Sucht und Familie. Kinder in Suchtfamilien


Hausarbeit, 2012

16 Seiten, Note: 1,5

Eva Brellek (Autor:in)


Leseprobe


Inhalt

1. Einleitung

2. Begriffsklärung

3. Entstehung von Suchtverhalten

4. Situation von Kindern in Suchtfamilien

5. Die Co-Abhängigkeit
5.1 Definition
5.2 Drei-Phasen-Modell der Co-Abhängigkeit
5.2.1 Erststadium: Beschützen und Erklären
5.2.2 Zweitstadium: Helfen und Kontrollieren
5.2.3 Drittstadium: Anklagen
5.2.4 Umgang mit der Co-Abhängigkeit
5.2.5 Zwischenfazit

6. Elterliche Suchterkrankungen: Unmittelbare und Mittelbare Effekte
6.1 Problemlösungsstrategien
6.2 Ressourcen der Kinder

7. Juristische Folgen der Sucht

Literatur

1. Einleitung

Suchtkrankheiten haben nicht nur Folgen für den Süchtigen selbst, vielmehr erfassen sie gesamte Familiensysteme, d. h. sämtliche Personen aus dem Umfeld des Süchtigen sind in unterschiedlicher Ausprägung betroffen.

Dabei erleben vor allem die Kinder suchtkranker Eltern eine „gravierende Beeinträchtigung und Gefährdung ihrer persönlichen Entwicklung. “[1]

Diese jungen Menschen sind ständigen Stimmungswechseln des abhängigen Elternteils ausgesetzt, und werden oftmals Zeuge von eskalierenden Auseinandersetzungen, Trennungen oder Trennungsdrohungen. Zudem sind sie nicht selten Opfer von psychischer sowie körperlicher Gewalt und Missbrauch.

Da die familiäre Situation unberechenbar ist und sie zudem in den meisten Fällen nach außen verheimlicht werden soll, kommt es zu einer Verunsicherung und Gefühlsunterdrückung aufseiten der Kinder

Die Resultate mannigfaltiger wissenschaftlicher Forschungsprojekte belegen, „dass Kinder, die diesen und weiteren familiäre Belastungsfaktoren ausgesetzt sind ein erhöhtes Risiko aufweisen selbst suchtkrank zu werden oder andere psychische Störungen zu entwickeln.“[2]

Ziel der vorliegenden Arbeit ist die Auseinandersetzung mit der Situation von Kindern in Suchtfamilien. Hierbei soll insbesondere auf die Fragen eingegangen werden, welche Rolle die Familie bei der Entstehung einer Sucht spielt und vor allem, wie es den Kindern in einer Suchtfamilie ergeht, welchen Risiken in Bezug auf eine gesunde Entwicklung sie ausgesetzt sind und wie man diese Kinder und ihre Familien unterstützen kann.

Desweiteren soll auf Möglichkeiten der Suchtberatung und -therapie eingegangen werden und geklärt werden, wie suchtvorbeugend in Familienstrukturen eingegriffen werden kann und welche Hilfs- und Präventionsmöglichkeiten es für die Kinder aus Suchtfamilien gibt.

Zuvor gilt es jedoch den Begriff Sucht zu klären.

2. Begriffsklärung

Zum Phänomen der Sucht existieren viele unterschiedliche Definitionen. Dem Manual Suchtprävention Hessen zufolge ist Sucht „das zwanghafte Verlangen nach bestimmten Substanzen oder Verhaltensweisen, die Missempfindungen vorübergehend lindern und erwünschte Empfindungen auslösen. Die Substanzen oder Verhaltensweisen werden konsumiert bzw. beibehalten, obwohl negative Konsequenzen für die betroffene Person und für andere damit verbunden sind.“[3]

Dabei kann die betroffene Person sowohl von bestimmten Substanzen als auch von Verhaltensweisen süchtig werden.

Zu erstgenannter Sucht gehört der Konsum von psychoaktiven Stoffen wie Alkohol,Tabak,Medikamenten,Heroin,Kokain, Cannabis,Ecstasy, Chrystal Meth usw.

Zu den suchtgesteuerten Verhaltensweisen können zählen übermäßiges und zwanghaftes Essen, Arbeiten, Glückspielen, Fernseh- und Internetkonsum u. a.

3. Entstehung von Suchtverhalten

Wiederum au das Manual Suchtprävention Hessen zurückgreifend kann zur Entwicklung von Suchtverhalten folgendes festgehalten werden. Bei diesem Phänomen handelt es sich um ein komplexes, vielschichtiges Geschehen. „Trotz unterschiedlicher wissenschaftlicher Erklärungsansätze besteht heute weitgehend Konsens darüber, dass die Entwicklung von Suchtverhalten nicht monokausal sondern multikausal ist und nicht linear verläuft, sondern sich in einem interaktiven Prozess entwickelt. Dieser Prozess der Suchtentwicklung umfasst unterschiedliche Phasen z.B. im Umgang mit psychoaktiven Substanzen.“[4]

Dabei gilt es zu beachten, dass es unterschiedliche Verhaltenskategorien gibt, welche zwar voneinander unterschieden werden können, deren Grenzen jedoch fließend sind. Diese Kategorien sind:

- Genuss
- Konsum
- Missbrauch
- Gewöhnung
- Abhängigkeit

Dabei gilt es zu beachten, dass diese Kategorien nicht zwingend aufeinander aufbauen. Suchtverhalten kann nicht generalisierend erklärt werden, vielmehr gilt es einen individualisierenden Ansatz zu verfolgen, da jedes
„seine eigene Geschichte (aufweist), in der individuelle und gesellschaftliche Faktoren, suchtmittelunspezifische und suchtmittelspezifische, ihre Bedeutung haben."

Das vor rund vier Dekaden entwickelte „3 M Modell“ von Kielholz und Ladewig illustriert den Umstand, dass es sich bei Sucht um ein mindestens dreigliedriges Zusammenspiel unterschiedlicher Faktoren handelt.

Diese Trias besteht aus dem Individuum, der jeweiligen Substanz und /oder Verhaltensweise sowie dem Umfeld. Jeder der genannten Faktoren sind wiederum andere auf die Sucht einflussnehmende Faktoren inhärent.

Der Kategorie Individuum wohnen folgende Faktoren inne: Alter, Geschlecht, Konstitution, frühkindlicher Erfahrungsraum, aktuelle Persönlichkeitsstruktur, Lebenskompetenz uvm.

Die Kategorie der Substanz lässt sich wiederum in die analytischen Subkategorien
des pharmakologischen Profils, der Effekte und Nebenwirkungen, der Dosis und Art der Applikation, der Verfügbarkeit, des Preises sowie der kulturellen Akzeptanz im jeweiligen Lebensraum zusammenfassen.

Die dritte Kategorie des sozialen Umfelds kann unterteilt werden in das
familiäre und das aus Bekanntschaften bestehenden Soziotop, die Kultur, die Gesellschaft und Gesetzgebung, Wirtschaftslage, Lebensqualität und Zukunftsperspektiven.

Bei der Entwicklung einer Abhängigkeitserkrankung handelt es sich stets um einen schleichenden Prozess. Dies gilt besonders beim Konsum legaler Stoffe wie Alkohol und Tabak.

4. Situation von Kindern in Suchtfamilien

Ein zentrales Merkmal von Suchtkrankheiten ist, dass sie nicht nur den Süchtigen selbst körperlich und geistig beeinflussen. Vielmehr tangieren sie auch das familiäre Umfeld des Süchtigen.

Insbesondere Kinder von Suchtkranken leiden mit – oftmals im Stillen.

Oftmals sind sich die Eltern der Auswirkungen ihrer Krankheit für die Psyche ihrer Kinder gewahr. Das Leben mit süchtigen Eltern manifestiert sich für Gewöhnlich in Form emotionaler sowie sozialer Defekte.

Charakteristisch für die Eltern – Kind – Beziehung sind wechselhafte Gemütszustände, welche Zuneigung und Angst, Miss- und Vertrauen, Dependenz und Zweifel aufweisen.

Ausschlaggebend für ist die Primärsozialisation für die Entfaltung der Persönlichkeit des Kindes. Dies ist in diesem Zusammenhang daher von integraler Bedeutung, weil Kinder in Suchtfamilien oftmals bereits von Geburt an in diesem defekten Familiengefüge aufwachsen. In solchen Fällen bildet die Sucht eines oder beider Elternteile die Kontextbedingung während der Sozialisation – eine Situation gegen die aufseiten der Kinder keine Möglichkeit des Selbstschutzes gegeben ist.

Für dieses Phänomen hat sich der Begriff des „Broken-Home“- Milieus etabliert. Kinder, die aus einem solchen Umfeld stammen, werden oftmals von Haus aus darauf konditioniert, die familiäre Problematik für sich zu behalten. Um dem – oftmals durch den Drogenkonsum in Paranoide abdriftenden – Wunsch der Eltern nach Vertuschung gerecht werden zu können, ist es Kindern aus Suchtfamilien häufig nicht möglich, ein gesundes Verhältnis zu anderen Kindern aufzubauen, da in den heimischen vier Wänden keine Möglichkeit eines Treffens gegeben ist, um die Suchtproblematik geheim halten zu können. Neben der Belastung von Kindesbeinen an die Unwahrheit sagen und denken zu müssen, gesellt sich meist noch ab einem bestimmten Zeitpunkt auch ein Gefühl der Beschämung hinsichtlich der eigenen „Sonderstellung“ innerhalb eines aus Mitschülern und Freunden bestehenden, zumeist weitestgehend intakten Sozialgefüges. Dies treibt diese Kinder nicht selten in die gesellschaftliche Isolation. Zudem sehen sie sich mit dem Dauerdruck konfrontiert, im familiären Umfeld mit teilweise unberechenbaren, unzuverlässigen und auch hilfsbedürftigen Familienmitgliedern konfrontiert zu sein - diesem dauerhaften Druck kann ein Kind nicht ohne weitreichende Folgen standhalten.

[...]


[1] http://www.dhs.de/arbeitsfelder/kinder-aus-suchtfamilien.html

[2] http://www.dhs.de/arbeitsfelder/kinder-aus-suchtfamilien.html

[3] HLS/Manual Suchtprävention Hessen 1/06.00

[4] HLS/Manual Suchtprävention Hessen 1/06.00

Ende der Leseprobe aus 16 Seiten

Details

Titel
Sucht und Familie. Kinder in Suchtfamilien
Hochschule
Fachhochschule Dortmund
Veranstaltung
Sucht und Drogen in der Gesellschaft
Note
1,5
Autor
Jahr
2012
Seiten
16
Katalognummer
V212425
ISBN (eBook)
9783656402459
ISBN (Buch)
9783656403814
Dateigröße
498 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
sucht und drogen
Arbeit zitieren
Eva Brellek (Autor:in), 2012, Sucht und Familie. Kinder in Suchtfamilien, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212425

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