In meiner Arbeit werde ich mich mit Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ näher beschäftigen, genauer mit Buch VIII, in dem Gawan auf die Geschwister Vergulaht und Antikonie trifft, die nicht unterschiedlicher sein könnten.
Da es in der gegenwärtigen „Parzival“ Forschung ein Ungleichgewicht zu Gunsten Parzivals gibt, möchte ich in dieser Arbeit den, meiner Meinung nach deutlich unterschätzten, zweiten Haupthelden dieser Erzählung in den Mittelpunkt rücken. Gawan erhält noch lange nicht die Beachtung, die ihm seitens der Forschung zustehen sollte, da noch einige Fragen in diesem Buch ungeklärt sind, die ich nun versuchen werde herauszuarbeiten und Lösungsvorschläge zu präsentieren.
Zuallererst werde ich den Inhalt dieses Werkes wiedergeben, um diesen dann mit Wolframs Vorlage vergleichen zu können. Ein Vergleich mit dem französischen „Perceval“ von Chrestien scheint mir insofern sehr interessant zu sein, da Wolfram entscheidende Schlüsselstellen umgearbeitet hat und somit seine Erzählung eine ganz andere Gestalt annimmt. Wolfram verlagert die Kritik von Gawan auf Vergulaht und stellt Antikonie als starke Frau in die Mitte dieser Szenerie.
Weiters werde ich das Verhalten dieser drei Figuren genau analysieren und ihr Verhältnis zueinander näher beleuchten. Gawans unhöfisches Benehmen Antikonie gegenüber, deren Verhalten im klaren Widerspruch zur Lobpreisung des Erzählers steht und schließlich Vergulaht, der unritterlich handelt, indem er gegen Gawan mit voller Härte vorgeht. Interessant ist, dass bisher in der Forschung fast niemand Gawans Benehmen tadelt, sondern lediglich Antikonie. Offenbar gilt die Gawanfigur Wolframs als „unantastbar“, im Gegensatz zu Antikonie, die in den meisten Werken nicht sehr positiv beurteilt wird, eine Beurteilung die ich persönlich nicht teilen möchte. Ich gehe in dieser Arbeit davon aus, dass Wolfram Antikonie als positive Figur gezeichnet hat und unterstelle nicht jedem seiner Kommentare einen ironischen Unterton.
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Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Inhalt Buch VIII
- Buch VIII im Vergleich zu Chrestien
- a) Allgemeine Änderungen:
- b) In Bezug auf Vergulaht:
- c) In Bezug auf Antikonie:
- Gawan
- Antikonie
- Vergulaht
- Versuche einer Interpretation des achten Buches
- a) Das Verhältnis zwischen „haz“ und „triwe“.
- b) Gawan als Gralsritter.
- c) Jagdmotvik im 8. Buch.
- Schluss
- Quellenangabe
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit konzentriert sich auf das achte Buch von Wolfram von Eschenbachs „Parzival“, das die Begegnung Gawans mit den Geschwistern Vergulaht und Antikonie beleuchtet. Ziel ist es, Gawans Rolle als den zweiten Haupthelden der Erzählung zu untersuchen und dessen bisherige Unterschätzung durch die Forschung zu hinterfragen. Dabei werden die Unterschiede zwischen Wolframs „Parzival“ und Chrestiens „Perceval“ analysiert, um Gawans Verhalten und die Darstellung von Antikonie im Kontext der Erzählung zu beleuchten.
- Analyse von Gawans Verhalten und seiner Beziehung zu Antikonie und Vergulaht.
- Vergleich von Wolframs „Parzival“ mit Chrestiens „Perceval“.
- Untersuchung von Antikonies Rolle als starke Frau in der Erzählung.
- Interpretation des achten Buches im Kontext von „haz“ und „triwe“.
- Analyse der Rolle von Gawan als möglicher Gralsritter.
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung skizziert die Forschungslücke bezüglich der Darstellung Gawans in „Parzival“ und benennt die Zielsetzung der Arbeit: Gawans Rolle und seine Beziehung zu Vergulaht und Antikonie im achten Buch zu beleuchten.
- Inhalt Buch VIII: Dieses Kapitel fasst die Handlung des achten Buches zusammen, in dem Gawan auf König Vergulaht und dessen Schwester Antikonie trifft. Es beschreibt die komplizierte Beziehung zwischen den drei Figuren und die Ereignisse, die zu einem Waffenstillstand und Gawans Suche nach dem Gral führen.
- Buch VIII im Vergleich zu Chrestien: Dieser Abschnitt vergleicht Wolframs „Parzival“ mit Chrestiens „Perceval“ und beleuchtet die Änderungen, die Wolfram an der Geschichte vorgenommen hat, um seine Erzählung zu formen. Besonders werden die Namensgebung der Figuren und die veränderte Jagdszenerie im Vergleich zu Chrestiens Text betrachtet.
- Gawan, Antikonie, Vergulaht: Diese Kapitel analysieren das Verhalten und die Rolle der drei Figuren. Gawans unhöfisches Verhalten gegenüber Antikonie steht im Kontrast zu Vergulahts unritterlichem Handeln. Die Arbeit beleuchtet auch Antikonies widersprüchliche Rolle als starke Frau, die dennoch von Gawan und der Forschung oft nicht positiv wahrgenommen wird.
- Versuche einer Interpretation des achten Buches: Dieser Abschnitt präsentiert drei Interpretationsmodelle für das achte Buch. Das erste untersucht das Verhältnis zwischen „haz“ und „triwe“ im Kontext des Buches. Das zweite Modell befasst sich mit der Möglichkeit, dass Vergulaht und Antikonie Gawan für einen Gralsritter halten. Das dritte Modell analysiert die Bedeutung der Jagdmotvik im achten Buch und ihre Auswirkungen auf die Interpretation der Erzählung.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen "Parzival", "Gawan", "Vergulaht", "Antikonie", "Chrestien", "haz", "triwe", "Gralsritter", "Jagdmotvik". Sie untersucht die Figurenbeziehungen, Handlungsstrukturen und Interpretationen des achten Buches von Wolframs "Parzival" und setzt diese in Bezug zu Chrestiens "Perceval". Die Arbeit beleuchtet auch die Bedeutung von "haz" und "triwe" für das Verständnis des Buches und untersucht die Rolle von Gawan als möglicher Gralsritter. Darüber hinaus analysiert sie die Verwendung von Jagdmotvik in der Erzählung.
- Arbeit zitieren
- Alexander Wimmer (Autor:in), 2013, Wolfram von Eschenbachs „Parzival“ Buch VIII - Das Verhältnis zwischen Gawan, Antikonie und Vergulaht, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/211789