Der Mensch und die Frage nach der Förderung seines eigenen Nutzens anhand der Egoismus-Altruismus-Debatte

Diskussion und Kritik des Arguments des erwarteten Nutzens


Hausarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis:

- Deckblatt

Einleitung:
- Freundschaft als reinen Profit?
- Die Egoismus-Altruismus Debatte

Hauptteil:
- Klärung der zentralen Begriffe
- Erläuterung der ersten Prämisse
- Erläuterung der zweiten Prämisse
- Die Konklusion
- Einwände gegen die erste Prämisse
- Kann Selbstaufopferung egoistisch sein?
- Einwände gegen die zweite Prämisse
- Das Scheitern der Konklusion
- Mögliche Repliken

Schluss:
- Fazit

Anhang:
- Literaturverzeichnis

Einleitung

Freundschaft als reinen Profit?

Man stelle sich folgende, alltägliche Situation vor: Zwei sehr gute Freunde sitzen abends beispielsweise in einer Bar und stoßen gemeinsam mit jeweils einer kühlen Flasche Bier auf ihre nun schon ewig anhaltende Freundschaft an. Die Zeit verstreicht und sie trinken, scherzen und tauschen sich über ihre Gedanken, Erfahrungen und Gefühle aus. Auf einmal verändert sich des einen Miene und er fragt den Freund mit ernster Stimme:

„Warum sind wir zwei eigentlich so gut befreundet?“ Der Befragte, überrascht und angeheitert zu gleich, antwortet ohne Umschweife:

„Weil wir einander gut tun.“ Ersterer nickt zustimmend, er hätte ähnlich geantwortet, dennoch will er es etwas genauer wissen.

„Was meinst du damit?“ Nun entschwindet das Lachen aus dem Gesicht des Befragten; auch seine Miene wird ernster. Er scheint wirklich nachzudenken. Schließlich erhebt er wieder seine Stimme, dieses Mal jedoch deutlich zögerlicher und mit einer unverkennbaren Unsicherheit:

„Durch unsere Freundschaft profitieren wir doch beide. Wir haben eine Menge Spaß zusammen. Ich helfe dir bei deinen Problemen und weiß genau, dass du auch mir im Gegenzug helfen wirst. Ich weiß, dass du für mich da bist, wenn Not am Mann ist.“

„Das heißt du siehst unsere Freundschaft als reinen Profit deinerseits an und hilfst mir nur, damit ich dir helfe?“ antwortet Ersterer wie aus der Pistole geschossen, was die Verunsicherung beim Zweiten nicht unerheblich steigen lässt. „Du Egoist!“ sagt der Fragende, leert sein Getränk in einem Zuge aus, greift nach seiner Jacke, stapft wütend davon und lässt seinen Freund mit der Rechnung und voller Selbstzweifel in der Bar zurück.

Die Egoismus-Altruismus Debatte

Die Reaktion des einen Freundes scheint zwar überzogen zu sein, dennoch ist das Problem, mit dem er sich konfrontiert fühlt, keine einmalige Angelegenheit. Die Ansicht, dass eine Freundschaft nur darauf beruht, seinen eigenen Nutzen daraus zu ziehen, lässt sich auf alle weiteren Bereiche des menschlichen Handelns erweitern und führt einen zu der Frage, ob nicht alles, was der Mensch tut, nur des eigenen Nutzen wegen geschieht. Damit befindet man sich mitten in der ethischen Debatte um die Handlungsmotive des menschlichen Wesens. Warum handelt der Mensch so, wie er handelt? Ist er in seinem tiefsten Innern immer nur auf seinen eigenen Profit, auf sein eigenes Wohlbefinden aus? Oder ist er doch ein Altruist, der nur manchmal von seinem Weg abkommt und moralisch verwerflich handelt, weil er sich egoistisch verhält? Diese Fragen, die viele neuzeitliche Moralphilosophen diskutieren und zu klären versuchen, spielen eine enorme Rolle für die normative Ethik. Denn sollte sich herausstellen, dass der Mensch vom Grunde seines Wesens her ein Egoist ist, so könnte man schwerlich von ihm verlangen, gegen sein eigenes Wesen zu handeln, was wiederum bedeuten würde, dass Moraltheorien wie der Utilitarismus, der die Vermehrung des Gesamtnutzen als moralisch richtig ansieht, definitiv unzutreffend wären.[1] Da die Beschäftigung mit dem gesamten Egoismus den Rahmen einer Hausarbeit bei weitem Sprengen würde, werde ich mich auf den folgenden Seiten damit begnügen, das Argument des erwarteten Nutzens (im Original The Argument from Expected Benefit)[2], welches Shafer-Landau in seinem Werk „The Fundamentals of Ethics“ als eines von mehreren Elementen des psychologischen Egoismus präsentiert, zu rekonstruieren, zu erläutern, zu diskutieren und zu kritisieren. Dieses Argument lautet wie folgt:

- Prämisse 1: Wenn man handelt, so erwartet man im Endeffekt besser da zu stehen
- Prämisse 2: Wenn man erwartet, im Endeffekt einer Handlung besser da zu stehen, dann versucht man den Eigennutz zu fördern
- Konklusion: Wenn man handelt versucht man den Eigennutz zu fördern.

Anschließend werde ich das Ergebnis des Für und Wider für das Argument in den Gesamtkontext der Egoismus-Altruismus Debatte bringen und ein abschließendes Fazit ziehen.

Hauptteil

Klärung der zentralen Begriffe:

Bevor es an die Rekonstruktion des Arguments geht, gilt es zunächst einmal, die zentralen Begriffe zu erläutern und gegebenenfalls zu kontextualisieren. Ist beispielsweise von dem Begriff Egoismus die Rede, so handelt es sich hierbei nicht um die herkömmliche Verwendung des Begriffes, die der Philosoph Hans Goetz wie folgt beschreibt: „Die gewöhnliche Auffassung vom Egoismus ist die, die zugrunde liegt, wenn das Wort „Egoist“ als Schimpfwort gebraucht wird, oder doch jedenfalls als Verurteilung eines anderen Menschen und dessen Handlungen. „Egoist“ nennt man gewöhnlich einen Menschen, der keine Rücksicht auf andere nimmt, seien es Verwandte, Arbeitskollegen, Gewerkschaftsmitglieder oder derlei. Kurz: Egoist schelten wir einen Menschen, der nur seine eigenen Vorteile und Genüsse im Auge hat.“[3] Im Folgenden geht es stattdessen um den psychologischen Egoismus, der besagt, dass alle Menschen zwangsweise und immer nur ihr eigenes Interesse verfolgen und aus rein egoistischen Motiven heraus handeln. Dies bedeutet aber nicht, dass sie unbedingt auf keine anderen Menschen Rücksicht nehmen. Im Gegenteil, sie brauchen diese, um ihr eigenes Wohlbefinden zu steigern. Hier wären wir schon am nächsten zu klärenden Begriff angelangt. Das Wohlbefinden (engl. well-being) wird von mir im Folgenden in seiner herkömmlichen Variante, als der Zustand des Sich-Gut-Fühlens, verwendet. (Die Theorien über den so genannten Wohlstandsindikator werden nicht berücksichtigt). Der Eigennutz (engl. self-interest) ist in diesem Sinne eine Art Steigerung des eigenen Wohlbefindens, was aber auch materielle Dinge wie Geld oder Besitz nicht ausschließt. Er ist natürlich eng mit dem erwarteten Nutzen verwandt, welcher sich in diesem Zusammenhang fast von alleine erklärt. Der erwartete Nutzen ist derjenige, von welchem man ausgeht, ihn bei einer Handlung zu erlangen und welcher einem nicht schaden, sondern das eigene Wohlbefinden steigern soll. Nachdem diese zentralen Begriffe zumindest kurz umrissen wurden kann der erste Teil der eigentliche Arbeit, die Rekonstruktion und Erläuterung des Arguments, beginnen.

[...]


[1] Die Relevanz des psychologischen Egoismus für die normative Ethik erläutert Russ Shafer-Landau näher in seinem Kapitel „Does It Matter Whether Psychological Egoism Is True.“ Vgl.: Shafer-Landau, Russ: The Fundamentals of Ethics, Oxford University Press, New York, 2010, Seite 93.

[2] Vgl.: Shafer-Landau, Russ: The Fundamentals of Ethics, Oxford University Press, New York, 2010, Seite 96.

[3] Zitiert nach: Goetz, Hans: Ethischer Egoismus: Individuum, Gattung, Gesellschaft, Staat, Verlag Die Blaue Eule, Essen, 1993, Seite 97.

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Der Mensch und die Frage nach der Förderung seines eigenen Nutzens anhand der Egoismus-Altruismus-Debatte
Untertitel
Diskussion und Kritik des Arguments des erwarteten Nutzens
Hochschule
Humboldt-Universität zu Berlin
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V211735
ISBN (eBook)
9783656398219
ISBN (Buch)
9783656398820
Dateigröße
521 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
mensch, frage, förderung, nutzens, diskussion, kritik, arguments
Arbeit zitieren
Martin Hamre (Autor:in), 2012, Der Mensch und die Frage nach der Förderung seines eigenen Nutzens anhand der Egoismus-Altruismus-Debatte, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211735

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