Der Verfall in "Buddenbrooks" von Thomas Mann. Widerstand der weiblichen Figuren


Hausarbeit, 2012

19 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Vorstellung des Autors: Thomas Mann

3. Inhaltsangabe

4. Der Verfall
4.1 Der äußere Verfall
4.2 Der familiäre Verfall

5. Figuren, die sich dem Verfall widersetzen
5.1 Die Funktion der weiblichen Figuren
5.2 Antonie (Tony) Buddenbrook
5.3 Elisabeth (Bethsy) Buddenbrook
5.4 Ida Jungmann
5.5 Therese (Sesemi) Weichbrodt

6. Zusammenfassung

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Der von Thomas Mann geschriebene Roman „Buddenbrooks“ zählt zu den erfolgreichsten Werken deutscher Schriftsteller. Bereits der Untertitel des Buches beschreibt, dass es sich um den Verfall einer Familie handelt und ermöglicht dem Leser eine erste Vorstellung über den Inhalt der Handlung. Besonders interessant ist dabei nicht nur die Betrachtung des im Laufe des Geschehens zunehmend stärker werdenden Verfalls an sich, sondern auch die Untersuchung der Figuren, die nicht oder nur in Teilen von dem Niedergang betroffen zu sein scheinen.

Um den Verfall in seinen Grundzügen darzustellen und auf die Frauenfiguren des Romans einzugehen, die als einzige nicht in einer solchen Heftigkeit von dem im Roman beschriebenen Untergang betroffen sind wie die männlichen Figuren, wird in dieser Arbeit nicht nur ein kurzer Überblick über den gesamten Verlauf der Handlung unter besonderer Beachtung des Verfalls gegeben, sondern auch im Einzelnen erläutert, welche Figuren nicht oder nur teilweise dem Niedergang unterliegen.

Der Fokus dieser Arbeit liegt dabei auf den Untersuchungen von Thomas Brand, Michael Neumann und Boris Prem, die sich eingehend mit dem Roman beschäftigt haben, sowie auf eigenen Erkenntnissen und Ausarbeitungen anhand des Texts.

Um ein klares Verständnis über den Autor des Romans und im Hinblick auf die Thematik der vorliegenden Arbeit auch über die Rolle der Frauen im Leben Thomas Manns zu erhalten, wird daher zunächst der Schriftsteller selbst kurz vorgestellt. Anschließend soll eine knappe Inhaltsangabe das Geschehen im Großen und Ganzen komprimiert darstellen, um im darauffolgenden Kapitel auf den Verfall einzugehen, der sich nicht nur äußerlich, sondern auch innerhalb der Familie und den über-individuellen Beziehungen vollzieht. Um danach auf die weiblichen Figuren des Romans einzugehen, die sich dem Verfall widersetzen, wird dann zunächst die allgemeine Funktion erläutert, die ihnen zugeschrieben werden kann. Schließlich werden die Frauenfiguren des Romans einzeln dargestellt und mit ihnen die Eigenschaften, die sie von dem Verfall fern halten.

Ziel dieser Arbeit ist es, den Dekadenzaspekt des Werks zu erläutern und die weiblichen Figuren mitsamt ihren Eigenschaften aufzuzeigen, die während der Handlung stark sowie konstant bleiben.

2. Vorstellung des Autors: Thomas Mann

Paul Thomas Mann, der am 6. Juni 1875 als zweites Kind in Lübeck geboren wird, wächst in einer finanziell gesicherten und zugleich künstlerisch angehauchten Atmosphäre mit seinen Eltern und seinen vier Geschwistern Heinrich, Julia, Carla und Viktor auf (vgl. Prem 1998, S. 26). Im Hinblick auf die Thematik dieser Arbeit ist dabei vor allem der Charakter der Mutter Thomas Manns von Bedeutung: Julia Mann, geborene da Silva-Bruhns, die brasilianischer Herkunft ist und im Alter von sieben Jahren von dort nach Lübeck verpflanzt wird, wird von Mann selbst als musikalisch und geschmackvoll beschrieben (vgl. Wißkirchen 1999, S. 13). Da die sinnliche und zugleich geistreiche Frau sich nach dem Tod ihres Mannes im Jahre 1891 in Lübeck nicht mehr wohl fühlt, zieht die Familie nach München – mit Ausnahme von Thomas Mann, der noch bis zur mittleren Reife die Schule besuchen muss (Ebd., S. 19). Als er dann im Jahre 1893 seiner Mutter nach München folgt, schreibt er bereits Novellen und Beiträge für verschiedene Zeitschriften, mit denen er die literarische Öffentlichkeit zum ersten Mal auf sich aufmerksam macht (vgl. Prem 1998, S. 26). Erwähnenswert bezüglich des Verständnisses zur Frauenrolle in seinem späteren Roman „Buddenbrooks“ sind natürlich auch die Schwestern Manns, da beispielsweise durch Carla, die als Schauspielerin arbeitet, die künstlerische Seite verkörpert wird, während Julia einen Bankdirektor heiratet mit dem sie in München lebt und eine unglückliche Ehe führt (vgl. Wißkirchen 1999, S. 43). Dass beide Schwestern sich im Endeffekt umbringen – Carla möglicherweise aufgrund einer gescheiterten Verlobung wegen eines Verehrers und Julia der unglücklichen Ehe und der finanziellen Schwierigkeiten nach dem Tod ihres Mannes wegen – scheint jedoch eine Schwäche der beiden Frauen auszudrücken und spielt eventuell auf die Frauenfiguren in „Buddenbrooks“ an, die den darin beschriebenen Verfall verkörpern.

Nach einem Italienaufenthalt zusammen mit seinem Bruder Heinrich in den Jahren 1896 bis 1898, kehrt Thomas wieder nach München zurück, wo er bis 1900 als Redakteur der Zeitschrift „Simplicissimus“ und zeitgleich an dem 1901 erscheinenden Roman „Buddenbrooks“ arbeitet (vgl. Schröter 1964, S. 57). Anschließend tritt – neben seiner Mutter und seinen Schwestern – eine weitere wichtige und starke Frau in sein Leben: Katia Pringsheim, die Thomas Mann im Jahre 1905 heiratet, stammt aus einer wohlhabenden sowie außergewöhnlichen Familie und ist eine mutige Frau, die als Managerin und sogar als Lebensorganisatorin beschrieben wird. Die bei ihrer Ehe 22-Jährige bricht ihr Mathematikstudium ab, um 50 Jahre lang an der Seite Thomas Manns zu bleiben und diesem sechs Kinder zu gebären. Mit ihrer Klugheit und Belesenheit steht sie nicht nur den Kindern, die ihre Mutter in besonderem Maße respektieren, sondern auch Thomas zur Seite, der das Werk „Buddenbrooks“ ohne seine Frau nicht hätte schreiben können (vgl. Wißkirchen 1999, S. 37 ff.). Von seinen Kindern – Erika, Klaus, Golo, Monika, Elisabeth sowie Michael – hat Thomas Mann entgegen dem anfänglichen Schein die Mädchen am meisten geliebt; allen voran Erika und Elisabeth. Auch dies spricht wiederum für eine starke Hervorhebung der Frauenrolle innerhalb seines Lebens (Ebd., S.39). Als Mann sich 1914 von der Kriegsbegeisterung mitreißen lässt und dort die Chance einer Überwindung des dekadenten Zeitalters sieht, kommt es zum Bruch mit Heinrich, der ihm bereits zuvor mangelndes Demokratieverständnis vorgeworfen hat. Da Thomas Mann sich jedoch 1922 von seiner patriotisch-konservativen Gesinnung löst, versöhnen sich die Brüder wieder und einige Jahre darauf, im Jahre 1929, erhält er für „Buddenbrooks“ den Nobelpreis für Literatur (vgl. Schröter 1964, S. 84 ff.).

1933 kehrt Thomas Deutschland dann nach einer Hetzkampagne über seine Rede „Leiden und Größe Richard Wagners“ endgültig den Rücken zu und setzt sich in die Schweiz ab, wo er sich zur Publizistik der Emigranten aufgrund seines Selbstverständnisses als nationaler Autor jedoch distanziert hält. Nachdem dann 1936 die Ausbürgerung erfolgt, emigriert er zwei Jahre später in die USA, wo er nicht nur versucht, die humanistische und antifaschistische Front gegen das Naziregime zu verstärken, sondern auch als Gastprofessor an der Universität in New Jersey wirkt (vgl. Prem 1998, S. 27). Da Deutschland ihm mittlerweile fremd geworden ist, lässt er sich auch nach dem Krieg nicht wieder dort nieder, sondern siedelt 1952 bis zu seinem Tod im Jahre 1955 in die Schweiz über (vgl. Wysling/ Schmidlin 1997, S. 447 ff.).

3. Inhaltsangabe

Zu Beginn des Romans steht die Familie Buddenbrook auf der Höhe ihrer Macht: Die von Urgroßvater Johann Buddenbrook vor Jahren gegründete Getreidefirma der Familie floriert und soeben wurde ein neues Haus von seinen Nachkommen Johann, der die Firma leitet, und dessen Sohn Jean gekauft. In der Zeit, als letzterer dann die Firmenleitung übernimmt, ist die Geschäftslage zwar solide, jedoch nicht mehr ganz so gut. Erst mit Thomas, dem Sohn Jeans und neben seinen Geschwistern Christian und Tony einer der Personen, deren Lebensgeschichte im Mittelpunkt des Romans steht, erlebt die Firma einen erneuten Aufschwung, der fast an die besten Zeiten des Urgroßvaters anknüpft. Da Thomas sogar zum Senator gewählt wird und neben seinem Rivalen Hermann Hagenström, dessen Familie in ständigem Konkurrenzkampf zur Familie Buddenbrook steht, im öffentlichen Leben zu einer wichtigen Person geworden ist, kann er sich sogar – genau wie zuvor auch sein Großvater – ein neues großes Haus kaufen. Verheiratet ist er mit Gerda Arnoldsen, der Tochter eines wohlhabenden Geschäftspartners. Nach dem Kauf des neuen Hauses jedoch wendet sich das Glück der Familie und neben finanzielle Schwierigkeiten treten psychische Probleme, die Thomas‘ Ansehen in der Öffentlichkeit schaden. Hanno, der Sohn von Thomas und Gerda, kränkelt bereits bei seiner Geburt und zeigt auch in seiner folgenden Entwicklung keine positive Besserung. Mit 49 Jahren ist Thomas bereits durch den Druck des öffentlichen Lebens und durch innere Kämpfe ein psychisches sowie körperliches Wrack, sodass er schließlich, nach einer fehlgeschlagenen Zahnoperation, an einem Schlaganfall im Dreck der Straßen Lübecks stirbt. Sein Sohn, den das Gymnasium überfordert und der auch ansonsten aufgrund keinerlei praktischen Fähigkeiten fast lebensuntüchtig erscheint, sieht seine große Leidenschaft einzig und allein in der Musik – ein Talent, das er zweifelsohne von seiner Mutter Gerda geerbt hat. Da er ohne jegliche Zukunftsperspektive lebt und von schlechter Gesundheit ist, stirbt er im Alter von 16 Jahren schließlich an Typhus.

Ebenfalls Tonys Leidensweg ist mit dem wirtschaftlichen und familiären Verfall der Familie verbunden, auch wenn sie sich nach sämtlichen Rückschlägen, die das Leben für sie bereithält, immer wieder aufrappelt und ihr optimistisches Gemüt bewahrt. Genau so wie ihre erste Ehe mit dem Hamburger Kaufmann Bendix Grünlich scheitert, der die Mitgift lediglich aufgrund seiner betrügerischen Geschäfte benötigt und letztendlich bankrott ist, misslingt auch ihre zweite Ehe mit dem Teilhaber einer Münchner Hopfenhandlung, der sich mit ihrer Mitgift nicht nur zur Ruhe setzt, sondern Tony auch noch betrügt.

[...]

Ende der Leseprobe aus 19 Seiten

Details

Titel
Der Verfall in "Buddenbrooks" von Thomas Mann. Widerstand der weiblichen Figuren
Hochschule
Universität Trier
Veranstaltung
Thomas Mann: Buddenbrooks
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
19
Katalognummer
V209841
ISBN (eBook)
9783656376057
ISBN (Buch)
9783656376934
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Thomas, Mann, Dekadent, Verfall, Frauenfiguren, Widerstand, Buddenbrooks, Buddenbrook, Lübeck, Frauenrolle, Sesemi Weichbrodt, Ida Jungmann, Antonie, Tony, Thomas Mann, Niedergang, Firma, Familie, Kaufmann, Mengstraße, Hagenström
Arbeit zitieren
Jana Schäfer (Autor:in), 2012, Der Verfall in "Buddenbrooks" von Thomas Mann. Widerstand der weiblichen Figuren, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/209841

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