In Europa fand in den Jahren 1756-1763 der Siebenjährige Krieg statt. Als Folgen sehen viele heutige Historiker unter anderem den Aufstieg Preußens zur Großmacht, den daraus resultierenden Deutschen Dualismus im Alten Reich und die Herausbildung einer Pentarchie in Europa, bestehend aus Preußen, Russland, Österreich, Frankreich und England. Doch wie beurteilte der Zeitzeuge Friedrich II., der Große, der in dieser Zeit König in Preußen war , die außenpolitische Situation Preußens, vor und nach dem Siebenjährigen Krieg?
Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen werden, indem analysiert wird, ob Friedrich die Meinung der meisten heutigen Forscher teilt, dass sich Preußen durch den Krieg zur Großmacht entwickelt hat. Außerdem soll geprüft werden, ob auch er, der unmittelbar in die Ereignisse involviert war, der Ansicht ist, dass sich das europäische Staatensystem in Richtung einer Pentarchie hin geändert hat. Ferner soll ergründet werden, ob er der Auffassung war, dass der Krieg den Beginn eines preußisch-österreichischer Dualismus, um die Hegemonie im Alten Reich darstellte. Abschließend soll erforscht werden, wie Friedrich den Beziehungen zwischen Preußen und den übrigen vier Mitgliedern der sogenannten Pentarchie vor, beziehungsweise nach dem Krieg gegenübersteht.
Um dies herauszufinden, dienen die Außenpolitik betreffenden Textpassagen aus den politischen Testamenten Friedrichs von 1752 und 1768, als Quelle. Die politischen Testamente sind als historische Quelle deshalb bestens geeignet, da sie nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, sondern dem Nachfolger als intime Anweisungen und persönliche Stellung-nahmen dienen sollten. Man kann sie deshalb als authentische Aussagen Friedrichs betrachten, in denen er vertraulich die Situation und die Aussicht des preußischen Staates analysiert. Sie bieten also einen guten „Überblick über die Entwicklung des Denken Friedrichs des Großen“ .
Inhalt
I Einleitung
II Friedrichs Einschätzung der außenpolitischen Situation Preußens im Jahre…
II.A …1752
II.B …1768
III Zusammenfassung
IV Quellen- und Literaturverzeichnis
IV.A Quellen S. 9 IV.B Sekundärliteratur
I Einleitung
In Europa fand in den Jahren 1756-1763[1] der Siebenjährige Krieg statt.[2] Als Folgen sehen viele heutige Historiker unter anderem den Aufstieg Preußens zur Großmacht, den daraus resultierenden Deutschen Dualismus im Alten Reich und die Herausbildung einer Pentarchie in Europa, bestehend aus Preußen, Russland, Österreich, Frankreich und England.[3] Doch wie beurteilte der Zeitzeuge Friedrich II., der Große, der in dieser Zeit König in Preußen war[4], die außenpolitische Situation Preußens, vor und nach dem Siebenjährigen Krieg?
Dieser Frage soll im Folgenden nachgegangen werden, indem analysiert wird, ob Friedrich die Meinung der meisten heutigen Forscher teilt, dass sich Preußen durch den Krieg zur Großmacht entwickelt hat. Außerdem soll geprüft werden, ob auch er, der unmittelbar in die Ereignisse involviert war, der Ansicht ist, dass sich das europäische Staatensystem in Richtung einer Pentarchie hin geändert hat. Ferner soll ergründet werden, ob er der Auffassung war, dass der Krieg den Beginn eines preußisch-österreichischer Dualismus, um die Hegemonie im Alten Reich darstellte. Abschließend soll erforscht werden, wie Friedrich den Beziehungen zwischen Preußen und den übrigen vier Mitgliedern der sogenannten Pentarchie vor, beziehungsweise nach dem Krieg gegenübersteht.
Um dies herauszufinden, dienen die Außenpolitik betreffenden Textpassagen[5] aus den politischen Testamenten Friedrichs von 1752 und 1768, als Quelle.[6] Die politischen Testamente sind als historische Quelle deshalb bestens geeignet, da sie nicht für die Öffentlichkeit bestimmt waren, sondern dem Nachfolger als intime Anweisungen und persönliche Stellungnahmen dienen sollten. Man kann sie deshalb als authentische Aussagen Friedrichs betrachten, in denen er vertraulich die Situation und die Aussicht des preußischen Staates analysiert.[7] Sie bieten also einen guten „Überblick über die Entwicklung des Denken Friedrichs des Großen“[8].
II Friedrichs Einschätzung der außenpolitischen Situation Preußens im Jahre…
II.A …1752
Über die Anlässe, die Friedrich II. bewogen haben könnten bereits 1752 ein politisches Testament zu verfassen, wird bis heute in der Forschung diskutiert. Die einen suchen die Begründung in seinem Seelenzustand. Sie denken, dass er von seinem baldigen Tod ausging.[9] Die anderen hingegen gehen von politischen Motiven aus.[10]
Friedrich geht vor dem Siebenjährigen Krieg von zwei Großmächten aus. Für ihn ist im Jahre 1752 „das christliche Europa […] in zwei mächtige Parteien geteilt“[11], die Europa in einem Gleichgewicht der Macht halten. „die beiden Vormächte“[12] sind, laut ihm, Frankreich und England, die sich auf Grund ihrer Interessengegensätze und „alten Gehässigkeiten […] niemals einigen“[13] werden.[14] Die anderen Souveräne Europas müssen sich jeweils einen dieser beiden Großmächte als Bündnispartner aussuchen, um ihre Politik erfolgreich gestalten zu können.[15]
Dabei verlangt Preußens „augenblickliches Interesse […] mit Frankreich einig zu bleiben“[16]. Denn dieses Bündnis[17] mit Frankreich, dem „mächtigste[n] Königreich Europas“[18], sei „natürlich, da […] die Interessen der beiden Kronen übereinstimmen“[19], weil man in Österreich und England dieselben Feinde besitze.[20]
[...]
[1] An dieser Stelle wurden die Europa betreffenden Jahreszahlen des Krieges angeführt. Der Siebenjährige Krieg, als „French and Indian War“ dauerte von 1755-1767. Vgl. Füssel, Siebenjährige Krieg, S. 60; 87.
[2] Auch als 3. Schlesischer Krieg bezeichnet. Vgl. Mack, Siebenjähriger Krieg, S. 1166.
[3] Vgl. Carl, Siebenjähriger Krieg, Sp. 1150f.
[4] Seit 1772 König von Preußen. Vgl. Jooß, Friedrich II., S. 409.
[5] Neben der Außenpolitik behandelt Friedrich in seinen politischen Testamenten auch das Justizwesen, die Finanzwirtschaft, das Heerwesen, sowie die Innenpolitik. Vgl. Dietrich, Testamente, S. 93.
[6] Die hier verwendeten Zitate stammen allerdings nicht aus dem französischen Originaltext, sondern aus der deutschen Übersetzung von Richard Dietrich.
[7] Vgl. Dietrich, Testamente, S. 3.
[8] Ebd., S . 9.
[9] Hierfür spricht, dass Friedrich II. wenige Jahre vor der Niederschrift dieses politischen Testamentes einen Schlaganfall erlitten hatte, da er mehrmals auf den Tode in seinem Testament zu sprechen kommt und dass er im selben Jahr auch ein privates Testament verfasste. Vgl. Most, Nachwort, S. 170. Außerdem starben im Dezember 1751 kurz nacheinander zwei enge Freunde Friedrichs. Vgl. Bosbach, Rêveries, S. 36.
[10] Hier gibt es wiederum zwei Meinungen. Diejenigen die den Siebenjährigen Krieg als Verteidigungskrieg ansehen, begründen das Verfassen des Testamentes mit der Sorge Friedrichs um den gefährdeten Bestand des preußischen Staates. Diejenigen, für die der Siebenjährigen Krieg einen Angriffskrieg darstellt, sehen in diesem politischen Testament die Verschriftlichung eines Eroberungsplans, der wenige Jahre später in die Tat umgesetzt wurde. Vgl. Bosbach, Rêveries, S. 36f.
[11] Dietrich, Testamente, S. 345.
[12] Ebd., S. 345.
[13] Ebd., S. 345.
[14] Dieser französisch- habsburgische Antagonismus um die Vorherrschaft in Europa, reicht bis auf das Jahr 1516 und den Streit um Burgund zurück. Vgl. Mieck, Preußen, S. 591.
[15] Vgl. Bosbach, Rêveries, S. 61.
[16] Dietrich, Testamente, S. 345.
[17] Preußen und Frankreich waren bereits im 1. Schlesischen Krieg 1741 und im 2. Schlesischen Krieg 1744 verbündet gewesen. Zudem trat Frankreich 1748 einer preußisch-schwedischen Allianz bei und schloss 1751 mit Preußen einen Subsidienvertrag. Vgl. Heinrich, Friedrich II., S. 407-409; 414-417.
[18] Dietrich, Testamente, S. 339.
[19] Ebd., S. 347.
[20] Vgl. Bosbach, Rêveries, S. 62.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2012, Das europäische Staatensystem in den politischen Testamenten Friedrichs des Großen von 1752 und 1768, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210478