit 1900 wurde der Begriff parallel auch in Russland benutzt.
Für welche Variante man sich nun entscheidet, fest steht, dass ab etwa 1900 „Hooligan“ benutzt wurde, um Straßenkriminelle zu beschreiben und auch Männer, die durch rowdyhaftes Verhalten und enormen Alkoholkonsum auffielen[4]. Erst seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts wurde in Deutschland und ca. 15 bis 20 Jahre zuvor in England der Begriff im Zusammenhang mit gewalttätigen Fußballfans verwendet. „Hooligan“ löste damit Begriffe wie „Fußballrocker“ oder „Fußballrowdy“[5] ab, denn – wie ich in Kapitel 2.2.1 noch näher beschreiben werde – nicht erst seit den 80er Jahren gibt es das Phänomen der Randalierer beim Fußball. Nun aber hatte sich die Fanszene in friedliche und randalierende Fans geteilt (siehe Kapitel 2.2.2). Bei der neuen „sich zu körperlichen Auseinandersetzung bekennenden Gruppierung“[6] hatte sich der Begriff durchgesetzt und wurde genutzt um sich von den friedlichen Fans – den so genannten „Kutten“ und „Normalos“ (siehe Kapitel 2.2.2) – abzugrenzen.
Meier definiert nun Hooligans als „Personen, die im Umfeld von Fußballspielen und Ereignissen durch gewalttätige Aktionen gegen Personen und Sachen auffallen.“[7] Hooliganismus ist demzufolge die Zuschauergewalt, die aus der aggressiven Auseinandersetzung zwischen rivalisierenden Hooligangruppen gewaltbereiter junger Männer vor, während oder nach einem Fußballspiel entsteht.
Meier bezieht in die Definition des Hooliganismus die Subkulturkomponente mit ein: „Hooliganismus wird als eine gewalttätige Subkultur verstanden, deren innersubkulturell physisch gewalttätiger Aktionismus auf keiner ideologischen oder theoretischen Grundlage basiert.“[8] Damit will er auch die Subkultur von dem Vorurteil lösen, politischen oder gar rechtsradikalen Interessen zu unterliegen.[9]
2.1.2 Devianz / Gewalt
„Augenscheinlich war die Gewalttätigkeit eine Art Protest. So gäbe es Sinn: Fußballspiele dienten als Ventil für heftige Frustrationen. So viele junge Leute waren arbeitslos geworden oder hatten überhaupt noch nie Arbeit gefunden. Folglich war die Gewalt eine Art Rebellion – soziale Rebellion, Klassenrebellion, irgend so was.“[10]
Ein wichtiger Aspekt bei der Beschreibung der Hooligansubkultur ist der Gewaltaspekt. Gewalt spielt bei den Hooligans eine zentrale Rolle, sie ist ein Machtinstrument, mit dem sie spielen, aber sie ist auch ein Aspekt, der den Jugendlichen und jungen Männern physisch, psychisch und strukturell widerfährt.
Devianz oder abweichendes Verhalten wird als einmalige oder dauerhafte Verletzung gegebener sozialer Normen verstanden. Was als abweichendes Verhalten gilt, entscheidet die jeweilige Gesellschaft. Da die Normen und das entsprechende Verhalten einem ständigen Wandel unterliegen, ist das Urteil, ob es sich um deviantes Verhalten handelt, im Einzelfall sehr schwierig zu treffen.
Die physische Gewalt der Hooligans kann als abweichendes Verhalten von Jugendlichen verstanden werden, denn in der hiesigen Normalgesellschaft wird physische Gewalt weitestgehend abgelehnt. Hier liegt auch wieder ein Differenzierungspunkt zu „normalen“ Fußballfans, die sich eher noch an den Werten und Normen der Gesellschaft orientieren. So schreibt z.B. Gehrmann: „Fußballfans tragen ihren gepflegten Haß (‚Pflastersteine für die Schalker Schweine!’) im Stadion öffentlich vor wie Hooligans ihre Lust an der Gewalt offen ausleben.“[11]
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(aus Becker/Pilz 1988, S.99)
Wollen wir nun aber den Gewaltbegriff näher bestimmen. Dass Gewalt nicht nur dann vorliegt, wenn „Blut“ fließt[12], steht wohl eindeutig fest. Trotzdem scheint es lohnenswert, es noch einmal zu erwähnen, denn damit kann man sich die Frage stellen, „ob nicht die vielfach gesellschaftlich geduldeten, legitimierten, ja manchmal sogar gepriesenen subtil verfeinerten Formen der psychischen und strukturellen Gewalt viel problematischer sind, viel mehr Schaden anrichten als manche der gesellschaftlich geächteten Formen körperlicher Gewaltanwendung.“[13] So möchte ich mich der Gewaltdefinition von Theunert anschließen, der schreibt: „Gewalt ist … die Manifestation von Macht und/oder Herrschaft, mit der Folge, und/oder dem Ziel der Schädigung von einzelnen oder Gruppen von Menschen.“[14] Zu dieser Definition gehören zwei Bestimmungskriterien: Erstes Kriterium der Gewalt ist, die „bei dem oder der Betroffenen feststellbare Folge, die durch Gewalt bewirkte Schädigung [ … ] Das Ziel der Gewaltausübung tritt gegenüber der Folge in den Hintergrund, es ist sekundäres Bestimmungskriterium.“[15] Zweites Kriterium ist, dass sie an die „Ausübung oder Existenz von Macht und Herrschaft gebunden ist. Macht und Herrschaft gründen auf der Verfügung über Machtmittel, die die Voraussetzungen zur Gewaltanwendung schaffen.“[16]
Pilz geht weiter und lässt die sozialen Bedingungen in seinen Gewaltbegriff mit einfließen, die maßgeblich an der Gewaltentstehung beteiligt sind.[17] So fordert er, – anlehnend an Horn – dass „die Wirkungszusammenhänge zwischen Sozialstruktur und Verhalten aufgedeckt werden. Dies gilt auch und gerade für die Gewalttätigkeit Jugendlicher, deren personales Gewaltverhalten überwiegend eine Folge gesellschaftlich produzierter, struktureller Gewalt ist.“[18] Für Pilz liegt die Gewalt des Individuums in der Umwelt bzw. der Lebenswelt des Menschen. Deshalb können gewalttätige Handlungen gesamtgesellschaftlich betrachtet unsinnig und falsch erscheinen, jedoch auf der Ebene des Individuums akzeptabel oder gar sinnvoll sein. So kann das Problem der Gewalt nicht so einfach gelöst werden. Oder wie es Pilz ausdrückt: „Wie jedes menschliche Verhalten ist auch das gewaltförmige Verhalten von Jugendlichen nur sachgerecht zu beurteilen und kann entsprechend auch nur sachgerecht darauf reagiert werden, wenn wir es in den Kontext übergreifender, gesellschaftlicher Probleme und Wertordnungen stellen.“[19]
Diese Lebenswelt ist für die Fußballfans und Hooligans die Sportwelt. Und der Kampf und die Gewalt im Sport sind dominant. So schreiben Pilz und Silberstein: „Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich im Sport im Zuge des Zivilisationsprozesses eine zunehmende Kontrolle von Affekten und expressiven Formen der Gewalt festmachen lässt. Dies führt einerseits zu einer Verlagerung zu instrumentellen Formen der Gewalt, andererseits aber auch zu einer sehr unterschiedlichen Ausprägung dieser Entwicklung in den verschiedenen Sportarten. Diese Ergebnisse sind in mehrfacher Hinsicht bedeutsam für das Problem der Zuschauer- bzw. Fangewalt:
- Fans kommen überwiegend aus einem Sozialmilieu, in dem Gewalt- und Affektkontrolle wenig ausgeprägt sind;
- Fans haben offenbar im Umfeld von Fußballspielen gute Möglichkeiten, gesellschaftlich tabuierte Formen der Gewalt, also expressive Gewalt, auszuüben und auszuleben. Hier kann man aus sich herausgehen und kann alle Formen kontrollierten Handelns vergessen. Gleichzeitig kann man sich der großen Aufmerksamkeit der Medien sicher sein.“[20]
2.1.3 Subkultur
„Diese Fußballfanentwicklung unterliegt den allgemeinen gesellschaftlichen Veränderungsprozessen einer Normalisierungsgesellschaft mit standardisierten Verhaltensanforderungen. [ … ] Die Verhaltensdiskrepanz zwischen milieuspezifischer und der herrschenden standardisierten Form, die die Einpassung der Individuen in die bestehenden Verhältnisse garantieren soll [ … ] , eskalierte in dieser gesellschaftlichen Entwicklungsphase im jugendlichen Subkulturbereich.“[21]
Beziehen möchte ich mich bei meinen Subkulturüberlegungen auf das Modell von Rolf Schwendter. Er definiert zunächst den Kulturbegriff, um die Negation dessen als Subkultur zu definieren. So ist für ihn Kultur „der Innbegriff alles nicht Biologischen in der menschlichen Gesellschaft. Oder, anders gesagt: Kultur ist die Summe aller Institutionen, Bräuche, Werkzeuge, Normen, Wertordnungssysteme, Präferenzen, Bedürfnisse usw. in einer konkreten Gesellschaft.“[22] Das entsprechende Gegenteil dessen ist dann die Subkultur, wenn sich nämlich die Institutionen, Bräuche, Werkzeuge, Normen, Wertordnungssysteme, Präferenzen, Bedürfnisse usw. im nicht geringen Maße von denen der Machtträger (oder „herrschenden Institutionen“) differenziert.[23]
Schwendter geht weiter und differenziert die Subkulturen – in Anlehnung an Hollstein – in „Teil- und Gegenkulturen“. „Teilkulturen“ sind Konsum- und Kompensationskulturen mit hohen Integrationsgraden, die nicht aus der Jugend hervorgehen, sondern für die Jugend gemacht werden. Diese „Teilkulturen“ sind für Schwendter weniger interessant. Die „Gegenkulturen“ verstehen sich selbst (und wollen auch so verstanden werden) als Opposition gegen das bestehende System[24], wobei er da wieder unterscheidet in „progressive“ und „regressive“ Subkulturen.[25] Schwendter beschreibt die Subkulturen so:
- „Die Normen, Institutionen etc. der progressiven Subkulturen dienen diesen dazu, den gegenwärtigen Stand der Gesellschaft aufzuheben, weiterzutreiben, einen grundsätzlich neuen Zustand zu erarbeiten.“[26]
- „Die Normen, Institutionen etc. der regressiven Subkulturen dienen diesen dazu, einen vergangenen Stand der Gesellschaft, Normen, die nicht mehr, oder nicht in dieser Weise, in der gegenwärtigen Gesellschaft wirksam sind, wiederherzustellen.“[27]
Auch die „regressiven“ Subkulturen interessieren Schwendter nur peripher, da zur Zeit der Verfassung des Buches von Schwendter der allgemeine Zeitgeist mehr links schwebte, sprich man eine neue Gesellschaft mit neuen Normen, Werten etc. schaffen wollte. Die zwar schon wieder gegründete NPD hatte ihre ersten Erfolge gehabt, aber die Neonazi-Szene (die man ja im Sinne von Schwendter als regressiv bezeichnen kann) wurde weder als Subkultur noch als Jugendsubkultur ernst genommen.[28] Die „progressiven“ Subkulturen teilte Schwendter dann wiederum in „rationalistische“ ( an Analysen, Praxis zur Majorität und zu unfreiwilligen Subkulturen, Selbstbestimmung und konkrete Arbeit an technischen Möglichkeiten hin orientiert) und „emotionale“ (wichtig sind individuelle Freiheit, Entwicklung des Bewusstseins und allgemeine bis kosmische Futurologie) Subkulturen auf.[29] Dazu eine verdeutlichende Übersicht, die Schwendter aufgestellt hat:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Abb. aus Schwendter 1978, S. 40)
Ein weiterer wichtiger Ansatz in der Subkulturforschung entwickelten das Birminghamer Centre for Contemporary Cultural Studies (CCCS), das 1964 gegründet wurde. Die Studien der britischen Subkulturforschung befassten sich vor allem mit den Herkunftsfamilien der Jugendlichen in Subkulturen. Und sie kamen zu ähnlichen Erkenntnissen wie Schwendter: Sie arbeiteten zwei Gruppen heraus: „die Subkulturen der Arbeiterklasse und die Gegenkulturen der Mittelschicht“.[30] So wurde der Subkulturforschung immer wieder ein milieu- bzw. schicht-orientierter Ansatz zugeordnet.
Ein anderer Ansatz wird durch Wilfried Ferchoff gegeben, der sich von dem Milieuansatz löst, und stattdessen für ihn die Subkultur aufgrund der „Veränderungen des gesamtgesellschaftlichen Gefüges“ entsteht.[31]
Matthesius schreibt in Bezug auf die Subkultur Hooligans der Individualisierungsthese (siehe auch Kapitel 2.3.1) noch einen entscheidenden Aspekt zu, denn die „die aufgezeigten milieuspezifischen Verhaltensweisen müssen jedoch aufgrund der Individualisierungsthese modifiziert werden. Zeigen die Jugendlichen der im Fußball sozialisierten Fans noch ausgeprägte milieuspezifische Verhaltensweisen auf, so haben sich diese im Zuge der Individualisierungstendenzen verändert. Milieugebundene Jugendliche unterliegen in der Sekundärsozialisation schichtenübergreifenden Sozialisationseinflüssen und neue, nicht dem beschriebenen Milieu zuzurechnende Jugendliche beteiligen sich heute an Fußballfanaktivitäten und verwässern ursprüngliche Handlungsabläufe und –vorgaben.“[32]
In meiner folgenden Arbeit möchte ich mich diesen Überlegungen anschließen. Die Hooligans sind nicht mehr nur aufgrund ihrer Herkunftsfamilie, bzw. ihrer Schicht (was ja die traditionelle Arbeiterschicht wäre) Hooligans, sondern weil sie sich frei für diese Subkultur entschieden haben. Darum gibt es auch Jugendliche aus der Mittelschicht oder gar der Oberschicht, die sich dieser Subkultur anschließen. Klar ist, dass ein Großteil der jungen Männer auch noch aus dem Arbeitermilieu (wenn man mal davon ausgehen möge, dass es dies in der Form noch gibt) kommen, weil es eine Szene ist, in der noch klassische Verhaltensweisen der männlichen Arbeiterklasse zelebriert werden (so z. B. das Männlichkeitsverhalten, Kampf, Solidarität, Konkurrenz etc.). Aber dazu mehr in den nächsten Kapiteln.
2.2 Geschichte des Hooliganismus
2.2.1 Geschichte von Krawallen bei sportlichen Großveranstaltungen, insbesondere bei Fußballspielen
„Der Fußball ist, darüber kann kaum ein Zweifel bestehen, sowohl Ausdruck wirklicher Konflikte wie Anlass, sie auszutragen. Was hat aber das Spiel selbst mit realen Konflikten zu tun? Wer die Spielstruktur des Fußballs untersucht, wird zunächst feststellen, dass richtige Kämpfe und Wettkämpfe gewisse Gemeinsamkeiten aufweisen: Auch im Fußball wird, wie im wirklichen Leben, real gehandelt, auch eine sportliche Entscheidung kann von den Beteiligten sehr ernst genommen werden. Sieg und Niederlage können auch im Spiel ziemlich bedeutsam werden.“[33]
Gewalt im Zusammenhang mit sportlichen Großveranstaltungen gibt es schon, seit es den Sport bzw. die Zuschauer gibt. So sind bereits aus der Antike Zuschauerausschreitungen überliefert. Tacitus schreibt zum Beispiel über die Sicherheitsmaßnahmen der Dionysyen in Chios. Dort gab es nämlich sog. „Stock- und Peitschenträger“ (heute würde man sagen Polizeibeamte), die für Recht und Ordnung zu sorgen hatten und das ausdrückliche Recht der körperlichen Züchtigung hatten.[34] Die antiken Schriften raten, „bei Fackelläufen, Wettkämpfen und anderen öffentlichen Veranstaltungen auf der Hut zu sein und durch überlegte Postierung von Sicherheitskräften an strategisch wichtigen Punkten jede Möglichkeit zum Aufruhr im Keim zu ersticken.“[35] In Delphi wurde um 450 vor Christus während Wettkämpfen das Mitnehmen von alkoholischen Getränken ins Stadion untersagt, nachdem es immer wieder zu Randalen von betrunkenen Stadionbesuchern kam.[36]
Middendorf zitiert folgende Geschichte, die sich ebenso gut in den heutigen Ligen abspielen könnte, jedoch aus dem Jahre 59 n. Chr. stammt: „In der Stadt P[ompeji] fand eine Wettkampfveranstaltung zwischen den Mannschaften von P[ompeji] und der benachbarten Stadt N[ivevia] statt. Als die Wettkämpfe begannen, feuerten die Zuschauer auf den Tribünen ihre Kämpfer lautstark an. Dann gab es zwischen den Parteien zuerst Schimpfereien, anschließend folgten Steine und schließlich gingen die Zuschauer beider Parteien mit Fäusten, Stöcken und Dolchen aufeinander los. Die herbeigerufenen Ordnungshüter schlugen wahllos in das Getümmel, so dass eine Panik ausbrach. Die Fliehenden schlugen blindwütig auf alles ein, was sich ihnen in den Weg stellte. 20.000 Zuschauer drängten schreiend aus dem Stadion, viele Menschen wurden niedergetreten, es gab einige hundert Verletzte.“[37] Folge dieser Zuschauerausschreitung war, dass die Beamten, die das Spiel genehmigten, lebenslang verbannt wurden und dass in der Stadt Pompeji zehn Jahre lang keine Gladiatorenkämpfe durchgeführt werden durften.
Auch aus dem Mittelalter gibt es Überlieferungen von Zuschauerausschreitungen. So erließ der Bürgermeister von London 1314 ein Ballspielverbot, da es im Zusammenhang der Ausübung dieser Sportarten immer wieder zu Krawallen kam.
1848 wurden in Cambridge die ersten allgemeinen Fußballregeln aufgestellt (Konrad Koch verfasst 1875 in Braunschweig die ersten deutschen Fußballregeln). Erste Fußballvereine wurden gegründet und auch die Fußballfanszene entstand. Es gab erste Ausschreitungen, da Fußball als Kampf zwischen zwei rivalisierenden Gemeinden (Mannschaften) zelebriert wurde und die Zuschauer auf den Rängen Gebietsansprüche und reale Konflikte austragen wollten. Vor allem bei Spielen zwischen territorialen Nachbarn – sog. Derbys[38] – war mit Krawallen zu rechnen, denn „im Derby kämpfen die Spieler nicht nur für sich selbst oder um des Fußballs willen, sondern im Namen einer Gruppe. Wenn die Spieler als Repräsentanten einer Gemeinschaft und als Vertreter von deren Idealen antreten, dann, so weiß die Konfliktsoziologie, sind die Auseinandersetzungen unerbittlicher als die, bei denen die Spieler nur ihre persönliche Kampfmotivation mitbringen.“[39] Der britische Soziologe Eric Dunning hat sich mit Forschungen über die Zuschauerausschreitungen in England seit ca. dem 19. Jahrhundert verdient gemacht. Von 1895 bis 1914 errechnet er ca. 200 Fälle von Ausschreitungen pro Jahr.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Ohne Hooligans und Zäune: Ein Polizist gegenüber der Menge im Spiel Brentford-Huddersfield im Sept. 1935; aus Bausenwein, 1995, S. 327)
Im Gegensatz zum heutigen Hooliganismus waren die damaligen Aggressionen weniger gegen die gegnerischen Vereinsanhänger gerichtet, vielmehr hatten sie mit den konkreten Umständen des Spieles zu tun, wie zum Beispiel wenn die Zuschauer unzufrieden mit der Schiedsrichterleistung waren oder über das unfaire Spiel der gegnerischen Mannschaft oder über das überfüllte Stadion. So richtete sich die Gewalt eher gegen den Schiedsrichter oder gegen die Spieler oder gegen andere Fangruppen, was, mal abgesehen von den Derbys, auch damit zusammenhängt, dass zu den Auswärtsspielen wenig Fans mitreisten, einfach weil die (finanziellen) Möglichkeiten sehr beschränkt waren.[40]
Die uns heute bekannten Ausschreitungen im Zuge von Fußballspielen – die seit 1966 mit dem Begriff Hooliganismus (die Herkunft dieses Begriffes habe ich in Kapitel 2.1.1 schon näher erläutert) überschrieben werden – entwickelten sich erst ab ca. der Mitte des
20. Jahrhunderts. Eine nicht unwesentliche Rolle bei diesem Prozess spielten die Medien, so wurde z. B. 1960/61 zum ersten Mal im Fernsehen übertragen, wie Fußballfans ein Spielfeld stürmen. Und 1963 wurde von der Presse zum ersten Mal im großen Stil berichtet, wie die „Schlacht“ zwischen katholischen Anhängern des FC Everton gegen die protestantischen Fans der Glasgow Rangers anlässlich der inoffiziellen britischen Meisterschaften ausgetragen wurde. Schon in den 60er Jahren wurden bei Presse und Fernsehen spezielle „Randale“-Reporter eingesetzt, und mittlerweile waren die Ausschreitungen neben dem Spiel mindestens genauso wichtig, wie das Spiel selbst.[41]
In der Öffentlichkeit verbindet man den Hooliganismus (nicht zuletzt wegen der Medien) vor allem mit drei historischen Ereignissen: Heysel, Hillsborough und Lens:
- Am 29. Mai 1985 beim 30. Endspiel um den Europapokal der Landesmeister zwischen Juventus Turin und dem FC Liverpool ereignete sich im Brüsseler Heysel-Stadion die Katastrophe. 39 Menschen starben und 376 wurden zum Teil schwer verletzt, als die Zuschauer in Panik gerieten, weil englische Fußballrowdys die italienischen Fans mit Feuerwerkskörpern beschossen und überdies die Ränge des Stadions maßlos überfüllt waren. Tausende stürmten zu den Ausgängen und dabei wurden in dem Aufruhr Menschen niedergetrampelt und zerquetscht. Diese tragischen Ereignisse hatten zur Folge, dass englische Klubs für mehrere Jahre vom internationalen Spielbetrieb ausgeschlossen wurden und die Regierung Thatcher beschloss in ihrem eingerichteten „Kriegskabinett“ mehrere Sofortmaßnahmen, wie z. B. Alkoholverbot in den Stadien, Videoüberwachung, Erweiterung der Polizeibefugnisse, Undercoveragenten in den Fanblöcken. Auch europaweit wurden neue Sicherheitsvorschriften in und um die Stadien durchgesetzt.
- Sheffield 15. April 1989 – „Die Anhänger von Liverpool und Nottingham Forrest strömen auf das Stadion von Hillsborough zu, sie freuen sich auf das FA-Cup-Semifinale. Immer mehr stauen sich vor den Türen, viele kommen spät und sie wollen unbedingt noch hinein, also schieben sie die vor ihnen Stehenden vor sich her. Die Polizisten öffnen ein paar Tore, um den Druck draußen zu senken, die Polizisten sind nervös, sie haben Angst vor Hooligans, sie sind schlecht organisiert. Drinnen aber wird der Druck immer stärker, in einem Tunnel, der zur bereits hoffnungslos überfüllten Leppings Lane Tribüne führt, zerquetschen sie einander, weil sie, von hinten zusammengedrückt, vorne nicht über die ‚Sicherheitszäune’ rund ums Spielfeld kommen. 96 Fans sterben in der tödlichen, von ‚Sicherheitskräften’ aufgestellten Falle von Hillsborough.“[42] Ein Richter, der im Nachhinein Untersuchungen zu dieser Katastrophe durchgeführt hatte, empfahl im sog. „Tayler-Report“ die Umrüstung der Stadien von Stehplätzen zu Sitzplätzen. Mittlerweile gibt es bei allen Länderspielen und auch in der englischen Liga in den Stadien nur Sitzplätze. Auch in der deutschen Bundesliga soll das durchgesetzt werden, jedoch gibt es energische Gegenwehr von Seiten der Fans.
Nach diesen schweren Ereignissen, die bei weiten nicht alle waren, bemühte man sich auch in Deutschland intensiv darum, durch präventive und repressive Maßnahmen das Problem „in den Griff“ zu bekommen. Dadurch wurde das Ausmaß der Zuschauergewalt in der Mitte der 80er Jahre verringert. Bei der Europameisterschaft in Deutschland 1988 und der darauf folgenden Weltmeisterschaft in Italien 1990 kam es jedoch erneut zu gewalttätigen Auseinandersetzungen. Nach der Wiedervereinigung erfolgte zudem eine weitere Belebung der Situation in Deutschland durch die neuen ostdeutschen Vereine und ihrem hohen Konfliktpotential seitens der Fans. So stieg die Zahl der Gewalttaten noch einmal an. Diese Situation führte zu der Entwicklung des „Nationalen Konzeptes Sport und Sicherheit“, das z.B. die Einrichtung von Fan-Projekten vorsah.
- Während der Fußballweltmeisterschaft 1998 in Frankreich wurde nach dem Spiel Deutschland gegen Jugoslawien in Lens der französische Gendarm Daniel Nivel von mehreren deutschen Hooligans niedergestreckt und am Boden liegend weiter getreten und geschlagen. Durch diesen Übergriff erlitt Nivel solche schweren Verletzungen, dass er mehrere Tage im Koma lag. Schon Tage zuvor war klar, dass es an diesem Tag zu Ausschreitungen kommen würde und so fanden sich 600 bis 700 deutsche Hooligans – darunter viele Nazis (Augenzeugenberichten nach mehr als sonst) – an diesem Tag in Lens ein.
Durch diese Eskalation der Gewalt wurden - auch im Hinblick auf die Europameisterschaft 2000 in den Niederlanden und Belgien – die Präventionsaktivitäten auf nationaler und internationaler Ebene weiter intensiviert. Zwar gelang es den deutschen Verantwortlichen, dass es in den Niederlanden und in Belgien zu keinen Ausschreitungen von deutschen Hooligans kam, jedoch gab es auch bei dieser EM wieder Randale, vor allem von englischen Hools.[43]
2.2.2 Ausdifferenzierung der Fan-Szene
„Aber es ist möglich, sowohl die Gültigkeit bestimmter universeller deterministischer Modelle als auch die Differenzen anzuerkennen: in wichtigen politischen und ökonomischen Belangen ist die Gesellschaft im Umbau und Umschichtungen begriffen, ebenso wie sie in anderen Belangen von ihren konstanten Elementen beherrscht wird. Gewiss hat es in der Arbeiterschaft immer Gewalttätigkeit gegeben, besonders in Verbindung mit dem Fußballspiel, aber es ist auch richtig, dass die letzte Generation – oder möglicherweise die letzten zwei Generationen – junger Fußballfans aus der Arbeiterschaft sich die Gewalttätigkeit auf eine besondere und unverwechselbare Art zu eigen gemacht haben.“[44]
Als Konrad Koch 1875 die ersten deutschen Fußballregeln niederschrieb, wurde damit der Grundstein für organisierten Fußball gelegt. 1900 wurde der Deutsche Fußballbund (DFB) gegründet, die Bundesliga wurde eingeführt und erste Vereine begannen, kommerziell Fußball zu spielen. Fußball wurde zwar schon lange Zeit vorher gespielt,[45] aber mit der Kommerzialisierung entstanden erste Fanclubs. Das Zuschauerverhalten änderte sich, aber auch die Erwartungen des Vereins an seine Zuschauer: „Nicht das Vereinsmitglied, das durch Mithilfe und Beteiligung in den Ver-einsbetrieb involviert ist, sondern der zahlende Konsument, dem für viel Geld 90 Minuten Unterhaltung geboten werden sollte, wurde nun benötigt.“[46] Seit ca. den 70er Jahren stieg in Deutschland die Zahl der Fußballfans und es wurden vermehrt neue Fanclubs errichtet. Es entstanden Fanclubs, die sich zunehmend von der Rolle der konsumierenden Fans lösten und sich immer mehr den „gesellschaftlichen Zwängen der standardisierten Verhaltensanforderungen“[47] entzogen. Es entstanden neue Formen des Fußballfandaseins. Auch die Gewalt in den Stadien nahm in dieser Zeit wieder zu. Heitmeyer schreibt dazu: „Da nicht von einer homogenen Fußballfan-Szene auszugehen ist, stellt sich die Frage nach den unterschiedlichen Motiven. Wir unterscheiden eher konsumorientierte, fußballzentrierte oder erlebnisorientierte Motive, um Identitätsbestrebungen, Fußball und sozialen Alltag über das Erleben von Spannungssituationen miteinander zu verbinden.“[48] Wie nun diese drei Typen von Fußballfans sich im Detail unterscheiden, soll diese Übersicht verdeutlichen:
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(aus Heitmeyer/Peter 1992, S. 32)
Die Fußballfans hatten natürlich ihre eigenen Begriffe für diese drei Fan-Typen. So werden konsumorientierte Fans als „Neckermänner“ oder „Normalos“ bezeichnet, fußballzentrierte Fans als „Kutten“ und „Hools“ bilden einen Teil der erlebnisorientierten Fans.
Auch die Polizei hatte ihre eigenen Begrifflichkeiten, für die Einteilung der Fans, bei der sie sich an gewalttätigen Gesichtspunkten orientiert. So gibt es in Polizeistatistiken Fans der Kategorien A, B und C. Fans der Kategorie A stellen die 90 bis 98% der friedlichen Fans im Stadion dar. Fans der Kategorie B sind konfliktbereit, aber diese aggressiven Situationen entstehen meistens im Zusammenhang mit den sportlichen Ereignissen (z.B. bei Fehlentscheidungen des Schiedsrichters). Die „Kutten“ bilden einen Großteil dieser Personengruppe. Kategorie-C-Fans sind die Gewalttäter oder Hooligans, die das Fußballspiel zum Anlass nehmen, um Randale zu machen. Wie bei den Kategorie-B-Fans sind dies meist männliche Jugendliche und junge Männer im Alter von 14 bis 30 Jahren.
Nun will ich aber noch einmal kurz auf die drei Gruppen „Neckermänner“, „Kutten“ und „Hools“ eingehen.
2.2.2.1 „Neckermänner“
Die „Neckermänner“ oder konsumorientierten Fans wollen ein gutes Spiel sehen, und gehen deshalb oft nur dann ins Stadion, wenn die Mannschaft gegen einen interessanten Gegner spielt. Sie stehen nicht fanatisch hinter dem Verein, sie wollen, dass der Bessere gewinnt. Seltener sind Besuche von Auswärtsspielen oder bei Regen. Von anderen Fans werden sie oft als Spießer angesehen.[49] „Normalos“ lehnen „Kutten“ und „Hools“ ab, oft sind diese auch Anlass, dass der konsumorientierte Fan nicht ins Stadion kommt, sondern sich lieber das Spiel zu hause vor dem Fernseher anschaut. Trotzdem findet man bei den „Normalos“ auch eine „hohe emotionale Anteilnahme am Fußballspiel“[50]. Heitmeyer schreibt es folgendermaßen: „Für die konsumorientierten Fans steht das Erleben von Spannungssituationen, die von anderen dargeboten werden, im engen Zusammenhang mit Leistungsgesichtspunkten, während die soziale Relevanz weitgehend unbedeutend ist.“[51] D.h. die Leistung der Spieler steht im Mittelpunkt und Fußball ist für diesen Fan-Typ eine mögliche Freizeitbeschäftigung, nicht die Freizeitbeschäftigung. Deshalb kommt ein „Neckermann“ auch oft allein oder mit wechselnden Personen ins Stadion, steht selten im Fan-Block (eher in der Gegengerade oder hat einen Sitzplatz) und ist auch nicht in Fan-Clubs aktiv.
2.2.2.2 „Kutten“
„Kutten“ sind die traditionellen Fußballfans. Sie stehen hundertprozentig hinter ihrem Verein. Heitmeyer schreibt, dass für fußballzentrierte Fans „das Erleben von Spannungssituationen auch in engem Zusammenhang mit den sportlichen Darbietungen [steht, Anm. d. Verf.] , ist aber nicht ausschließlich leistungsfixiert, sondern die (fast) absolute Treue, selbst bei sportlichen Misserfolg, zählt.“[52] Nach Heitmeyer suchen die meist jugendlichen Fußballfans Anerkennung. Im Fan-Block – das eigene Territorium - wird die Gemeinschaft zelebriert und Gruppenorientierung ist stark ausgeprägt.[53] Der Begriff „Kutte“ kommt von den Westen und Jacken (meistens aus Jeansstoff), die mit Aufnähern des bevorzugten Vereins selbst verziert wurden. Auch Autogramme auf den Kutten gehören mit dazu. Darüber hinaus befinden sich auf den Kutten „Anti-Vereins-Signets“[54], bei denen die Hassgegner diffamiert werden (zum Beispiel durch „Tod dem…“). Seit den späten 80er Jahren trugen die „Kutten“ immer mehr die durch das Merchandising der Vereine vertriebenen Fanutensilien wie Schals, Trikots etc. Auch gibt es bei den „Kutten“ eine Hierarchisierung: Oben stehen die, die schon seit Jahren zum Fußball gehen, alle kennen und das größte Wissen über den Verein haben. Die Jüngeren schauen zu den Alten auf. „Kutten“ sind im Gegensatz zu den „Normalos“ meist in Fan-Clubs organisiert. Sie gehen zu jedem Spiel und fahren auch zu den meisten Auswärtsspielen, indem sie Busse mieten, mit dem Zug oder im eigenen PKW fahren. Im Stadion findet man die „Kutten“ zumeist in den Fan-Kurven auf den Stehplätzen. „Kutten“ sind aus verschiedenen Gründen (zum Beispiel wegen der folgenden Preissteigerungen, aber auch wegen des „feelings“ etc.) überwiegend Gegner der immer mehr zum Trend werdenden Sitzplätze. Dieser Fußballfan-Typ ist auch der, der Stimmung im Stadion macht. Selbstinszenierung wird groß geschrieben. Gesänge, Fahnen, Tänze, Konfetti und Rauchbomben gehören dazu. Die Stimmung wird immer vom Spielergebnis beeinflusst, von Freudentänzen bis hin zu Tränen und Wut ist alles möglich. Da die „Kutten“ äußerlich am auffälligsten sind und auch die größte Stimmung machen, fallen sie im Stadion zuerst auf. Und oft erscheinen sie den restlichen Zuschauern als gewalttätige Masse, als Bedrohung, weil sie emotional so beteiligt sind. Früher mag das auch so gewesen sein. Seit es Zuschauer bei Fußballspielen gab, gab es auch Ausschreitungen von Fans. Jedoch erst in den späten 60er Jahren in England (und ca. zehn Jahre später dann auch in anderen Ländern) wurde dies zu einem neuen gesellschaftlichen Problem, als man Profi-Fußball zu einem Medienereignis machen wollte. „Das öffentliche Interesse am Fanverhalten, das in diesen Jahren verstärkt einsetzte, hatte unter anderem Rechtfertigungsäußerungen bzw. Leugnung der Eigeninszenierung körperlicher Auseinandersetzungen zur Folge.“[55] schreibt Matthesius über die Jahre 1980 bis 1983. Die Folge war, dass sich die Fan-Szene spaltete. Ein Teil löste sich von gewalttätigen Ausbrüchen und blieb als treuer Anhänger in den Fan-Clubs organisiert, man passte sich den gewünschten Verhaltensnormen an. Der andere Teil der unangepassten Jugendlichen brach aus dem organisierten Fanleben aus und schloss sich anderen Straßenbewegungen an (z.B. den Skinheads oder den Punks). Die Gewalttätigkeit wurde beibehalten, aber man löste sich von den „Kutten“ und ging lieber unauffällig ins Stadion. Die Hooligans waren geboren.
2.2.2.3 „Hools“
Nach Heitmeyer geht es dem erlebnisorientierten Fan darum, spannende Situationen zu erleben. Fußball soll ein Spektakel sein, notfalls auch durch eigenes Einwirken[56], in dem Sinne „es ist immer was los, und wenn nichts los ist, dann machen wir was los“[57] . Bei den erlebnisorientierten Fans gibt es starke Ablösungsprozesse vom Fußball. Wenn es andere Möglichkeiten der Anerkennung (zum Beispiel durch gewalttätige Ausschreitungen) gibt, löst man sich schnell vom Spielverlauf. Dieser Fan-Typ hat keinen festen Standort im Stadion und auch die Gruppen, an denen sie sich orientieren, wechseln.[58] „Hools“ oder Hooligans sind ein Teil dieses Fan-Typs. Sie „entstanden“ durch die oben erwähnte Spaltung der Fans und sie lehnen die „Kutten“ mittlerweile ab, wobei es den älteren Hools sicherlich schwerer fällt, als den jüngeren, da sie selber einmal „Kutten“ gewesen sind. Ihre Abgrenzung verdeutlichen sie dadurch, dass sie die typische Fan-Kleidung abgelegt haben und mittlerweile unauffällig oder gar fein gekleidet ins Stadion kommen.[59] „Hools“ üben im Stadion (oder auch davor oder auf dem Weg dahin) ihren eigenen Sport aus. Der Kampf zwischen gegnerischen Hool-Gruppen soll dabei ritterlich, fair und hart sein. Gekämpft wird Mann gegen Mann und ohne Waffen, nach einem ungeschriebenen Gesetz, einem Ehrenkodex. Oft wird sich daran nicht gehalten, Waffen werden sehr wohl eingesetzt, das geht von herumliegenden Wurfgeschossen bis hin zu wirklich gefährlichen Messern und Schusswaffen. Die Hooligan-Aktivitäten geschehen unabhängig vom Spielverlauf, sie sind schon Wochen zuvor akribisch geplant. Das Fußballspiel dient nur noch als Ort und Termin für die Wettkämpfe, die sog. „Städteturniere“. Man kann jedoch nicht sagen, dass die Hooligans jegliches Interesse am Fußball und dem Verein verloren haben, waren die meisten doch früher einmal „Kutten“. Aber sie halten nicht mehr bedingungslos zu ihrem Verein, sondern nur, so lange etwas da los ist.[60] Das sollte zunächst eine kleine Einstimmung auf die Subkultur der Hooligans sein, auf weitere wichtige Merkmale und Verhaltensweisen werde ich dann im Kapitel 2.4 eingehen.
2.2.3 Entwicklung des Hooliganismus in der DDR und in den neuen Bundesländern
„50 Meter im Quadrat, Rundherum nur Stacheldraht. Weißt Du wo ich wohne? Ich wohne in der Zone! Doch einmal wird es anders sein[61], Dann sperren wir die Bullen ein Und Chemie Leipzig wird dann Deutscher Meister sein…“[62]
Um zu erklären, wie der Hooliganismus in der Deutschen Demokratischen Republik entstanden ist, muss man zunächst erst einmal ein bisschen etwas über den Profi-Fußball und seine Instrumentalisierung in der DDR sagen. Die oberste Liga im DDR-Fußball war die Oberliga, in der Spitzenclubs der DDR-Bezirke und Betriebssportgemeinschaften (BSG) spielten. Der Leistungssport hatte ganz im Dienste des politischen Kurses zu funktionieren. Er war Propagandamittel, das der Bevölkerung zeigen sollte, wie effizient die realsozialistische Maschinerie arbeitet und wie überlegen das sozialistische System gegenüber dem „Klassenfeind“ war. Systematisch wurden die Fußball-Talente eines Bezirkes in Elitesportzentren aufgebaut und dann durch Delegierungen – oder besser gesagt Zwangsbeförderungen – in künstlich erzeugten Mannschaften zusammengesetzt. Der ganze Spitzensport wurde von oberster Stelle manipuliert und vereinnahmt. Die Spitzenclubs der DDR kamen meistens von der Polizei oder der Armee, weil sportliche Karrieren immer mit Unterwerfung, d.h. durch Zusammenarbeit mit den politischen Organen verbunden waren. Solche Vereine waren vor allem der BFC Dynamo Berlin, die SG Dynamo Dresden und der 1. FC Lokomotive Leipzig. Eine andere Möglichkeit, sich sportlich zu organisieren, waren die BSG. Aber nur wenige BSG – nämlich nur die von Großbetrieben, wie z.B. die von WISMUT (Aue), der Autoindustrie und der Chemiekomplexe im Süden der Republik (Leipzig, Zwickau etc.) – schafften den Sprung in die Oberliga und meistens tummelten sie sich – wegen der Übermacht der „zusammengestellten“ Mannschaften – auch nur in der unteren Hälfte der Tabelle. Typische BSG-Clubs waren z.B. die BSG Chemie Leipzig, die BSG Sachsenring Zwickau oder auch die BSG Chemie Böhlen. In der Bevölkerung waren die BSG (meist Arbeiter- und Traditionsvereine) beliebter als die Spitzenclubs, weil sie Antipoden der SED-gesteuerten Fußballclubs waren. So bekam Fußball schon früh eine politische Komponente, er wurde zum symbolischen Machtkampf zwischen „unten“ und „oben“. Unter dem Deckmantel des Sports und aus der sicheren Masse heraus konnten politische Meinungen geäußert werden. Dementsprechend viele Anhänger hatten die BSG-Clubs. So versammelte sich um solche Vereine auch ein spezielles Protestpotential, bei dem das Interesse weit über den sportlichen Aspekt hinausging. Fans begleiteten ihre Vereine auch bei den Auswärtsspielen, was zwangsweise und auch gewollt zur Konfrontation mit den staatlichen Organen führte.
Gleichzeitig entwickelten sich Mitte, Ende der 70er Jahre eine Jugendszene, die sich von der staatlichen Jugendpolitik nichts mehr vormachen ließ und der Konfrontation mit der Staatsgewalt nicht auswich. Die Jugend lehnte sich gegen die vielen Verbote, Willkür, Polizeigewalt, gegen das Eingesperrtsein und gegen die beschnittenen Freiheiten auf. Erste Subkulturen wie die Skinheads und Punks entstanden Anfang der 80er Jahre. Vor allem die Skinheads provozierten die Staatmacht, indem sie durch rassistische und nationalistische Sprüche auffielen. Vieler dieser Jugendlichen schlossen sich den entstehenden Fan-Clubs der BSG an, da sie merkten, dass sie im Schutz der Masse ihren Protest äußern konnten. Und es blieb nicht nur beim verbalen Protest. Immer öfter kam es zu Ausschreitungen in den Stadien. Es entstanden gewalttätige Flügel der Fan-Clubs, die sich miteinander prügelten. Der Staat reagierte darauf mit steigenden Sicherheitsvorkehrungen, Zäune trennten nun die Zuschauer vom Spielfeld und eingesetzte Sicherheitsbeamte sorgten dafür, dass es nicht zu Exzessen im Stadion kam. Das hatte zur Folge, dass sich die Prügeleien immer mehr um oder auf dem Weg zum Stadion stattfanden. Wenn es einmal keine gegnerischen Fans zum Prügeln gab, richtete sich die Aggression gegen die Polizei, die mit den Fans meist hilflos überfordert war. Gummiknüppel und Polizeimützen waren begehrte Trophäen der Fans. Ende der 70er Jahre kam es immer häufiger zu Todesfällen im Zuge der Prügeleien. In der Öffentlichkeit wurden diese Todesfälle verschwiegen.
Die Stasi schaltete sich ein, und erste Spitzel [sog. IM’s (Inoffizielle Mitarbeiter)] wurden unter die Fans geschleust, um gegen die „feindlich negativen Kräfte“ vorzugehen und Rädelsführer zu entlarven. Die Zersetzung der Fan-Clubs gelang natürlich nicht und man versuchte es mit Repression. Besonders aktive Personen wurden kriminalisiert, deren Ruf und Karriere wurde zerstört, sie wurden zur Armee einberufen oder gar in den Westen abgeschoben. Personen-, Post- und Telefonüberwachung wurde eingeführt, Privatbereiche wurden verwanzt, Ein- und Ausreiseverbote wurden ausgesprochen. Als dies nicht die gewünschten Ziele erreichte, wurde der polizeiliche Druck noch einmal erhöht und die Schikanierungen wurden auf die Schule und den Arbeitsbereich ausgedehnt. Die Reaktion waren Ausreiseanträge und eine völlige Abkehr vom DDR-Regime.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
(Fußballfans in Riesa 1988, aus Farin, Klaus/Hauswald, Harald: Die dritte Halbzeit, 2002, S. 18)
Ab Mitte der 80er Jahre setzte der Deeskalationskurs der Polizei ein. Man griff bei Schlägereien nicht mehr ein, ignorierte Provokationen etc. Man kümmerte sich nur noch um den schnellen An- und Abtransport, sowie die zügige Abarbeitung der Strafverfahren. Dadurch entstand für die Fußballfans ein neuer Freiraum, der Neueinsteiger anzog und dazu motivierte, die Toleranzgrenze der Behörden weiter auszureizen. Das führte dazu, dass man sich in der Masse mittlerweile alles erlauben konnte (bis auf den tätlichen Angriff der Ordnungskräfte). Dass die DDR am wirksamsten beim Begriff Faschismus zu treffen war, den sie durch den DDR-Sozialismus für ausgerottet erklärte, wussten auch die Fußballfans. In dieser Zeit entstanden die ersten rassistischen Äußerungen und Angriffe auf Sowjetsoldaten und ausländische Gastarbeiter. Die Stasi ermittelte, aber sie kam der neuen Aufgabe nicht mehr nach. Die Politik ignorierte den aufkommenden Rassismus, da es diesen in der sozialistischen DDR nicht geben durfte. Die Zuspitzung der Gewalt durch den Hooliganismus der 80er Jahre versuchte die Führung dann in eigene Bahnen wie Militär oder den Leistungssport zu lenken. Das Gewaltpotential wurde damit zwar umgeleitet, war aber auf der Straße weiterhin präsent.
Hier nun noch ein weiterer Unterschied zu den SED-Vereinen. Hatten die BSG-Fans immer mit Repressionen zu rechnen, so waren die ebenfalls bei den Stasi-Clubs entstehenden gewaltbereiten, meist auch neonazistischen Fan-Gruppen immer verharmlost worden. Sie waren in den Augen der Staatsmacht die Stimmungsmacher. So wurde über ihre Gewalttaten meist hinweggesehen, was dazu führte, dass sich in den Stasi-Clubs in aller Ruhe rechtsextremistische und militaristische Züge entfalten konnten, die sich bald vor allem beim BFC Dynamo – von dem weit nach der Wende noch die Rede sein wird – zu einer gut organisierten Elite unter den Hooligans entwickelte.
Mit dem Boom der Skinkultur Ende der 80er Jahre, die durch die politische Position fast ausschließlich Neonazis produzierte, gerieten den Behörden die militanten Subkulturen völlig aus der Kontrolle. Man verstand die Entwicklungen überhaupt nicht, konnte die verschiedenen Subkulturen weder identifizieren noch deren Kultur und Ideologie verstehen und einordnen. In staatlichen Jugend- und Kultureinrichtungen setzte teilweise eine Unterwanderung durch rechte Skins und Hooligans ein. Kam es zu Konfrontationen, wurde mit Gewalt geantwortet. Politische, rassistische und neofaschistische Straftaten verurteilte man unter Rowdytum. Ende der 80er Jahre und vor allem nach der Maueröffnung wurde das Skinoutfit im Osten zur Jugendmode. Bei den meisten Fans wurden die Symboliken und die Gedanken der Nazis beibehalten und verfestigt.
Dass die Liebe zu den westdeutschen Brüdern und Schwestern nicht so groß gewesen sein kann, wie sie zur Wende auf den Straßen beschworen wurden, beweist, mit welcher Verzückung die ostdeutschen Fußballfans und Hooligans nach der Maueröffnung über die Westvereine herfielen. Zum ersten Spiel von BSG Chemie Leipzig im Westen reisten im Mai 1990 über 1000 Chemiefans nach Hannover und disziplinierten gewalttätig und arrogant sofort die völlig verdutzten Westler im Stadion. Bei Länderspielen der BRD traten ab 1990 auch randalesüchtige Ostberliner (vor allem die Hools des BFC Dynamo) und Lok-Leipzig-Hools auf.
Da die Oberliga-Vereine der ehemaligen DDR – allen voran der BFC Dynamo – nach der Wende (aufgrund von Spielerabwanderungen in den Westen) sich in der Bundesliga nicht halten konnten und in die 3. und 4. Ligen abrutschten, wanderten viele am Fußball interessierten Fans ab, was blieb war der harte Kern der Hooligans. Deshalb sind die alten Ost-Vereine heute oft besonders berüchtigt, weil sie häufig wenig „normale“ Fans haben, oft nur gewaltbereite Fans. So gibt es Schätzungen, dass der BFC Dynamo insgesamt über eine feste Fangemeinde von ca. 600 Fans verfügt, von denen ca. 500 als Kategorie-C-Fans eingestuft werden. Auch die alten Feindschaften wurden bis heute beibehalten. So kommt es auch heute immer wieder zu schweren Ausschreitungen zwischen Hooligans im Osten.
2.2.4 Ost-West-Vergleich der heutigen Hooligan-Szene
„Die Ossis, die sind wie die Engländer. Für die geht’s bei der Randale um mehr als bloß Spaß…“ „Die Ossis sind völlig durchgeknallte. Die hörn nicht auf, wenn man am Boden liegt. Die filmen sogar, wie sie dir die Fresse eintreten.“ „Die ham vor nix Angst, die rennen auch voll in die Bullen rein.“[63]
Kurz nach der Wende wurden die Ost-Hools noch belächelt, weil sie sich dem Kleidungsstil der West-Hools noch nicht angeglichen hatten und auch noch keine Waffen benutzten. Auch Drogen waren zu dieser Zeit noch kein Thema in der ostdeutschen Hooliganszene.
Aber schnell wurde den Westdeutschen klar, wie viel Hasspotential in den Ostdeutschen lag. Jahrelang hatten die Jugendlichen versucht, gegen das System zu opponieren und waren ständigen Repressionen unterlegen. Drakonische Strafen, gesellschaftliche Bloßstellung durch die Polizei und Observationen, Drangsalierungen, Denunziationen und Ausweisungen durch die Stasi waren zu DDR-Zeiten an der Tagesordnung. Besonders die Führer waren Gefängnis, Stasi-Operationen und Verhöre gewöhnt. Viele verließen die DDR oder wurden dazu gezwungen. Nach der Wende machten sich die Abgehauenen wieder auf den Weg zurück, um den „Know-how-Transfer“[64] zu leisten. Es entstanden erste Freundschaften mit westdeutschen Fans, so zu Beispiel zwischen Ostberliner und Bochumer Hools.[65]
Heute ist das Bild der Ost-Hools ganz anders, als noch kurz nach der Wende. Schneider beschreibt es so: „In nicht einmal einer Dekade hat sich das Bild, was sich der westdeutsche vom ostdeutschen Hooligan macht, dramatisch verändert: Aus dem milde belächelten Außenseiter ist der dämonisierte Schlagetot geworden. Dabei schwingt nicht nur Achtung, sondern auch Angst mit.“[66] Viele Mythen ranken sich um die ostdeutsche Szene. Fakt ist jedoch, dass die Szenen mittlerweile fast identisch sind, so sind sie äußerlich nicht mehr zu unterscheiden und auch der Drogen- und Waffenbesitz ist keine Seltenheit mehr. Die wenigen Unterschiede, die es gibt, will ich jetzt noch kurz ansprechen:
- Zunächst ist festzustellen, dass der Zusammenhalt der ostdeutschen Hooligangruppen stärker ist als im Westen. Das sind noch Reliquien aus DDR-Zeiten, denn damals achtete man sehr auf die Zuverlässigkeit der Mitglieder, war man doch ständigen Bespitzelungen und Infiltrationen durch die Stasi ausgesetzt.[67]
- Da die Jugendlichen in der DDR schon früh mit Kampftechniken vertraut gemacht wurden – so gab es in den Schulen wehrkundlichen Unterricht und in den Betrieben später Betriebskampfgruppen zur Steigerung der Wehrfähigkeit – entwickelte sich bei den Ost-Hools schnell eine paramilitärische Intelligenz, die sich vortrefflich bei den Fußballauseinandersetzungen nutzen ließ.[68]
- Auch ist die Disziplinierung höher als im Westen. Seltener kommt es vor, dass bei Ausschreitungen zunächst ein großer Mob loszieht und später, wenn es ernst wird, nur noch die wenigsten da sind. Das liegt auch daran, dass viele schon seit mehreren Jahren dabei sind, und schon zu DDR-Zeiten mitgezogen sind.[69]
- Ein viel stärkeres Aggressionsverhältnis herrscht gegenüber der Polizei. War man doch früher den ständigen Repressionen durch die Polizei ausgesetzt, die den Hass auf die Beamten immer mehr verstärkte, so konnte man nun diesen Hass ein wenig ausleben. Sehr kritisch geht man im Osten auch mit szenekundigen Polizeibeamten in Zivil um, die die Fans in die Fanblöcke begleiten, da diese Beamten bei den Jugendlichen Erinnerungen an ehemaligen Stasispitzel hervorrufen.[70]
2.2.5 Neure Entwicklungen
„So wie früher Dorfjugend gegen Dorfjugend, Straße gegen Straße stand, wird heute eine neuartige Form des Territoriums verteidigt und umkämpft, das Stadion und die Ehre des Vereins und seiner Spieler.“[71]
Laut Jahresbericht Fußball der Zentralen Informationsstelle Sport (ZIS), einem Dezernat des Landeskriminalamtes Nordrhein-Westfalen, entwickelten sich die Fanausschreitungen (gemessen wurden die Straftaten von Kategorie-B-Fans und Kategorie-C-Fans) in den letzten Jahren rückläufig. Waren es in der Saison 1998/1999 noch 8000 gewaltbereite Jugendliche, so reduzierten sich in den beiden Folgejahren die Zahl auf 6800 (Saison 1999/2000) bzw. 6700 (Saison 2000/2001).[72] Wie sind diese Zahlen zu interpretieren? Um diese Frage zu beantworten, will ich noch eine Entwicklung mit hinzufügen, die in diesen Zusammenhang gehört. In den letzten Jahren ist ebenfalls die Zahl der Hooligan-Ausschreitungen zurückgegangen. Diese Informationen lassen zunächst vermuten, dass die Hooligan-Aktivität zurückgeht. Das mag so stimmen, da haben die Polizei und auch die Fan-Projekte gute Arbeit geleistet.
Aber – so wohlwollend die Zahlen auch sind – wollen wir nun die andere Seite der Medaille betrachten. So haben Wissenschaftler festgestellt, dass sich zwar die Quantität der Ausschreitungen verringert, auf der anderen steigt jedoch die Qualität der Gewalt, vor allem bei Länderspielen.[73] Die Ausschreitungen werden also seltener, dafür umso heftiger. Um diese Entwicklung zu verstehen, muss man andere Entwicklungen der letzten Jahre mit einbeziehen. So beschreibt Pilz schon 1994 den „Trend des Zerfalls der traditionellen Fankultur“[74]. D.h. die älteren Hooligans („Alt-Hools“ genannt) waren zumeist bevor sie Hooligans wurden in der „Kutten“-Szene aktiv. Neuere Hooligans („Jung-Hools“) überspringen das fußballzentrierte Fandasein und gliedern sich direkt bei den Hooligans ein. Dementsprechend entwickelte sich eine zunehmend jüngere Hooligan-Szene, die auch weniger Beziehungen zum Fußball hat, als die ältere.[75] Die jüngeren Hooligans gehen auch eher zu einem Spiel, wo sie wissen, dass es „Action“ gibt, auch wenn es nicht der Heimverein ist. Experten schätzen die „Jung-Hools“ am gefährlichsten und unberechenbarsten ein, da sie sich nicht mehr an die früheren Regeln halten (den sog. „Ehrenkodex“), so benutzen sie auch Waffen und schlagen auch auf schon am Boden liegende ein. Die Folge ist, dass es immer mehr zum Verfall des Ehrenkodexes kommt, was wiederum die Gefahr von wirklich schweren Verletzungen steigert (so ist auch die Steigerung der Todesfälle zu erklären). Besonders gefährlich sind die Jungen auch, weil sie sich in der Gruppe vor den Älteren noch profilieren müssen und Anerkennung suchen, deshalb sind sie besonders gewalttätig und stehen bei Auseinandersetzungen häufig in der ersten Reihe.[76]
Ernstzunehmen ist auch die Entwicklung der immer häufiger werdenden Nutzung von elektronischen Kommunikationsmitteln. So spielt bei Hooliganverabredungen immer öfter das Handy oder auch das Internet oder das Fax eine wichtige Rolle. Mit der Möglichkeit genaue Verabredungen im Vorfeld zu vereinbaren, hängt auch das Phänomen zusammen, dass – im Gegensatz zu den Anfängen der Hooligan-Ausschreitungen in den 70er und 80er Jahren – immer mehr Fights verabredet werden und es immer seltener zu spontanen Kämpfen kommt. Das spricht dafür, dass die Szene gut vernetzt ist und sie ihre Kämpfe eher als Wettkampf verstehen, denn als Krieg oder Konkurrenz.[77]
Da in den letzten Jahren die Sicherheitsbestimmungen in den Stadien immer höher getrieben wurden und weil die Repressionen gegen die Randalierer von Seiten der Polizei immer mehr verstärkt wurden, gibt es weiterhin Tendenzen, sich diesen Einschränkungen zu entziehen. So werden immer häufiger Fights verabredet, die weit außerhalb vom Stadion stattfinden sollen oder gar in ganz anderen Städten (die zum Beispiel bei der Anreise auf dem Weg liegen), sog. Drittorten. Das geht hin bis zu Fights, die völlig spielunabhängig veranschlagt werden. Das führt auch zu einem immer stärker werdenden ‚Gewalttourismus’. Außerdem entwickeln sich die Ausschreitungen auch mehr zu den weniger gesicherten Stadien der 3. und 4. Liga hin.[78]
2.3 Ursachen von Zuschauerausschreitungen und Hooliganismus
Was bringt (fußballbegeisterte) Jugendliche dazu, an den Wochenenden im Zuge von Fußballspielen Gewalt auszuüben? Was macht sie so aggressiv, dass sie die Möglichkeit des eigenen Verletzt-Werdens in Kauf nehmen? Diesen Fragen will ich mich nun widmen.
Hooligans vermitteln zwar nach außen hin, dass sie aus ganz „normal“ entwickelten Familien kommen, ihnen in Beruf und Privatleben nichts mangelt und dass sie sozial eingebunden sind, jedoch wurde im Forschungsbericht des Bundesministerium des Inneren über Hooliganismus in Deutschland nachgewiesen, dass sich diese These nicht halten lässt.[lxxix] Die Autoren des Abschlussberichtes haben nachweisen können, dass die Hooligans die geradezu typischen sozialen und psychischen Merkmale delinquenter junger Männer aufweisen. So heißt es: „Es finden sich deutlich gehäuft Probleme in der Herkunftsfamilie wie Brokenhome-Situationen, ungünstige Erziehungsstile sowie Alkoholmißbrauch und Arbeitslosigkeit der faktischen Väter. In der Schulzeit kommt es oft zu Leistungsproblemen, Schulschwänzen und allgemein dissozialem Verhalten. Obwohl die meisten Hooligans einen Schulabschluß erreichen und eine Lehre beginnen, setzt dann nicht selten eine absteigende soziale Entwicklung ein. Abgebrochene Lehren, längere Arbeitslosigkeit und Entwicklungen zum Gelegenheitsarbeiter sind hierfür Anzeichen, wobei allerdings auch ungünstige Arbeitsmarktbedingungen zu bedenken sind (insbesondere in den Neuen Bundesländern). Häufiger Alkohol- und Drogenmißbrauch, Eigentums- und Raubdelikte sowie häufige Verurteilungen auch ohne Bezug zu typischen Hooligan-Aktivitäten sind weitere Belege dafür, dass unsere Hooligans keine Doppel-Existenz zeigen, sondern einen Lebensstil, wie er dem schwer delinquenter junger Männer entspricht. Abgesehen vom Fußballbezug ihrer Gewaltaktivitäten weisen sie ziemlich genau jene Entwicklungsrisiken und Probleme auf, die in der neueren Längsschnittforschung über schwere und gewalttätige Jugendkriminalität gut belegt sind…“[lxxx]
Die Forschungen haben aber auch ergeben, dass es bei allen psychischen und sozialen Merkmalen (wie z. B. bei der Intelligenz) große Variationsbreiten bei den Hooligans gibt.[lxxxi] Dass es doch zu delinquenten Verhalten kommt, obwohl vielleicht die Persönlichkeitsmerkmale relativ unauffällig sind, liegt daran, dass dafür dann andere soziale Komponenten relativ stark die Gewaltanwendung fördern. So könnten das - in unserem Beispiel - starke Probleme in der Herkunftsfamilie (wie Armut) sein.
So kann man sagen, dass eine Vielzahl von Ursachen in der Person (psychische Ursachen), in der Gesellschaft oder der Umwelt (soziologische Ursachen) zu suchen ist. Es gibt also nicht die Ursache, sondern es ist immer ein Zusammenspiel von mehreren Ursachen. Schulz und Weber haben schon früh festgestellt, dass es verschiedene Bedingungen für Zuschauerausschreitungen gibt, die sich gegenseitig beeinflussen, voneinander abhängig sind und gemeinsam wirken.[lxxxii] So haben sie ein Schema aufgestellt, das die verschiedenen möglichen Bedingungen darstellt:
[...]
[1] Farin, Klaus: generation kick.de. Jugendsubkulturen heute, 2001, S. 191
[2] vgl. Ek, Ralf: Hooligans. Fakten – Hintergründe - Analysen, 1996
[3] Meier, Ingo-Felix: Hooliganismus in Deutschland, 2001, S. 9
[4] vgl. Meier, 2001, a.a.O.
[5] Nachzulesen sind diese Begriffe in unterschiedlichsten wissenschaftlichen Büchern und Zeitschriften vor ca. 1980, sowie in vielen Artikeln der Presse, so z. B. im „Spiegel“, Ausgabe 48, 1982.
[6] Matthesius, Beate: Anit-Sozial-Front. Vom Fußballfan zum Hooligan, 1992, S. 111
[7] Meier, 2001, S.9, a.a.O.
[8] Meier, 2001, S. 12, a.a.O.
[9] Zwar gibt es Hooligans, die rechtradikale Haltungen haben, jedoch kann nicht von einer rechten Subkultur gesprochen werden (aber mehr dazu in Kapitel 3.1.1).
[10] Buford, Bill: Geil auf Gewalt. Unter Hooligans, 1992, S. 15
[11] Gehrmann, Jayin Thomas/Schneider, Thomas: Fußballrandale. Hooligans in Deutschland, 1998, S. 178
[12] vgl. Brückner (1979), zit. aus Pilz, Gunter A: Jugend, Gewalt und Rechtsextremismus, 1994, S. 17
[13] Pilz, 1994, S. 17, a.a.O.
[14] Theunert (1987), zit. aus Pilz, 1994, S. 17, a.a.O.
[15] Theunert (1987), zit. aus Pilz, 1994, S. 17, a.a.O.
[16] Theunert (1987), zit. aus Pilz, 1994, S. 17, a.a.O.
[17] vgl. Pilz, 1994, S. 18, a.a.O.
[18] Pilz, 1994, S. 18, a.a.O.
[19] Pilz, 1994, S. 19, a.a.O.
[20] Pilz, G.A./Schippert, D./Silberstein, W: Das Fußballfanprojekt Hannover, 1990, S. 17
[21] Matthesius, 1992, S. 104, a.a.O.
[22] Schwendter, Rolf: Theorie der Subkultur, 1978, S. 10
[23] vgl. Schwendter, 1978, S. 11, a.a.O.
[24] vgl. Schwendter, 1978, S. 11, a.a.O.
[25] vgl. Schwendter, 1978, S. 37f., a.a.O.
[26] Schwendter, 1978, S. 37, a.a.O.
[27] Schwendter, 1978, S. 37, a.a.O.
[28] vgl. Farin, 2001, S. 17ff., a.a.O.
[29] vgl. Schwendter, 1978, S. 40, a.a.O.
[30] Farin, 2001, S. 62f., a.a.O.
[31] Ferchhoff, zit. aus Meier, 2001, S. 12, a.a.O.
[32] Matthesius, 1992, S.21f., a.a.O.
33 Bausenwein, Christoph: Geheimnis Fußball, 1995, S. 252f.
[34] vgl. Pilz, Gunter A: Fußballfans – Ein soziales Problem?, in: Klein, Michael (Hrsg.): Sport und soziale Probleme, 1989, S. 161f.
[35] Pilz, in: Klein (Hg.), 1989, S. 161, a.a.O.
[36] vgl. Pilz, in: Klein (Hg.), 1989, S. 161f., a.a.O.
[37] Middendorf, zit. aus Kirsch, Andreas: Gewalt bei sportlichen Großveranstaltungen, 2000, S. 82
[38] Benannt nach dem englischen Ort Derby, in dem lokal verbundene Vereine zu Beginn des 19. Jahrhunderts ihre „Kämpfe“ austrugen.
[39] Bausenwein, 1995, S. 273, a.a.O.
[40] vgl. Bausenwein, 1995, S. 318, a.a.O.
[41] vgl. Bausenwein, 1995, S. 315, a.a.O.
[42] „Der Standard“ vom 15.04.1999
[43] vgl. Lösel, Friedrich/Bliesener, Thomas/Fischer, Thomas/Pabst, Markus A.: Hooliganismus in Deutschland, 2001, S. 7f.
[44] Buford, 1992, 283f., a.a.O.
[45] So soll schon der chinesische Kaiser Huang-Ti 2967 v. Chr. das sog. „T’su-Küh“ erfunden haben („T’su“ bedeutet ‚mit dem Fuß schießen’ und „Küh“ heißt soviel wie ‚ausgestopfter Ball aus Leder’).
[46] Matthesius, 1992, S. 81, a.a.O.
[47] Matthesius, 1992, S. 81, a.a.O.
[48] Heitmeyer, Wilhelm/Peter, Jörg-Ingo: Jugendliche Fußballfans, 1992, S. 31
[49] vgl. Engelin, Bruno: Ein Fan ist ein Fan ist ein Fan, in: Schulze-Marmeling, Dietrich (Hrsg.): „Holt Euch das Spiel zurück!“, 1995, S.102
[50] Krauss, Martin: Fußball und Gewalt, in: Schulze-Marmeling, Dietrich: Der gezähmte Fußball, 1992, S. 244
[51] Heitmeyer/Peter, 1992, S. 33, a.a.O.
[52] Heitmeyer/Peter, 1992, S. 33, a.a.O.
[53] vgl. Heitmeyer/Peter, 1992, S. 33, a.a.O.
[54] nach Engelin, in: Schulze-Marmeling (Hrsg.), 1995, S. 101, a.a.O.
[55] Matthesius, 1992, S. 81, a.a.O.
[56] vgl. Heitmeyer/Peter, 1992, S. 33, a.a.O.
[57] Zitat eines Jugendlichen in Heitmeyer/Peter, 1992, S. 34, a.a.O.
[58] vgl. Heitmeyer/Peter, 1992, S. 33, a.a.O.
[59] Das hat auch noch einen zweiten Grund, denn durch die unauffällige Kleidung ist es leichter, durch die Polizeikontrollen zu kommen.
[60] vgl. Krauss, in: Schulze-Marmeling, 1992, S. 246ff., a.a.O.
[61] Alle Informationen dieses Kapitels, habe ich aus einem Aufsatz von Ray Schneider: „Die Leipziger Fußballszene aus Sicht eines Chemie-Fans: …über Leutzsch lacht die Sonne – über Lok die ganze Welt…“, nachzulesen unter www.kuboni.de/cd2/index.htm oder im Anhang (Anlage 1).
[62] Fan-Gesänge von Chemie Leipzig Fans zu DDR-Zeiten.
[63] Einschätzungen westdeutscher Hooligans 1998 der ostdeutschen Szene: zitiert von Schneider, Thomas: Der Ost-Hooligan – das unbekannte Wesen?, in: Gehrmann/Schneider 1998, S. 251, a.a.O.
[64] Schneider, in: Gehrmann/Schneider 1998, S. 253, a.a.O.
[65] vgl. Schneider, in: Gehrmann/Schneider 1998, S. 251ff., a.a.O.
[66] Schneider, in: Gehrmann/Schneider 1998, S. 251, a.a.O.
[67] vgl. Schneider, in: Gehrmann/Schneider 1998, S. 253, a.a.O.
[68] vgl. Schneider, in: Gehrmann/Schneider 1998, S. 254, a.a.O.
[69] vgl. Schneider, in: Gehrmann/Schneider 1998, S. 254, a.a.O.
[70] vgl. Schneider, in: Gehrmann/Schneider 1998, S. 256, a.a.O.
[71] Zinnecker, Jürgen, zit. aus: Becker, Peter/Pilz, Gunter A.: Die Welt der Fans, 1988, S. 92
[72] Nachzulesen sind diese Daten in dem oben erwähnten Jahresbericht der ZIS, die man sich im Internet herunterladen kann, unter www.lka.nrw.de.
[73] Nachzulesen bei Lösel/Bliesener/Fischer/Pabst 2001, S. 147, a.a.O.
[74] Pilz, Gunter A.: Aufsuchende, „akzeptierende“ Jugend(sozial)arbeit mit gewaltfaszinierten, gewaltbereiten und „rechten“ Jugendlichen, 1994, auf: www.hooligans.de/info_ueber/Uber_Hooligans/Wissenschaftliche_Texte/Praktische_Arbeit/praktische_arbeit.html
[75] vgl. Pilz 1994, auf: www.hooligans.de/info_ueber/Uber_Hooligans/Wissenschaftliche_Texte/Praktische_Arbeit/praktische_arbeit.html
[76] vgl. Lösel/Bliesener/Fischer/Pabst 2001, S. 147, a.a.O.
[77] vgl. Lösel/Bliesener/Fischer/Pabst 2001, S. 149, a.a.O.
[78] vgl. Hooliganismus, auf: www.provif.de/data_d/hool_d.html
[lxxix] vgl. Lösel/Bliesener/Fischer/Pabst 2001, S.149, a.a.O.
[lxxx] Lösel/Bliesener/Fischer/Pabst 2001, S.149f., a.a.O.
[lxxxi] vgl. Lösel/Bliesener/Fischer/Pabst 2001, S.150, a.a.O.
[lxxxii] vgl. Schulz, Hans-Joachim /Weber, Robert: Gewalt von Zuschauern, in: Pilz, Gunter A. (Hg.): Sport und körperliche Gewalt, 1986, S.59
- Arbeit zitieren
- Ina Weigelt (Autor:in), 2003, Die Subkultur der Hooligans. Merkmale, Probleme, Präventionsansätze, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20919
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