Rumänien ist neben Bulgarien das jüngste Mitglied der Europäischen Union. Das Land hat im Laufe der Zeit viele Wandlungen durchgemacht. Zu diesem Wandlungen gehört auch eine beträchtliche Veränderung seiner gesellschaftlichen Struktur. Gerade die letzten 25 Jahre waren für die Zusammensetzung der Gesellschaft Rumäniens eine kontinuierliche Umbruchsphase. Mit dem Beitritt in die Europäische Union 2007 symbolisierte das Land der Welt seinen Zugehörigkeitswillen. Dies brachte aber auch Veränderungen in allen Bereiche des rumänischen Lebens mit sich. Die Migrationspolitik stellt dabei keine Ausnahme dar. Genauer gesagt ist sie sogar ein wesentlicher Bestandteil dieses Veränderungsprozesses.
Mit dieser Arbeit soll daher versucht werden, Rumänien und seine historische Entwicklung vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute in den migrationspolitischen Kontext einzuordnen. Dabei sollen die migrartionspolitischen Bestimmungsfaktoren näher beleuchten werden, um ein besseres Verständnis für die heutigen Bestimmungsfaktoren des Landes zu erhalten. Abschließend soll anhand der Ausrichtung und Positionierung Rumäniens in internationalen Organisationen einen Ausblick für die zukünftige Gestaltung der rumänischen Migrationspolitik gegeben werden.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Historische Grunddaten von 1945 bis heute
3 Bestimmungsfaktoren der Migrationspolitik
4 Migrationspolitische Entscheidungsprozesse
5 Perspektiven zukünftiger Entwicklung und Fazit
Literaturverzeichnis
1 Einleitung
Rumänien ist neben Bulgarien das jüngste Mitglied der Europäischen Union. Das Land hat im Laufe der Zeit viele Wandlungen durchgemacht. Zu diesem Wandlungen gehört auch eine beträchtliche Veränderung seiner gesellschaftlichen Struktur. Gerade die letzten 25 Jahre waren für die Zusammensetzung der Gesellschaft Rumäniens eine kontinuierliche Umbruchsphase. Mit dem Beitritt in die Europäische Union 2007 symbolisierte das Land der Welt seinen Zugehörigkeitswillen. Dies brachte aber auch Veränderungen in allen Bereiche des rumänischen Lebens mit sich. Die Migrationspolitik stellt dabei keine Ausnahme dar. Genauer gesagt ist sie sogar ein wesentlicher Bestandteil dieses Veränderungsprozesses.
Mit dieser Arbeit soll daher versucht werden, Rumänien und seine historische Entwicklung vom Ende des Zweiten Weltkriegs bis heute in den migrationspolitischen Kontext einzuordnen. Dabei sollen die migrartionspolitischen Bestimmungsfaktoren näher beleuchten werden, um ein besseres Verständnis für die heutigen Bestimmungsfaktoren des Landes zu erhalten. Abschließend soll anhand der Ausrichtung und Positionierung Rumäniens in internationalen Organisationen einen Ausblick für die zukünftige Gestaltung der rumänischen Migrationspolitik gegeben werden.
2 Historische Grunddaten von 1945 bis heute
Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges kam es zu einer Polarisierung der Welt in zwei sich gegenüber stehende Lager. Auch Rumänien wurde in diesen Sog hineingezogen, und so entsteht 1947 die Volksrepublik Rumänien. Es entstand eine neue Verfassung, die mit dem Artikel 35 einen Paragraphen verabschiedet, der es erlaubte, Fremden Asyl zu gewähren. Einher ging dies wie in nahezu allen sowjetisch beeinflussten Ländern mit einer kompletten Enteignung der alten Eliten. Es kam zu einem Verbot von Parteien, ebenso wie zu Zwangsvereinigungen der sozialdemokratischen mit den kommunistischen Partei, ähnlich wie in der DDR. Industrie und Landwirtschaft wird verstaatlicht. Auf politischer Ebene wurde das Land 1949 in den „Rat für gegenseitige Wirtschafthilfe“ (RGW) und 1955 in den „Warschauer Pakt“ aufgenommen.
1965 wurde Ceausescu Generalsekretär der Koministischen Partei (KP), was noch mehr radikale Einschnitte bedeutete. Besonders die Bevölkerung litt unter der nun staatlich verordnten Zwangsumsiedlungen und dem neuen Geheimdienst, der Securitate. 1974 wurde das in der Verfassung verankerte Recht des Asylgewährens schließlich allein auf den Präsidenten übertragen. Dies war neben dem ausgeprägten Personenkult um Ceausescu ein weiterer Baustein zur totalen Kontrolle über das Land und seine Menschen. Erst das Jahr 1989 brachte mit der rumänischen Revolution, der Absetzung Ceausescus und dem Zusammenbruch der Sowjetunion der Bevölkerung und dem Land die Demokratisierung. Jedoch blieben die alten Eliten weitesgehend im Amt, verfolgten ab nun aber eine Politik mit demokratischer Ausrichtung.
Schon 1991 unterzeichnete Rumänien die Genfer Konventionen von 1951. 1993 trat das Land dem Europarat und 1995 der Welthandelsorgaistion (WTO) bei. 1996 kam es zu einem neuen Gesetz, welches Asylfragen regelte. Zur Umsetzung dieses Gesetzes wurde 1998 der rumänische Rat für Flüchtlinge gegründet. Seither befindet sich das Land auf dem Weg der Westbindung, der Beitritt zur NATO 2004 und die Aufnahme in die EU 2007 sind Zeugnisse dessen.
3 Bestimmungsfaktoren der Migrationspolitik
Eine bestimmte Doktrin, welcher das Land und die Migrationspolitik folgt, lässt sich nicht feststellen. Als Vielvölkerstaat beherbergte Rumänien immer Minderheiten. Schon während der Osmanischen Besetzung des Balkans im 19 Jahrhundert suchten viele Menschen in Rumänien Schutz, weshalb das Land auch immer intensiven Kontakt zu den Nachbarvölkern und Ländern unterhielt.
Allerdings kehrte sich diese Entwicklung seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der sozialistischen Umgestaltung des Landes um. Ab da entwickelten sich in mehreren Bevölkerungsteilen Rumäniens Bestrebungen zu emigrieren. Bis 1989 bleib jedoch nur bestimmten Gruppen vorbehalten das Land tatsächlich zu verlassen. Zu den Privilegierten gehörten vor allem Juden und Rumänendeutsche.1
Wie oft und in welchem Umfang das Land bis zur Wendezeit Asyl an Flüchtliche gewährte lässt sich indes nur schwer ermitteln, da das Asylgesuch auch an Bedingungen, wie etwa das Vertreten kommunistischer Ideale, geknüpft war.2
Nach den Umbrüchen des Jahres 1989 entwickelte sich Rumänien zu einem Auswandererland. Die Abwanderung, die demografische Entwicklung, die hohen Sterberaten, die sinkenden Geburtenraten und die im europäischen Vergleich niedrige Lebenserwartung hatte zur Folge, dass die Bevölkerung stetig schrumpfte.3
Das Phänomen der Einwanderung ist im postkommunistischen Rumänien vergleichsweise neu und auch noch nicht in dem Maße vorhanden, dass es gesellschaftlich große Beachtung findet. Um die Jahrtausendwende gab es eine verstärkte Einreisebewegung aus Moldavien. Zu dieser Zeit vergab Rumänien erleichtert Aufenthaltsgenehmigungen für Emigranten dieses Landes. Im Zuge der Beitrittsverhandlungen mit der EU mussten jedoch auch für Moldavier Visa eingeführt werden. Seit 2010 gelten nun aber erleichterte Einbürgerungsbedingungen für Moldavier.4 Seit den Verhandlungen mit der EU gibt es auch verstärkt Migration aus „Dritter Welt“. Lange galt Rumänien nur als Transitland, aber seit einigen Jahren sind zunehmend Asylanträge im Land zu verzeichnen.5
4. Migrationspolitische Entscheidungsprozesse
2002 schuf das Land ein Amt für Arbeitsmigration. Dieses ist sowohl für die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte als auch für die Informationsbeschaffung und Beratung von Rumänen die im Ausland arbeiten wollen zuständig. Zu diesem Zweck schließt das Amt Verträge mit Staaten und privaten Firmen mit dem Ziel die eigenen Bürger, zumeist als Saisonarbeiter, in Beschäftigungsverhältnisse ins Ausland zu vermitteln.
[...]
1 Von 1977-1989 verließen 180.000 Rumänendeutsche das Land; Vgl.: Anghel, Remus, Die rumänische Migration. Von staatlicher Kontrolle zur Transnationalisierung, in: Dondorici, Iulia (Hrsg.), Rumänien heute, Passagen 2011, S. 96.
2 Leider finden sich in der Literatur nur wenig Hinweise auf konkrete Zahlen oder nur Beispiele aus dieser Zeit.
3 Die Wachstumsrate der rumänischen Bevölkerung liegt nach aktuellsten vorliegenden Zahlen bei -2,3 (2010). Die Bevölkerungszahl laut Institutul National de Statistica beträgt aktuelle ca. 19 Mio. (2011); für die Bevölkerungsentwicklung siehe: http://epp.eurostat.ec.europa.eu/cache/ITY_OFFPUB/KS- SF-11-038/EN/KS-SF-11-038-EN.PDF zuletzt abgerufen am 20.11.2012; Gräf, Rudolf/ Scharr, Kurt, Rumänien. Geschichte und Georgrafie, UTB 2008, S. 26.
4 Um Rumänischer Staatsbürger zu werden musste man nun nur nach nachweisen das Groß- oder Urgroßeltern bereits einmal Rumänen waren; vgl.: http://www.tagblatt.de/Home/nachrichten/ueberregio- nal/politik_artikel,-Rumaenien-erleichtert-den-Nachbarn-die-Einbuergerung-_arid,101829.html, zuletzt abgerufen am 20.11.2012.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Hauptthema dieses Dokuments?
Dieses Dokument bietet einen Überblick über die Migrationspolitik Rumäniens, von 1945 bis heute. Es untersucht die historischen Grundlagen, die bestimmenden Faktoren und die Entscheidungsprozesse, die die Migrationspolitik des Landes geprägt haben, und wirft einen Blick auf zukünftige Entwicklungen.
Welche historischen Ereignisse haben die Migrationspolitik Rumäniens beeinflusst?
Das Dokument hebt mehrere Schlüsselereignisse hervor, darunter das Ende des Zweiten Weltkriegs, die Gründung der Volksrepublik Rumänien, die Ceausescu-Ära, die rumänische Revolution von 1989, den Beitritt zur NATO und zur EU.
Was sind die Hauptfaktoren, die die Migrationspolitik Rumäniens bestimmen?
Zu den bestimmenden Faktoren gehören Rumäniens Status als Vielvölkerstaat, die Auswanderungsbestrebungen nach dem Zweiten Weltkrieg, die demografische Entwicklung, die Einwanderung aus Moldawien und anderen Ländern, sowie die EU-Beitrittsverhandlungen.
Welche Rolle spielt die Europäische Union in der rumänischen Migrationspolitik?
Der Beitritt Rumäniens zur Europäischen Union im Jahr 2007 markierte einen wichtigen Wendepunkt, der zu Veränderungen in allen Bereichen des Landes führte, einschließlich der Migrationspolitik. Die EU-Beitrittsverhandlungen haben auch die Einführung von Visa für Moldavier und die verstärkte Migration aus "Dritter Welt" beeinflusst.
Was ist der rumänische Rat für Flüchtlinge?
Der rumänische Rat für Flüchtlinge wurde 1998 gegründet, um das neue Gesetz zur Regelung von Asylfragen umzusetzen.
Welche Behörden sind für die Migrationspolitik in Rumänien zuständig?
Das Amt für Arbeitsmigration, das 2002 gegründet wurde, ist sowohl für die Zuwanderung ausländischer Arbeitskräfte als auch für die Beratung von Rumänen zuständig, die im Ausland arbeiten möchten.
Gibt es besondere Einbürgerungsbedingungen für Moldavier?
Seit 2010 gelten erleichterte Einbürgerungsbedingungen für Moldavier, bei denen der Nachweis genügt, dass Groß- oder Urgroßeltern bereits rumänische Staatsbürger waren.
- Arbeit zitieren
- Sebastian Scheffler (Autor:in), 2013, Die Migrationspolitik Rumäniens, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/210498