Polyästhetik und des fächerübergreifenden Unterrichts

Das Projekt „Andere Länder – andere Sitten“


Hausarbeit, 2012

22 Seiten, Note: 2,0


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Theoretische Aspekte des fächerübergreifenden Unterrichts
2.1. Seine Geschichte im Bereich der Musik
2.2. Allgemeine Begriffsklärung
2.3. Gründe für fächerübergreifenden Unterricht
2.4. Ziele und Elemente von fächerübergreifendem Unterricht
2.5. Kombinationsmöglichkeiten von Musik mit anderen Unterrichtsfächern
2.6. Organisationsformen des fächerübergreifenden Unterrichts

3. Praktische Überlegungen zum fächerübergreifenden Unterricht mit Schwerpunkt auf der Beteiligung des Musikunterrichts
3.1. Das Phasenmodell für die Planung fächerübergreifender Projekte
3.2. Die Unterrichtsphasen beim Projektlernen im Musikunterricht

4. Fazit und Ausblick

Literaturverzeichnis

Anhang

1. Einleitung

Innerhalb meines Masterstudiums an der Universität Potsdam besuchte ich das Seminar „Bild und Klang“ bei Herr Dr. B. Neben Themen wie „Malen nach Musik“, „Grafische Notation“, Programmmusik und einem Projekt zum Thema Schattentheater, wurden auch die Bereiche der Polyästhetik und des fächerübergreifenden Unterrichts näher beleuchtet. Die beiden letztgenannten Themen durfte ich den anderen Studenten[1] im Rahmen eines Vortrags darstellen. In vorliegender Seminararbeit werden die Inhalte des Vortrags vertieft, allerdings aufgrund des begrenzten Rahmens der Arbeit auf den Themenbereich des „fächerübergreifenden Unterrichts“ beschränkt. Der erste Teil der Arbeit setzt sich mit der Entstehung und den Inhalten dieser Unterrichtsform auseinander, wobei diese Themen jeweils nur kurz angerissen werden können. Darauf aufbauend erfolgt im zweiten Teil die Darstellung einer möglichen Anwendung für den Musikunterricht am Beispiel des Projekts „Andere Länder – andere Sitten“.

2. Theoretische Aspekte des fächerübergreifenden Unterrichts

2.1. Seine Geschichte im Bereich der Musik

Im Blick auf die Musik fand, in Verbindung mit den Grundgedanken der musischen Bewegung, schon zu Beginn des 20. Jahrhunderts eine Diskussion über fächerübergreifenden Unterricht statt. Seine konkrete Umsetzung fand er jedoch nur selten wirklich im Rahmen des Unterrichts, sondern eher in Schulaufführungen außerhalb der Unterrichtszeit. Hier wurden die Bereiche Musik, Kunst, Sprache und szenische Darstellung miteinander vereint.[2] In den 20er Jahren traten dann verstärkt Bemühungen auf, das Prinzip des fächerübergreifenden Unterrichts im „Gesamtunterricht“ zu verwirklichen. Hierbei dürfen die Schüler entscheiden, „was und wie lange etwas behandelt werden soll“ und „die Fächergrenzen werden aufgehoben“[3]. Seit den 1990er Jahren erlangte der fächerübergreifende Unterricht mehr und mehr an Bedeutung. Der traditionelle Fachunterricht stellte sich als eine zu enge und einseitige Unterrichtsform heraus, in welchem „die Erfahrungen, Fragen und Interessen der Schüler selten berücksichtigt“[4] wurden. Deshalb soll die thematische Orientierung des fächerübergreifenden Unterrichts nicht aus der Fachsystematik heraus entstehen, sondern sich an den Interessen der Schüler orientieren.[5] Vor allem der gymnasiale Bildungsplan in Baden-Württemberg von 1994 nahm in diesem Entwicklungsprozess eine Vorreiterrolle ein, indem er konkrete fächerübergreifende Themen vorgab:[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

2.2. Allgemeine Begriffsklärung

Ein Thema wird nicht mehr nur unter einer begrenzten fachlichen Perspektive, sondern unter der Beteiligung von mehreren Schulfächern oder auch gänzlich unabhängig von solchen bearbeitet. So könnte die grobe Definition von fächerübergreifendem Unterricht lauten. Allerdings gibt es viele Bezeichnungen für Unterricht, auf welche diese Definition zutrifft, wie zum Beispiel „fächerüberschreitend“, „fächerergänzend“, „ungefächert“ usw. Beate Forsbach, die sich seit langen Jahren in Theorie und Praxis mit dem fächerübergreifenden Musikunterricht auseinandersetzt, nimmt eine Tabelle[7] für die erste Einteilung zu Hilfe:

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Daraus ergibt sich folgende Definition für den fächerübergreifenden Unterricht:

Fächerübergreifender Unterricht meint eine Unterrichtsform, die gezielt die Grenzen einzelner Fachperspektiven überschreitet. Sie erweitert das System des Fachunterrichts und richtet sich gegen den alleinigen Fachunterricht, ohne diesen auflösen zu wollen. Fächerübergreifender Unterricht ist eine Ergänzung des Fachunterrichts. Er setzt diesen voraus und führt wieder dahin zurück.“[8]

Oftmals versteht ein Lehrer seinen Unterricht fälschlicherweise schon als fächerübergreifend, wenn er Aspekte seines Zweitfaches oder laienhaft Inhalte aus anderen Fachgebieten, von denen er oberflächliche Kenntnisse besitzt, in den Unterricht integriert.[9] Dem entgegengesetzt beschreibt Angelika Wolters den fächerübergreifenden Unterricht als die „besondere[…] didaktisch-methodische[…] Großform […], die spezifischen personellen und organisatorischen Rahmenbedingungen unterliegt.“[10]

Diese Unterrichtsform soll aber noch genauer definiert werden. Wirklich verständlich wird die einzelne Bezeichnung erst in der Abgrenzung zu anderen, ähnlichen Begriffen. Da gibt es zum einen den fachbezogenen bzw. fachübergreifenden Unterricht als methodische Möglichkeit, worunter man die Einbeziehung nicht speziell fachlicher Elemente versteht, wie zum Beispiel Bilder, Bewegungen oder Spiele. Der fachübergreifende Unterricht dagegen integriert konkrete Aspekte anderer Fächer in den eigenen Fachunterricht. Ein fächerverbindender Unterricht wiederum basiert auf einem Thema mit verschiedenen fachlichen Gesichtspunkten, welches in mehreren Fächern zeitgleich behandelt wird. Hier erfolgt die Herstellung von Querverweisen und Bezügen zwischen den einzelnen fachlichen Aspekten. Der fächerübergreifende Unterricht unterscheidet sich von letzterem nur in der Hinsicht, dass hier ein nicht fachspezifisches Thema untersucht wird. Auch bei dieser Form des Unterrichts beteiligen sich mehrere Fächer. Die Themen orientieren sich an allgemein gültigen Erfahrungen des Menschen und Schlüsselproblematiken, können jedoch auch vom Fach unabhängige Lerntechniken und Arbeitsweisen beinhalten.[11] Da das übergeordnete Thema für den Praxisteil der vorliegenden Arbeit „Andere Länder – andere Sitten“ lautet, liegt der Schwerpunkt auf der Form des fächerübergreifenden Unterrichts.

2.3. Gründe für fächerübergreifenden Unterricht

Ludwig Duncker und Walter Popp verstehen den fächerübergreifenden Unterricht als „Suchbewegungen, in denen die Gliederungen und Ordnungen schulischen Lernens neu erprobt […] werden“[12]. Er soll den Raum für eine Weiterentwicklung der Schule öffnen und für bisher nicht bedachte oder sogar vernachlässigte Fragen, Inhalte und Formen des Lernens erweitern. Allerdings soll der fächerübergreifende Unterricht keine komplette Abwendung vom Fachunterricht, sondern eher eine parallel dazu neu zu erschließende Form schulischen Lernens darstellen, die in Bezug auf gesellschaftliche Ansprüche und die Interessen der beteiligten Schüler und Lehrer mehr Flexibilität mit sich bringt und damit dem Bildungsanspruch besser gerecht werden kann.[13] Aktuelle Strukturen der Gesellschaft, wie zum Beispiel das Aufbrechen von Traditionen, eine durch Überspezialisierung hervorgerufene Unübersichtlichkeit und Unsicherheit, Globalisierungsprozesse, eine zunehmende Komplexität usw. fordern solch eine größere Beweglichkeit vom Schulsystem.[14] Die großen Probleme der Gesellschaft (Umweltschutz, Technologiefolgen, Friedenssicherung usw.) sind zu komplex, als dass deren Lösungen durch eine einzige Spezialdisziplin gefunden werden könnte. „Was wir brauchen, ist eine neue Interdisziplinarität, ein Bewußtsein dafür, daß wir auch als Spezialisten Teil einer rationalen Gesamtkultur sind.“[15] Eine größere Vernetzung der Schulfächer im Rahmen von fächerübergreifendem Unterricht stellt eine logische und sinnvolle Reaktion auf diese Entwicklung dar.

2.4. Ziele und Elemente von fächerübergreifendem Unterricht

Wie schon oben beschrieben, können die einzelnen Unterrichtsfächer nur einen begrenzten Teil zu der von einer schulischen Ausbildung geforderten Allgemeinbildung beitragen. Demnach entstehen die Ziele fächerübergreifenden Unterrichts aus den Defiziten der aktuellen Aufteilung des Wissens in Fachunterricht. „Statt isolierter fachlicher Leistungen sollen Überblick, Orientierung und Einsicht in strukturelle Zusammenhänge angestrebt werden.“[16] Nicht die Zielvorstellungen der einzelnen Fächer stehen im Mittelpunkt, sondern die Interessen der Schüler. Wilhelm H. Peterßen beschreibt dies als „Primat des Pädagogischen vor dem Fachlichen“[17]. Es ist eine Unterordnung der am fächerübergreifenden Unterricht beteiligten Fächer unter pädagogische Ziele, wie zum Beispiel Humanisierung und Demokratisierung, erforderlich.

Die bei Forsbach ausführlich erläuterten Zielvorstellungen von fächerübergreifendem Unterricht seien aufgrund des begrenzten Rahmens dieser Arbeit hier nur schlagwortartig dargestellt:[18]

[...]


[1] Der Kürze halber werden die männlichen Personenbezeichnungen als Synonyma für die männliche und weibliche Person verwendet.

[2] Vgl. Dethlefs, S. 4.

[3] Ebd.

[4] Forsbach 2008, S. 17.

[5] Vgl. a.a.O., S. 18.

[6] Vgl. Ministerium für Kultus und Sport; Gymnasium und Kursstufe. In der Tabelle werden nur diejenigen Themen erwähnt, die in Verbindung mit dem Fach Musik angeführt werden. Der Bildungsplan von Baden-Württemberg zählt die Themen zwar für die Variante des fächerverbindenden Unterrichts auf, sie verstehen sich im Rahmen dieser Arbeit jedoch gleichzeitig als Themenbeispiele für fächerübergreifenden Unterricht.

[7] Forsbach 2008, S. 20.

[8] Ebd.

[9] Vgl. Gies, S. 49.

[10] Wolters, S. 98; zitiert nach Breitweg, S. 152.

[11] Vgl. Forsbach 2008, S. 22.

[12] Duncker/Popp 1998, S. 7. Gies führt an, dass sich Schüler oftmals lieber im vertrauten Rahmen des traditionellen Fächerkanons bewegen, da auf diese Weise das von ihnen verlangte Wissen klar in Teilbereiche abgegrenzt ist und Erfolg bzw. Niederlage (gleichzusetzen mit guten/schlechten Noten) besser einschätzbar sind. Vgl. Gies, S. 50. Demnach muss im Zuge der Einführung fächerübergreifenden Unterrichts auch ein alternatives Bewertungssystem erarbeitet werden. Dazu siehe u.a. Forsbach 2010, S. 128-135.

[13] Vgl. Duncker/Popp 1998, S. 7; Staatsinstitut, S. 11.

[14] Vgl. Duncker/Popp 1997, S. 8

[15] Gudjons, S. 10. Weitere Gründe für fächerübergreifenden Unterricht liefert Dethlefs-Forsbach, S. 121-156.

[16] Forsbach 2008, S. 25.

[17] Peterßen, S. 59-60; zitiert nach Forsbach 2008, S. 26.

[18] Eine ausführlichere Beschreibung der Zielvorstellungen von fächerübergreifendem Unterricht findet sich in Forsbach 2008, S. 26-28.

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Details

Titel
Polyästhetik und des fächerübergreifenden Unterrichts
Untertitel
Das Projekt „Andere Länder – andere Sitten“
Hochschule
Universität Potsdam
Note
2,0
Autor
Jahr
2012
Seiten
22
Katalognummer
V212099
ISBN (eBook)
9783656399131
ISBN (Buch)
9783656399391
Dateigröße
528 KB
Sprache
Deutsch
Anmerkungen
Schlagworte
fächerübergreifender, unterricht, beispiel, projekts, andere, länder, sitten
Arbeit zitieren
Anne-Christin Schilke (Autor:in), 2012, Polyästhetik und des fächerübergreifenden Unterrichts, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212099

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