Juristen als Journalisten


Seminararbeit, 2004

52 Seiten


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

A. Einleitung

I. Warum Jura ? – Warum Journalismus ?
1.) Warum Jura ?
2.) Warum Journalismus ?
3.) Würden Sie nochmals diesen Weg gehen?

II. Fähigkeiten eines Juristen für den Journalistenberuf

III. Überschneidungen in der Praxis

IV. Ein Widerspruch in der Sprache ?

V. Wege in die Medien-Wege in den Medien
1.)Gerichtsreporter
2.) Juristen als Polit-Journalisten
3.) Juristen in Fernsehen und Rundfunk
4.) Fachfremde „Juristenjournalisten“
5.) „Juristenjournalisten“ als Medienmanager

VI. Juristische Medienkarrieren - eine Auswahl
1.) Claus Kleber
2.) Wolf von Lojewski
3.) Alfred Biolek
4.) Butz Peters
5.) Bodo Hugo Hauser
6.) Ulrich Wickert
7.) Herbert Riehl-Heyse
8.) Stefan Ulrich
9.) Annette Ramelsberger
10.) Roderich Reifenrath
11.) Heribert Prantl

B. Resümee

A. Einleitung

Die Geschichte der Juristen, die als Journalisten arbeiteten, ist beinahe solang wie die der „Dichterjuristen“: Berühmte Persönlichkeiten wie Kurt Tucholsky, Theodor Fontane, Heinrich Heine, Karl Marx, Sebastian Haffner, Ludwig Börne (den die „Süddeutsche Zeitung“ zum Erfinder des politischen Journalismus´ kürt[1]), der NS-Gegner und Ossietzky- Anwalt Rudolf Olden, Friedrich Grimm, Karl Kraus und der Begründer des Zionismus-Gedanken Theodor Herzl – sie alle zählen zu den „Juristenjournalisten“.

Dennoch wurden bislang wenig wissenschaftliche Versuche zur Untersuchung dieses Themengebiets unternommen. Bei den Recherchen zu dieser Arbeit habe ich das vielleicht älteste journalistische Stilmittel angewandt: das Interview. Dies war nicht nur aufgrund der dünnen Quellenlage notwendig, sondern ebenso thematisch bedingt. Die Arbeit hat einen Schwerpunkt in der Darstellung und Untersuchung verschiedener Medienkarrieren im Journalismus, einen anderen in der Beschäftigung mit der Frage: Was unterscheidet Juristen von Journalisten, und was haben sie gemein ?

I. Warum Jura ? – Warum Journalismus ?

Jura und Journalismus – die Gegensätze könnten oberflächlich betrachtet kaum größer sein. Die Motive für einen Juristen, der mehrere Jahre mit dem durchaus schwierigen Studium verbracht hat, in den Journalismus zu gehen, sind höchst unterschiedlich. Das gleiche gilt für den – späteren Journalisten - , der das rechtswissenschaftliche Studium beginnt.

1.) Warum Jura ?

Für Jo Pohl aus der Redaktion „Gesellschafts- und Bildungspolitik“ beim „ZDF“ war es „die Vorstellung von (einer) interessanten Materie, die im Gegensatz zu Naturwissenschaften oder Medizin zunächst keine spezifische Neigung erfordert“, die ihn zu der Aufnahme des Studiums bewog. Hinzugekommen sei die Erwartung, „als Jurist viele Berufsmöglichkeiten zu haben und zu einem späteren Zeitpunkt noch Weichen stellen zu können.“[2]

Die vermeintlich guten Berufsperspektiven als Jurist schienen auch für die Eltern von Peter Schiwy, dem späteren Intendanten des „Norddeutschen Rundfunks“ und des „Rias“, der Entscheidungsgrund gewesen zu sein, denn sie entschieden – ähnlich wie bei Bodo H. Hauser („ZDF“)[3], wo es der Vater war - über die Wahl der Fachrichtung. Demnach sei der Journalismus nichts Seriöses, Jura allerdings schon.[4]

Jost-Müller-Neuhof, Redakteur im Politik-Ressort des „Tagesspiegels“, begründet seine Entscheidung, sich nach Abitur und Zivildienst, der Juristerei zu widmen so: „Recht ist die Schlüsselsprache demokratischer Herrschaftsformen. Die wollte ich lernen.“ Außerdem habe ihn „der Zwang zu (sprachlicher und logischer) Exaktheit gereizt und die Faszination daran, dass es jeweils auch für die Gegenseite eine Menge guter Argumente geben kann.“[5]

Das Interesse von Jörn Kabisch, 32-jähriger Journalist der „tageszeitung“ („taz“), nach dem Abitur an der Rechtswissenschaft war allerdings eher pragmatisch, und damit ähnlich gelagert wie bei dem Gerichtsreporter des „Hamburger Abendblattes“ Ralf Nehmzow.[6] Zunächst bewarb Kabisch sich für mehrere Journalismus-Studiengänge. Erst nachdem er überall Absagen erhielt, sollte ein „klassische Studium“ folgen. Kabisch wollte bereits damals ein „Universalstudium“ nur mit dem Hintergedanken einer späteren journalistischen Karriere beginnen. Er habe sich wenig über die Ausbildung informiert, wie er selbst sagt, und gerade deshalb sei er von ihrem Schwierigkeitsgrad, aber auch von der Vielfältigkeit dieses „Gesellschaftsfaches“ überrascht worden.[7]

Jörn Kabisch´ Kollegin bei der „tageszeitung“, Ulrike Winkelmann, traf ihre Entscheidung zum Jura-Studium weniger aus pragmatischen, als aus idealistischen Erwägungen. So habe sie damals „die Welt retten wollen“, zum Beispiel, „indem ich entweder amnesty-international- Juristin werde oder direkt zur UN gehe oder aber als Richterin neu definiere, was Schuld und was Sühne zu sein hat.“[8]

Idealistisch geprägt war auch die Wahl von Christian Semler. „Ich wollte berühmten Vorbildern nacheifern und als Anwalt den ArbeiterInnen zur Seite stehen“, sagt der „taz“- Redakteur.[9]

Wolfgang Metzner, Wirtschaftsredakteur beim Hamburger Nachrichtenmagazin „Stern“, entschied sich hingegen nach einem Besuch in einer Jura- Vorlesung spontan, denn das was er hörte sei ihm „sehr konkret und lebensnah“ vorgekommen. Die Tatsache, dass er ursprünglich im „Kulturteil einer Zeitung“ arbeiten wollte, brachte ihn nicht ab von der Entscheidung, Rechtswissenschaften (in Berlin und München) zu studieren.[10]

Ein Journalist, dessen juristischer Hintergrund weitreichend bekannt ist, ist Bernhard Töpper, der Leiter der Redaktion „Recht und Justiz“ beim „ZDF“. Töpper wollte sich mit seiner Studienwahl alles offen halten. Ihm sei klar gewesen, dass ihm nach einem erfolgreichen Abschluss „quasi zwei Standbeine“ für die spätere Berufswahl zu Verfügung stehen würden: „Der Weg in die klassischen juristischen Berufe (Rechtsanwalt, Verwaltung, etc.) und der Weg in den Journalismus.“ Die sei auch der Grund gewesen warum er im Nebenfach Publizistik studierte.[11]

Vom Studienfach Publizistik wurde Fatina Keilani vom „Tagesspiegel“ allerdings gleich abgeraten. Vor dem Abitur 1988 hörte sich die heute 35-Jährige bei Journalisten um, „wie man das wird“, denn bereits mit 14 Jahren sei für sie klar gewesen, dass sie in die Medien wollte. Eigentlich habe ihr damaliges Interesse eher der Literatur gegolten; studieren habe sie das jedoch nicht mögen. „Ich hörte mich an der Uni um und gewann den Eindruck, dass Jura grässlich, aber nützlich ist. Und nahm entsprechend die Maso-Route.“[12]

Fatina Keilani absolvierte ebenso wie ihre Kollegin Elke Bohl von der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ („F.A.Z.“) eine Ausbildung. Elke Bohl lernte zunächst bei einer Bank und nahm dann das juristische Studium auf („Damals habe ich noch erwogen, nach dem Studium in die Bank zurückzukehren.“). „Juristische Fragen aller Art“ habe sie bereits „sehr spannend“ gefunden“. Und auch die juristische Denkweise – „alles so schön logisch“ – habe sie damals fasziniert und zu der Entscheidung gebracht.[13]

Reinhard Müller („F.A.Z“.) hat das eigene „Interesse an politischen und rechtlichen Fragen, das in der Oberstufe und im Rechtsunterricht der Bundeswehr geweckt wurde“ zum Jura-Studium bewogen.[14]

Dietmar Hipp, Korrespondent des Nachrichtenmagazins „Spiegel“ in Karlsruhe, zuständig für das dortige Bundesfassungsgericht sowie rechtspolitische Themen, startete seiner Karriere 1990 zunächst mit einem Diplom-Studium an der Deutschen Journalistenschule in München, bevor er ab 1992 sich für Jura immatrikulierte. Nach seinem ersten Staatsexamen 1998/1999 – und einem Journalistik-Diplom 1996 (Abschlussarbeit Politik) – wechselte Hipp im März 1999 zum „Spiegel“ nach Hamburg, ehe er am 1. Juni 2000 seine heutige Position in Karlsruhe besetzte. „Seit jeher“ habe ihn „ein starkes Interesse an Fragen von Recht und Gerechtigkeit, genährt von einem starken Gerechtigkeitsdenken (ein prägender Text: Böll, ´Die Waage des Baleks`)“ getrieben. Trotz „gewisser Vorbehalte gegenüber juristischen Berufen“ entschied sich Hipp, der sich schon auf der Journalistenschule mit Vorliebe Themen wie Rundfunkrecht, Berufsethik und (in der Diplom-Arbeit) dem Wahlrecht widmete.

„Die wohl entscheidende Erfahrung“ sei allerdings ein Praktikum beim „Hamburger Abendblatt“ im Jahre 1992 gewesen: „Dort merkte ich, dass die meisten meiner Themen mehr oder weniger starke rechtliche Aspekte hatten; ich merkte, dass diese Fragen, soweit sie die Besonderheiten des jeweiligen Falles oder Themas betrafen, zwar im Rahmen der journalistischen Recherche geklärt werden konnten, stets aber ein gewisses Grundverständnis voraussetzten, das allein durch die jeweils aktuelle Recherche nicht oder nur schwer zu erlangen war. Zudem hatte ich das Gefühl, zumeist von Erklärungen, Einschätzungen und Bewertungen anderer abhängig und relativ ratlos widersprüchlichen Standpunkten ausgesetzt zu sein; ich wollte aber solche Streitfragen selbst bewerten und mir ein eigenes Urteil bilden können.“ Weiterhin habe auch das Bedürfnis, sich bei der Berufswahl abzusichern, eine große Rolle gespielt: „Zum einen, durch die Spezialisierung mit Jura eine gewisse berufliche Sicherheit im Journalismus zu erreichen (wie ein erfahrener HA-Redakteur mir nahelegte: Fachleute könne man nicht so leicht entlassen wie Generalisten), zum anderen ein zweites Standbein neben dem Journalismus zu haben,“ erklärt Dietmar Hipp.[15]

2.) Warum Journalismus ?

Warum entscheidet sich jemand nach acht, zehn oder gar mehr Semestern des rechtswissenschaftlichen Studiums für einen völlig anderen Beruf? Die Berufsaussichten sind in beiden Sparten gegenwärtig eher schlecht. In den ersten Jahrzehnten der bundesrepublikanischen Nachkriegsgeschichte galt der Beruf des Juristen in Gegenüberstellung als deutlich krisenfester[16], was umso mehr über die Abkehr von der Rechtswissenschaft rätseln lässt, gerade wenn jemand wie zum Beispiel Heribert Prantl, der sich als Staatsanwalt und Richter in fester und sicherer Beamtenposition wähnte, in den vermeintlich unsicheren Beruf des Journalisten wechselt.[17]

Christian Rath, zuständiger Redakteur für Recht und Justiz bei der „taz“, hat schon vor dem Studium auf lokaler Ebene journalistisch gearbeitet. Während des Studiums (1987- 1989 an der FU Berlin, 1989-1993 in Freiburg) schrieb er ehrenamtlich für die links-alternative Rechtszeitschrift „Forum Recht“, später bis zum Ersten Staatsexamen Gerichtsreportagen für die „Badische Zeitung“, was Rath, der im Jahr 2000 promovierte, allerdings „zu langweilig“ vorkam. Er verzichtete auf ein Referendariat und machte bei der „Deutschen Presse Agentur“ („dpa“) in Karlsruhe ein Praktikum. Anschließend begann er für die „taz“ und die „Badische Zeitung“ über rechtspolitische Themen zu schreiben.[18]

Raths Redaktionskollege Jörn Kabisch entschied sich bereits sehr früh für den Journalismus. Im Alter von 15 Jahren traf er bei einer Veranstaltung des Münchener Arbeitsamtes einen „namhaften Journalisten“, der gesagt habe: Wer Journalist werden will, muss sich dafür richtig entscheiden und nachhaltig für den Berufswunsch arbeiten. „Beim Verlassen des Saals bin ich diesem Rat gefolgt. Ich hatte gerade meinen ersten Text in der Lokalausgabe des `Münchener Merkurs` veröffentlicht“, schildert Kabisch die ausschlaggebende Situation. Ebenso wie Christian Rath verzichtete Jörn Kabisch auf den Versuch, das Zweite Staatsexamen anzustreben und nahm stattdessen ein Volontariat auf. Doch Jura sei für ihn immer noch „ein Notnagel (gewesen), falls ich kein Bein in den Journalismus hineinbringe.“ Deswegen habe er auch den Antrag auf einen Referendariatsplatz zweieinhalb Jahre aufrecht gehalten.[19]
Jost-Müller Neuhof vom „Tagesspiegel“, der an der Freien Universität Berlin einen Lehrauftrag zum Thema „Rechtskommunikation“ innehat, entschied sich ebenfalls früh für den Beruf in den Medien, „ohne jedoch andere Berufsoptionen ganz auszuschließen.“ Den Ausschlag habe „immer die Freude am schreiben (und veröffentlichen), etwa bei der Schülerzeitung“ gespielt.[20]

Fatina Keilani (ebenfalls „Tagesspiegel“) entdeckte ihre Passion auch bei der Arbeit für die Schülerzeitung. Ihre Kolumnen hätten ihr bereits damals – mit 14 entschied sie sich für den Journalismus – gezeigt, „dass man damit Debatten anschieben und was verändern kann. Außerdem habe ihr „die Aussicht, immer wieder was neues machen zu können“, gefallen.[21]

“Ich wollte keinen der klassischen juristischen Berufe ergreifen, und das Schreiben hat mich immer schon begeistert, auch wenn ich niemals freier Mitarbeiter bei irgendeiner Zeitung war“, begründet Elke Bohl („F.A.Z.“) ihre Entscheidung.[22]

Bereits nach dem Abitur in Berlin-Zehlendorf traf der 1947 geborene Wolfgang Metzner („Stern“) seine Wahl pro Journalismus. Er glaubte den Beruf mit der Aufnahme des Studiums der Germanistik, Publizistik und Theaterwissenschaften am ehesten erreichen zu können, doch bereits nach dem zweitem Semester sattelte Metzner auf die Rechtswissenschaft um. Nach dem Zweiten Staatsexamen bewarb er sich beim Berliner „Tagesspiegel“ für eine Stelle in der Redaktion „Recht“. Wenige Tage zuvor war der damalige Gerichtsberichterstatter gestorben, so dass Wolfgang Metzner prompt diese Position besetzen konnte.[23]

Reinhard Müller („F.A.Z“.) zögerte zunächst mit dem Schritt in den Journalismus. Es habe einige Gespräche mit Redaktionen bedurft, ehe er dann nach einigen „ersten spannenden Arbeitswochen“ bei einer Zeitung die Entscheidung dazu traf, „aus einem lebendigen Interesse am politischen Geschehen und an Sprache heraus.“[24]

Peter Schiwy, der heute an der Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer lehrt und einst Intendant des Berliner Senders „Rias“ sowie des „Norddeutschen Rundfunks“ war, gibt „Neugier“ an, die ihn im Alter von 20 Jahren festlegen ließ.[25]

Tagesthemen-Moderator Ulrich Wickert beschränkt sich bei der Beantwortung der Frage, wann er sich für den Journalismus entschieden habe ohne weitere Erläuterung auf ein Wort: „Nie.“[26]

ZDF-Redakteur Jo Pohl war lange Zeit „unentschlossen“, welchen Beruf er denn nach den beiden Examina einschlagen solle. Nach der Arbeit in einer Anwaltskanzlei sei bei ihm „die subjektive Erkenntnis (gestiegen), dass die tägliche Welt der Amts- und Landesgerichte eine verdammt kleine Welt ist.“ Die Arbeit im Journalismus hingegen habe „in jeder Hinsicht Tore aufgestoßen“. Als Fachjournalist habe man zudem Zugang zu den „höchsten juristischen Ebenen“, begründet Pohl die Wahl.[27]

Pohls Kollege Bernhard Töpper entschied sich während seiner Referendariatszeit für einen Einstieg beim „ZDF“. Der damalige Leiter der Redaktion „Recht und Justiz“ in Wiesbaden habe ihm – nach dem ersten Semester absolvierte er dort zunächst eine Hospitanz – die Umwandlung seiner Stelle als „freier Mitarbeiter“ in die eines „festen freien Mitarbeiters“ offeriert. Prompt nach dem zweiten Examen nahm Bernhard Töpper dieses Angebot war und beteiligte sich am Aufbau der bekannten „ZDF“- Rechtsserie „Wie würden Sie entscheiden?“.[28]

Christian Semler moderierte bereits währen seines Studium in den 60er Jahren „eine kurzlebige Sendung im NDR“. Diesen Einstieg „in einen betont gesellschaftskritischen Journalismus“ gab Semler zugunsten seiner politischen Arbeit auf. Damals engagierte er sich zunächst im SDS und später in der „maoistischen Kommunistischen Partei Deutschlands“ (KPD), die 1980 aufgelöst wurde[29], so dass er sich fortan auf „das Studium ostmitteleuropäischer Länder“ stürzte, an Solidaritätsbewegungen dortiger demokratischen Oppositionsgruppen teilnahm sowie Aufsätze und editierte Bücher schrieb. Dies war der erste Einstieg bei der „taz“, „die am ehesten meiner politischen Orientierung entsprach.“ Seit 1989 arbeitet Christian Semler dort als einer der Osteuroparedakteure.[30]

Für Spiegel-Korrespondent Dietmar Hipp fiel die Entscheidung für den Journalismus noch vor der für die Rechtswissenschaft, „damals aus dem Gefühl heraus, sehr viele verschiedene Interessen zu haben, und keinem davon allein den Vorzug geben zu wollen. Da bot sich das Münchner Studium als relativ ´generalistisch` aufgebautes (sozial-) wissenschaftliches Studium an, mit der Möglichkeit, sich durch die Wahl eines ´Spezialfaches` (2. Nebenfach nach dem Vordiplom) einen eigenen Schwerpunkt zu suchen.“ Vor und während seines Studiums arbeitete Hipp bereits journalistisch: erst in der Schülerzeitung, später beim „Münchener Merkur“, der „Süddeutschen Zeitung“, während eines Praktikums beim „Midi Libre“ in Montpellier sowie beim Münchener Regionalfernsehen. Als Schüler habe er in Tübingen mit Freunden gar eine eigene „ambitionierte, leider aber kurzlebige Monatszeitung“ aufgebaut.[31]

Gegen Ende des Jura-Studiums habe Dietmar Hipp sich trotz der ganzen journalistischen Tätigkeit „zunehmend auch einen juristischen Beruf vorstellen (insb. auch den des Anwalts)“ können. „Ich wollte deshalb selbstverständlich auch ins Referendariat gehen – das Angebot des „Spiegel“ (zunächst natürlich die Möglichkeit, mich dort zu bewerben) kam dann gewissermaßen einfach dazwischen.“[32]

3.) Würden Sie nochmals diesen Weg gehen?

Erst Jurist, dann Journalist – ein sehr spezieller Weg. Doch würden die „Juristenjournalisten“ erneut diesen Weg gehen?

Peter Schiwy, Ulich Wickert, Reinhard Müller, Christian Rath, Elke Bohl, Wolfgang Metzner („Hat mir nicht geschadet“) sagen uneingeschränkt ja. Jost Müller-Neuhof würde es „erst recht nach der Ausbildungsreform“ tun. Auch „Tagesspiegel“- Kollegin Fatina Keilani würde sich – vor die gleiche Situation gestellt – erneut für die Rechtswissenschaft entscheiden, sagt aber auch, dass sie es „schlauer angehen“ würde.[33]

Gleiches gilt für Jo Pohl vom „ZDF“. Er würde allerdings „von Beginn an das Studium durch Praktika, freie Mitarbeitern, gezielte Zusatzqualifikationen, begleiten, um damit eine Ausrichtung auf das angestrebte Neigungsfeld aufzubauen, bevor man über 30 ist.“ Also nicht „einfach erst einmal nur Jurist werden wollen, wie es aber wohl weit verbreitet sein dürfte.[34]

Fernsehkollege Bernhard Töpper würde „in jedem Fall“ erneut Jura studieren, allerdings „heute aber einen Schwerpunkt meiner Ausbildung auf das Europarecht und das Völkerrecht legen, gern auch zwei Semester in den USA studieren.“[35]

„Unbedingt“ würde es auch Dietmar Hipp wieder so machen, „wahrscheinlich aber auch wieder Journalistik, und auch wieder in dieser Reihenfolge (obwohl die Journalistenschule und die Uni in München mittlerweile den umgekehrten Weg gehen).“ Schließlich habe ihm „das journalistische Sprachgefühl“ und die vorher „erworbene Fähigkeit zu wissenschaftlichem Arbeiten“ ihm „in Jura sehr geholfen – und auch die frühe Lebenserfahrung aus einem anderen Berufsfeld würde ich selbst als Jurist nicht missen wollen.“[36]

Ulrike Winkelmann antwortet auf die Frage unentschlossen. Ihre „Wut über konservative Professoren und Studierende“ habe sie schließlich von der Juristerei abkehren lassen. Wenn die Rahmenbedingungen heute anders seien, könne sie sich aber durchaus ein erneutes Jura-Studium vorstellen.[37]

[...]


[1] Seibt: „Druckfahnen er Freiheit“.

[2] Interview mit dem Verfasser.

[3] Vgl. unten „Bodo Hugo Hauser“.

[4] Interview mit dem Verfasser.

[5] Interview mit dem Verfasser.

[6] Interview mit dem Verfasser

[7] Interview mit dem Verfasser.

[8] Interview mit dem Verfasser.

[9] Interview mit dem Verfasser.

[10] Interview mit dem Verfasser.

[11] Interview mit dem Verfasser.

[12] Interview mit dem Verfasser.

[13] Interview mit dem Verfasser.

[14] Interview mit dem Verfasser.

[15] Interview mit em Verfasser.

[16] Bernardt, S. 47.

[17] Vgl. unten „Heribert Prantl“.

[18] Interview mit dem Verfasser

[19] Interview mit dem Verfasser.

[20] Interview mit dem Verfasser.

[21] Interview mit dem Verfasser.

[22] Interview mit dem Verfasser.

[23] Interview mit dem Verfasser.

[24] Interview mit dem Verfasser.

[25] Interview mit dem Verfasser.

[26] Interview mit dem Verfasser.

[27] Interview mit dem Verfasser.

[28] Interview mit dem Verfasser.

[29] „Christian Semler“

[30] Interview mit dem Verfasser.

[31] Interview mit dem Verfasser.

[32] Interview mit dem Verfasser.

[33] Interviews mit dem Verfasser.

[34] Interview mit dem Verfasser.

[35] Interview mit dem Verfasser.

[36] Interview mit dem Verfasser.

[37] Interview mit dem Verfasser.

Ende der Leseprobe aus 52 Seiten

Details

Titel
Juristen als Journalisten
Hochschule
Christian-Albrechts-Universität Kiel  (Lehrstuhl für Bürgerliches Recht, Römisches Recht, Europäische Privatrechtsgeschichte der Neuzeit und Rechtsvergleichung)
Autor
Jahr
2004
Seiten
52
Katalognummer
V21226
ISBN (eBook)
9783638248921
ISBN (Buch)
9783638701082
Dateigröße
550 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
Juristen, Journalisten
Arbeit zitieren
Christian Wiermer (Autor:in), 2004, Juristen als Journalisten, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21226

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Titel: Juristen als Journalisten



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