1. Einleitung
„Worte können sein wie winzige Arsendosen: sie werden unbemerkt verschluckt, sie scheinen keine Wirkung zu tun, und nach einiger zeit ist die Giftwirkung doch da.“
Victor Klemperers Ausspruch aus seinem Werk „LTI – Notizbuch eines Philologen“ treffen den Kern der Wortbedeutungen, die im 20. Jahrhundert der Sprachgeschichte des Nationalsozialismus dem nationalsozialistischem Sprachstil und somit auch ihrem Vokabular zukamen, mit äußerster Deutlichkeit. Nichts wirkt mehr auf die Entwicklung und Veränderung einer Sprache, als sich neu formende Wörter, wandelnde Bedeutungen oder die Verwendung eines gewissen sprachlichen Ausdruckes, der in unterschiedlicher Anwendung Einfluss auf die Sprecher einer Sprache nimmt.
Betrachtet man die veröffentlichten Sprachgeschichten über die Entstehung bzw. Entwicklung der deutschen Sprache, so wird man sich sehr schnell ihrer Komplexität als auch ihrer Differenziertheit im Bezug auf die deutsche Sprache bewusst. Wo der Fokus der einer Sprachgeschichte liegt, ist bei einer Anderen ein völlig anderer Ansatz oder Schwerpunkt erkennbar.
Dies wird wird vor allem in der Darstellung der Sprache des Nationalsozialismus deutlich, denn hier gibt es eine rege Vielfalt an unterschiedlichen Forschungen und Ansatzschwerpunkten. Dennoch kann man die reinen Sprachgeschichten des Deutschen, die über die Gesamtheit der deutschen Sprachentwicklung schreiben, von den Einzelwerken, die auf festgelegte Teile der deutschen Sprachgeschichte Bezug nehmen, klar abgrenzen.
Neben dieser deutlichen Unterscheidung rückt jedoch die Schwierigkeit der Betrachtung der Sprachgeschichte des Nationalsozialismus in den Blickpunkt. Die Betrachtung konzentriert sich vor allem auf den Zeitpunkt der Sprachgeschichte des Nationalsozialismus, da eine klare Fixierung auf die Zeit ab der „Machtergreifung“ der Nationalsozialisten 1933 bis zum Ende des Nationalsozialismus 1945 nicht durchweg möglich ist, bzw. hier unterschiedliche Meinungen vertreten werden, ab wann man überhaupt von einer Sprache des Nationalsozialismus sprechen kann und ob und wie sich eine nationalsozialistische Sprache von der deutschen Sprache abgrenzt.
Aufbauend auf diese Problematik ist die zentrale Fragestellung dieser Arbeit auch ein Vergleich von ausgewählten Sprachgeschichten über die Sprache des Nationalsozialismus. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Sprachgeschichten des Nationalsozialismus
- Unterschiede in den Sprachgeschichten des Nationalsozialismus: ein Vergleich
- Sprachgeschichte des Nationalsozialismus bei Peter von Polenz
- Sprachgeschichte des Nationalsozialismus bei Werner Besch und Norbert R. Wolf
- Sprachgeschichte des Nationalsozialismus bei Wilhelm Schmidt
- Unterschiede in den Sprachgeschichten des Nationalsozialismus: ein Vergleich
- Nationalsozialistischer Sprachgebrauch: ein kurzer Exkurs in die Lexik
- „Blut und Boden"
- „liquidieren"
- Schluss
- Literaturverzeichnis
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit befasst sich mit der Sprache des Nationalsozialismus und analysiert verschiedene Sprachgeschichten, die sich mit diesem Thema auseinandersetzen. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die Sprache des Nationalsozialismus präsentierte, wie sie wirkte und ob man überhaupt von einer „Sprache des Nationalsozialismus" sprechen kann. Darüber hinaus wird ein kurzer Einblick in verschiedene prägende und bedeutsame Wörter des Nationalsozialismus gegeben.
- Vergleich verschiedener Sprachgeschichten zum Thema Nationalsozialismus
- Analyse der sprachlichen Besonderheiten des Nationalsozialismus
- Untersuchung des Bedeutungswandels von Wörtern im nationalsozialistischen Kontext
- Erläuterung der Rolle von Euphemismen und stilistischen Figuren
- Bewertung der Auswirkungen der Sprache des Nationalsozialismus auf die deutsche Sprache
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die zentrale Fragestellung der Arbeit vor und beleuchtet die Problematik der Abgrenzung einer „Sprache des Nationalsozialismus" von der deutschen Sprache. Kapitel 2 analysiert verschiedene Sprachgeschichten über die Sprache des Nationalsozialismus und vergleicht die Ansätze und Schwerpunkte der jeweiligen Autoren. Kapitel 3 widmet sich einem kurzen Exkurs in die Lexik des Nationalsozialismus und untersucht den Bedeutungswandel von Wörtern wie „Blut und Boden" und „liquidieren". Der Schluss fasst die zentralen Erkenntnisse der Arbeit zusammen und reflektiert die Auswirkungen der Sprache des Nationalsozialismus auf die deutsche Sprache.
Schlüsselwörter
Die Schlüsselwörter und Schwerpunktthemen des Textes umfassen die Sprache des Nationalsozialismus, Sprachgeschichte, Lexik, Bedeutungswandel, Euphemismen, Stilistik, Indoktrination, „Blut und Boden", „liquidieren" und die Auswirkungen der Sprache des Nationalsozialismus auf die deutsche Sprache.
- Quote paper
- Jennifer Spatz (Author), 2011, Sprachgeschichten des Nationalsozialismus - ein Vergleich, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/212486