Der Krieg um Kreta zwischen der Republik Venedig und dem osmanischen Reich. Auswirkungen auf die Republik


Facharbeit (Schule), 2011

17 Seiten, Note: 1,3

Stefan Dellbacher (Autor:in)


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Vorwort

2. Quellenkritik

3. Die Beteiligten
3.1 Die Republik Venedig
3.2 Das Osmanische Reich

4. Der Krieg
4.1 Casus Belli und Vorbereitungen
4.2 Die Eroberung der Insel durch die Türken
4.3 Seeschlachten und Blockade der Dardanellen
4.4 Belagerung Candias
4.4.1 Unterstützung durch Freiwillige und andere Staaten
4.4.2 Minenkrieg

5. Auswirkungen für die Republik

6. Fazit

7. Literatur- und Quellenverzeichnis

1. Vorwort

Die Serenissima Repubblica di San Marco (deutsch: Durchlauchtigste Republik des heiligen Markus), oder einfach nur kurz, Republik Venedig, war fast ein Jahrtausend lang eine mächtige See- und Handelsrepublik. Sie sicherte sich im gesamten östlichen Mittelmeer Gebiete und Inseln - genannt Stato de Mar - und baute sich ein mächtiges Handelsimperium auf, welches riesige Reichtümer abwarf. Unter anderem schlugen sie über ihre Handelsniederlassungen in der Levante viele Luxusgüter aus dem Orient um. Dies führte dazu, dass Venedig zu einer der reichsten und größten Städte Europas wurde. Durch ihre Lage in einer Lagune, mehrere Kilometer vom Festland entfernt und durch ihre große Flotte geschützt, konnte Venedig relativ ungefährdet immer weiter expandieren. Mit Söldnerheeren, die sie dank ihres großen Wohlstandes finanzieren konnten, eroberten sie sich die Terraferma, ein großes, sehr fruchtbares Gebiet auf dem norditalienischen Festland. Ich war schon immer davon beeindruckt, wie es eine kleine Stadt in einer Lagune schaffen konnte, ein so mächtiges Reich zu erschaffen. Die Republik Venedig hatte eine relativ tolerante, aufgeschlossene und moderne Regierung, Kunst und Architektur florierten und konnte lange Zeit übermächtigen Gegnern Paroli bieten. Die Dogen faszinieren mich ebenfalls, 1204 gelang es zum Beispiel Enrico Dandolo einen Kreuzzug gegen einen christlichen Staat zu lenken, um die Interessen Venedigs zu vertreten.

Doch im sechzehnten Jahrhundert sank Venedigs Stern. Zum einen aufgrund der Entdeckung neuer Seehandelswege, wodurch der Landhandel mit dem Orient an Bedeutung verlor; und zum anderen durch die Auseinandersetzungen mit dem Osmanischen Reich. Über einen Zeitraum von fast dreihundert Jahren führten Venezianer und Ottomanen immer wieder Krieg gegeneinander und in diesen insgesamt acht Kriegen verlor Venedig immer mehr Gebiet. Venedig befand sich in einer Zwickmühle, auf der einen Seite wollten sie natürlich ihre Gebiete verteidigen, auf der anderen Seite waren sie auf den Handel im Osmanischen Reich angewiesen.

Die längste Auseinandersetzung zwischen diesen beiden so unterschiedlichen Staaten war der Krieg um Kreta. Er begann 1645 und endete erst mit der Eroberung Candias, der damaligen Hauptstadt Kretas. Die Belagerung dieser Stadt begann 1648 und endete erst am 4. September 1669, die Belagerung dauerte somit über 21 Jahre und war damit die längste Belagerung der Menschheitsgeschichte.

Doch wie konnte es die kleine Republik schaffen, eine kleine Festung solange gegen den Ansturm des übermächtigen Reiches zu verteidigen? Und welche Auswirkungen hatte der Verlust ihrer letzten großen Überseebesitzung letztendlich für die Serenissima?

Zuerst werde ich anhand einiger Aufzeichnungen von Soldaten und Baumeistern, die direkt an der Belagerung teilgenommen haben, den Ablauf des Krieges erläutern, und dann versuche anhand von weiteren Quellen und aktueller Literatur herauszufinden, welche Auswirkungen die als glorreich betitelte, aber letztlich verlorene Verteidigung auf das Wirken Venedigs und auch auf die europäische Rezeption Venedigs und der Verteidigung hatte.

2. Quellenkritik

Die Quellenlage für den Krieg um Kreta ist relativ gut, es gibt viele Quellen, die meisten allerdings lagern in den türkischen und venezianischen beziehungsweise ehemaligen venezianischen Staatsarchiven. Doch aufgrund der Länge des Krieges, der Teilnahme vieler deutschen Söldner und auch Baumeister und der Bedeutung, die die so lange Belagerung einer einzigen Festung für den weiteren Festungsbau hat, gibt es viele in Deutsch verfasste Berichte und Tagebücher zur Belagerung.

In Georg Rimplers Werk: „Ein dreyfacher Tractat von den Festungen“1 von 1673, befindet sich im Anhang ein 80-seitiges Diarium des braunschweig-lüneburgischen Regiments mit dem Titel: „Das lang bestrittene Königreich Candia“, welches an der Belagerung Candias auf venezianischer Seite teilgenommen hat. Rimpler selbst war diesem Regiment als Hauptmann zugeordnet und lernte bei der Belagerung viel über den Minenkrieg und Befestigungen.

Später wurde er zu einem relativ bekannten Baumeister, unter anderem verbesserte er die Verteidigung Wiens bei der zweiten Belagerung durch die Türken. Hierbei handelt es sich um das Tagebuch des Regiments, der Verfasser ist unbekannt. Das Regiment trifft erst im letzten Jahre der Belagerung ein. Es wird sehr genau die Verpflegung und Versorgung, der Ablauf der Belagerung und die einzelnen Ausfälle des Regiments beschrieben. Es handelt sich zwar größtenteils um eine nüchterne Beschreibung der Geschehnisse, jedoch werden die Gründe der Ottomanen für den Krieg in Frage gestellt, und die Ritter des Johanniterordens über alle Maße hinaus gelobpreist.

Im dritten Kapitel des Buches: „Novissima Praxis Militaris“2 von 1672 - in dem es um Festungsbau und Belagerungskunst geht - wird die Belagerung Candias beschrieben. Insbesondere geht es hier um Taktiken der Belagerer, Verteidiger und den Vergleich mit anderen Festungen, hier mit Ostende. Dem Autor Johann Bernhard Scheither geht es primär nicht um eine Beschreibung der Schlacht an sich, sondern versucht Lehren für den Festungsbau zu ziehen, Der Autor war ein Pionier aus Braunschweig und nahm auf Seiten des bereits erwähnten Regiments an der Verteidigung Candias teil.

Die dritte und letzte behandelte Quelle trägt den Namen: „ Das hefftig-bekriegte/ Noch unbesiegte / doch Hülff-benöthigte Candia“3 wurde von Paul Conrad Balthasar Han geschrieben und zu Anfang des Jahres 1669 in Nürnberg veröffentlicht. Han war nicht selber an der Belagerung beteiligt und war auch nie auf Kreta. Wie schon der Titel vermuten lässt, ist er eindeutig auf Seiten der Venezianer, stellt die Türken als feige und die Christen als tapfer und mutig dar. Die Verluste sind auf türkischer Seite teilweise stark übertrieben. Deshalb ist diese Quelle mit Vorsicht zu bearbeiten.

3. Die Beteiligten

3.1 Die Republik Venedig

Etwa seit dem Beginn des achten Jahrhunderts begann der Aufstieg der Republik Venedig. Als wichtiger Umschlagsplatz zwischen dem Byzantinischen und dem Heiligen Römischen Reich, durch beginnende Monopolisierung bestimmter, lukrativer Güter, wie zum Beispiel Salz und geschickte Diplomatie konnte Venedig immer weiter expandieren. Nachdem ihr direkter Konkurrent, Genua besiegt wurde, und man die Terraferma erobert hatte, befand sich die Republik auf dem Höhepunkt ihrer Macht. Doch von dann an wurde die Macht Venedigs immer weiter beschnitten, und auch trotz einzelner Erfolge konnte Venedig sich nie gegen die Osmanen durchsetzen, mit denen man sich seit 1423 wiederholte Male im Krieg befand. Zu den venezianischen Besitzungen zählten unter anderem Korfu, Kreta, Zypern, Dalmatien, Euböa und wechselnde Besitzungen auf der Peloponnes. Venedig war eine Republik, es gab einen großen Rat, um den Dogen, das Staatsoberhaupt Venedigs, zu überwachen. Dieser große Rat wurde durch den Rat der Zehn ersetzt, und das Amt des Dogen wurde immer weiter von einigen der obersten Adelsfamilien Venedigs monopolisiert, so dass man eher von einer Aristokratie sprechen konnte. Ab den 30er-Jahren des 14. Jahr gab es auch noch den sogenannten Senat, der mehr und mehr zum Verwaltungsorgan der Republik Venedig wurde.4

Bis 1204 war Kreta Teil des Byzantinischen Reiches. Im Verlauf des vierten Kreuzzuges gegen das Byzantinische Reich erhielt Bonifatius I. von Montferrat die Insel Kreta zugesprochen, konnte seine Herrschaft dort aber nicht durchsetzen verkaufte die Insel an Venedig. Venedig musste in den ersten 150 Jahren viele Revolten niederschlagen, ab 1360 war Kreta aber komplett befriedet.5

3.2 Das osmanische Reich

Über die Anfänge des osmanischen Reiches weiß man nur wenig, denn zu Beginn war es nur ein Beylik unter vielen. Außerdem wurde ein Großteil der wenigen Aufzeichnungen von den Timuriden bei der Plünderung Bursas vernichtet. Sicher ist nur, dass der Stammvater -Osman I. - einen ursprünglich nomadischen Stamm anführte, der sich von den Rum-Seldschuken unabhängig erklärte und wiederholte Kriegszüge gegen die Byzantiner unternahm. In den folgenden Jahrzehnten konnten die Osmanen trotz einiger Rückschläge ihr Territorium um ein vielfaches vergrößern. 1423 kam es zur ersten militärischen Auseinandersetzung mit den Venezianern. Nachdem es dann 1453 zur Zäsur kam, und die Türken Konstantinopel einnahmen, begannen sie kurz darauf, die restlichen Gebiete Griechenlands, des Balkans und die Inseln in der Ägäis zu erobern. Dabei kam es wiederholte Male zu Konflikten mit der Serenissima. Das osmanische Reich wurde von einem absoluten Monarchen beherrscht, dem Sultan.6 Um das Jahr 1640 herum war die Expansion des Osmanischen Reiches langsam ins Stocken gekommen. Viele Sultane ließen sich von Beratern oder sogar von ihren Haremsdamen beeinflussen; teilweise interessierten sie sich auch einfach nicht für das Regieren. So kam es zu dem Krieg um Kreta auch nicht aus geostrategischen Gründen, sondern aufgrund einer Frau.

[...]


1 Georg Rimpler: Ein dreyfacher Tractat von den Festungen, Dresden/Leipzig ²1724.

2 Scheither, Johann Bernhard: Novissima Praxis Militaris, Braunschweig 1672.

3 Han, Paul Conrad Balthasar: Das hefftig-bekriegte/ Noch unbesiegte / doch Hülff-benöthigte Candia, Nürnberg 1669.

4 Vgl. Ortalli, Gherardo: Venedig. Stadtgeschichte, Artikel in: Lexikon des Mittelalters, Band 8, hg. von Angermann, Norbert/u.a, München 1997, Sp. 1459 -1466.

5 Vgl. Koder, Johannes: Kreta, Artikel in: Lexikon des Mittelalters, Band 5, hg. von Bautier, Robert-Henri/u.a, München/Zürich 1991, Sp. 1487 - 1488.

6 Vgl. Tietze, Andreas: Osmanen. Osmanisches Reich, Artikel in: Lexikon des Mittelalters, Band 6, hg. von Angermann, Norbert/u.a, München 1993, Sp. 1496 - 1507.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der Krieg um Kreta zwischen der Republik Venedig und dem osmanischen Reich. Auswirkungen auf die Republik
Hochschule
Georg-August-Universität Göttingen  (Seminar für Geschichte der frühen Neuzeit)
Veranstaltung
Türkenkriege
Note
1,3
Autor
Jahr
2011
Seiten
17
Katalognummer
V211251
ISBN (eBook)
9783656751045
ISBN (Buch)
9783656751052
Dateigröße
757 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
krieg, kreta, republik, venedig, reich, auswirkungen
Arbeit zitieren
Stefan Dellbacher (Autor:in), 2011, Der Krieg um Kreta zwischen der Republik Venedig und dem osmanischen Reich. Auswirkungen auf die Republik, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211251

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