Die Renaissance ist eine Epoche, in der vielfache Grenzüberschreitungen stattfanden: der Mensch befreite sich von den starren Denk- und Handlungsschemata des Mittelalters und rückte als Individuum zunehmend in den Mittelpunkt. Es fand eine Wiederentdeckung und Wiederbelebung des klassischen Altertums statt, und zwar in den verschiedensten Bereichen: in der Malerei, Architektur, in der Sprache oder Literatur. Vor allem die Humanisten trugen mit ihren Studien zur Wiederentdeckung und Pflege der lateinischen und griechischen Wissenschaften erheblich bei. So war die Renaissance dann auch durch ein entsprechendes Bildungsstreben gekennzeichnet, das beispielsweise durch Erfindungen wie den Buchdruck noch verstärkt wurde.
In dieser Arbeit soll Miguel de Cervantes´ Don Quijote vor dem Hintergrund der Renaissance diskutiert werden.
Die Arbeit wird sich in zwei Teile gliedern: im außerliterarischen ersten Teil sollen zunächst die Begriffe „Renaissance“ und „Humanismus“ geklärt und voneinander abgegrenzt werden. Darüber hinaus soll eine allgemeine Darstellung der Renaissance sowie des Humanismus in Europa aber auch ganz speziell in Spanien erfolgen. Erasmus von Rotterdam und sein Einfluss auf das spanische Geistesleben, der so genannte Erasmismus in Spanien, die Folgen der Erfindung des Buchdrucks auf die Wissenschaft und die humanistische Gelehrsamkeit sowie das Wirken der Inquisition sollen dabei besondere Beachtung finden. Darauf aufbauend wird im zweiten innerliterarisch ausgerichteten Teil der Arbeit eine Diskussion des Don Quijote vor diesem Hintergrund erfolgen, dass heißt, es soll eine detaillierte Darstellung und Erläuterung derjenigen Elemente im Don Quijote stattfinden, die der Renaissance oder dem Renaissance-Humanismus zugeordnet werden können oder sich auf diese beziehen. Dabei werden vor allem die Ideale der Hauptfigur im Mittelpunkt der Darstellung stehen. Außerdem sollen Parallelen zwischen Cervantes´ Don Quijote und Erasmus von Rotterdams Das Lob der Torheit aufgezeigt und in diesem Zusammenhang auch entsprechende Verbindungen zu Bachtins Vorstellung vom Karneval beziehungsweise des Karnevalesken knapp erörtert werden. Schließlich stellt sich jeweils die Frage, welche Haltung Cervantes gegenüber diesen humanistischen und vom Denken der Renaissance geprägten Ideen und Positionen einnehmen mag. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Außerliterarischer Hintergrund: Historische und geisteswissenschaftliche Aspekte
- Abgrenzung: Renaissance vs. Humanismus
- Der Begriff „Renaissance“
- Der Begriff „Humanismus“
- Charakteristika der Renaissance und des Humanismus
- Bedeutung des Buchdrucks
- Zensur und Inquisition
- Der Ciceronianismus
- Erasmus von Rotterdam und der Erasmismus in Spanien
- Verlauf des Humanismus in Spanien
- Abgrenzung: Renaissance vs. Humanismus
- Innerliterarische Aspekte: Don Quijote vor dem Hintergrund der Renaissance
- Einflüsse italienischer und humanistischer Autoren
- Elemente und Ideen der Renaissance und des Humanismus im Don Quijote
- Bedeutung der Bildung, Erziehung und Wissenschaft
- Bedeutung der Volkssprache
- Don Quijote als ein von der Renaissance geprägter Held
- Don Quijotes Ideale vor dem Hintergrund der Renaissance
- Das Ideal des Goldenen Zeitalters
- Das Ideal des Naturzustandes
- Das Ideal der Freiheit
- Das Ideal der Gleichheit
- Das Ideal des Friedens
- Das Ideal der Wahrheit
- Das Ideal der Gerechtigkeit
- Die Brechung der Ideale
- Der Karneval, Erasmus' Das Lob der Torheit und Cervantes' Don Quijote
- Bachtin und der Karneval
- Das Lob der Torheit - Kurze inhaltliche Erläuterung
- Parallelen zwischen dem Don Quijote und Das Lob der Torheit
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit untersucht Miguel de Cervantes' Don Quijote im Kontext der Renaissance. Der Fokus liegt auf der Analyse von Einflüssen der Renaissance auf Cervantes' Werk, insbesondere auf die Darstellung des Protagonisten und seine Ideale.
- Die Abgrenzung der Begriffe „Renaissance“ und „Humanismus“
- Die Bedeutung des Buchdrucks und die Verbreitung humanistischer Ideen
- Der Einfluss von Erasmus von Rotterdam und des Erasmismus auf das spanische Geistesleben
- Die Darstellung von Don Quijote als einem von der Renaissance geprägten Helden
- Die Analyse von Parallelen zwischen Don Quijote und Erasmus' Das Lob der Torheit.
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik des Buches ein und stellt die Forschungsfrage nach der Relevanz der Renaissance für Cervantes' Don Quijote. Im ersten Teil der Arbeit wird der außerliterarische Hintergrund beleuchtet. Die Kapitel 2.1.1 und 2.1.2 analysieren den Begriff der Renaissance und des Humanismus und beleuchten die Abgrenzungen und Gemeinsamkeiten. Kapitel 2.1.3 skizziert die wichtigsten Charakteristika der Renaissance. Die Kapitel 2.2 bis 2.5.1 befassen sich mit der Bedeutung des Buchdrucks, der Zensur und Inquisition, dem Ciceronianismus und dem Einfluss von Erasmus von Rotterdam auf das spanische Geistesleben. Der zweite Teil der Arbeit, der sich mit den innerliterarischen Aspekten befasst, untersucht die Einflüsse italienischer und humanistischer Autoren auf Cervantes' Werk. In Kapitel 3.2 werden Elemente und Ideen der Renaissance und des Humanismus im Don Quijote, insbesondere in Bezug auf die Bildung, Erziehung und Wissenschaft, die Volkssprache, den Helden Don Quijote und seine Ideale, analysiert.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen der Arbeit sind die Renaissance, der Humanismus, Miguel de Cervantes' Don Quijote, Bildung, Ideale, Erasmus von Rotterdam, Das Lob der Torheit, der Karneval und Bachtin.
- Arbeit zitieren
- Sonja Weimar (Autor:in), 2003, Cervantes´ Don Quijote vor dem Hintergrund der Renaissance, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21181