Das Wort „debattieren“ leitet sich aus dem französischen Wort „débattre“ ab,
das übersetzt „streiten“, „verhandeln“ bedeutet und sich an das lateinische
„battuere“ für „schlagen“ anlehnt. Legt man die Definition des Worts als
Maßstab für die heutigen TV-Debatten im amerikanischen
Präsidentschaftswahlkampf an, hinkt der Vergleich, denn die televised events
(Hellweg u.a. 1992: 29) haben mit hitzigen Wortduellen häufig wenig zu tun:
2
“Cross-examination by candidates ... is a rare feature in presidential debates ...”
(Hellweg. u.a. 1992: 25).
Gegenstand der Darstellung in dieser Hausarbeit ist die Betrachtung der
einzelnen Präsidentschaftsdebatten und ihrer Formate. Die Ausarbeitung
basiert größtenteils auf amerikanischer Literatur, die sich meist auf die
Darstellung der Präsidentschaftsdebatten in ihrer Gesamtheit konzentriert. Ich
konnte keine Abhandlung finden, die sich ausschließlich mit den Formaten der
Debatten beschäftigt.
Der Schwerpunkt meiner Ausarbeitung liegt auf der Darstellung des Formats
der Debatten. Für mich stellte sich bei der Recherche die Frage, ob die
amerikanischen Wähler mit den gängigen Formaten der Debatten zufrieden
waren.
Das Vanishing Voter Project 1 gab in seinem Bericht an, dass die
Zuschauerzahlen bei den TV-Debatten seit 1960 – bis auf 1992, wo ein Anstieg
verzeichnet wurde – kontinuierlich gesunken sind. Dennoch erreichen die
Debatten Einschaltquoten, mit denen nur der Super Bowl oder die Oscar-
Verleihung konkurrieren können (vgl. Patterson 2000). Ich fragte mich, ob es
Zufall sei, dass 1992 erstmals das Format Town Hall Meeting gewählt wurde
und die Einschaltquoten wieder stiegen. Da aber zu diesem Thema keine
Literatur zu finden war, verallgemeinerte ich meine Frage, die nun lautet:
Inwiefern sollte das Format der amerikanischen TV-Debatten verändert
werden? [...]
1 Das Vanishing Voter Project an der Kennedy School of Government der Harvard University
wird von den Politikwissenschaftlern Marvin Kalb und Thomas E. Patterson geleitet. Durch Befragung von über 1000 Wählern im Wahlkampf 2000 sollte die Wählereinstellung
herausgefunden werden:
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Debattentradition
- Die Strategie des Schweigens
- Die "stump speeches"
- Die Strategie des Schweigens
- Präsidentschaftsdebatten
- Die sieben Rededuelle
- Live auf Sendung: Die erste ausgestrahlte Debatte (1948)
- Die Vorwahlkampf-Debatte von 1956
- TV-Debatten seit 1960
- Neues Terrain: Die erste TV-Debatte (1960)
- Der zweite Versuch
- Reagan vs. Anderson, Reagan vs. Carter
- Reagan vs. Mondale
- Die Kommission
- Die drei Kandidaten
- Die Präsidentschaftsdebatte 1996
- Die jüngste Debatte
- Die Formate
- Panels
- Single Moderator
- Town Hall Meeting
- Schluss
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Geschichte und den Formaten der amerikanischen Präsidentschaftsdebatten. Ziel ist es, die Entwicklung der Debattenformate von ihren Anfängen bis in die jüngste Vergangenheit zu beleuchten und die Frage zu untersuchen, inwiefern diese Formate den Bedürfnissen der amerikanischen Wähler entsprechen.
- Die Entwicklung der Debattentradition in den USA
- Die Bedeutung des Fernsehens im amerikanischen Wahlkampf
- Die verschiedenen Formate der Präsidentschaftsdebatten
- Die Frage nach der Relevanz der Debattenformate für die Wähler
- Mögliche Veränderungen und Optimierungen der Debattenformate
Zusammenfassung der Kapitel
Die Arbeit beginnt mit einer Einführung in das Thema und beleuchtet die historische Entwicklung der Debattentradition in den USA. Hierbei wird insbesondere die Strategie des Schweigens, die lange Zeit den Präsidentschaftskandidaten vorschrieb, beleuchtet. Im Anschluss daran werden die ersten Fernsehdebatten in den USA vorgestellt, wobei die sieben Rededuelle zwischen Stephen Douglas und Abraham Lincoln sowie die erste im Fernsehen ausgestrahlte Debatte zwischen Thomas Dewey und Harold Stassen im Jahr 1948 im Vordergrund stehen. Das Kapitel erörtert die Bedeutung des Fernsehens im amerikanischen Wahlkampf und beschreibt die Entwicklung der TV-Debatten seit 1960. Besondere Aufmerksamkeit wird dabei den Debatten zwischen Kennedy und Nixon sowie den späteren Debatten unter Einbezug von verschiedenen Formaten wie Panels, Single Moderator und Town Hall Meetings gewidmet.
Schlüsselwörter
Präsidentschaftsdebatten, TV-Debatten, Wahlkampfkommunikation, Debattenformate, Panels, Single Moderator, Town Hall Meeting, Amerikanische Politik, Fernsehmedien, Wählereinstellung, Strategie des Schweigens, Geschichte der Debatten, Debattentradition,
- Arbeit zitieren
- Nina Lüders (Autor:in), 2003, TV-Debatten im amerikanischen Präsidentschaftswahlkampf, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21293