Die Dollar-Hegemonie der USA

Der Petrodollar und das Öl


Hausarbeit (Hauptseminar), 2012

18 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Die hegemoniale Stellung der USA

3. Hintergründe und Geschichte der Entstehung der Dollar-Hegemonie
3.1 Das Bretton-Woods-System
3.2 Die „sieben Schwestern“ und das Öl
3.3 Die OPEC
3.4 Die Ölkrisen in den 1970er Jahren

4. Der Petrodollar
4.1 Die Grundlagen des Petrodollarrecyclings
4.2 Die Konsequenzen und Vorteile des Petrodollars für die USA
4.3 Die Konsequenzen des Petrodollars für die ölexportierenden Länder

5. Die Zukunft des Petrodollars
5.1 Das Peakoil-Problem
5.2 Der Euro als neue Leitwährung

6. Fazit

7. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

„America is addicted to oil, which is often imported from unstable parts of the world“

(George W. Bush 2006)

Dieser von den Medien mit großer Aufmerksamkeit wahrgenommene Satz des damaligen amerikanischen Präsidenten George W. Bush in seiner „State of Union“- Rede 2006, trifft den Untersuchungskern dieser Hausarbeit. Die Vereinigten Staaten von Amerika und das Öl beziehungsweise die ölexportierenden Staaten, haben eine lange gemeinsame Geschichte. Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich, aus einer Blickrichtung der Internationalen Politischen Ökonomie heraus, mit den Zusammenhängen zwischen dem wichtigen Rohstoff Öl und den wirtschaftlichen Interessen der Vereinigten Staaten. In einem ersten Schritt soll beleuchtet werden, wie sich die hegemoniale Stellung der USA zusammensetzt und welche Teile dieser Überlegenheit wesentlich für die weitere Untersuchung sind. Ein besonderes Augenmerk wird an dieser Stelle auf die wirtschaftlichen Leistungen und Gegebenheiten der USA sowie auf die Positionierung ihrer Währung, dem US-Dollar, gelegt. Anschließend folgt ein geschichtlicher Abriss über die Entwicklung der amerikanischen Wirtschaftsstärke unter besonderer Betrachtung der Entwicklung und Positionierung der amerikanischen Währung im internationalen Finanzsystem im Zusammenhang mit Öl. Im Zuge dessen wird auf das Bretton-Woods-System, die großen Ölkonzerne, die OPEC sowie auf die zwei Ölkrisen in den 70er Jahren eingegangen. Nachdem der geschichtliche Hintergrund und die Entwicklung der Ölgeschäfte im Zusammenhang mit dem US-Dollar erläutert wurden, wird der Petrodollar, sprich der ölgedeckte US-Dollar, genauer beleuchtet. Es wird der Petrodollarkreislauf erläutert und seine zwei Strömungsrichtungen genauer untersucht, um im Anschluss die Konsequenzen dieses Prozesses genauer betrachten zu können. Zum einen liegt es im Interesse dieser Hausarbeit die Konsequenzen und die Vorteile des so genannten Petrodollarrecyclings für die USA aufzuzeigen, zum anderen werden auch die Konsequenzen des Petrodollarrecycling für die ölexportierenden Länder aufgezeigt. Die Zukunft des Petrodollars und die damit verbundene wirtschaftliche Stärke der USA, werden in zwei hier vorgestellten Kapiteln abschließend kritisch beleuchtet. Auf der einen Seite wird das so genannte Peakoil-Problem und seine Auswirkungen auf den Petrodollar betrachtet, auf der anderen Seite der Euro und seine Auswirkungen auf den US-Dollar als mögliche neue Leitwährung. In einem abschließenden Fazit wird das Ergebnis dieser Hausarbeit nochmals zusammengefasst, Denkanstöße gegeben sowie Schlussfolgerungen gezogen.

2. Die hegemoniale Stellung der USA

Zu dem Begriff „Hegemonie“ finden sich in den Theorieansätzen der Internationalen Beziehungen verschiedene Definitionen und Schwerpunkte. An dieser Stelle soll besonders auf den Faktor der wirtschaftlichen Überlegenheit eines Staates, hier der USA, eingegangen werden. Hopkins und Wallertstein definieren Hegemonie dazu passend als „[...] die relativ große Überlegenheit einer Macht des Zentrums über andere Zentrumsmächte, und zwar so, dass keine zweite Macht und kein Zusammenschluss zweiter Mächte imstande wäre, die wirtschaftliche Überlegenheit der stärksten Zentralmacht effektiv anzutasten“ (Hopkins/Wallertstein 1979: 164). Ein Hegemon besitzt darüber hinaus die Fähigkeit zur Durchsetzung einer weltweiten Ordnung, welche sich auf eine Kombination von politisch-militärischer Dominanz mit technisch­ökonomischer Überlegenheit stützt. Die Vereinigten Staaten unterhalten die mit Abstand größte Streitmacht weltweit, sind politisch in vielen internationalen Gremien maßgeblich vertreten und wirtschaftlich eine der einflussreichsten Nationen dieser Welt (Zündorf 2008: 10-11). In dieser Hausarbeit soll vor allem auf die wirtschaftliche Macht eingegangen werden, welche auf Innovationskraft basiert und somit komparativen Vorteilen in der Produktion, Vorteile im Handel und zu starken Finanzen führt. Deutlich wird dies an einem überproportionalen Anteil der Weltproduktion der USA, einem hohen Anteil am Welthandel sowie an der Bereitstellung einer Leitwährung und der damit verbundenen hohen Verflechtung in den Weltfinanzen (Ebd.: 51). Die USA besitzt als staatlicher Akteur eine enorme Marktmacht. Zunächst war das Land einer der wichtigsten Produzenten und Exporteure der Welt, heute sind die Vereinigten Staaten für den dominierenden Anteil der Weltnachfrage verantwortlich (Bukold 2009: 294). Damit eine hegemoniale Ordnung jedoch überhaupt erfolgreich durchgesetzt werden kann, ist eine hohe Akzeptanz bei möglichst vielen Staaten unabdingbar. Begonnen hat die Hegemonie der USA nach dem Zweiten Weltkrieg, indem sie die wichtigsten weltwirtschaftlichen Organisationen dominierte und ihr US-Dollar die Rolle des britischen Pfund-Sterling als führende Handels- und Reservewährung übernahm (Ebd.: 112-113).

3. Hintergründe und Geschichte der Entstehung der Dollar­Hegemonie

3.1 Das Bretton-Woods-System

Die Zerstörung der Infrastruktur und die damit verbundenen Kriegs- und Wiederaufbaukosten nach dem ersten Weltkrieg führten dazu, dass Länder, wie beispielsweise Deutschland, Frankreich und auch Großbritannien, zu Schuldnern wurden. Die USA wurde im Zuge dieser Entwicklung zum größten Kreditgeber der Welt. Da diese Kredite der Vereinigten Staaten ausschließlich in Dollar vergeben wurden, gelang es bereits zu dieser Zeit dem US-Dollar die Position des britischen Pfunds zu schwächen (Randall 1997: 64). Nach dem zweiten Weltkrieg wurde mit dem im Jahr 1944 unterzeichneten Abkommen in Bretton-Woods eine neue währungspolitische Ordnung des Westens begründet. Im Zuge dieses Abkommens wurde der Internationale Währungsfond (IWF) geschaffen, welcher für die Stabilisierung der Wechselkurse zwischen den verschiedenen Landeswährungen zuständig war und die Finanzierung vorrübergehender Ungleichgewichte zwischen den Zahlungsbilanzen der einzelnen Länder regelte. Langfristige Entwicklungshilfen hingegen sollte die Weltbank, genauer die Internationale Bank für Wiederaufbau und Entwicklung, übernehmen (Eichengreen 2000: 132 ff.). Das Bretton-Woods-System basierte auf dem Grundsatz fester, aber trotzdem nach bestimmten Faktoren anpassungsfähiger Wechselkurse. Die wirtschaftspolitischen Ziele des Bretton-Woods­Systems bezogen sich im Wesentlichen auf das ausgewogene Wachstum des Welthandels, eine hohe Beschäftigung, Wechselkursstabilität und die Einhaltung geordneter Wechselkursvereinbarungen. Der Reservestandart des Bretton-Wood­Systems entsprach weitgehen dem Gold-Devisenstandard, welcher bereits vor dem zweiten Weltkrieg bis hin zur Weltwirtschaftskrise bestand hatte. Demnach bildete Gold das Basisreserveelement und die grundlegende Bezugsgröße der Paritäten. Die Tatsache, dass der Preis je Feinunze in US-Dollar fakturiert wurde und die Devisenguthaben eine zunehmend wichtigere Rolle als Reserveelement ausmachten, führte dazu, dass der US-Dollar die weitaus bedeutendste Reservewährung weltweit darstellte. Der US-Dollar war aber nicht nur die bedeutendste Reservewährung, sondern zugleich Bezugswährung, Interventionswährung und die wichtigste Transaktionswährung im Welthandel. Bis 1960 funktionierte das Bretton-Woods- System so gut wie einwandfrei. Aufgrund des in dieser Zeit wachsenden Welthandels und dem verstärkten internationalen Zahlungsverkehrs, schien das System bis dato fehlerfrei (Aschinger 1978: 11 ff.). Zu bröckeln begann das System erstmals mit den steigenden Zahlungsbilanzdefiziten der USA als Folge des Vietnam-Krieges. Die Vereinigten Staaten hatten diesen Krieg, dessen Kosten die Staatsverschuldung um ungefähr 100 Milliarden Dollar anstiegen ließ, fast ausschließlich mit der Ausgabe von Dollars finanziert. Dies und weitere Ereignisse, wie beispielsweise die massive Erhöhung der Ölpreise im Zuge der Ölkrise 1973, auf welche an späterer Stelle genauer eingegangen wird, führten letztendlich zu dem Zerfall des Bretton-Wood-Systems (Ferguson 2004: 129). Die bis dahin goldgedeckten US-Dollar wurden aufgrund des später in dieser Arbeit vorgestellten Abkommens durch das Öl gedeckt, was an dieser Stelle deutlich macht, dass der US-Dollar die wohl wichtigste Währung im internationalen Handel darstellt und von vielen Ländern nachgefragt und auch als Reserve gehalten wurde und weiterhin gehalten wird.

3.2 Die „sieben Schwestern“ und das Öl

Erdöl wurde im Laufe des 20. Jahrhunderts zunehmend interessanter und wichtiger als Welthandelsgut. Die USA hat sich während dieser Zeit als informelles Erdölregime herausgebildet, indem international-privatrechtliche Verträge zwischen privaten, vornehmlich amerikanischen, Mineralölkonzernen und Regierungen von Förderländern geschlossen wurden. Die Ölkonzerne, welche in den 1950er, 1960er und 1970er Jahren den globalen Ölmarkt dominierten, die sogenannten „sieben Schwestern“, erwarben Eigentums- und Verfügungsrechte am Öl der Förderstaaten und zahlten im Gegenzug Gebühren und Steuern. Fünf dieser Ölkonzerne, darunter Standard Oil of New Jersey (Exxon), Texaco, Gulf, Mobil und Socal (Chevron), stammten aus den Vereinigten Staaten von Amerika, die anderen zwei waren britischer beziehungsweise holländisch­britischer Herkunft (Zündorf 2008: 115). Die Ölkonzerne waren Unternehmen, welche die Förderung des Öls, den Transport, die Weiterverarbeitung und die Vermarktung an den Endverbraucher völlig autonom vollzogen. Dies lag vor allen Dingen daran, dass die Förderstaaten, der Mittlere Osten beispielsweise, nicht die notwendige technologische Expertise und die wirtschaftliche Kraft besaßen, um die vorhandenen Ölvorkommen zu fördern, zu transportieren und zu vermarkten. Interessant sind an dieser Stelle nun die Beziehungen zwischen Staat und Wirtschaft, konkreter zwischen den fünf amerikanischen Ölfirmen und der Regierung der USA. Durch die wachsende strategische Bedeutung der Ressource Öl, bildeten sich diese Beziehungen immer stärker aus, was unter anderem durch die aktive außenpolitische Unterstützung der amerikanischen Regierung bei den Bemühungen um diverse Konzessionen im Mittleren Osten deutlich wurde. Des weiteren leistete die Regierung der Vereinigten Staaten, vertreten durch das Außen- beziehungsweise Verteidigungsministerium, Hilfestellung bei der Führung von politischen Auseinandersetzungen mit Großbritannien um Konzessionen im damaligen Persien, Irak und der arabischen Halbinsel (Witte/Goldthau 2009: 48 ff.). Auf der politischen Ebene gab die amerikanische Regierung ihren Ölgesellschaften somit auf verschiedenste Weise Rückendeckung und stärkte ihre wirtschaftliche Macht. Die „sieben Schwestern“ kooperierten jedoch nicht nur mit ihren so genannten „Home-Governments“, sondern auch untereinander. Besonders die Preissetzung für das im Mittleren Osten geförderte Öl und die damit einhergehende Balancehaltung von Angebot und Nachfrage war ein gemeinsames Ziel der Ölfirmen. Im Laufe der Zeit kollidierten jedoch die Interessen von Ölfirmen und Produzentenstaaten. Ab den 1950er Jahren drängten die Produzentenstaaten somit auf mehr Einfluss auf die Förderquoten und auf einen höheren Preis für die wertvolle Ressource (Ebd.: 52-53). Der Ölpreis wurde dementsprechend durch interne Preisabsprachen der Ölkonzerne festgelegt, wobei für die Preisrichtschnurr die Preisentwicklung anderer Produkte sowie der Ölpreis in den USA maßgeblich war. Die USA war zu dieser Zeit der größte Erdölproduzent, was demzufolge dazu führte, dass sich auf dem Weltmarkt ein Preissystem etablierte, welches auf dem in den USA gültigen Preis basierte (Shamleh 1979: 13). „Solange es an einem internationalen wettbewerbsschützenden Rahmen sowie den effektiven Willen der Home-Governments fehlte, um auf den Erdölmärkten den Wettbewerb der Ölgesellschaften zu gewährleisten, sahen sich die Förderstaaten daher auf die Strategie der Gegenmachtbildung („Countervailling Power“) verwiesen.“ (Jonas/Minte 1975: 23).

3.3 Die OPEC

Konsequenz dieser im vorherigen Kapitel erwähnten Strategie der Gegenmachtbildung war schließlich der Zusammenschluss einiger erdölfördernder Länder. Durch den in den 1950er Jahren immer weiter sinkenden Ölpreis, kam es zu schweren Verlusten in den Staatskassen der Ölförderländer bis hin zu schwerwiegenden Haushaltskrisen. Auf einem ersten arabischen Ölkongress 1959 wurde auf Initiative Venezuelas und SaudiArabiens eine „Oil Consultation Commission“ gegründet, welche jedoch keine nennenswerten Ziele erreichen konnte. Durch die im August 1960 gesenkten Ölpreise der Ölgesellschaften ohne Absprache mit den Förderländern kam es jedoch zu einem erneuten und diesmal erfolgreicheren Ansatz einer Kooperation der Förderländer. Letztendlich gründeten der Irak zusammen mit dem Iran, Kuwait, Saudi-Arabien und Venezuela am 14. September des Jahres 1960 in Bagdad die Organisation of Petroleum Exporting Countries, die OPEC (Jonas/Minte 1975: 26-27). Diesen Zusammenschluss kann man als „[…] kollektiven Versuch der Ölförderer, die Macht an sich zu reißen.“, betrachten (Witte/Goldthau 2009: 15). Die OPEC verfolgte das primäre Ziel der Koordinierung ihrer Ölpolitik, um eine Stabilisierung der Preise zu erreichen. Des Weiteren verpflichteten sich die Mitglieder der OPEC zu der Formulierung eines Preisstabilisierungssystems durch Produktionskontrolle. Dies jedoch unter Berücksichtigung der Interessen der Produktions- und Verbraucherländer (Michaelis 1974: 184). Die Preisbildung war von nun an nicht mehr ausschließlich von den Ölkonzernen abhängig, sondern weitgehend von dem durch die OPEC monopolisierten Ölmarkt. Die Mitglieder der OPEC können durch die künstliche Verknappung oder Steigerung der Ölförderung, den Preis für Erdöl nach Absprache mit den anderen Mitgliedsländern steuern. So kann der Erdölpreis gedrückt, stabilisiert oder gehoben werden, so dass er in einem von der OPEC festgelegten Zielpreiskorridors liegt (Shamleh 1979: 25-26). Wichtigstes Organ der OPEC ist die zweimal jährlich tagende Konferenz der Erdöl- beziehungsweise Finanzminister der Mitgliedsstaaten. Dort werden die wichtigsten Entscheidungen bezüglich diverser Richtlinien sowie das Personal betreffend beschlossen (Ebd.: 27). Die OPEC ist ein im Ölweltmarkt entscheidender Akteur und hat großen Einfluss auf den Erdölpreis, welcher in Zukunft eine immer wichtigere Rolle in den Beziehungen zwischen den verschiedenen Förderländern und Konsumentenländern spielen wird.

[...]

Ende der Leseprobe aus 18 Seiten

Details

Titel
Die Dollar-Hegemonie der USA
Untertitel
Der Petrodollar und das Öl
Hochschule
Johannes Gutenberg-Universität Mainz  (Politikwissenschaften - Internationale Beziehungen)
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
18
Katalognummer
V210017
ISBN (eBook)
9783656382034
Dateigröße
440 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Hegemonie, Usa, Petrodollar, Öl, Peakoil, Internationale Beziehungen, Hegemon
Arbeit zitieren
Tim Mehlig (Autor:in), 2012, Die Dollar-Hegemonie der USA, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210017

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