Diese Hausarbeit gibt einen strukturierten Überblick über verschiedene Möglichkeiten, die Schülerinnen und Schülern an bayerischen Realschulen nach der 10. Klasse mit dem Schulabschluss der "mittleren Reife" offen stehen. Sie zeigt sowohl die klassischen Berufsausbildungen auf und erläutert auch die verschiedenen
weiterführenden Schulen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Berufsausbildungen
2.1 Berufsausbildungen im dualen System
2.2 Berufsfachschulen
3. weiterfuhrende Schulen
3.1 Fachoberschulen
3.2 Gymnasien
4. Uberbruckungsmoglichkeiten
4.1 freiwilliges soziales Jahr
4.2 freiwilliges okologisches Jahr
4.2 Bundesfreiwilligendienst
5. zweiter Bildungsweg
5.1 Berufsoberschulen
5.2 Kollegs
5.3 Fernlehrgange
5.4 Hochschulzugang fur beruflich qualifizierte Bewerber
6. Fazit
7. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Diese Hausarbeit gibt einen strukturierten Uberblick uber verschiedene Moglich- keiten, die Schulerinnen und Schulern an bayerischen Realschulen nach der 10. Klasse mit dem Schulabschluss der "mittleren Reife" offen stehen. Sie zeigt so- wohl die klassischen Berufsausbildungen auf und erlautert auch die verschiede- nen weiterfuhrenden Schulen.
2. Berufsausbildungen
2.1 Berufsausbildungen im dualen System
Die klassische Berufsausbildung erfolgt im sog. "dualen System". Dies bedeutet, dass die Auszubildenden parallel an zwei Lernorten ausgebildet werden. Zum einen im Ausbildungsbetrieb und zusatzlich in einer der Fachrichtung entsprechen- den Berufsschule (vgl. Arndt, S. 41 ff).
Die praktische Ausbildung erfolgt im Ausbildungsbetrieb durch zusatzlich geschul- te Ausbilder und Meister. Diese geben im Rahmen der betrieblichen Arbeitsablau- fe ihre - meist langjahrige - Berufserfahrung und Fachkenntnisse an die Auszubildenden weiter. Die Erlangung der Ausbilderlizenz erfordert den Besuch einer Wei- terbildungsmaRnahme, der sog. "Ausbildung der Ausbilder". Diese wird von vielen Fernschulen und auch den ortlichen Industrie- und Handelskammern bzw. Hand- werkskammern angeboten.
Im Berufsschulunterricht erlernen die Auszubildenden das notwendige theoreti- sche und fachpraktische Wissen fur den gewahlten Ausbildungsberuf. Weiterhin wird allgemeinbildender Unterricht in den Fachern Deutsch, Englisch, Religion und Sozialkunde erteilt. Der Unterricht in diesen Fachern baut auf dem mittleren Schulabschluss auf.
Die Ausbildungszeit fur die meisten kaufmannischen und auch handwerklichen Berufe betragt im Regelfall zwischen drei und dreieinhalb Jahren, sie kann jedoch auf Grund des mittleren Schulabschlusses oder einer bereits abgeschlossenen Ausbildung auf zwei bzw. zweieinhalb Jahre verkurzt werden.
Der Vorteil des dualen Ausbildungssystems ist die Kombination aus theoretischer und praktischer Unterweisung. Das an der Berufsschule erworbene theoretische Wissen kann umgehend im betrieblichen Alltag angewandt werden. Durch die praktische Erfahrung in verschiedenen Bereichen des Berufes konnen Ruck- schlusse fur den Theorieunterricht gezogen werden. Gerade in kleineren Hand- werks- oder Familienbetrieben ist dies fur den Auszubildenden von Vorteil, da die Gefahr einer zu einseitigen Ausbildung umgangen wird und auch noch weitere Anregungen durch die entsprechend ausgebildeten Berufsschullehrkrafte gegeben werden.
2.2 Berufsfachschulen
Fur eine Reihe von Ausbildungsberufen erfolgt die Ausbildung ganzlich schulisch an sog. Berufsfachschulen, ohne den praktischen Teil im Ausbildungsbetrieb. Dies ist zum Beispiel in der Ausbildung zum "staatl. gepruften Fremdsprachenkorres- pondenten" der Fall. Die Auszubildenden erhalten in speziellen Fremdsprachen- schulen, z. B. dem Institut fur Fremdsprachen und Auslandskunde bei der Fried- rich-Alexander-Universitat Erlangen-Nurnberg (IFA)1 den sprachpraktischen Unter- richt in zwei oder mehr Fremdsprachen, burokaufmannischen und wirtschaftswis- senschaftlichen Unterricht sowie zusatzlichen allgemeinbildenden Unterricht in den Fachern Deutsch und Sozialkunde (vgl. http://www.ifa.uni-erlangen.de/ ausbildung-studium/ausbildung-an-der-bfs/).
Fur die schulische Berufsausbildung wird den Auszubildenden keine Ausbildungs- vergutung gezahlt. Es entstehen teilweise hohe Kosten fur den Besuch der Schu- le, z. B. Anmeldegebuhren, Schulgeld und verschiedene Prufungsgebuhren (vgl. http://www.ifa.uni-erlangen.de/gebuehren/gebuehren-bfs.shtml).
3. weiterfuhrende Schulen
3.1 Fachoberschulen
Die Fachoberschule ist eine weiterfuhrende Schule, die Absolventen des mittleren Schulabschlusses innerhalb von zwei Schuljahren zur Fachhochschulreife und in einem weiteren Jahr zur fachgebundenen bzw. allgemeinen Hochschulreife fuhrt. Die Fachhochschulreife berechtigt zum Studium an einer Fachhochschule, die fachgebundene Hochschulreife auch zu einem Studium an einer Universitat in be- stimmten Studiengangen (vgl. Informationsblatt "Zuordnung von Nachweisen der fachgebundenen Hochschulreife zu Studiengangen in Bayern"). Mit der allgemeinen Hochschulreife stehen den Absolventen alle Studiengange an Universitaten offen.
Die Zulassungsvoraussetzung fur die Fachoberschule ist erreicht, wenn der Durchschnitt im Zeugnis des mittleren Schulabschlusses bzw. im Zwischenzeug- nis der 10. Jahrgangsstufe der Realschule in den Fachern Deutsch, Englisch und Mathematik mindestens 3,5 betragt. Fur die Ausbildungsrichtung Gestaltung ist zusatzlich eine Aufnahmeprufung zu bestehen (vgl. Informationsbroschure "Beruf- liche Oberschule Bayern", S. 10)
Der Unterrichtsstoff der Fachoberschule baut auf das bereits vorhandene Wissen der mittleren Reife auf. Analog zu den Wahlpflichtfachergruppen der Realschule werden verschiedene Ausbildungsrichtungen angeboten:
- Technik
Profilfacher: Mathematik, Physik, Chemie
- Wirtschaft und Verwaltung
Profilfacher: Betriebs- und Volkswirtschaftslehre, Rechnungswesen
- Sozialwesen
Profilfacher: Padagogik, Psychologie, Kunsterziehung oder Musik
- Gestaltung
Profilfacher: Darstellung, Gestaltungslehre
- Agrarwirtschaft
Profilfacher: Biologie, Chemie, Physik
Der allgemeinbildende Unterricht in den Fachern Deutsch, Englisch, Religion, Ge- schichte, Sozialkunde und Sport ist in allen Ausbildungsrichtungen gleich (vgl. In- formationsbroschure "Berufliche Oberschule Bayern", S. 14f)
Um die allgemeinen Hochschulreife zu erlangen, ist der Nachweis einer zweiten Fremdsprache2 auf dem Niveau A2 es Gemeinsame europaische Referenzrahmen fur Sprachen (GER) erforderlich. Hierfur bieten die Fachoberschulen zusatzlichen Fremdsprachenunterricht als Wahlfacher an. Fur Schuler, die in der Realschule bereits Franzosisch als zweite Fremdsprache erlernt haben, wird diese Sprache fortgefuhrt. Fur alle Schuler ohne weitere Fremdsprachenkenntnisse besteht die Moglichkeit z. B. Franzosisch, Spanisch, Italienisch oder Latein neu zu erlernen.
Die schriftlichen Abiturprufungen finden fur alle Ausbildungsrichtungen in den Fachern Deutsch, Englisch und Mathematik statt. Das vierte Prufungsfach ist das Profilfach der gewahlten Ausbildungsrichtung. Im technischen Zweig ist dies Phy- sik, im wirtschaftlichen Zweig Betriebswirtschaftslehre mit Rechnungswesen, im Zweig Sozialwesen Padagogik und Psychologie, im Bereich Agrarwirtschaft Biolo- gie und im gestalterischen Zweig Darstellung (vgl. Informationsbroschure "Berufliche Oberschule Bayern", S. 18).
3.2 Gymnasien
Fur geeignete Realschuler bieten die bayerischen Gymnasien die Moglichkeit den Schulbesuch fortzusetzten und dadurch die allgemeine Hochschulreife zu erlangen. Es werden folgende Ausbildungsrichtungen angeboten:
- naturwissenschaftlich-technisch
- wirtschafts- und sozialwissenschaftlich mit wirtschaftswissenschaftli- chem Schwerpunkt
- wirtschafts- und sozialwissenschaftlich mit sozialwissenschaftlichem Schwerpunkt
[...]
1 Am IFA konnen folgende Ausbildungs- und Studiengange belegt werden: staatl. geprufter Fremdsprachen- korrespondent, staatl. geprufter Euro-Korrespondent, staatl. geprufter Ubersetzer, staatl. geprufter Uber- setzer und Dolmetscher sowie Bachelor of Arts Ubersetzen. Folgende Sprachen werden am IFA angeboten: Englisch, Franzosisch, Italienisch, Russisch, Spanisch, Chinesisch und Turkisch.
2 Der Nachweis ist erbracht, wenn im Abschlusszeugnis der Fachoberschule in der zweiten Fremdsprache mindestens die Note "ausreichend" verzeichnet ist.
- Arbeit zitieren
- Christian Haas (Autor:in), 2013, Berufsausbildung und weiterführende Schulen. Möglichkeiten für bayerische Realschüler, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212078