„[Cicero] spielt mit seiner Kunst des Wortes so wie jener, der das Gruseln noch nicht gelernt
hat.“ Diese Aussage Otto Seels ist bezeichnend für die charakteristische Darstellung Ciceros
in seinen Verrinen. Ziel dieser Arbeit soll es sein, sich explizit mit den Gewaltbeschreibungen
auseinander zu setzen, diese im Kontext der Antike zu sehen und zu erörtern.
Der Erfolg der Verrinen ist unbestritten und führte nicht nur zu Ciceros persönlichem
politischen Durchbruch, sondern auch zur Verbannung des Statthalters Verres ins Exil. Der
war bereits vor Ende der Gerichtsversammlung geflohen. Doch wem genau verdankt Cicero
diesen Triumph gegenüber seinem größten Konkurrenten und zur damaligen Zeit
erfolgreichsten Redners Hortensius? Mit Sicherheit haben dabei nicht nur die Fakten und die
tatsächlichen Verbrechen des skrupellosen Statthalters eine tragende Rolle gespielt, sondern
auch Ciceros rhetorische Fähigkeiten, mit denen er in den Verrinen Wahrheiten „zwischen
Manipulierung und Unterhaltung eines Publikums“ verpackt. Besonders raffiniert ist dabei
die Art und Weise, wie es ihm stets gelingt, die zahlreichen Gewalttaten und Verbrechen des
Verres für das Publikum schockierend darzustellen.
Stellvertretend für die gesamte Reden, sowohl für den fiktiven als auch den tatsächlich vor
Gericht vorgetragenen Teil, werde ich anhand zweier Szenen die Darstellung der Gewalt
analysieren. Diese Analyse beruht zum einen auf meiner eigenen Interpretation der Szenen
und zum anderen auf Forschungsliteratur, die sich entweder mit Cicero selbst, hier sei
besonders das Werk Otto Seels genannt, mit Gewaltdarstellungen im Allgemeinen, der
Verrinnen im Speziellen und der Kunst der Rhetorik auseinandersetzt, basierend auf dem
lateinischen Originaltext und der deutschen Übersetzung von Manfred Fuhrmann. Mit der
Kunst der Rhetorik beschäftigen sich zahlreiche Autoren, wohingegen das Thema der
Gewaltdarstellungen in Ciceros Verrinen noch kaum behandelt wurde. Dorothea Berger setzt
sich in ihrem Werk mit der Erzählstrategie Ciceros auseinander, Norbert Becker mit der
Darstellung der Wirklichkeit in eben jenen Reden, aber beide berücksichtigen dabei nicht die Gewaltdarstellungen im Kontext der Antike. Einzig und allein Frazel erforscht mit seinem
Werk den griechischen Einfluss auf Ciceros Reden, insbesondere bei der Darstellung des
Verres, in der Annahme, dass „Greek rhetorical material provides a crucial context“.
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung
2.Hauptteil
2.1. Gewaltdarstellungen in den Verrinen
2.1.1.Szene gegen nicht römische Bürger
2.1.1.1.Erpressung durch Misshandlung des Sopatros von Tyndaris
2.1.1.2.Darstellung der Gewalt
2.1.1.3.Gründe für die Darstellung der Gewalt
2.2.2. Szene gegen römische Bürger
2.2.2.1. Mord an Gavius
2.2.2.2.Darstellung der Gewalt
2.2.2.3.Gründe für die derartige Darstellung der Gewalt
2.2.3. Vergleich der Szenen
2.2.3.1. Unterschiede
2.2.3.2. Gemeinsamkeiten
2.2.4. Darstellung des Verres
3.Schluß
4.Literaturverzeichnis
4.1. Primärliteratur
4.2.Sekundärliteratur
- Quote paper
- Miriam Gaßner (Author), 2011, Gewaltdarstellungen in den Verrinen von Cicero, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209774