Das deutsche HGB folgt dem Konzept des Gläubigerschutzes und führt daher tendenziell eher zu einer vorsichtigen Bewertung des Vermögens und der Schulden eines Unternehmens. Bei den IAS steht dagegen die Information für Investoren im Mittelpunkt, denen es ermöglicht werden soll, auf Basis des Jahresabschlusses Entscheidungen zu treffen. Dies führt im Vergleich zum HGB bei Wertpapieren zu einer zeitnäheren und realistischeren Bewertung.
Für den Ansatz und die Bewertung von Wertpapieren gelten im HGB die allgemeinen Vorschriften für Vermögensgegenstände. Sie sind in der Bilanz als einzeln veräußerbares und bewertbares Vermögen anzusetzen und höchstens zu Anschaffungskosten zu bewerten. Diese ergeben sich aus den historischen Kaufkursen. Gesunkene Kurse werden durch außerplanmäßige Abschreibungen berücksichtigt. Dabei ist die Zugehörigkeit der Wertpapiere zum Anlage- oder Umlaufvermögen entscheidend. Bei Wertpapieren des Umlaufvermögens gilt das strenge Niederstwertprinzip. Es verlangt, dass bei einer Wertminderung die Wertpapiere auf den niedrigeren beizulegenden Wert abzuschreiben sind. Gleiches gilt für Wertpapiere des Anlagevermögens bei einer dauerhaften Wertminderung. Ist die Wertminderung dagegen nur von vorübergehender Wirkung besteht das Wahlrecht von einer Abschreibung abzusehen. Dies wird als gemildertes Niederstwertprinzip bezeichnet.
Wertpapiere werden in den IAS als Teil der Finanzinstrumente in IAS 39 behandelt. Die IAS unterscheiden drei Arten von Wertpapieren. Handelspapiere wurden erworben, um Gewinne aus kurzfristigen Preisschwankungen zu erzielen. Fälligkeitspapiere werden mit der Absicht erworben, sie bis zur Endfälligkeit zu halten und Veräußerungspapiere sind Wertpapiere, die keiner anderen Kategorie zugeordnet werden können. Bei der Erstbewertung sind alle Wertpapiere mit ihren Anschaffungskosten zu bewerten. Erst bei der Folgebewertung ist die Einteilung in die drei Gruppen ausschlaggebend. Handelspapiere und Veräußerungspapiere sind mit dem beizulegenden Zeitwert zu bewerten. Dadurch wird im Gegensatz zum HGB auch eine höhere Bewertung als zu den Anschaffungskosten ermöglicht. Bewertungsänderungen bei Handelspapieren werden erfolgswirksam verbucht. Bei Veräußerungspapieren besteht dafür ein Wahlrecht für eine erfolgsneutrale oder erfolgswirksame Verbuchung. Fälligkeitspapiere werden zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertet.
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1 Die Bedeutung von HGB und IAS
- 1.2 Abgrenzung von Wertpapieren gegenüber Finanzinstrumenten
- 2. Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach HGB
- 2.1 Ansatz und Ausweis von Wertpapieren nach HGB
- 2.2 Bewertung von Wertpapieren nach HGB
- 3. Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach IAS
- 3.1 Ansatz von Wertpapieren nach IAS
- 3.1.1 Allgemeine Ansatzvorschriften
- 3.1.2 Zu Handelszwecken gehaltene Wertpapiere
- 3.1.3 Bis zur Endfälligkeit zu haltende Wertpapiere
- 3.1.4 Zur Veräußerung verfügbare Wertpapiere
- 3.2 Bewertung von Wertpapieren nach IAS
- 3.2.1 Erstmalige Bewertung von Wertpapieren
- 3.2.2 Folgebewertung von Wertpapieren
- 3.3 Die Umwidmung von Wertpapieren in eine andere Kategorie
- 3.4 Geplante Änderungen des IAS 39 ab 2004
- 4. Wesentliche Unterschiede zwischen HGB und IAS
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach den Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) und den International Accounting Standards (IAS). Sie beleuchtet die Unterschiede zwischen beiden Systemen und die Bedeutung dieser Unterschiede im Kontext der wachsenden Internationalisierung der Kapitalmärkte.
- Vergleich der Bilanzierung von Wertpapieren nach HGB und IAS
- Unterschiede in der Bewertung von Wertpapieren unter HGB und IAS
- Bedeutung des Gläubigerschutzes im HGB im Vergleich zur Investor-orientierten Ausrichtung der IAS
- Analyse der verschiedenen Kategorien von Wertpapieren nach IAS
- Auswirkungen der geplanten Änderungen des IAS 39
Zusammenfassung der Kapitel
1. Einleitung: Dieses Kapitel führt in die Thematik ein und beleuchtet die Bedeutung des Handelsgesetzbuchs (HGB) und der International Accounting Standards (IAS) im Kontext der Jahresabschlusserstellung. Es wird der Unterschied zwischen Gläubigerschutzorientierung (HGB) und der Investor-orientierten Ausrichtung der IAS herausgestellt. Weiterhin wird die Abgrenzung von Wertpapieren im Vergleich zu anderen Finanzinstrumenten erläutert und der Fokus der Arbeit auf Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens nach HGB eingegrenzt. Der Einfluss der Globalisierung und die zunehmende Bedeutung der IAS für börsennotierte Unternehmen werden hervorgehoben.
2. Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach HGB: Dieses Kapitel beschreibt die Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach den Vorschriften des HGB. Es erläutert den Ansatz und Ausweis von Wertpapieren in der Bilanz und die Bewertung anhand der Anschaffungskosten unter Berücksichtigung des Niederstwertprinzips. Die Bedeutung der Unterscheidung zwischen Anlage- und Umlaufvermögen wird hervorgehoben, wobei für letzteres das strenge Niederstwertprinzip gilt, während für das Anlagevermögen ein gemildertes Prinzip angewendet werden kann.
3. Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach IAS: Dieses Kapitel befasst sich mit der Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren gemäß IAS 39. Es beschreibt den Ansatz von Wertpapieren und die Unterscheidung in drei Kategorien: zu Handelszwecken gehaltene, bis zur Endfälligkeit zu haltende und zur Veräußerung verfügbare Wertpapiere. Die Bewertung erfolgt bei der Erstbewertung nach Anschaffungskosten, während die Folgebewertung von der jeweiligen Kategorie abhängt. Handelspapiere und Veräußerungspapiere werden zum beizulegenden Zeitwert bewertet, während Fälligkeitspapiere zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertet werden. Die Möglichkeiten der erfolgswirksamen oder erfolgsneutralen Verbuchung von Bewertungsänderungen werden ebenfalls erläutert. Schließlich werden die geplanten Änderungen des IAS 39 ab 2004 angesprochen.
4. Wesentliche Unterschiede zwischen HGB und IAS: Dieses Kapitel wird einen detaillierten Vergleich der wesentlichen Unterschiede zwischen der Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach HGB und IAS liefern. Es wird die unterschiedliche Bewertungsphilosophie und deren Auswirkungen auf die Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage im Jahresabschluss beleuchten.
Schlüsselwörter
Wertpapiere, HGB, IAS, IFRS, Bilanzierung, Bewertung, Anschaffungskosten, beizulegender Zeitwert, Niederstwertprinzip, Anlagevermögen, Umlaufvermögen, Handelspapiere, Fälligkeitspapiere, Veräußerungspapiere, Gläubigerschutz, Investor-Orientierung, Internationalisierung der Kapitalmärkte.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zu "Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach HGB und IAS"
Was ist der Inhalt dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen umfassenden Überblick über die Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach den Regeln des Handelsgesetzbuchs (HGB) und den International Accounting Standards (IAS). Es beinhaltet ein Inhaltsverzeichnis, eine Zielsetzung mit Themenschwerpunkten, Zusammenfassungen der einzelnen Kapitel und eine Liste der Schlüsselwörter. Der Fokus liegt auf dem Vergleich beider Systeme und der Bedeutung der Unterschiede im Kontext der zunehmenden Internationalisierung der Kapitalmärkte.
Welche Themen werden im Dokument behandelt?
Die zentralen Themen sind der Vergleich der Bilanzierung und Bewertung von Wertpapieren nach HGB und IAS, die Unterschiede in der Bewertungsphilosophie (Gläubigerschutz vs. Investor-Orientierung), die verschiedenen Kategorien von Wertpapieren nach IAS (zu Handelszwecken gehaltene, bis zur Endfälligkeit zu haltende und zur Veräußerung verfügbare Wertpapiere), die Auswirkungen der geplanten Änderungen des IAS 39 und die Bedeutung dieser Unterschiede für die Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage im Jahresabschluss.
Wie werden Wertpapiere nach HGB bilanziert und bewertet?
Nach HGB werden Wertpapiere im Anlage- oder Umlaufvermögen ausgewiesen. Die Bewertung erfolgt in der Regel zu den Anschaffungskosten unter Berücksichtigung des Niederstwertprinzips. Für Umlaufvermögen gilt ein strengeres Niederstwertprinzip als für Anlagevermögen.
Wie werden Wertpapiere nach IAS bilanziert und bewertet?
Nach IAS 39 (und zukünftig IFRS 9) werden Wertpapiere in drei Kategorien eingeteilt: zu Handelszwecken gehaltene, bis zur Endfälligkeit zu haltende und zur Veräußerung verfügbare Wertpapiere. Die Erstbewertung erfolgt nach Anschaffungskosten. Die Folgebewertung hängt von der Kategorie ab: Handelspapiere und Veräußerungspapiere werden zum beizulegenden Zeitwert bewertet, während Fälligkeitspapiere zu fortgeführten Anschaffungskosten bewertet werden. Bewertungsänderungen können erfolgswirksam oder erfolgsneutral verbucht werden.
Was sind die wesentlichen Unterschiede zwischen der Bilanzierung nach HGB und IAS?
Die Hauptunterschiede liegen in der Bewertungsphilosophie: HGB ist eher gläubigerschutzorientiert und verwendet das Niederstwertprinzip, während IAS eine investor-orientierte Perspektive einnimmt und den beizulegenden Zeitwert betont. Dies führt zu unterschiedlichen Bewertungsmethoden und Auswirkungen auf die Darstellung der Vermögens-, Finanz- und Ertragslage im Jahresabschluss.
Welche Kategorien von Wertpapieren gibt es nach IAS?
Nach IAS 39 werden Wertpapiere in drei Kategorien eingeteilt: zu Handelszwecken gehaltene Wertpapiere, bis zur Endfälligkeit zu haltende Wertpapiere und zur Veräußerung verfügbare Wertpapiere. Jede Kategorie hat spezifische Bewertungsregeln.
Welche Bedeutung haben die geplanten Änderungen des IAS 39 (bzw. IFRS 9)?
Das Dokument erwähnt geplante Änderungen des IAS 39 ab 2004 (die mit IFRS 9 umgesetzt wurden). Diese Änderungen beeinflussen die Bewertung und Bilanzierung von Wertpapieren und werden im Dokument als ein wichtiger Aspekt der Thematik angesprochen, jedoch nicht detailliert erläutert.
Welche Schlüsselwörter sind relevant für dieses Thema?
Wichtige Schlüsselwörter sind: Wertpapiere, HGB, IAS, IFRS, Bilanzierung, Bewertung, Anschaffungskosten, beizulegender Zeitwert, Niederstwertprinzip, Anlagevermögen, Umlaufvermögen, Handelspapiere, Fälligkeitspapiere, Veräußerungspapiere, Gläubigerschutz, Investor-Orientierung, Internationalisierung der Kapitalmärkte.
- Arbeit zitieren
- Fabian Otto (Autor:in), 2003, Wertpapiere nach HGB und IAS/IFRS, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/20994