Dieser Arbeit liegt die Motivation zu Grunde, Antworten zu finden. Antworten auf Fragen wie: Warum nehmen sich Menschen, insbesondere junge Menschen freiwillig das Leben? Warum empfinden sie solch eine große Leere? Warum glauben sie, ihr Leben sei sinnlos? Wie entsteht dieser „Weltschmerz“?
Ich möchte einen Blick darauf werfen, wie wir als Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen in unserem privaten und beruflichen Alltag damit umgehen können. Die vorliegende Arbeit wird aufgrund ihrer Kürze nur einen kurzen Überblick über Merkmale der Suizidalität und Interventionsmöglichkeiten geben.
Zu Beginn möchte ich den Suizidbegriff klären, einige Zahlen nennen und auf die Erkennbarkeit suizidaler Absichten eingehen. Ich werde Vorurteile und in der Praxis häufig gemachte Fehler benennen. In einem Kapitel möchte ich den Blick speziell auf suizidale Kinder und Jugendliche richten. Am Schluß werde ich ausgewählte Strategien im Umgang mit suizidalen Menschen beschreiben, von denen ich glaube, daß sie auch ohne therapeutische Ausbildung von Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen angewendet werden können. Ich werde auch nur den Begriff „Berater“ verwenden und nicht „Therapeut“.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Diagnostik
2.1 Definitionen
2.2 Zahlen
2.3 Risikoabschätzung
2.3.1 Zehn Signale für Selbsttötungsabsichten
2.3.2 Präsuizidales Syndrom
3 Mythen und Fehler
3.1 Lebensgefährliche Vorurteile
3.2 Übliche Fehler
4 Suizid bei Kindern und Jugendlichen
4.1 Allgemeine Anmerkungen
4.2 Besonderheiten bei suizidalen Jugendlichen
5 Strategien und Techniken im Umgang mit Suizidabsichten
6 Schlußbemerkungen
7 Literaturverzeichnis
8 Anhang
1 Einleitung
Dieser Arbeit liegt die Motivation zu Grunde, Antworten zu finden. Antworten auf Fragen wie: Warum nehmen sich Menschen, insbesondere junge Menschen freiwillig das Leben? Warum empfinden sie solch eine große Leere? Warum glauben sie, ihr Leben sei sinnlos? Wie entsteht dieser „Weltschmerz“?
Ich möchte einen Blick darauf werfen, wie wir als Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen in unserem privaten und beruflichen Alltag damit umgehen können. Die vorliegende Arbeit wird aufgrund ihrer Kürze nur einen kurzen Überblick über Merkmale der Suizidalität und Interventionsmöglichkeiten geben.
Zu Beginn möchte ich den Suizidbegriff klären, einige Zahlen nennen und auf die Erkennbarkeit suizidaler Absichten eingehen. Ich werde Vorurteile und in der Praxis häufig gemachte Fehler benennen. In einem Kapitel möchte ich den Blick speziell auf suizidale Kinder und Jugendliche richten. Am Schluß werde ich ausgewählte Strategien im Umgang mit suizidalen Menschen beschreiben, von denen ich glaube, daß sie auch ohne therapeutische Ausbildung von Sozialpädagogen und Sozialpädagoginnen angewendet werden können. Ich werde auch nur den Begriff „Berater“ verwenden und nicht „Therapeut“.
In den folgenden Kapiteln werde ich der Einfachkeit halber nur die Männlichkeitsform verwenden. Natürlich sind Männer und Frauen angesprochen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
2 Diagnostik
2.1 Definitionen
Selbsttötung
Unter Selbsttötung fassen wir Handlungen, die gegen das eigene Leben gerichtet sind und einen tödlichen Ausgang haben. Es kommt nicht darauf an, ob der Tod beabsichtigt wurde oder nicht. (Dorrmann 2002)
Nach dieser Definition gelten auch Menschen, die gedankenlos mit ihrem Leben spielen, zumindest als latent suizidgefährdet. (Beispiele: Geisterfahrer auf der Autobahn, Raser, nicht angeschnallte Autofahrer, Extremsportler, Diabetiker mit unregelmäßiger Insulineinnahme, Alkoholiker, Drogensüchtige…)
Selbstmordversuch
Der Selbstmordversuch ist ebenfalls eine gegen das eigene Leben gerichtete Handlung, jedoch ohne tödlichen Ausgang. (Hömmen 1989)
Bei Suiziden ist nicht erkennbar, ob derjenige wirklich sterben wollte, oder ob es ein verzweifelter Hilfeschrei sein sollte. Es wird mancher gerettet, der wirklich sterben wollte und wieder andere werden nicht gerettet, weil sie das Suizidmittel unterschätzen oder die Familie später als sonst nach Hause kommt, es aber doch nur ein Hilfeschrei sein sollte.
Selbsttötungsabsichten
Dies sind Verhaltensweisen oder Gedanken die aus der Sicht der Person zwangsläufig zum Tod führen oder die Gesundheit gefährden.
Die Definition beinhaltet beabsichtigte Selbsttötungsversuche, unbewußte Todessehnsüchte und Selbsttötung als Konsequenz selbstzerstörerischen Verhaltens. (Dorrmann 2002)
Synonyme für Selbstmord:
Suizid, Selbsttötung, Freitod
Ich werde im weiteren Verlauf den Begriff Suizid verwenden.
2.2 Zahlen
Laut Statistischen Bundesamt starben 1999 11157 Menschen durch Suizid und 7772 Menschen durch Verkehrsunfälle. Im Jahr 2000 starben 11065 Menschen durch Suizid und 7503 durch einen Unfall. 2001 waren es 11156 Suizidopfer und 6977 Verkehrsopfer. Es sterben beinahe doppelt so viele Menschen durch die eigene Hand als durch Verkehrsunfälle. Suizide werden im Kindes- und Jugendalter als zweithäufigste Todesursache angegeben. Die Suizidrate liegt bei Männern höher als bei Frauen. Allerdings unternehmen Mädchen und Frauen mehr Suizidversuche als Männer. Die Suizidrate variiert zwischen den alten und den neuen Bundesländern, als auch zwischen den Bundesländern. (Siehe Anhang)
(Statistisches Bundesamt 2003)
2.3 Risikoabschätzung
Bisher ist es nicht gelungen gefährdete Patienten mit Hilfe von Risiko - Fragebögen herauszufinden. Es gibt keine typische Persönlichkeitsstruktur bei suizidalen Menschen. (Lewinsky-Aurbach 1980)
Dorrmann benutzt in seiner Praxis einen Fragebogen zur Lebensgeschichte von Lazarus, einen allgemeinen Problemfragebogen und das Beck Depressionsinventar. Zusätzlich zieht er einen Fragebogen zur kontinuierlichen Erfassung des Erlebens und Verhaltens der Patienten, den er selbst entwickelte, zu Hilfe. (siehe Anhang)
2.3.1 Zehn Signale für Selbsttötungsabsichten
Dorrmann nennt zehn Zeichen, die einem Suizid vorausgehen können. Diese seien hier kurz dargestellt.
1. Unerträgliche psychische Schmerzen
Der psychische Druck unter dem der Klient steht, die physischen Schmerzen die er erleidet, können stark genug sein, dass er sein Leben beziehungsweise diese Situation so schnell wie möglich beenden möchte. Um dieser Situation entkommen zu können, sieht er den Suizid als einzige mögliche Lösung.
2. Frustrierte psychologische Bedürfnisse
Den meisten Suizidalen fehlt es an emotionaler Sicherheit, Vertrauen oder Freundschaft. Sie wollen geliebt werden, erhalten aber scheinbar nicht genug Liebe von ihren Nächsten.
3. Die Suche nach einer Lösung
Durch immer wieder fehlgeschlagene Anpassungsversuche oder Problemlösungsversuche erscheint der Suizid als einzige Lösung.
4. Der Versuch, das Bewußtsein zum Schweigen zu bringen
Dahinter steht der Wunsch die eigenen Gedanken, das Erleben auszublenden. Dies geschieht durch das Hören lauter Musik, dem Konsum von Drogen und/oder Alkohol oder einem extrem hohen Schlafbedürfnis.
5. Hilf- und Hoffnungslosigkeit
Die Grundlage hierfür sind oft Gefühle von Schuld, Scham, Verletztheit und Trauer. Hier liegt die wirkliche Ursache für den Suizid.
6. Einengung der Optionen
Suizidale neigen zu einem Alles-oder-nichts-Denken. Für sie gibt es nur zwei Möglichkeiten – die endgültige Lösung aller Probleme oder den Tod.
7. Ambivalenz
Klienten können unentschlossen sein zu handeln. Sie wollen Hilfe, aber sie wollen sie auch nicht.
8. Die Mitteilung der Absicht
Die Absicht des Suizides kann indirekt oder direkt mitgeteilt werden. Jemand fängt an, seine Angelegenheiten zu regeln, bricht Behandlungen ab oder gibt deutliche Suizidwarnungen.
9. Abschied
Für Klienten ist der Suizid oft eine Erlösung ihrer Qualen, die sie jeden Tag erleben müssen. Insofern hat der Tod nichts endgültiges, sondern er ist besser als das bisherige Leben. Sie nehmen Abschied von der hiesigen Welt und verkennen dabei, dass es sich um einen endgültigen Abschied handelt.
10. Problemlösungsmuster im bisherigen Leben
Viele Klienten versuchen ihre Probleme zu lösen, indem sie sich ihm mehrere Tage entziehen. Jedoch lassen sich durch Fluchtverhalten keine Probleme lösen.
Zusätzliche Hinweise sind drohende Kriminalisierung, Kriegs- und Foltererfahrungen, rassische, religiöse, politische Verfolgung, HIV Infektion, Erlebnisse sexueller Übergriffe oder sexuelle Gewalt.
(Dorrmann 2002)
Die Kriterien geben eine Hilfestellung zur subjektiven Einschätzung der Höhe des Suizidrisikos. Ein sofortiges darüber sprechen erleichtert es den Klienten diese Gedanken objektiver zu sehen.
Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung sind mitunter die wichtigsten Risikofaktoren, die bei suizidalen Klienten auftreten. Hoffnungslosigkeit und Verzweiflung begünstigen das Anhalten der Suizidalität. Hinzu kommt, dass diese Klienten zu einem Schwarz-Weiß-Denken tendieren. Es gibt entweder eine perfekte, radikale Lösung aller Probleme, oder es gibt keine Lösung. Da es keine perfekte und einfache Lösungen gibt, ist der einzige Weg diesem Dilemma zu entgehen, der Suizid. Das Fatale daran ist, dass viele Selbstmordgefährdete, vor allem Jugendliche, nicht sterben wollen. Sie wollen lediglich nicht auf die bisherige Art und Weise weiterleben. Wolfram Dorrmann bezeichnet in seinem Buch den Suizid als endgültige Lösung für ein vorübergehendes Problem.
Weitere Risikofaktoren, nach Specht und Schmidtke, sind depressive Verstimmung, Sucht, Einsamkeit, soziale Isolierung, Suizidhandlungen in der eigenen Lebensgeschichte und in der von Verwandten und Bekannten. (Specht und Schmidtke 1986)
Als Motive für Suizidhandlungen werden oft Partnerkonflikte, Familienprobleme, berufliche- und Schulschwierigkeiten, Kontaktschwierigkeiten und sexuelle Probleme genannt. Aber diese Motive sind nicht die wahren Gründe. Sie sind lediglich Auslöser, der Tropfen, der das Fass zum überlaufen bringt. (Hömmen 1989)
Ein erhöhtes Suizidrisiko kann in der Regel angenommen werden,
- wenn Suizidversuche mit immer härteren Methoden verübt werden,
- wenn Suizidabsichten nur gegenüber dritten Personen (dem Therapeut und nicht dem Partner) geäußert werden,
- wenn mißlungene Suizidversuche und Auto- Aggressionen vorliegen,
- wenn der Klient mehr Gründe für das Sterben als für das Leben nennt,
- wenn die Suizidgedanken zeitlich länger anhalten und immer öfter auftreten,
- wenn der Klient am Anfang oder Ende einer depressiven Phase steht,
- wenn der Klient von Schuldgefühlen berichtet,
- wenn die Methoden gut überlegt sind,
- wenn der Klient den Mut und die Fähigkeit hat, seinen Plan umzusetzen,
- wenn bereits Vorbereitungen getroffen wurden und der Klient seine Überlegungen gelassen schildert und rational begründet,
- wenn nach Suizidäußerungen eine ungewöhnliche Ruhe entsteht.
(Dorrmann 2002)
2.3.2 Präsuizidales Syndrom
Eine weitere Möglichkeit zur Erfassung suizidalen Verhaltens ist das Präsuizidale Syndrom. Der Klient erlebt sich situativ, dynamisch und zwischenmenschlich in seinen persönlichen Möglichkeiten eingeengt. Hervorgerufen wird die Einengung durch Lebensereignisse (so genannte Life events), eigenes Fehlverhalten oder mangelnde Fähigkeiten. Das affektive Erleben des suizidalen Klienten ist auf depressive Gefühle und Angst reduziert. Frustrationen und Aggressionen richten sie gegen die eigene Person. Auch Selbstmordphantasien sind Teil des Präsuizidalen Syndroms. Diese können noch vage aber auch schon äußerst konkret sein. (Dorrmann 2002 und Lexikon der Sozialen Arbeit 1997)
Zusammengefaßt hat das präsuizidale Syndrom folgende Merkmale:
- konkrete Vorstellungen wie ein Suizid durchzuführen wäre
- psychosomatische Störungen
- Suizidgedanken, - phantasien
- dysphorische Verstimmungen
(Löchel in Specht und Schmidtke 1986)
3 Mythen und Fehler
3.1 Lebensgefährliche Vorurteile
- Wer über Suizid spricht, tut es nicht.
Die Suizidforschung hat bewiesen, dass sowohl Suizide als auch Suizidversuche angekündigt werden. Der Suizidale macht auf sich und seine Probleme aufmerksam. Wenn er keine Antwort auf sein “rufen” bekommt, setzt er seinen Plan in die Tat um. Die Formulierungen der Hilferufe sind meist allgemein gehalten. Es kann leicht passieren, dass sie überhört werden. Jeder der Suizidabsichten äußert ist gefährdet. (Hömmen 1989)
Hilferufe können sein:
“Ich falle jedem zur Last.” – “Ich mache das nicht mehr mit.” – “Ich möchte, daß das alles aufhört.” – “Wenn ich mal nicht mehr (da) bin…” – “Mein ganzes Leben ist sinnlos gewesen.” – “Manchmal möchte ich nur noch schlafen.” – “Ich hasse dieses Leben.” – “Ich will einfach Ruhe haben, nichts mehr hören und sehen.” – “Leben Sie wohl” (statt “Auf Wiedersehen.”) (Dorrmann 2002, Seite 40)
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