Die Theorie der antiken Rhetorik Quintilians, die Metapher sei generell ein um die
Vergleichspartikel gekürzter Vergleich, darf nach unserem heutigem Wissenstand nicht
unkommentiert bleiben. Sicher lässt eine Metapher sich grundsätzlich auf einen
Vergleich zurückführen, das heißt jedoch nicht, das eine Metapher immer auch ein
Vergleich ist, bzw. die Begriffe eine synonyme Verwendung finden. Ganz im Gegenteil
hat sich die Auffassung durchgesetzt, dass zwischen den beiden Termini deutliche
Unterschiede bestehen. Um zu erläutern, auf welche Weise sich die Metapher des Vergleichs bedient, müssen
wir uns zunächst vor Augen halten, dass ein Vergleich einen Vorgang, einen
Gegenstand, einen Menschen und/oder auch dessen Handeln mit Hilfe etwas anderem
veranschaulicht. Die Voraussetzung für einen Vergleich ist folglich, dass zwei
Sachverhalten, die nicht miteinander identisch sein dürfen, mindestens eine gemeinsame
Eigenschaft zugeordnet werden kann.
Der Vergleich, der dadurch mindestens einen Vergleichspunkt , das sogenannte „tertium
comparationis“ erhält, belässt jedoch die verglichenen Gesichtspunkte, derer er sich
bedient, in ihrer Selbständigkeit. [...] Hinsichtlich des „tertium comparationis“ kann sich der Vergleich auf einzelne
Vergleichsobjekte, wohl aber auch auf längere Sachverhalte und Textpassagen
beziehen. In solchen Fällen „sind Vergleiche alles andere als schmückendes Beiwerk“,
wie Aristoteles es nennt, sondern stattdessen „der zentrale Bestandteil der poetischen
Sprache, in der etwas ausgesagt werden soll, das sich weder begrifflich noch
unmittelbar beschreibend oder erzählend darstellen lässt.“1
1 Burdorf, Dieter: Einführung in die Gedichtanalyse, 2. Aufl. Weimar 1997. S. 150
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der Vergleich
- Zum Unterschied zwischen Vergleich und Metapher
- Die Vergleichsstruktur
- ,,Wie“ und „als“
- Die metasprachliche Thematisierung durch bestimmte Lexeme
- Suffixe, die vergleichen
- Vergleiche in der Zusammensetzung
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit dem sprachlichen Phänomen der Metapher und untersucht deren enge Verbindung zum Vergleich. Sie hinterfragt die oft genannte Behauptung, die Metapher sei lediglich ein verkürzter Vergleich und beleuchtet die spezifischen Unterschiede zwischen beiden sprachlichen Figuren.
- Untersuchung der Beziehung zwischen Metapher und Vergleich
- Analyse der Struktur des Vergleichs
- Hervorhebung der spezifischen Merkmale von Metaphern
- Diskussion der unterschiedlichen Funktionen von Vergleich und Metapher in der Sprache
- Betrachtung der sprachlichen Mittel zur Veranschaulichung von Vergleichen
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Thematik ein und erläutert die grundlegende Problematik der Verbindung von Vergleich und Metapher. Kapitel 2 beleuchtet den Vergleich als grundlegendes sprachliches Mittel, das zur Veranschaulichung von Sachverhalten und Begriffen dient. Es wird dabei die Funktionsweise des Vergleichs anhand von Beispielen verdeutlicht. Kapitel 3 widmet sich dem Unterschied zwischen Vergleich und Metapher. Hier wird die Argumentation der antiken Rhetorik Quintilians, die Metapher sei ein verkürzter Vergleich, kritisch beleuchtet und die spezifischen Merkmale von Metaphern aufgezeigt. Kapitel 4 untersucht die Struktur des Vergleichs und die verschiedenen sprachlichen Mittel, die zur Veranschaulichung von Vergleichen verwendet werden. Die Ausführungen beziehen sich dabei auf verschiedene grammatische Formen und sprachliche Phänomene, die in der Vergleichsstruktur relevant sind.
Schlüsselwörter
Metapher, Vergleich, Vergleichspartikel, Vergleichsstruktur, Bildempfänger, Bildspender, Tertium Comparationis, semantische Einheit, Sprachliche Figuren, Rhetorik, Sprachliche Mittel, Sprachwissenschaft.
- Arbeit zitieren
- Yvonne Vitt (Autor:in), 2003, Der Wie-Vergleich - Eine alltägliche Metapher, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20977