Das Verhältnis Karls V. zu Spanien


Seminararbeit, 2012

21 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung
1.1. Quellen- und Forschungsliteratur
1.2. Gliederung

2. Karls Ankunft in Spanien: Ein unerwünschter König wider Willen in Spanien

3. Die Heirat mit Isabell von Portugal als politisches Kalkül und Tendenzen der Hispanisierung

4. Der Spracherwerb als Schlüssel zu Spanien

5. Die letzten Lebensjahre Karls V.: Rückzug nach Yuste und politischer Rückblick

6. Fazit

7. Quellen-und Literaturverzeichnis
7.1. Quellen (ediert)
7.2. Literatur

1. Einleitung

Karl V., 1530 vom Papst zum Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation gekrönt und bereits seit 1516 König in Spanien, unternahm während seiner gesamten Herrschaftsperiode viele große Reisen.

„Auf den Feldzügen, die ich unternommen habe, […] bin ich neunmal nach Deutschland, sechsmal nach Spanien, siebenmal nach Italien, viermal nach Frankreich, zweimal nach England und zweimal nach Afrika gekommen.“[1]

Insgesamt lassen sich ungefähr 30 Reisen Karls V. festmachen. Setzt man diese in Verbindung mit seiner rund 40-jährigen Regentschaft, so wird deutlich, dass Karls V. Regentschaft nicht nur von Reisen sondern auch von sich ständig verändernden Bedingungen geprägt war. Umso bedeutender erscheinen die Tatsachen, dass Karl V., sowohl von 1522 bis 1529 ununterbrochen seine Zeit in Spanien verbrachte, als auch die letzten Lebensjahre nach seiner Abdankung.

Diese Arbeit geht der Frage nach den Gründen dieser besonderen Zuwendung zu Spanien, insbesondere der Wahl als Ort des Rückzuges und Sterbens, nachgehen. Dabei wird zentral die Beziehung Karls V. zu seinem spanischen Königreich betrachtet, d.h., wie sich die Persönlichkeit Karls und seine Meinung über Spanien im Laufe seiner Regentschaft veränderten und umgekehrt. Hierbei soll es insbesondere um die Frage nach der Hispanisierung Karls V. gehen.

1.1. Quellen- und Forschungsliteratur

Um die Frage der Hispanisierung Karls V. zu untersuchen, sollen vor allem folgende Quellen herangezogen werden. Zunächst eine Denkschrift Manrique de Laras, in der er die Unzulänglichkeiten Karls V. erörtert und auch das Problem der fehlenden Sprachkenntnisse Karls V. anspricht.[2] Im Kapitel über die Heirat mit Isabell von Portugal werden Karls Überlegungen zur politischen Lage im Winter 1524/25 unter dem Aspekt der Zweckmäßigkeit der Heirat untersucht. In dieser Quelle geht es vor allem um die Finanzlage Spaniens und wie mit der Heirat Isabells das Finanzproblem behoben werden kann.[3] Ob und inwiefern sich bei der bevorstehenden Abreise Karls V. 1528 das Verhältnis zu Spanien verändert hat, wird anhand einer Rede Karls V. vor seinen Räten, aufgezeichnet von Santa Cruz, untersucht. Betreffend den Rückzug nach Yuste sind hier vor allem das dritte große politische Testament Karls V. als auch seine Ansprache vor den niederländischen Deputierten in Brüssel während seiner Abdankungsreise zu nennen. Bei den oben genannten Quellen muss man beachten, dass diese in edierter Form vorliegen. Dies bedeutet, sie wurden teilweise übersetzt und die Orthografie wurde an die zum Erscheinungspunkt geltenden orthografischen Regeln angepasst. Das Problem bei Übersetzungen ist natürlich, dass sich hier Bedeutungsverschiebungen ergeben könnten, denn eine Übersetzung ist immer eine interpretatorische Leistung des Übersetzers. Da das Erscheinen der Originalquellen ungefähr 450 bis 500 Jahre zurückliegt, muss man beim Bewerten der Aussagen beachten, dass einzelne Worte heute eine andere Konnotation haben könnten als damals. Bei den Reden muss man berücksichtigen, in welchem Rahmen diese gehalten wurden. Offizielle Reden zeichnen sich durch Formalia aus, die zu der damaligen Zeit üblich waren und Aussagen sind in abgeschwächter Form getroffen worden, um diplomatisch zu bleiben. Ebenso ist zu beachten, dass die Quellen teilweise von Dritten verfasst wurden.

Zu Karl V. als Person gibt es eine mannigfaltige Basis an Forschungsliteratur. Deshalb sei hier der Überblick auch auf die Forschung beschränkt, die sich mit dem Verhältnis Karls V. zu Spanien beschäftigen. Anna Margarete Schlegelmilch zeichnet in ihrer Monografie den Weg Karls V. in seiner Jugend nach. Schwerpunkte ihrer Arbeit liegen vor allem auf den einflussreichen Personen, die an seiner Erziehung beteiligt waren und somit die Persönlichkeit Karls maßgeblich prägten.[4] Ein weiteres wichtiges Werk der jüngeren Forschung zu Karl V. ist der Sammelband Horst Rabes zur Politik und dem politischen System Karls V. Hier finden sich verschiedene Aufsätze, die sich mit der Regierungs- und vor allem Regentschaftspolitik Karls V., mit Schwerpunkt auf Spanien, beschäftigen. Quintessenz der Aufsätze ist, dass Karl den jeweiligen Regenten, in Spanien ist hier seine Frau Isabella zu nennen, weitreichende Machtbefugnisse erteilte, aber letztendlich doch indirekt an allen Entscheidungen beteiligt war. Dieses Regentschaftssystem ist vor allem im Hinblick auf die Frage nach der Hispanisierung Karls interessant.[5] Einen auch die anderen Herrschaftsgebiete umfassenden Einblick in das Regentschaftssystem bieten Rabe und Marzahl im selben Sammelband. Dies schafft die Möglichkeit, einen kontrastiven Blick auf die Regentschaftssysteme zu werfen.[6] Dieser vergleichende Blick ist bei der Frage nach der Hispanisierung Karls V. sehr wichtig, da sich so beurteilen lässt, ob die Identifikation mit dem spanischen Kulturraum politisches Kalkül des Herrschaftssystems war.

Neben der deutschen Forschung gibt es auch eine spanische Forschung zu Karl V., bzw. Carlos I. Hinsichtlich der Frage nach der Hispanisierung bzw. dem Verhältnis Karls zu Spanien, scheint es unter den spanischen Historikern keine Einigkeit zu geben. So ordnet Manuel Fernández Álvarez Karl V. mehr als eine europäische Person ein, als jemand, der mit einem Teil seines Herrschaftsgebietes verbunden war.[7]. Alfredo Alvar Ezquerra sieht in der Verbundenheit Karls V. mit Spanien keinen Hispanisierungsprozess, sondern er charakterisiert Karl V. als einen Mann mit grenzübergreifenden Aufgaben.[8] Hierzu muss man aber anmerken, dass Ezquerra beispielsweise den Rückzug nach Yuste mit den klimatischen Verhältnissen legitimiert, die Karl in seiner Abdankungsrede nennt.[9] Doch muss man diese Schlussfolgerung im Hinblick auf den offiziellen Charakter einer Abdankungsrede betrachten. Sicherlich wäre es als ein Affront aufgefasst worden, wenn Karl Spanien offen aus persönlichen Gründen präferiert hätte. Ezquerra betont insbesondere den finanziellen Aspekt als Begründung der Aufenthalte Karls in Spanien.[10]

Ferenc Majoros bringt die Hispanisierung Karls V. auf folgenden Punkt:

Wie sich der Herrscher an Spanien gewöhnte: An Land und Leute, an Sprache und Klima, an politische Strukturen und Spielarten und zugleich an Zeremoniell, Kleidung und Eßgewohnheiten, an einheimische Reit- und Zugpferde, an das Straßenwesen, von der ihm geliebten spanischen [Musik...] gar nicht zu reden.“[11]

1.2. Gliederung

Ausgehend von den Quellen und der Forschungsliteratur gliedert sich diese Arbeit wie folgt.

Im ersten Kapitel des Hauptteils sollen die Anfangsjahre Karls V. in Spanien betrachtet werden. Dabei wird ein Augenmerk darauf gelegt, wie Karl V. bei seiner Ankunft seine Gefühle und Ansichten über Spanien mitteilte. Welche Probleme und Konflikte ergaben sich in Spanien. Wie reagierten die Spanier auf ihren neuen König? Welche Handlungen Karls V. bargen Konfliktpotenzial? Welche Rolle spielte der Spracherwerb?

Im zweiten Kapitel soll der langjährige Aufenthalt Karls V. in Spanien untersucht werden. Sind hier Tendenzen der Hispanisierung erkennbar oder war der Aufenthalt aus politischen Motiven oder Notwendigkeit? Welche Rolle spielte die Heirat mit Isabell von Portugal? In einem kurzen Kapitel soll auf den Spracherwerb Karls V. eingegangen werden. Im vierten Kapitel soll die Abdankungsrede Karls und der damit verbundene Rückzug nach Spanien untersucht werden. Was waren die Gründe Spanien als Rückzugsort auszuwählen? Ging es dabei nur um die klimatischen Verhältnisse, fühlte sich Karl Spanien verbunden und war somit hispanisiert oder war der Rückzugsort nach Spanien alternativlos?

Abschließend sollen die Ergebnisse hinsichtlich der Fragestellung zusammengefasst werden.

[...]


[1] Alfred Kohler: Karl V.-Ansprache vor den Deputierten der niederländischen Generalstände, Brüssel 1525, Auszug, in: Alfred Kohler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte Karls V.,Darmstadt 1990, S.466. Anm.: Kohler merkt in einer Fußnote an, dass es sich hierbei um einen Bericht eines unbekannten Teilnehmers handelt. Originalnotizen Karls V. sind nicht vorhanden.

[2] Alfred Kohler: Manrique de Lara. Denkschrift für Kardinal de Cisneros, Auszug, in

Alfred Kohler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte Karls V., Darmstadt 1990.

[3] Alfred Kohler: Überlegungen Karls V. zur politischen Lage, Winter 1524/1525, in: Alfred Kohler (Hrsg.): Quellen zur Geschichte Karls V., Darmstadt.

[4] Hierzu Schlegelmilch, Anna Margarete: Die Jugendjahre Karls V. Lebenswelt und Erziehung des burgundischen Prinzen, Köln 2011.

[5] Vgl. Marzahl, Peter: Regentschaft und Regierung in Spanien: Die Führung der Geschäfte während der ersten Regentschaft der Kaiserin Isabella, in: Horst Rabe (Hg.): Karl V. Politik und politisches System. Berichte und Studien aus der Arbeit an der Politischen Korrespondenz des Kaisers.S.95-116,
Konstanz 1996.

[6] Vgl. Horst Rabe/Peter Marzahl: „Comme représentant nostre propre personne“-Regentschaften und Regentschaftsordnungen Kaiser Karl V, in: Horst Rabe (Hrsg.): Karl V. Politik und politisches System. Berichte und Studien aus der Arbeit an der Politischen Korrespondenz des Kaisers.S.71-94,
Konstanz 1996.

[7] Vgl. Manuel Fernández Álvarez: Imperator Mundi. Karl V. Kaiser des Heiligen Römischen Reiches

Deutscher Nationen, Stuttgart 1977,S.226.

[8] Vgl. Alfredo Alvar Ezquerra: Der Prozeß der Akzeptanz einer fremden Dynastie, in Alfred Kohler, Barbara Haider, Christine Ottner (Hrsg.): Karl V. 1500-1558. Neue Perspektiven seiner Herrschaft in Europa und Übersee, Wien 2002, S.122

[9] Vgl. Ebd.

[10] Vgl. Ebd.

[11] Ferenc Majoros: Karl V. Habsburg als Weltmacht, Graz 2000, S. 68.

Ende der Leseprobe aus 21 Seiten

Details

Titel
Das Verhältnis Karls V. zu Spanien
Hochschule
Universität Bremen
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
21
Katalognummer
V209234
ISBN (eBook)
9783656367833
ISBN (Buch)
9783656369981
Dateigröße
555 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Kommentar der Dozentin: Insgesamt eine gut recherchierte und fundierte Arbeit, was sowohl die Auswahl der Quellen als auch der Sekundärliteratur betrifft.
Schlagworte
Karl V., Spanien, Hispanisierung, Frühe Neuzeit, Neuzeit
Arbeit zitieren
Thore Kühn (Autor:in), 2012, Das Verhältnis Karls V. zu Spanien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209234

Kommentare

  • Noch keine Kommentare.
Blick ins Buch
Titel: Das Verhältnis Karls V. zu Spanien



Ihre Arbeit hochladen

Ihre Hausarbeit / Abschlussarbeit:

- Publikation als eBook und Buch
- Hohes Honorar auf die Verkäufe
- Für Sie komplett kostenlos – mit ISBN
- Es dauert nur 5 Minuten
- Jede Arbeit findet Leser

Kostenlos Autor werden