Die Kinder der Kriegskinder

Die transgenerationale Weitergabe von Traumata an Kinder im 2. Weltkrieg und ihrer Nachkommen


Bachelorarbeit, 2012

84 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

I. Einleitung

II. 1. Teil: Theoretische Zugänge zu Trauma und Trauma-Weitergabe
II.1. Trauma und Traumatisierung
II.1.1. Der Begriff des Traumas
II.1.2. Das Trauma als Ereignis
II.1.2.1. Varianten der Traumatisierung
II.1.2.2. Besonderheiten bei Kindern
II.1.3. Das Trauma als Folge
II.1.3.1. Unmittelbare Folgen
II.1.3.2. Längerfristige Folgen
II.1.3.2.1. Wiedererleben
II.1.3.2.2. Vermeidung
II.1.3.2.3. Dissoziation
II.1.3.2.4. Erschütterung des Selbst- und Weltbilds
II.1.3.2.5. Latenz
II.1.3.2.6. Der Begriff der posttraumatischen Belastungsstörung
II.1.3.3. Besonderheiten bei Kindern
II.1.3.3.1. Allgemeine Besonderheiten
II.1.3.3.2. Die Rolle der Familie
II.1.3.3.3. Die Rolle des Alters
II.1.3.3.4. Die Bedeutung von Schuld und Introjekt
II.2. Bindung und Beziehung – Zugänge zur WeII.2. Bindung und Beziehung – Zugänge zur Weitergabe von Traumata
II.2.1. Der besondere Einfluss der Bezugspersonen
II.2.1.1. Bindung und ihre Bedeutung
II.2.1.2. Die Verarbeitung von Affekten
II.2.2. Mögliche Arten der Weitergabe von Traumata
II.2.2.1. Weitergabe durch „Nicht-Verhalten“
II.2.2.2. Unmittelbare Weitergabe
II.2.2.3. Weitergabe durch Erwartungen
II.2.2.3.1. Das Kind als Beschützer und Partnerersatz
II.2.2.3.2. Das Kind als „Wiedergutmacher“
II.2.2.4. Weitergabe durch Schweigen
II.2.2.5. Weitergabe durch Nachahmung
II.2.2.6. Weitergabe durch projektive Identifizierung
II.2.3. Bewertung der Phänomene in ihrer Bezeichnung als Trauma
II.3. Zwischenfazit

III. 2. Teil: Übertragung der Ergebnisse auf die Kriegskinder und ihre Nachkommen
III.1. Das Trauma der Kriegskinder
III.1.1. Der Alltag der Kinder in Krieg und Nationalsozialismus
III.1.2. Mögliche Traumaquellen
III.1.2.1. Die Gruppe der „Opfer“
III.1.2.2. Die Gruppe der Flüchtlinge
III.1.2.3. Die Gruppe der Normalbevölkerung
III.1.2.4. Die Gruppe der Täter
III.1.3. Der Umgang mit dem Erlebten
III.2.Die transgenerationale Weitergabe der Kriegstraumata
III.2.1. Folgen für die nächste Generation
III.2.1.1. Die Gruppe der Opfer
III.2.1.2. Die Gruppe der Flüchtlinge
III.2.1.3. Die Gruppe der Normalbevölkerung
III.2.1.4. Die Gruppe der Täter
III.2.1.5. Das transgenerational Weitergegebene – Ein Trauma?
III.2.2. Die Generationen danach
III.2.3. Die transgenerationale Weitergabe: Eine unaufhaltsame Spirale nach unten?

IV. Fazit und Ausblick
IV.1. Überprüfung und Interpretation der Ergebnisse
IV.2. Konsequenzen für die Soziale Arbeit

V. Anhang

VI. Quellenverzeichnis

I. Einleitung

Wer sich heutzutage mit der Psyche von Menschen beschäftigt, sei es aus privatem oder beruflichem Interesse, kommt nicht darum herum, früher oder später auf den Begriff des Traumas zu stoßen.

„Trauma“, übersetzt „Verletzung“[1], als Begriff ursprünglich in der Chirurgie für eine körperliche Verletzung verwendet[2], findet sich heute hauptsächlich im Bezug auf psychische Beeinträchtigungen und deren Folgen für Betroffene.[3] So erleben verschiedenen Studien und Untersuchungen nach zwischen 56% und 83% aller Menschen mindestens einmal im Leben ein traumatisches Ereignis und sind von dessen vielfältigen und unterschiedlichen Folgen bedroht. Im Schnitt erkrankten 6,8% aller befragten Männer und Frauen an einer sogenannten posttraumatischen Belastungsstörung, einer medizinisch erfassten Folge von Traumatisierung, die große Beeinträchtigungen über meist längere Zeit, manchmal für den Rest des Lebens, mit sich bringt.[4] [5] Im Jahr 2011 stellte das Robert-Koch-Institut die posttraumatische Belastungsstörung als neunthäufigste psychische Erkrankung in Deutschland fest.[6]

Vor allem denjenigen, die große Einschränkungen durch die Traumafolgen erfahren, mag es eine gewisse Erleichterung sein, das Erlebte wenigstens später mit „ins Grab zu nehmen“; nahestehende Personen, Familie und Kinder sollten von dem Trauma und dessen Auswirkungen verschont bleiben, da sie selbst ja nichts dergleichen erlitten haben. Untersuchungen seit den 1960er Jahren[7] zeigen aber zunehmend, dass dem nicht so ist: So scheinen nicht nur Verhaltensweisen und Persönlichkeitsmerkmale, sondern auch auf den ersten Blick so individuelle Erfahrungen wie Traumatisierungen und deren Folgen über Generationen weitergegeben zu werden. „Schwere Traumata – entweder als akutes Geschehen oder als chronische Zustände – bei nahen Angehörigen des Kindes, insbesondere der Mutter, können direkt so erfahren werden, als seien sie ihm selbst geschehen.“[8] Dieses oft als „transgenerationale Weitergabe traumatischer Erfahrungen“[9] oder auch „transgenerationale Traumatisierung“[10] bezeichnete Phänomen kann mehrere Generationen umfassen und sich noch bei den Enkeln der ursprünglich Traumatisierten zeigen.

Der Zweite Weltkrieg bietet, als ein Sammelpunkt von unvergleichlichen Gräueltaten und vielfältigen, oft schweren Traumatisierungen, einen guten Ansatzpunkt, um dieses Phänomen näher zu betrachten. Als zeitnahes Ereignis sind einige der direkt Betroffenen, die den Zweiten Weltkrieg erlebten, und ein Großteil ihrer Kinder auch heute noch am Leben und im Alltag präsent; ihre Enkelkinder zählen, abhängig vom Geburtsjahr ihrer Großeltern, heute zur „jüngeren Generation“, die die Zukunft Deutschlands darstellen. Kinder und Enkelkinder ehemaliger Kriegskinder aus dem Zweiten Weltkrieg machen einen großen Teil der deutschen Bevölkerung aus. Inwieweit sind die traumatischen Erfahrungen aus dem Zweiten Weltkrieg bei dieser jungen Generation und ihren Eltern heute noch präsent? Inwieweit leiden sie an Folgen seelischer Traumatisierungen, die nicht sie selbst, sondern ihre Eltern und Großeltern durchlebt haben?

Welche Folgen hat das für ihren Alltag, ihr Selbstempfinden, ihre Identität?

Diesen Fragen soll in dieser Arbeit nachgegangen werden. Der Fokus wird dabei auf der Einzelperson und der Interpretation der Geschehnisse aus (hauptsächlich) psychoanalytischer Sicht liegen.

Desweiteren wird sich die Betrachtung, wie bereits im Titel angedeutet, auf die Kinder der Kriegs kinder und somit auf die transgenerationalen Weitergabe von Traumata durch Personen konzentrieren, die den Zweiten Weltkrieg als Kinder miterlebten. Dabei verstehe ich unter einem Kind all diejenigen, die bei Ende des Krieges 1945 noch nicht 14 Jahre alt waren[11], folglich in den Jahren 1932 bis 1945 geboren sind; der Fokus wird auf den Kindern liegen, die ihre Kindheit im damaligen Deutschen Reich verbrachten.

Diese Einschränkungen begründen sich zum einen durch den begrenzten Umfang dieser Arbeit; zum anderen sollen die Kriegskinder deshalb bewusst in den Blickpunkt gerückt werden, da durch ihr junges Alter und ihre kaum ausgeprägte Identität Traumatisierungen während des Kriegs eine andere Wirkung auf sie hatten als auf Erwachsene, und sie somit auch andere Beeinträchtigungen daraus mitgenommen haben dürften. „Was bei Erwachsenen als Bruch (…) beschrieben wird, geschieht bei Kindern, ohne dass bereits gefestigte psychische Strukturen und Vorstellungen bestehen. Traumatisierungen im Kindesalter prägen damit das sich entwickelnde Selbst- und Weltbild“[12]. Diese Prägung dürfte auch das Verhalten zu den eigenen Kindern und damit die Art der Weitergabe beeinflusst haben. Aus psychoanalytischer Sicht ist das Phänomen der transgenerationalen Weitergabe vergleichsweise oft beschrieben und lässt sich daher auch am besten für die Kinder herausarbeiten.

Im Folgenden werde ich in einem ersten Teil die theoretischen Zugänge zur transgenerationalen Traumatisierung aufzeigen, indem ich mich mit Trauma und Traumatisierung in ihren verschiedenen Formen, den verschiedenen Quellen und Folgen, insbesondere für Kinder, beschäftige, und danach einige Zugänge zur Weitergabe über mehrere Generationen herausarbeite und Möglichkeiten dieser Weitergabe vorstelle. Ich werde dabei vor allem auf die Punkte eingehen, die für meine Fragestellung und den weiteren Verlauf der Arbeit wichtig sind.[13]

Im Anschluss daran werde ich die Ergebnisse in einem zweiten Teil auf die tatsächlichen Verhältnisse im Zweiten Weltkrieg übertragen, mich mit dem Alltag und den Traumaquellen der Kriegskinder beschäftigen und die Übertragung dieser Traumata an ihre Kinder und Enkelkinder untersuchen. Ein Fazit wird dazu dienen, die gewonnenen Erkenntnisse zusammenzuführen, in ihrer Aussage zu interpretieren und ihre Bedeutung für die Soziale Arbeit herauszuarbeiten.

II. 1. Teil: Theoretische Zugänge zu Trauma und Trauma-Weitergabe

„Es erscheint zunächst wunderlich, dass längst vergangene Ereignisse so intensiv wirken sollen.“[14]

II.1. Trauma und Traumatisierung

II.1.1. Der Begriff des Traumas

„Nach schweren mechanischen Erschütterungen, Eisenbahnzusammenstößen und anderen, mit Lebensgefahr verbundenen Unfällen ist seit langem ein Zustand beschrieben worden, dem der Name „traumatische Neurose“ verblieben ist. Der schreckliche, eben jetzt abgelaufene Krieg hat eine große Anzahl solcher Erkrankungen entstehen lassen und wenigstens der Versuchung ein Ende gesetzt, sie auf organische Schädigung des Nervensystems durch Einwirkung mechanischer Gewalt zurückzuführen.“[15] Diese Aussage trifft Freud in seiner 1920 erschienen Abhandlung „Jenseits des Lustprinzips“ und beschreibt damit eine Erkenntnis, die in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Verbreitung gefunden und immer mehr Zustimmung erfahren hat. War ein „Trauma“ ursprünglich nur das Produkt mechanischer Gewalteinwirkungen, eine Wunde, durch physikalische oder chemische Faktoren unerwartet und ungewollt erzeugt[16], versteht man heute in der breiten Bevölkerung darunter eher eine „Erschütterung des seelischen Gleichgewichts“[17] ; wurden in der Vergangenheit Kriegsheimkehrer von den Ärzten nur auf körperliche Folgen des Einsatzes untersucht, gilt die Aufmerksamkeit heute vor allem den nicht-sichtbaren, also psychischen Überresten ihrer Taten und Erlebnisse[18] ; wurden viele psychische Krankheiten wie Persönlichkeitsstörungen jahrelang unabhängig der Geschichte der Betroffenen klinisch behandelt, ist heutzutage der Gedanke, Borderline-Patienten könnten ihre Krankheit infolge eines Traumas entwickelt haben, ebenfalls kein Neuland mehr.[19]

Die Begriffe Trauma und Traumatisierung werden in der Gegenwart von den verschiedensten Personengruppen, von Laien wie Spezialisten, gebraucht und wirken dabei in ihrer Verwendungsvielfalt schon beinah inflationär. Umso wichtiger ist daher eine klare Definition, um Bedeutungsverwischungen zu vermeiden.

Diese klare Definition fällt allerdings schwer.

Dies liegt zum einen daran, dass sich der Begriff des „Trauma“ sowohl auf ein Ereignis als auch auf dessen Folgen bezieht[20] – So wird bei einem Hausbrand der Zustand des Im-Feuer-Eingeschlossen-Seins einer im Haus befindlichen Person als traumatisch und damit als Trauma(tisierung) benannt, genauso aber eine möglicherweise später auftretende Angst dieser Person vor Feuer.

Ein weiteres Problem ergibt sich daraus, dass Traumata anhand objektiver Kriterien bewertbar sein sollen und bewertet werden, und dabei stets sehr subjektive Erlebnisse und Erfahrungen bleiben: So ist es durchaus denkbar, dass eine von Außenstehenden als identisch bewertete Situation von einer Person als traumatisch empfunden wird und von einer anderen nicht.[21] Der Verlust eines Spielzeugs mag für ein Kind unter gewissen Umständen traumatisch sein und Störungen nach sich ziehen; der Verlust eines Elternteils muss es nicht zwangsläufig[22]. Das Empfinden eines Erlebnisses als Trauma oder nicht hängt sehr von dem Vorhandensein protektiver Faktoren wie persönlichen Überzeugungen, Problemlösefähigkeiten oder sozialer Unterstützung[23] ab, die nicht objektiv messbar sind und von Situation zu Situation variieren können; auch „starke innere Bindungen“[24] können hilfreich sein. Nicht zuletzt findet sich ein Zusammenhang zwischen Traumatisierung und eigener gefühlter Handlungsfähigkeit in der entsprechenden Situation[25] – Ein derartiges Gefühl lässt sich weder messen noch verallgemeinern.

Hillebrandt verweist in seinem Werk „Das Trauma in der Psychoanalyse“ auf mehrere Autoren, die ihren Versuch der Traumadefinition mit der Erkenntnis abschlossen, dass eine präzise Bestimmung schlicht nicht möglich sei[26].

Daraus resultierend finden sich verschiedene Definitionen mit verschiedenen Schwerpunkten der Betrachtung, von denen keine den Anspruch erheben könnte, vollständig zu sein. Sie ermöglichen aber einen Einstieg in das Thema des Traumas:

Für Sigmund Freud ist ein Trauma „ein Erlebnis, welches dem Seelenleben innerhalb kurzer Zeit einen so starken Reizzuwachs bringt, dass die Erledigung oder Aufarbeitung desselben in unnormaler Weise missglückt, woraus dauernde Störungen im Energiebetrieb resultieren müssen“.[27] Fischer und Riedesser definieren es in ihrem Lehrbuch der Psychotraumatologie über achtzig Jahre später als „vitales Diskrepanzerlebnis zwischen bedrohlichen Situationsfaktoren und den individuellen Bewältigungsmöglichkeiten, das mit Gefühlen von Hilflosigkeit und schutzloser Preisgabe einhergeht und so eine dauerhafte Erschütterung von Selbst- und Weltverständis bewirkt.“[28] Und bei Hirsch ist ein Trauma weitere zwanzig Jahre später vor allem „ein Prozess, in dem einer Gewalterfahrung (traumatisches Ereignis) die direkte Abwehrreaktion des Opfers in der Gewaltsituation folgt und sich schließlich Langzeitfolgen einstellen.“[29] Das Internationalen Diagnosesystem ICD -10, das in Deutschland bei der Diagnose von Krankheiten maßgeblich beteiligt ist, definiert ein Trauma als ein „Ereignis (…) von außergewöhnlicher Bedrohung mit katastrophalem Ausmaß, [das] nahezu bei jedem tief greifende Verzweiflung auslösen würde“.[30] [31]

II.1.2. Das Trauma als Ereignis

Betrachtet man zuerst das konkrete Erlebnis, das eine Person als traumatisch erfährt – den Moment der Misshandlung, des Erdbebens oder Unfalls –, zeigen sich verschiedene Formen der Traumatisierung.

II.1.2.1. Varianten der Traumatisierung

Eine Traumatisierung kann direkt erfolgen – wenn man die Erfahrung selbst durchlebt – oder indirekt, wenn man als Zuschauer dazu gezwungen ist, einem solchen Ereignis hilflos zuzusehen.[32] Klingberg unterteilt nach dem Vorbild des Fachinstituts für Angewandte Psychotraumatologie (Fifap) in primäre, sekundäre und tertiäre Traumatisierung, wobei Ersteres alle Personen betrifft, die von einem schlimmen Ereignis selbst als Opfer betroffen sind, unmittelbar (Augen-)Zeuge werden oder von der Opferwerdung einer ihnen nahestehenden Person erfahren; die zweite Form umfasst die mittelbar Betroffenen, die als Therapeuten oder Familienangehörige von Opfern häufigen Umgang mit Traumatisierten haben und durch die ständige Beschäftigung damit selbst traumatisiert werden; die tertiäre Traumatisierung zuletzt trifft diejenigen, die vor den Überresten besonders grausamer Ereignisse stehen, wie Einsatzkräfte, die nach einem großen Unfall zum Aufräumen gerufen werden.[33]

Desweiteren findet sich in der Fachliteratur in der Regel eine weitere Unterteilung in zwei grundlegenden Typen von Traumata: Einmalige Ereignisse, die akut auftreten und von vergleichsweise kurzer Dauer sind – dazu zählen beispielsweise Naturkatastrophen, Unfälle, Terrorakte sowie einmalige Missbrauchs- und Gewalterfahrungen durch meist unbekannte Personen oder das Miterleben dergleichen – bezeichnet man als Typ-I-Traumata. Typ-II-Traumata hingegen sind sich wiederholende Traumata, die über einen längeren Zeitraum immer wieder eintreten, ohne berechenbar oder kontrollierbar zu werden, was eine chronische Traumatisierung zur Folge hat. Solche Traumata sind in den meisten Fällen „man-made“ Traumata“[34] und spielen sich in Beziehungen ab; Beispiele wären länger währende Missbrauchserfahrungen in der Familie, häusliche Gewalt oder auch Krieg, Verfolgung und Völkermord. Oft treten bei dieser Art von Traumata verschiedene traumatische Ereignisse kumulativ auf (wie Gewalt und Missbrauch in der Familie).[35]

II.1.2.2. Besonderheiten bei Kindern

Grundsätzlich besteht bei Kindern wie bei Erwachsenen die Möglichkeit, dass sie von allen vorgestellten Varianten des Traumas betroffen sind, direkt oder indirekt, primär, sekundär, vielleicht auch tertiär von traumatischen Erlebnissen des Typ I und des Typ II bedroht sind; nichtsdestotrotz ist auffällig, dass vor allem Traumata nach dem Typ II bei unerwartet vielen Kindern auftauchen[36].

Dies mag daran liegen, dass Kinder aufgrund ihres Alters wehrloser und folgsamer sind als Erwachsene; sie taugen somit vergleichsweise gut als Opfer von (menschlichen) Tätern, die in Beziehungen agieren, wohingegen die zahlreichen nicht-Mensch-gemachten Typ-I-Traumata wahllos Kinder wie Erwachsene treffen. Hinzukommt, dass Kinder abhängig von ihrem Alter ein wesentlich weniger gefestigtes Verständnis von Recht und Unrecht haben, weshalb sie auf Misshandlungen eher irritiert als widerspenstig reagieren und die Schuld für die traumatischen Erlebnisse nicht selten bei sich selbst suchen[37] [38] – was sie zu schweigsamen Opfern macht, bei denen sich weitere Misshandlungen anbieten. Nicht selten finden sich die Täter bei Typ-II-Traumatisierungen in der eigenen Familie und sind Personen, zu denen eine enge Bindung besteht. In diesem Zusammenhang wird auch von „komplexen Traumata“ gesprochen, die durch den „Zeitpunkt ihres Vorkommens (für die Entwicklung wichtige Phasen in der Kindheit, in denen die Selbstdefinition und die Selbstregulation entstehen und sich konsolidieren) und ihr Wesen (die Unterbrechung oder Deformation der grundlegenden Bindungssicherheit aufgrund der Preisgabe der Sicherheit des in der Entwicklung befindlichen Kindes und seines Vertrauens auf zentrale Beziehungen) (…) [sich] von allen anderen Formen psychischer Traumatisierung[unterscheiden].“[39] Von dieser schweren Form der Traumatisierung sind ausschließlich Kinder betroffen.

II.1.3. Das Trauma als Folge

Viel bedeutender als das Erlebnis selbst sind für die Betroffenen aber die Folgen, die aus einer solchen traumatischen Erfahrung resultieren können.

II.1.3.1. Unmittelbare Folgen

Wird eine Situation als traumatisch erlebt, reagiert der Mensch darauf auf körperlicher und seelischer Ebene. Wie in einer Gefahrensituation üblich, läuft im Körper eine Stressreaktion ab, die das vegetative Nervensystem erregt und zu Adrenalinausstoß und einer großen Menge bereitgestellter Energie führt; im Gegensatz zu einer gewöhnlichen Stresssituation bieten diese körperlichen Ressourcen aber keinerlei Ausweg aus der Gefahr. „Das Selbstverteidigungssystem des Menschen [ist] überfordert und bricht im Chaos zusammen“[40] – Die betroffene Person fühlt sich weder körperlich noch seelisch in der Lage, handelnd oder kontrollierend in die Situation einzugreifen, es ist weder Kampf noch Flucht möglich.[41] In der Folge werden die Stresshormone nicht abgebaut und bleiben im Blutkreislauf vorhanden.[42] Das Selbstschutzsystem des Menschen wird im Moment der Traumatisierung ausgehebelt, Handlungsfähigkeit ist nicht mehr gegeben, wodurch nicht selten der Glaube an die eigenen Fähigkeiten, an Sicherheit und Unversehrtheit schwer erschüttert wird. Dies führt zu Gefühlen großer Angst und Hilflosigkeit.

Ob und inwieweit diese Empfindungen längerfristige Folgen nach sich ziehen, hängt vor allem von der Fähigkeit der betroffenen Person ab, das Geschehene hinreichend gut zu verarbeiten.[43]

II.1.3.2. Längerfristige Folgen

Gelingt diese Verarbeitung nicht hinreichend gut, entstehen und verfestigen sich Symptome, die oft über längere Zeit wirken und den Alltag der Betroffenen stark beeinflussen.

Diese Symptome sind – wie die Empfindung einer Situation als traumatisch – von der einzelnen Person abhängig und werden selten gleich erlebt, weshalb sich in Literatur und Forschung sehr viele Reaktionen finden, die im Anschluss eines Traumas auftreten können. Im Folgenden soll ein Überblick über die häufigsten Phänomene gegeben werden, ohne Anspruch auf Vollständigkeit zu erheben.

II.1.3.2.1. Wiedererleben

Traumatisierte Menschen leiden in den meisten Fällen unter häufigem und zwanghaftem Wiedererleben des Traumas, das auch lange Zeit nach dem Erlebnis eintritt und die Rückkehr in den Alltag erschwert. Bedeutsam an den sogenannten Flashbacks ist vor allem, dass der Betroffene sich nicht nur erinnert, sondern das Ereignis wirklich erlebt, als würde es gerade erneut geschehen – Dies reicht von dem Sehen und Hören des traumatischen Ereignisses bis hin zu physischen und emotionalen Reaktionen wie Stress und Angst.[44] Dass das Ereignis (längst) Vergangenheit ist, kann im Wiedererleben nicht wahrgenommen werden, es „dominiert die psychische Erfahrung und hat die Macht, Panik, Terror, Furcht, Trauer oder Verzweiflung wachzurufen.“[45] Flashbacks werden hauptsächlich durch Situationen ausgelöst, die (wenn auch nur in sehr geringem Maße) an das traumatische Ereignis erinnern; Wiedererleben geschieht aber auch auf andere Weise, wie in Albträumen und Panikattacken.[46]

Die traumatisierte Person ist auf diese Weise gezwungen, sich immer wieder neu mit dem noch unverarbeiteten Ereignis auseinanderzusetzen, was ihr Leben stark beeinflusst.

II.1.3.2.2. Vermeidung

Um die Zahl der Flashbacks gering zu halten, neigen traumatisierte Personen dazu, alles, was an das traumatische Erlebnis erinnern könnte, bestmöglich zu vermeiden. Da bereits sehr kleine Ähnlichkeiten wie ein Geruch, eine ähnliche Stimme einer Person oder eine Straße, die am Ort des Geschehens vorbeiführt, als auslösender Reiz (sog. Trigger) wirken kann, bedeutet dies gleichzeitig einen zunehmenden Rückzug aus dem sozialen Leben, der zur Isolation des Betroffenen führt.[47]

Diese beiden gegensätzlichen Impulse, ein traumatisches Erlebnis zum einen wiederzuerinnern (in der Hoffnung, es „aufzuarbeiten“) und zum anderen jede Erinnerung zu vermeiden (in der Hoffnung, es zu „vergessen“) wird von Judith Herman auch als „zentrale Dialektik des Traumas“[48] bezeichnet, aus der heraus alle anderen Symptome entstehen.

II.1.3.2.3. Dissoziation

Eine häufige Reaktion auf das Ausgeliefertsein in der traumatischen Situation ist die sogenannte Dissoziation, was übersetzt „Trennung“ oder „Spaltung“[49] bedeutet. In der traumatischen Situation selbst, insbesondere, wenn diese sich öfter wiederholt, aber auch in Flasbacks neigen dissoziierende Personen dazu, sich auf der Gefühlsebene von ihrem Körper „abzuspalten“ und auf diese Weise der unerträglichen und unabwindbaren Situation zu entziehen; oftmals wird ein Heraustreten aus dem eigenen Körper beschrieben, wodurch der Betroffene nichts mehr fühlt und das Geschehen und seinen Körper selbst wie ein Außenstehender beobachtet.[50] Solch dissoziatives Verhalten findet auch jenseits traumatischer Ereignisse und Flashbacks Einfluss in den Alltag: So wird der Umgang mit Gefühlen im Allgemeinen erschwert, der Zugang zu den eigenen Gefühlen und den Gefühlen anderer gelingt immer schlechter. Durch die Abspaltung gewisser Anteile wie dem misshandelnden Körper geht ein Teil des Selbst dauerhaft verloren. Die Gefühle, die das Trauma mit sich bringt, können nicht erfahren und so auch nicht verarbeitet werden, da sie bereits im Ansatz durch Dissoziieren vermieden werden.[51]

II.1.3.2.4. Erschütterung des Selbst- und Weltbilds

Zentral ist auch die bereits erwähnte Erschütterung aller bisherigen Überzeugungen, Denk- und Glaubensmuster, die der Betroffene zuvor von sich selbst und seiner Umwelt hatte. Vertrauen in die eigenen Fähigkeiten, aber auch in andere Menschen ist möglicherweise nicht mehr selbstverständlich, die Welt scheint nicht mehr als der sichere und gute Ort, der sie vorher einmal war; das erschwert das Eingehen von Beziehungen verschiedener Art und kann unterschiedliche Gefühle auslösen, wie Ohnmacht, Angst oder Aggression.[52]

II.1.3.2.5. Latenz

Weniger ein Symptom als ein besonderes Merkmal des Traumas ist zuletzt das Phänomen der Latenz. Eben beschriebene Traumasymptome können bei Betroffenen kurz nach dem Erlebnis auftreten; es kann aber auch genauso gut ein kürzerer oder längerer Zeitraum vergehen, in dem eine Person symptomfrei ist, ehe sich Probleme aus dem Trauma entwickeln. Dies mag zum einen daran liegen, dass die Tragweite eines Erlebnisses auch aufgrund von Dissoziationen nicht immer sofort begriffen wird; zum anderen entsteht beispielsweise im Krieg womöglich erst nach Jahren der Reparatur und des Wiederaufbaus wieder eine Umgebung, die den Raum bietet, sich derartigen Gefühlen zu stellen. Insbesondere nach längeren Latenzphasen fällt es dadurch schwer, plötzlich auftretende Symptome mit dem traumatischen Ereignis in Verbindung zu bringen.[53]

II.1.3.2.6. Der Begriff der posttraumatischen Belastungsstörung

Im klinischen Kontext wird im Zusammenhang mit solchen Traumfolgestörungen oft von einer posttraumatischen Belastungsstörung gesprochen. Dieses definierte Störungsbild soll eine klinische Diagnose und Behandlung von Traumafolgestörungen ermöglichen und zeichnet sich nach dem ICD10 durch Wiederinnern in Form von Flashbacks oder Albträumen, emotionale Stumpfheit, Vermeidungsverhalten sowie Überregtheit aus. In seltenen Fällen können posttraumatische Belastungsstörungen chronisch werden und Persönlichkeitsveränderungen zur Folge haben.[54]

II.1.3.3. Besonderheiten bei Kindern
II.1.3.3.1. Allgemeine Besonderheiten

„Bei Erwachsenen greift wiederholtes Trauma eine bereits geformte Persönlichkeit an, bei Kindern dagegen prägt und deformiert wiederholtes Trauma die Persönlichkeit. Das Kind, dass in einer Mißbrauchssituation gefangen ist, muss ungeheuerliche Anpassungsleistungen erbringen. (…) Obwohl das Kind sich nicht schützen, nicht allein für sich sorgen kann, muß es den Schutz und die Fürsorge, den die Erwachsenen ihm nicht bieten, mit den einzigen Mitteln ausgleichen, die ihm zur Verfügung stehen: mit einem unausgereiften System psychischer Abwehrmechanismen.“[55]

Dieses Zitat von Judith Herman beschreibt die Grundwirkung eines Traumas auf Kinder und zeigt bereits auf sehr deutliche Art, welch weitreichende Folgen möglich sind. Kinder verfügen abhängig von ihrem Alter über ein kaum gefestigtes Welt- und Selbstbild; sie sind vielmehr gerade erst dabei, ein solches zu entwickeln, so dass traumatische Erfahrungen unmittelbar Einfluss nehmen und Anpassungsleistungen (und keine Brüche) nach sich ziehen. Dies betrifft sowohl das Grundverständnis der Umwelt (Ist sie gut oder schlecht zu mir?) als das daraus resultierende Verständnis von sich selbst (Bin ich gut, liebenswert, wertvoll?) und nimmt Einfluss auf Wahrnehmung und Beurteilung von Realität und Beziehung. Besonders die bei Kindern vergleichsweise häufigen Typ-II-Traumata können die kindliche Persönlichkeit nachhaltig prägen, Erfahrungen von Minderwertigkeit und Handlungsunfähigkeit manifestieren; traumatische Ereignisse werden als etwas „Dazugehörendes“ erlernt, die Welt als unsicher und bedrohlich. Nach Fischer und Riedesser neigen Kinder mit Typ-I-Traumata vor allem dazu, diese detailliert zu erinnern und mit magischen Erklärungen für das (unverstehbare) Geschehene zu versehen, während durch Tpy-II-Traumata betroffene Kinder eher zu Verleugnung und emotionaler Anästhesie, zu Depersonalisation und Dissoziation neigen.[56] Je nach Kontext und Alter, können alle erwähnten Traumasymptome auch bei Kindern die Folge sein; charakteristisch ist vor allem das Wiedererleben, sich wiederholende Verhaltensweisen beispielsweise beim Spielen (sog. Posttraumatisches Spiel), eine vegetative Übererregung, traumaspezifische Ängste und eine veränderte Einstellung zum Leben und anderen Menschen[57] [58]. Klingberg beschreibt depressive Reaktionen und den Verlust bereits erworbener Fähigkeiten.[59] Wiederkehrende Typ-II-Traumata in der Kindheit, auch als komplexe Traumata bezeichnet, haben besonders weitreichende Folgen: Briere und Spinazzola schreiben hierzu über das Phänomen der komplexen traumatischen Belastungsstörung, die sich unter anderem durch posttraumatischen Stress, kognitive Beeinträchtigungen, affektive Störungen, Somatisierung, Identitätsstörungen, Probleme mit der Affektregulation und chronische interpersonale Probleme im späteren Leben zeigt.[60]

II.1.3.3.2. Die Rolle der Familie

Inwieweit die Entwicklung von Kindern durch frühe Traumata beeinflusst wird, hängt im hohen Maße von ihrem sozialen Kontext ab. So sind Kinder auf besondere Weise auf den Schutz ihrer Eltern angewiesen und können ein Trauma deutlich besser verarbeiten, wenn im Dialog mit diesen Halt und Zuversicht erfahren wird und sie zugleich (je nach Alter) das Geschehene kommunizieren können. Für die Entwicklung am problematischsten sind innerfamiliäre Traumatisierungen, bei denen nahe Bezugspersonen nicht nur Ansprechpartner, sondern auch Täter sind[61] ; aber auch außerfamiliäre Traumata wie Krieg und Verfolgung, die die gesamte Familie betreffen, werden dem (Klein-)Kind in ihrer Bedeutung immer über die Familie vermittelt, so dass die Bewertung und das Verhalten der Eltern die Traumatisierung des Kindes stark beeinflusst.[62] Auf diese Weise kommen auch außerfamiliäre Typ-I- und Typ-II-Traumata in Beziehungen zu ihrer Bedeutung.[63] Die Qualität des Umfeld eines Kindes, hauptsächlich der Familie, spielt damit eine große Rolle bei der Entwicklung von Traumafolgen.

II.1.3.3.3. Die Rolle des Alters

Auch das Alter des Kindes beim (ersten) Eintreten einer traumatischen Erfahrung ist bedeutsam und soll kurz angeschnitten werden. So sind jüngere Kinder besonders von ihren Bezugspersonen abhängig, da sie noch nicht in der Lage sind, Affekte selbst zu regulieren und in Gefahren nach Lösungen zu suchen; dementsprechend wichtig ist eine schnelle und angemessene Reaktion nach einem traumatischen Ereignis, um die Folgen gering zu halten. Ein Nicht-Reagieren oder eine Täterschaft der Bezugspersonen wirkt sich stark auf die Entwicklung eines jungen Kindes aus, da dieses das Geschehene noch nicht verstehen kann und noch kaum über ein Welt-und Selbstbild verfügt, die Erfahrungen also stark in dieses miteinfließen. Nach Klingberg steigt die Wahrscheinlichkeit von langfristigen Problemen, umso jünger ein Kind bei der (ersten) traumatischen Erfahrung ist[64]. Eine große Rolle spielen bei kleinen Kindern auch die Traumata, die aufgrund ungünstiger Bindungsbeziehungen (beispielsweise zu den Eltern) oft früh entstehen: In diesem Fall ist das Kind sehr früh mit seinen Affekten alleingelassen, da ihm niemand bei der Regulierung hilft oder es lehrt, sich selbst zu helfen, was zu traumatischen Symptomen und Entwicklungsstörungen führt.[65] [66]

Ältere Kinder (etwa ab dem Schulalter) haben aufgrund größerer kognitiver Fähigkeiten und eines bereits in Grundzügen bestehenden Welt- und Selbstbilds andere Möglichkeiten, auf das Trauma zu reagieren; so wird ihre Entwicklung nicht mehr von Grund auf geprägt und sie können sich Theorien über das Geschehene bilden. Zweites führt häufig zu Schuldgefühlen, das Ereignis nicht verhindert zu haben oder selbst der Verursacher gewesen zu sein.[67]

II.1.3.3.4. Die Bedeutung von Schuld und Introjekt

Das Gefühl von Schuld ist ein zentrales Thema der Traumatisierung; es betrifft durchaus auch Erwachsene, soll aber an dieser Stelle am Beispiel der Kinder erklärt werden, die besonders stark dazu neigen, die Schuld für ein Geschehen auf sich zu nehmen.

Schuld ist in diesem Zusammenhang nicht als juristischer Begriff zu sehen, sondern eher als ein (moralisches) Schuld gefühl, das als Steigerung des bekannten „schlechten Gewissens“ dazu führt, dass sich ein Mensch für eine Tat verantwortlich fühlt, für die er nicht verantwortlich ist. Dabei kann man sich die Schuld dafür geben, anderen nicht hinreichend geholfen zu haben – in der Vergangenheit, beispielsweise bei einem Überfall, den man miterleben musste – oder nicht hinreichend helfen zu können – in Vergangenheit und Gegenwart, wenn Kinder beispielweise der traumatischen Situation der Rollenumkehr[68] in der Familie ausgesetzt sind und den hilfebedürftigen Eltern scheinbar nicht genug geholfen werden kann. Daneben wird gerade Kindern die Schuld oft zugewiesen, nicht selten von den Tätern selbst, was diese durch ihre Unsicherheit oft akzeptieren.

Für gewöhnlich sind Kinder in einem solchen Prozess zumindest (Mit-)Opfer und fühlen sich trotzdem für die Tat (mit-)verantwortlich. Diese „Schuld der Opfer“[69] kann in der Entwicklung eines sogenannten Introjekts gipfeln , „ein Gebilde, das als Fremdkörper wirkt und vom Ich-Erleben, vom Denken, Phantasieren und Sprechen weitgehend abgetrennt ist.“[70] Introjekte sind damit Erfahrungen, die nicht hinreichend verarbeitet und ins Selbstbild integriert werden konnten, so dass sie eine Art Eigenleben entwickelten, Handlungen beeinflussen und Schuldgefühle erzeugen. Unbewältigte Traumata, wie körperliche, psychische und sexuelle Gewalt, Verlusterfahrungen oder Probleme in der Bindung zu den Eltern können schon im Kindesalter ein Introjekt erschaffen. Nicht selten scheint es auch, als lebe ein Teil des Täters oder ein Teil des Geschehens im Opfer weiter, gleich einem Virus, das sich in eine Zelle eingenistet hat.

Introjekte aufzugeben ist sehr schwierig, da es bedeuten würde, das Trauma in seinem Ausmaß zu erkennen und wiederzubeleben; das Gleiche gilt für die Schuld, die oft leichter bei sich selbst zu suchen ist als die Schuld eines geliebten Menschen oder eines ganzen Kollektivs anerkennen zu müssen. In diesem Sinne haben Schuld und Introjekt eine große Macht und spielen eine wichtige Rolle bei den Folgen kindlicher Traumatisierung.

II.2. Bindung und Beziehung – Zugänge zur Weitergabe von Traumata

II.2.1. Der besondere Einfluss der Bezugspersonen

Beschäftigt man sich ausgehend von der Traumatisierung nun mit der transgenerationalen Weitergabe ebensolcher Traumatisierungen, fällt auf, dass die Erklärung für dieses Phänomen wohl in der Beziehung von Eltern und Kind zu suchen ist. Die Beziehung zwischen Eltern und Kind ist besonders; in der Regel sind die Eltern oder ein Elternteil vor allem in den ersten Lebensjahren die primären Bezugspersonen des Kindes, die für sein Wohlergehen sorgen und zugleich als Quelle fungieren, aus der das Kind lernt, wie es selbst und die Welt eigentlich funktioniert.[71] Um den Prozess der Weitergabe zu verstehen, soll im Folgenden kurz auf die Qualität und Bedeutung dieser Beziehung für das Kind eingegangen werden.[72]

II.2.1.1. Bindung und ihre Bedeutung

Der Begriff der Bindung, hauptsächlich durch John Bowlby und seine Bindungstheorie bekannt, beschreibt auf einprägsame Weise das Bedürfnis des (Klein-)Kindes nach Beziehung: So ist die Bindung an eine Bezugsperson, die sich um den vergleichsweise hilflosen Säugling sorgt, ihn füttert und beschützt, bereits in den ersten Lebenstagen das vorrangige Ziel eines Kindes.

Bereits ein Neugeborenes versucht durch Bindungsverhalten wie Schreien oder Zappeln seine Eltern auf eine Notlage aufmerksam zu machen; dieses Bindungsverhalten wird auch von älteren Kindern gezeigt, die in unbehaglichen Situationen nach ihrer Mutter rufen, zu ihr laufen oder weinen. Dem Bindungsverhalten steht das E xplorationsverhalten entgegen, also der Wunsch des Kindes, die Welt um sich herum zunehmend zu erforschen, zu spielen und sich alles anzusehen, somit zu lernen. Für die Fähigkeit zur Exploration ist eine gute und stabile Bindung unerlässlich, da nur in ihr ein Kind sich gut genug beschützt und gehalten fühlen kann, um sich völlig auf die Exploration einzulassen.

Mit der Zeit verinnerlicht ein Kind die Art der Bindung zu seiner Bezugsperson und entwickelt daraus innere Modelle von der Person, den an sich gerichteten Erwartungen und letztlich auch von sich selbst; über das Verhalten von Mutter oder Vater und die Qualität der Bindung bekommt das Kind erstmals Zugang zur Welt und erhält auch ein Bild von ihr. Ein Kind ist dabei in der Lage, sein eigenes Verhalten dem Wunsch der Bindungsperson weitgehend anzupassen, das heißt, beispielsweise bei einer Mutter, die zu viel Zuwendung eher zurückweist, früher autonom zu sein und Gefühle zu unterdrücken.[73]

Bindung ist also für ein Kind eine lebenswichtige Grundlage; dies bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass über die Bindung die Entwicklung des Kindes stark beeinflussbar, Bindung also „Risiko- und Schutzfaktor“[74] ist. Welche Art der Bindung ein Kind erwirbt, ob es eher sicher, unsicher, ambivalent oder desorganisiert an seine Mutter gebunden ist[75], hängt dabei zum größten Teil von der Feinfühligkeit der Bezugsperson ab, also von ihrer Fähigkeit, die Gefühle des Kindes wahrzunehmen, richtig zu interpretieren und prompt und angemessen darauf zu reagieren.

II.2.1.2. Die Verarbeitung von Affekten

Vergleichbar wichtig für ein Kind ist der Umgang mit seinen Affekten. Da ein Säugling weder in der Lage ist, Affekte, die er wahrnimmt, von sich aus zu überwinden noch sie sich bewusst zu machen und näher zu verstehen, wird er von seinen Hunger-, Angst- und Schmerzempfindungen überwältigt und ist auf eine Person angewiesen, die seine Affekte für ihn reguliert, ihn also füttert und tröstet. Nach dem Modell der Affektspiegelung findet ein Kleinkind über das Spiegeln und Markieren der Affekte von Seiten der Bezugsperson Zugang zu seinen eigenen Affekten, lernt, zwischen sich und anderen zu unterscheiden, und erhält dadurch eine erste Vorstellung von sich selbst.[76] Selbiges gilt, wenn man von der Vorstellung ausgeht, dass Eltern und Kind sich von Anfang an in einer Art Dialog befinden, in dem Affekte des Säuglings von der Bezugsperson authentisch beantwortet werden, was dem Kind das Gefühl gibt, von seinem Gegenüber verstanden zu werden, und was es zugleich lehrt, dass (schlimme) Affekte kein Weltuntergang, sondern lösbar sind.[77] Regulation von Affekten findet auf verschiedenen Ebenen statt: Auf spiegelnder und spielerischer Ebene, auf symbolische Art (beispielsweise im sogenannten Als-Ob-Spiel, in dem alles ausprobiert werden kann, ohne dass schlimme Folgen drohen) oder in Form von Nachahmung der Affekte der Eltern durch Imitieren ihrer Verhaltensweisen und Gesichtsausdrücke (sogenannte Affektinduktion).[78]

Die Fähigkeit, Affekte verarbeiten und sie gleichzeitig zuordnen zu können, ist eine zentrale Lernerfahrung eines Kindes, die sich in der Beziehung zu den Eltern entwickelt. Ausbleibende oder fehlerhafte Regulation kann wie fehlende Feinfühligkeit großen Einfluss auf die Entwicklung nehmen[79].

II.2.2. Mögliche Arten der Weitergabe von Traumata

Auf Grundlage einer derartig einflussreichen Beziehung zwischen Eltern und Kind lassen sich verschiedene Modelle entwerfen, wie transgenerationale Traumatisierung vonstattengehen könnte.

Diese Modelle stehen keinesfalls für sich, sondern bauen in der Regel aufeinander auf und bewirken gemeinsam, dass ein Mensch im Erwachsenenalter Traumata bei sich erkennt, die schon seine Eltern hatten. Ihnen gemeinsam ist der zentrale Aspekt der engen Beziehung zur eigentlich traumatisierten Person.

II.2.2.1. Weitergabe durch „Nicht-Verhalten“

Ich habe dem ersten Modell die Umschreibung des „Nicht-Verhaltens“ gegeben, da es traumatisierte Eltern beschreibt, die ein für ihr Kind wichtiges und gewöhnliches Verhalten ihrer eigenen Erfahrungen wegen nicht zeigen.

So sind traumatisierte Eltern durch die Folgen des Traumas oft so mit sich beschäftigt, dass sie auf die Bedürfnisse des Kindes nicht in angemessenem Maße eingehen können: Das betrifft sowohl ihre Fähigkeit zur Feinfühligkeit in der Beziehung zum Kind als auch zur Affektregulierung und einem angemessenen Dialog. Die Eltern sind „emotional weniger ansprechbar“[80], da die Gefühle des Traumas alles überlagern oder Gefühle komplett dissoziiert werden müssen, um einem Flashback vorzubeugen. Das birgt die Gefahr, dass schon in den ersten Lebenswochen sehr routiniert, nach „Schema F“, mit dem Säugling umgegangen wird, anstatt nach seinen wirklichen Bedürfnissen zu forschen. Affektspiegelung kann dabei ausbleiben, oder Affekte, die der Säugling gar nicht empfindet, können gespiegelt werden. Manche Eltern können die Hilflosigkeit oder den Kummer ihres Kindes nicht ertragen, da es sie an die eigene Hilflosigkeit und den Kummer erinnert, und ziehen sich in der Folge immer mehr zurück.[81] Die sehr schutzbedürftigen Kleinkinder können von einem traumatisierten Elternteil, der an seiner eigenen Handlungsfähigkeit zweifelt, keinen wirklichen Schutz erfahren.[82]

Dieses Phänomen findet seinen Höhepunkt im Bild der „toten Mutter“[83], die in ihrer Verzweiflung und Depression so tief verstrickt ist, dass sie für das Kind psychisch nicht existiert, also tot ist. Mit einer solchen Bezugsperson kann das Kind keine Beziehung und Bindung aufbauen, es wird nichts gespiegelt, kein Lächeln des Säuglings erwidert; das Kind hat keinen Platz im Leben der Mutter, ist auf sich gestellt, resigniert sehr früh. Steht keine andere Bindungsperson zur Verfügung, lernt der Säugling nichts über sich und die Welt, erlebt sich oft als sinnlos.

Dieses ausbleibende Verhalten der Eltern kann – je nach Schweregrad und alternativen Bindungspersonen – gravierende Folgen für das weitere Leben des Kindes haben, sehr traumatisierend sein und Bindungsstörungen oder Identitätsstörungen bewirken.

[...]


[1] Vgl. Ford/Courtois, 2011, S. 34

[2] Zur näheren Entwicklungsgeschichte des Begriffs „Trauma“ vgl. auch Lennertz, 2009, S.46ff

[3] Vgl. auch Ford/Courtois, 2011, S.33 und Lennertz, 2009, S.47

[4] Zu der Prävalenz von Trauma und posttraumatischer Belastungsstörung finden sich verschiedene Studien aus verschiedenen Jahren mit teils sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Bei dieser Aufstellung wurden die Studien nach Norris, 1992, S.409 – 418; Resnick u.a., 1993, S.984 – 991; Fairbank/Ebert/ Costello, 2000; Breslau u.a., 1991, S.216 – 222; Kessler u.a., 1995, S.1048 – 1060; Breslau/Davis/ Peterson, 1997, S.81 – 87; Stein u.a., 1997, S.1114 – 1119; Breslau et al., 1998, S.626 – 632; Breslau/Wilcox/ Storr et al., 2004, S.530 – 544; sowie Kessler u.a., 2005, S.617 – 627 berücksichtigt.

Nach Eichhorn/Kuwert, 2011, S. 35 und 41.

[5] Für weitere Informationen zur posttraumatischen Belastungsstörung vgl. auch Punkt II.1.3.2.6. dieser Arbeit.

[6] Vgl. hierzu die Statistik des Robert-Koch-Instituts (2011) bzw. Anhang 1.

[7] Vgl. Lennertz, 2011, S.65

[8] Greenacre, 1967, S.151. Zit. n. Hirsch, 2011, S.49

[9] Hirsch, 2011, S.48

[10] Lennertz, 2011, S.65

[11] Die Grenze bei 14 Jahren ziehe ich in Anlehnung an das Jugendschutzgesetz, §1 und das Kinder-und Jugendhilfegesetz, §7 Absatz 1 Nr. 1 SGBVIII. Vgl. zum Jugendschutzgesetz Hartstein u.a., 2003, S.87 sowie zum Kinder-und Jugendhilfegesetz Beck-Texte, 2009, S.238.

[12] Lennertz, 2011, S.111

[13] Auf diese Weise bleibt der Umfang der Bachelorarbeit gewahrt und das Wesentlich gerät nicht aus dem Blick.

[14] Freud & Breuer, in „Studien über Hysterie“ , 1895. In: Freud, 1999a, S.86

[15] Freud in „Jenseits des Lustprinzips.“ In: Freud, 1999b, S.1

[16] Vgl. Klingberg, 2011, S.24

[17] Vgl. Klingberg, 2011, S.24

[18] So wurden beispielsweise 2010 wesentlich mehr posttraumatische Belastungsstörungen in Bundeswehrkrankenhäusern als solche erkannt und behandelt als noch 2006, was mit Sicherheit – auch! – darauf zurückzuführen ist, dass die Aufmerksamkeit für die Symptome dieser Störung kontinuierlich größer geworden ist. Vgl. hierzu die Untersuchung der Bundeswehr (2010) bzw. Anhang 2

[19] Vgl. Hirsch, 2011, S.13

[20] Vgl. Lennertz, 2011, S.47

[21] Vgl. Lennertz, 2011, S.47

[22] Wenn z.B. der andere Elternteil in der Lage ist, das Geschehene dem Kind richtig zu vermitteln, seine Gefühle anzunehmen und eine gute Strategie der Bewältigung beizubringen, dürfte ein Kind dieses Ereignis verarbeiten können und keine langfristigen Folgen entwickeln müssen.

[23] Über diese Faktoren schreibt Antonovsky in seinem Buch „Salutogenese“, und auch Klingberg erwähnt ihre große Bedeutung für die Wirkung eines Traumas. Vgl. Antonovsky, 1997, S,34ff und Klingberg, 2011, S.31 – 34

[24] Schlesinger-Kipp, 2012, S.28

[25] Hat der Betroffene den Eindruck, noch irgendwie einwirken zu können, „Herr der Lage“ zu sein, oder fühlt er sich als ohnmächtiges Opfer? Vgl. z.B. Herman, 2006, S.54f

[26] Vgl. Hillebrandt, 2004, S.38

[27] Freud, 1916/1917, S.284. Zit. n. Kühner, 2008, S. 34

[28] Fischer/Riedesser, 1999, S.79

[29] Hirsch, 2011, S.10

[30] Vgl. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, 2011, S.194 (F43.1)

[31] An der Wahl der Formulierung fällt auf, dass den erwähnten Schwierigkeiten bei der Beurteilung eines Traumas in der Weise Rechnung getragen wird, dass das als Trauma gilt, was bei dem größeren Teil der Bevölkerung für (traumatische) Verzweiflung sorgen würde. Ob das der individuellen Komponente des Traumas gerecht wird, bleibt allerdings fraglich.

[32] Ein gutes Beispiel hierfür wäre der Anschlag auf das World-Trade-Center am 11.September 2001, auf den zahlreiche Menschen traumatisiert reagierten, obwohl sie nur Zuschauer waren. Als zentral wird hierbei das Gefühl der Verbundenheit mit den tatsächlichen Opfern benannt sowie der Effekt der Identifikation nach dem Prinzip: „Es hätte genauso gut mich treffen können.“ Näheres dazu wird in Kühner, 2008, S.97 – 110 beschrieben.

[33] Vgl. Klingberg, 2011, S.28 sowie Lehmann, u.a. unter dem Punkt „Das Institut“/“Unsere Leistungen“

[34] „Durch Menschenhand gemachte Traumata“. Vgl. Klingberg, 2011, S.27

[35] Vgl. zu dieser Unterteilung Ford/Courtois, 2009, S.35, Klingberg, 2011, S.27 (Schaubild im unteren Teil der Seite)

[36] Nach Ford/Courtois treten diese bei 1 von 7 bis 1 von 10 Kindern auf. Vgl. Ford/Courtois, 2009, S.35

[37] Vgl. Klingberg, 2011, S.51f

[38] Die Schuld auf sich zu nehmen, mag außerdem oft leichter sein, als die Schuld des wahren Täters anzuerkennen (insbesondere, wenn der Täter eine geliebte Person ist) oder die Tat durch die richtige Schuldzuweisung in ihrem ganzen Ausmaß zu erfassen.

[39] Ford/Curtois, 2008, S.35

[40] Herman, 2006, S.54

[41] Zu kämpfen oder zu fliehen, stellt die normale – auch evolutionär vorgegebene – Reaktion auf eine Gefahr da. Vgl. Klingberg, 2011, S.25 (Schema) und S.50f

[42] Vgl. Klingberg, 2011, S.50

[43] Diese Verarbeitungsfähigkeit hängt, wie beschrieben, von zahlreichen individuellen Faktoren ab.

Wegen dem begrenzten Umfang dieser Arbeit kann dieses Thema leider nicht ausführlicher behandelt werden. Ein Stichwort, das dazu passt, wäre aber das Kohärenzgefühl, auf das in Abschnitt III.2.3. kurz eingegangen wird.

[44] Vgl. Klingberg, 2011, S.52 – 56

[45] Klingberg, 2011, S.53

[46] Vgl. Klingberg, 2011, S.54

[47] Vgl. Klingberg, 2011, S.56f und Kühner, 2007, S.37ff

[48] Herman, 2003, S.9

[49] Von lateinisch „dissociare“, was (unter anderem) „trennen, spalten“ heißt. Vgl. Stowasser/Petschenig/ Skutsch, 1998, S.163

[50] Vgl. Kühner, 2007, S.39f

[51] Vgl. Klingberg, 2011, S.57f und Hirsch, 2011, S.56f

[52] Vgl. Kühner, 2007, S.44ff

[53] Vgl. Kühner, 2007, S.42f

[54] Vgl. hierzu v.a. Deutsches Institut für Medizinische Dokumentation und Information, 2011, S.194 (F43.1.) und S.209 (F62.0.); desweiteren Eichhorn/Kuwert, 2011, S.39 – 43 und Kühner, 2008, S.39f. Der Begriff der posttraumatischen Belastungsstörung soll hier der Vollständigkeit halber angeschnitten und kurz definiert werden – auch, weil er in den letzten Jahren sehr bekannt geworden ist und häufig in Verbindung mit Traumata erwähnt wird –, kann aber in dieser Arbeit nicht ausführlicher erläutert werden.

[55] Herman, 2006, S.135

[56] Vgl. Fischer/Riedesser, 1999, S.250

[57] Vgl. Lennertz, 2011, S.119 – 123

[58] Bei etwas älteren Kindern dürften sich diese Reaktionen allerdings leichter als traumatische Folgen erkennen lassen als bei sehr jungen – So ist es schwer zu beurteilen, ob ein Kind etwas wiedererlebt, wenn es das noch nicht kommunizieren kann. Eine veränderte Einstellung zum Leben und anderen Menschen setzt voraus, dass das Kind zuvor schon eine Einstellung besessen hat, es also nicht bereits bei oder vor der Geburt traumatisiert wurde.

[59] Vgl. Klingberg, 2011, S.83

[60] Vgl. Briere/Spinalozza, 2011, S.134

[61] Vgl. auch Lennertz, 2011, S.114 und Klingberg, 2011, S.82 (Die Autorin verweist zusätzlich auf Pynoos, Steinberg und Goenjian, 2000, S.272f)

[62] Vgl. Lennertz, 2011, S.114f

[63] Dies gilt zumindest, wenn das Kind das Geschehene auf irgendeine Weise kommuniziert oder aber andere Familienmitglieder von dem Trauma wissen oder davon betroffen sind.

[64] Wie sie auch gleichzeitig mit der Dauer der Traumatisierung ansteigt. Vgl. Klingberg, 2011, S.81

[65] Vgl. Lennetz, 2011, S.116f

[66] Auf das Thema der Bindung wird in Punkt II.2.1.1 noch näher eingegangen.

[67] Vgl. Lennertz, 2011, S.118

[68] Auf das Phänomen der Rollenumkehr wird in Punkt II.2.2.1.1. noch näher eingegangen.

[69] Hirsch, 2012, S.293

[70] Hirsch, 2012, S.99

[71] Ist dies nicht der Fall, weil Eltern beispielsweise nicht vorhanden sind, kann natürlich auch eine vergleichbare konstante Bezugsperson diese Rolle übernehmen. Im Folgenden wird von den Eltern gesprochen, da diese im größeren Teil der Fälle die ersten Bezugspersonen darstellen; dies bedeutet aber nicht, dass andere sich sorgende Personen nicht vergleichbar gut für diese Rolle geeignet wären.

[72] Die folgenden Kapitel stellen einen kurzen Überblick dar, um den Einstieg in die transgenerationale Weitergabe zu erleichtern, und geben die Themengebiete und Theorien keinesfalls vollständig wieder.

[73] Vgl. hierzu auch Grossmann, 2000, S.83; Gloger-Tippelt, 2008, S.41 – 47 sowie Lennertz, 2011, S.153 – 161

[74] Lennertz, 2011, S.175

[75] Dies sind die üblichen Klassifikationen von Bindungsqualitäten, in ihren Anfängen von Mary Ainsworth entwickelt, die auch das wohl bekannteste Testverfahren für Bindungsqualitäten entwickelt hat: Den Fremde-Situation-Test. Auf beides kann hier nicht näher eingegangen werden; eine nähere Erklärung dazu findet sich aber beispielweise in Lennertz, 2011, S.161 – 164 und Glogert-Tippelt, 2008, S.48ff

[76] Vgl. Weinberg, 2010, S.36 sowie Dornes, 2006, S.172 – 175

[77] Vgl. von Lüpke, 2007, S.119f

[78] Vgl. Dornes, 2006, S.189 – 192

[79] Vgl. Dornes, 2006, S.176f

[80] Lennertz, 2011, S.148

[81] Vgl. Wardi, 1992. Nach Kühner, 2008, S.62

[82] Vgl. hierzu auch Dornes, 2006, S.176f; Gloger-Tippelt, 2008; S.40 sowie Lennertz, 2011, S.181 – 183

[83] Hirsch, 2012, S.185

Ende der Leseprobe aus 84 Seiten

Details

Titel
Die Kinder der Kriegskinder
Untertitel
Die transgenerationale Weitergabe von Traumata an Kinder im 2. Weltkrieg und ihrer Nachkommen
Hochschule
Hochschule Darmstadt
Note
1,3
Autor
Jahr
2012
Seiten
84
Katalognummer
V209531
ISBN (eBook)
9783656371120
Dateigröße
1112 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Traumatisierung, Nationalsozialismus, 2.Weltkrieg, Transgenerational, Kinder
Arbeit zitieren
Katharina Rost (Autor:in), 2012, Die Kinder der Kriegskinder, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209531

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