Kinderarmut in Deutschland, wie kann so etwas sein?
Das Jahr 2010 wurde von der Europäische Kommission zum Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung erklärt. Ziel war und ist es, die Wahrnehmung für die Ursachen von Armut und deren Auswirkungen zu schärfen und das öffentliche Bewusstsein für diese Problematik zu stärken. Doch leider ist das Thema Kinderarmut noch immer in unserer Gesellschaft ein verschwiegenes Thema.
Die vorliegende Arbeit gibt eine kurze Übersicht, wie Kinderarmut in Deutschland bekämpft werden kann.
Wie kann Kinderarmut in Deutschland bekämpft werden?
Kinderarmut in Deutschland, in einem der reichsten Länder der Welt? Wie kann so etwas sein?
Das Jahr 2010 wurde von der Europäische Kommission zum Europäischen Jahr zur Bekämpfung von Armut und sozialer Ausgrenzung erklärt. Ziel war und ist es, die Wahrnehmung für die Ursachen von Armut und deren Auswirkungen zu schärfen und das öffentliche Bewusstsein für diese Problematik zu stärken.[1] Das Thema Kinderarmut ist leider in unserer Gesellschaft häufig immer noch ein verschwiegenes Thema. Um die Frage wie Kinderarmut in Deutschland bekämpft werden kann zu beantworten, muss erst einmal geklärt werden, wie Armut überhaupt definiert wird, wie vorhandene Maßnahmen verbessert werden können und was sich grundlegend ändern muss.
In Deutschland sind nach dem aktuellen Familienreport 2010 ca. 2,5 Millionen Kinder von Armut betroffen bzw. Armut gefährdet, d. h. jedes sechste Kind.[2]
Doch was ist Armut überhaupt? Wann gilt man als arm? Armut kann absolut und relativ definiert werden. Als absolut arm gilt man, wenn man nicht über ein Mindestmaß an lebensnotwendigen Gütern, wie Nahrung, Kleidung oder Obdach verfügt, allerdings gibt es bis auf wenige Ausnahmen (z. B. Obdachlose, Straßenkinder) keine absolute Armut in Deutschland. In unserer Gesellschaft wird Armut relativ definiert. Man ist demnach arm, wenn man im Vergleich zum allgemeinen gesellschaftlichen Standard nicht ausreichend mit bestimmten Ressourcen, meist dem Einkommen, versorgt ist. Gemäß der Europäischen Union ist der Anteil der Personen, die mit weniger als 60 % des mittleren Einkommens der Bevölkerung auskommen müssen, arm. In Deutschland beginnt die Armut eines Singles bei rund 930 Euro im Monat, für eine vierköpfige Familie mit zwei Kindern unter 14 Jahren liegt die Schwelle bei 1950 Euro.[3]
Die Eltern sind für das leibliche Wohl des Kindes zuständig, doch wenn die Eltern in Armut leben, leben auch gleichzeitig die Kinder in Armut, somit kann Kinderarmut nicht isoliert betrachtet werden. Alleinerziehende Mütter z. B. sind besonders Armut gefährdet, 42 % davon beziehen Hartz IV-Leistungen.
Kinder haben kaum einen Einfluss auf ihre Lage und meist prägt es sie ein Leben lang, da Armut ein Stigma in Deutschland ist und zu sozialer Ausgrenzung und Benachteiligung führt. Kinder aus armen Familien leiden häufiger unter gesundheitlichen Problemen, sie haben kaum echte Chancen auf gleichberechtigte Teilhabe am Leben, sie haben überdurchschnittlich oft einen schlechten Schulabschluss und somit kaum eine Chance dem Kreislauf der Armut zu entkommen.[4] „Von 100 armen Kindern schaffen nach der Grundschule gerade einmal vier den Sprung aufs Gymnasium.“ (Burga Kalinowski, "Salut für den ersten Schnee", in: Freitag 47 vom 23. November 2007)
Doch welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit Kinder dem Kreislauf der Armut entkommen können?
Zunächst einmal, es gibt keine Patentlösung oder eine einzige Lösung zur Beseitigung von Kinderarmut. Um dies zu schaffen, ist es wichtig, dass sowohl der Staat und die Kommunen, als auch die Eltern sowie die Erzieher und Jugendhelfer an einem Strang ziehen und bereichsübergreifend Zusammenarbeiten. Ebenso wichtig ist es, das die Bevölkerung (Kinder-) Armut als Problem anerkennt und aufhört solche Menschen auszugrenzen.
Da Kinderarmut sehr eng mit Elternarmut verknüpft ist, ist es grundsätzlich notwendig, dass die Armut der Eltern beseitigt werden muss. Um dies zu erreichen, muss die Arbeitslosigkeit abgebaut werden, ein flächendeckender Mindestlohn eingeführt werden, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf muss gestärkt werden und Lohndiskriminierung von Frauen müssen beseitigt werden.[5]
Nicht nur die Existenzsicherung ist ein wichtiger Schritt zur Bekämpfung von Kinderarmut, sondern auch ein Schaffen von echter Chancengleichheit, egal, aus welchem Umfeld man stammt. Dies kann z. B. durch eine bessere und zielgerichtete Betreuung und Förderung schon von Kleinkindern geschehen und durch eine grundlegende Änderung des Schulwesens und der kompletten Kostenfreiheit von Bildung.[6]
Ebenfalls ein wichtiger Punkt ist die Verbesserung unseres Sozial-und Gesundheitssystems. Die Hartz-IV Regelsätze müssen bedarfsgerecht angepasst werden, wenn nicht sogar komplett neu überdacht werden und abgeschafft werden. Überforderte Eltern müssen schnell, unbürokratisch und vorurteilsfrei Hilfe von fachgerechten und geschulten Personal bekommen können, sie müssen über die richtige Ernährung und Erziehung aufgeklärt und informiert werden. Zudem benötigen Kinder ein stabiles soziales Umfeld und müssen kostenfreien Zugang zu z. B. Kindergärten, Sportgruppen etc. erhalten, denn eine soziale Einbindung hilft, besser mit den gegebenen Lebensbedingungen umzugehen.[7]
Eine Aufnahme der Kinderrechte in das Grundgesetzt wäre eine deutliche Verbesserung ihrer rechtlichen Stellung. Das Aktionbündnis Kinderrechte fordert schon seit langen, dass u. a. folgende Forderungen in der deutschen Verfassung verankert werden: Kinder sollen als eigenständige Persönlichkeiten anerkannt und gemäß ihres Alters und Reifegrades in Entscheidungen mit einbezogen werden, außerdem sollen sie ein Recht auf Schutz, Förderung und angemessenen Lebensstandard erhalten. Des Weiteren ist es die Verpflichtung des Staates, für kindgerechte Lebensbedingungen Sorge zu tragen.[8]
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[1] http://ec.europa.eu/employment_social/2010againstpoverty/index_de.htm (30.10.2011 18:23)
[2] Familienreport 2010 des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Kinder (BMFSFJ), S. 54
[3]http://www.destatis.de/jetspeed/portal/cms/Sites/destatis/Internet/DE/Navigation/Publikationen/STATmaga zin/2009/Sozialleistungen2009__06,templateId=renderPrint.psml__nnn=true (29.10.2011 14:54) [4]http://www.sovd.de/fileadmin/downloads/pdf/sonstiges/Kinderarmut_bekaempfen___Chancengleichheit_ve rwirklichen.pdf (30.10.2011 19:34) S.4
[5]http://www.sovd.de/fileadmin/downloads/pdf/sonstiges/Kinderarmut_bekaempfen___Chancengleichheit_ve rwirklichen.pdf (30.10.2011 19:34) S.5-7
[6]http://www.sovd.de/fileadmin/downloads/pdf/sonstiges/Kinderarmut_bekaempfen___Chancengleichheit_ve rwirklichen.pdf (30.10.2011 19:34) S.8-10
[7]http://www.sovd.de/fileadmin/downloads/pdf/sonstiges/Kinderarmut_bekaempfen___Chancengleichheit_ve rwirklichen.pdf (30.10.2011 19:34) S.11-13
[8] http://www.sovd.de/fileadmin/downloads/pdf/sonstiges/Kinderarmut_bekaempfen___Chancengleichheit_ve rwirklichen.pdf (30.10.2011 19:34) S.15, http://www.kinderrechte-ins-grundgesetz.de/fileadmin/kinderrechte/Grundsatzpapier-Kinderrechte-ins- Grundgesetz-2011.pdf (30.10.2011 20:56) S.3
- Quote paper
- Caroline Lange (Author), 2012, Bekämpfung von Kinderarmut in Deutschland, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209633