Eine der wichtigsten Aufgaben im Lehrerberuf ist das Vorbereiten von Unterricht. Ein/e Religionslehrer/in sollte laut Schweitzer, den „Religionsunterricht so gestalte[n] […], dass er eine >fruchtbare<, authentische und lebensbezogene Begegnung zwischen den Inhalten oder Themen einerseits und den Kindern und Jugendlichen andererseits ermöglichen kann.“
Doch wie kann es zu einer solchen Begegnung kommen? Ende der 1970er-Jahre entwickelte Karl Ernst Nipkow zur Beantwortung dieser Frage, das sogenannte Tübinger Modell der Elementarisierung, als Prinzip der Unterrichtsvorbereitung. Mit diesem Modell erweiterte er das Korrelationsmodell, indem er die religiösen Inhalte in elementare Strukturen und elementare Wahrheiten unterteilte, sowie auf Seiten der SchülerInnen zwischen elementaren Zugängen und elementaren Erfahrungen unterschied. Friedrich Schweitzer fügte diesen vier Dimensionen, bzw. Fragerichtungen noch die Dimension der elementaren Formen des Lernens hinzu.
Im Folgenden sollen in den Kapiteln 2.1. bis 2.5. die einzelnen Fragerichtungen der Elementarisierung, als Prinzip der Unterrichtsvorbereitung genauer betrachtet werden. Dazu wird jede Dimension nochmals in zwei Teile untergliedert. Zunächst unter a) wird die jeweilige Stufe knapp vorgestellt und danach unter b) anhand des Beispiels des Gleichnisses vom verlorenen Sohn (Lk 15, 11-32) erläutert. Dabei ist zu beachten, dass diese fünf Dimensionen nicht unabhängig voneinander sind, sondern sich gegenseitig bedingen und ineinander fließen. Außerdem muss man sich bei der Unterrichtsvorbereitung nicht an die vorgestellte Reihenfolge halten.
Inhaltsverzeichnis
1) Einleitung
2) Das Elementarisierungsmodell
2.1.a) Elementare Strukturen –„Der Sache Kern“
2.1.b) Elementare Strukturen am Beispiel Lk 15,11-32
2.2.a) Elementare Erfahrungen –„Vom Sitz im Leben“
2.2.b) Elementare Erfahrung am Beispiel Lk 15,11-32
2.3.a) Elementare Zugänge –„Mit den Augen der Kinder und Jugendlichen“
2.3.b) Elementare Zugänge am Beispiel Lk 15,11-32
2.4.a) Elementare Lehr und Lernformen –„Aktives Lernen und Erfahren“
2.4.b) Elementare Lehr und Lernformen am Beispiel Lk 15, 11-32
2.5.a) Elementare Wahrheiten –„Worauf es letztlich ankommt“
2.5.b) Elementare Wahrheiten am Beispiel Lk 15,11-32
3) Zusammenfassung
4) Literaturverzeichnis
1) Einleitung
Eine der wichtigsten Aufgaben im Lehrerberuf ist das Vorbereiten von Unterricht. Ein/e Religionslehrer/in sollte laut Schweitzer, den „Religionsunterricht so gestalte[n] […], dass er eine >fruchtbare<, authentische und lebensbezogene Begegnung zwischen den Inhalten oder Themen einerseits und den Kindern und Jugendlichen andererseits ermöglichen kann.“[1]
Doch wie kann es zu einer solchen Begegnung kommen? Ende der 1970er- Jahre entwickelte Karl Ernst Nipkow zur Beantwortung dieser Frage, das sogenannte Tübinger Modell der Elementarisierung, als Prinzip der Unterrichtsvorbereitung.[2] Mit diesem Modell erweiterte er das Korrelationsmodell[3], indem er die religiösen Inhalte in elementare Strukturen und elementare Wahrheiten unterteilte, sowie auf Seiten der SchülerInnen zwischen elementaren Zugängen und elementaren Erfahrungen unterschied.[4] Friedrich Schweitzer fügte diesen vier Dimensionen, bzw. Fragerichtungen noch die Dimension der elementaren Formen des Lernens hinzu.[5]
Im Folgenden sollen in den Kapiteln 2.1. bis 2.5. die einzelnen Fragerichtungen der Elementarisierung, als Prinzip der Unterrichtsvorbereitung genauer betrachtet werden. Dazu wird jede Dimension nochmals in zwei Teile untergliedert. Zunächst unter a) wird die jeweilige Stufe knapp vorgestellt und danach unter b) anhand des Beispiels des Gleichnisses vom verlorenen Sohn (Lk 15, 11-32)[6] erläutert. Dabei ist zu beachten, dass diese fünf Dimensionen nicht unabhängig voneinander sind, sondern sich gegenseitig bedingen und ineinanderfließen.[7] Außerdem muss man sich bei der Unterrichtsvorbereitung nicht an die vorgestellte Reihenfolge halten.[8]
2) Das Elementarisierungsmodell
2.1.a) Elementare Strukturen –„Der Sache Kern“
Als elementare Strukturen werden die „konstitutiven und charakteristischen Grundelemente eines Sachverhaltes (Text, Thema)“[10] angesehen. Es geht also in diesem Schritt der Unterrichtsvorbereitung darum, aus dem potentiell Lehrbaren das herauszufiltern, was im Unterricht vorkommen soll.[9]
Allerdings darf durch diese didaktische Reduktion das nicht Wesentliche verloren gehen[11] und das Dargestellte muss fachlich korrekt und in sich schlüssig sein.[12] Genauso sollte man bei der Auswahl elementarer Strukturen die Entwicklung und die Lebenslage[13] der Schüler im Blick haben. Außerdem sollte versucht werden die Inhalte der Unterrichtsstunde so zu wählen, dass sie möglichst exemplarisch sind.
Um das alles zu gewährleisten, ist die fachwissenschaftliche Analyse des Stundenthemas unumgänglich. Dabei darf nicht nur auf die Theologie zurückgegriffen werden. Bestimmte Themen machen es erforderlich mit den Erkenntnissen anderer Wissenschaften zu arbeiten. So sind zum Beispiel für das Thema „Identität“, soziologische und psychologischer Erkenntnisse und für das Thema „Schöpfung“, ökonomische, ökologische und naturwissenschaftliche Erkenntnisse relevant.[14]
2.1.b) Elementare Strukturen am Beispiel Lk 15,11-32
Wendet man die Dimension der elementaren Strukturen auf das Gleichnis vom verlorenen Sohn an, stellt sich die Frage ob man es nicht besser das „Gleichnis vom gütigen Vater“[15] nennen sollte, da dies die eigentliche Quintessenz der Perikope sei, oder gar „Das Gleichnis von den zwei Brüdern (dem verlorenen und dem daheimgebliebenen Sohn) und dem gütigen Vater“[16].
Am Ende einer Unterrichtseinheit über dieses Gleichnis sollte feststehen, dass der Vater in diesem Gleichnis stellvertretend für Gott steht[17], der den Menschen die Freiheit lässt[18], der Mitleid mit den Menschen hat, und ihnen die schlimmsten Fehler vergibt, wenn sie diese bereuen[19], der also ein gütiger und barmherziger Gott ist.[20]
Außerdem sollte den Schülern bewusst werden, dass das Schweinehüten als Symbol für die Verelendung des Menschen steht und die Entfernung von Gott, da diese für Juden unreine Tiere sind.[21]
Eine weitere elementare Struktur ist in der Person des neidischen, älteren Bruders zu finden, den der Vater bittet, die menschliche Gerechtigkeit aufzugeben und mitzufeiern.[22]
2.2.a) Elementare Erfahrungen –„Vom Sitz im Leben“
Diese Dimension der Unterrichtsvorbereitung beschäftigt sich mit dem alltäglichen Erfahrungszusammenhang, den die SchülerInnen in den Unterricht mitbringen,[24] quasi deren Lebenswelt, „ihren Alltag und die in ihm gültigen Lebensmaximen“[25], das was für sie „normal“ ist.[23]
Es geht zum Einen darum herauszufinden, welche Vorstellungen die Schülerinnen mit dem Unterrichtsthema assoziieren,[26] und zum Anderen darum den SchülerInnen neue und andere Erfahrungen zu ermöglichen.[27]
Dabei ist zu beachten, dass heutzutage nur noch wenige Schüler aus christlichem Umfeld stammen und daher auch die kirchlichen Moralvorstellungen in ihrem Alltag eine untergeordnete Rolle spielen. Außerdem hat sich die Art Wissen zu erwerben geändert. So griff man früher eher auf Traditionen zurück, während heute eher die eigenen Erfahrungen zählen.[28]
[...]
[1] Schweitzer, Elementarisierung- ein religionsdidaktischer Ansatz, S. 11.
[2] Vgl. Nipkow, Elementarisierung, S. 451.
[3] Beim Korrelationsmodell werden die christliche Überlieferung und die gegenwärtige Lebenswelt der Menschen als Dialogpartner gesehen. Tradition und Lebenserfahrung sollen in eine Wechselbeziehung zueinander treten. So sollen durch die Glaubensüberlieferungen neue Lebenserfahrungen ermöglicht werden und durch die aktuellen Erfahrungen die Tradition neu befragt werden. Vgl. Hilger, Korrelationsdidaktik, Sp. 1106f.
[4] Vgl. Riegel, Religionsunterricht, S. 38.
[5] Vgl. Nipkow, Pädagogik, S. 328.
[6] Das Prinzip der Elementarisierung kann auf jedes beliebige, im Lehrplan vorhandene Thema angewendet werden, nicht nur auf die biblischen. So könnte man es beispielsweise auch auf das Thema Globalisierung beziehen. Vgl. Schweitzer, Elementarisierung- ein religionsdidaktischer Ansatz, S. 15.
[7] Vgl. Ebd., S. 14.
[8] Die Reihenfolge der Unterrichtsvorbereitung hängt zum Beispiel davon ab, „ob im Lehrplan ein Text oder Thema vorgegeben ist.“ Nipkow, Elementarisierung, S. 453.
[9] Schweitzer, Elementarisierung - ein religionsdidaktischer Ansatz, S. 15.
[10] Vgl. Nipkow, Elementarisierung als Kern der Unterrichtsvorbereitung, S. 601.
[11] Vgl. Schweitzer, Elementarisierung- ein religionsdidaktischer Ansatz, S. 15f.
[12] Vgl. Riegel, Religionsunterricht, S. 40.
[13] Hier zeigt sich deutlich das Ineinanderfließen der einzelnen Dimensionen. Beide Aspekte werden noch einmal in den Kapiteln 2b und 2c ausführlich behandelt.
[14] Vgl. Riegel, Religionsunterricht, S. 43.
[15] Ratzinger, Jesus, S. 242.
[16] Ebd., S. 242.
[17] Vgl. Schweitzer, Elementarisierung- ein religionsdidaktischer Ansatz, S. 18.
[18] So lässt er den jüngeren Sohn auf dessen Wunsch hin ziehen, statt ihn aufzuhalten und lässt ihm alle Freiheiten über seinen Erbanteil zu entscheiden. Vgl. Ratzinger, Jesus, S. 243.
[19] Vgl. Ebd., S. 247.
[20] Vgl. Ebd., Jesus S. 249.
[21] Vgl. Ebd., Jesus S. 244.
[22] Vgl. Schweitzer, Elementarisierung- ein religionsdidaktischer Ansatz, S. 18.
[23] Ebd., S. 19.
[24] Vgl. Bahr, Elementarisierung, S. 503.
[25] Riegel, Religionsunterricht, S. 78.
[26] Vgl. Ebd., S. 80.
[27] Vgl. Bahr, Elementarisierung, S. 503.
[28] Vgl. Riegel, Religionsunterricht, S. 78f.
-
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen. -
Laden Sie Ihre eigenen Arbeiten hoch! Geld verdienen und iPhone X gewinnen.