Drei Viertel der Bevölkerung in Deutschland lebten um 1800 noch auf dem Land, um 1900
waren es noch 40%. Nach dem Krieg 1945 arbeiteten noch 25% in der Landwirtschaft 1 und
die Agrarwirtschaft bewältigt dies inzwischen mit 3% Anteil mit weiter sinkender Tendenz.
Seit 1800 sind riesige kulturauflösende Umbrüche im ländlichen Raum vonstatten gegangen.
Rudolf Bahro kritisiert, daß diese Prozesse nicht aufgefangen worden sind. Zentrale Aufgabe
wäre, heute den Bauern, die Bäuerin als Kulturfaktor auf dem Land wieder zu etablieren. Er
sieht, im kommenden Zeitalter der ökologischen Degradation werden wir auf dieses Kulturund
Wissensgut noch einmal zurückgreifen müssen. 2
Heute ist der moderne Bauer faktisch nur noch ein kleines Rädchen in einer gewaltigen
technokratischen Infrastruktur, die ohne besondere Gesetzgebung und massive Subventionen
nicht mehr auskommt. Früher waren der Bauer und die Bäuerin für fast alles zuständig, was
mit der Produktion, Verarbeitung und Verteilung von Nahrungsmitteln zusammenhing. Jetzt
ist der Bauer nicht viel mehr als Traktorfahrer, Giftsprüher und Ernteeinbringer.3
Die Agrarwirtschaft wurde in den vergangenen Jahrzehnten in eine Sackgasse manövriert.
Viele Politiker, Wissenschaftler, die EU und die Agrar- und Ernährungswirtschaft hatten
daran zentrale Schuld. Ein ganzes Entwicklungsmodell der Landwirtschaft mußte abdanken.
Bevor dies eingeleitet wurde, mußte viel Vertrauen der Bürger in die Lebensmittel verloren
gehen.4 Wie weit aber die deutsche Agrarwende reichen wird, ist freilich noch nicht
abzusehen, nur erste Schritte sind sichtbar, die noch nicht zwingend zu einer wirklichen
Wende führen müssen.
Die Liste der Skandale in der Lebensmittelindustrie ist lang. [...]
1 Rudolf Bahro; Ökologisch-soziale Landeskultur als Prüfstein, in: Franz Alt, Rudolf Bahro, Marko Ferst; Wege
zur ökologischen Zeitenwende. Reformalternativen und Visionen für ein zukunftsfähiges Kultursystem, Berlin,
2002, S.68
2 Rudolf Bahro; Ökologisch-soziale Landeskultur als Prüfstein, in: Franz Alt, Rudolf Bahro, Marko Ferst; Wege
zur ökologischen Zeitenwende. Reformalternativen und Visionen für ein zukunftsfähiges Kultursystem, Berlin,
2002, S.70 ff.
3 Jose Lutzenberger, Franz-Theo Gottwald; Global denken, lokal essen, in: Wege aus der Ernährungskrise,
Frankfurt am Main, 1999, S.11
4 Götz Schmidt, Ulrich Jasper; Agrarwende oder die Zukunft unserer Ernährung, München, 2001, S.11
Inhaltsverzeichnis
- Prolog
- Agrarreformen der Vergangenheit
- Der Versuch einer deutschen Agrarwende
- Agrarreformen in der schwerfälligen EU-Bürokratie
- Bescheidener Aufschwung im ökologischen Landbau
- Der Niedergang der Bauern als Kulturträger auf dem Land
- Agrarfilz und Preispolitik
- Weitere Schritte für eine ökologisch nachhaltige Landwirtschaft
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit analysiert die Notwendigkeit und den Verlauf einer ökologischen Agrarwende in Deutschland. Sie untersucht die bisherigen Agrarreformen, die Rolle der EU-Politik, den Aufschwung des ökologischen Landbaus und die Herausforderungen, denen sich die Landwirtschaft heute gegenübersieht.
- Entwicklungen der Agrarpolitik in Deutschland und der EU
- Die Rolle des ökologischen Landbaus in der Agrarwende
- Strukturelle Probleme der Landwirtschaft
- Die Bedeutung der Bauern als Kulturträger
- Schritte zu einer nachhaltigeren Landwirtschaft
Zusammenfassung der Kapitel
- Prolog: Die Hausarbeit stellt den aktuellen Zustand der deutschen Landwirtschaft dar und hebt die Notwendigkeit einer Agrarwende hervor.
- Agrarreformen der Vergangenheit: Dieses Kapitel beleuchtet die Agrarreformen der Vergangenheit und ihre Auswirkungen auf die Landwirtschaft.
- Der Versuch einer deutschen Agrarwende: Dieses Kapitel beschreibt den Versuch einer deutschen Agrarwende seit dem Amtsantritt von Renate Künast.
- Agrarreformen in der schwerfälligen EU-Bürokratie: Dieses Kapitel beleuchtet die Rolle der EU-Agrarpolitik und die Herausforderungen, die sie für die Agrarwende darstellt.
- Bescheidener Aufschwung im ökologischen Landbau: Dieses Kapitel beschreibt die Entwicklung des ökologischen Landbaus in Deutschland und die damit verbundenen Probleme.
- Der Niedergang der Bauern als Kulturträger auf dem Land: Dieses Kapitel untersucht die Auswirkungen der modernen Landwirtschaft auf die Rolle der Bauern als Kulturträger.
- Agrarfilz und Preispolitik: Dieses Kapitel beleuchtet die strukturellen Missstände in der Landwirtschaft und dem Agrarsektor.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter dieser Hausarbeit sind: Agrarwende, ökologische Landwirtschaft, EU-Agrarpolitik, ökologischer Landbau, Bauern, Kulturträger, Agrarfilz, Preispolitik, Nachhaltigkeit.
- Arbeit zitieren
- Marko Ferst (Autor:in), 2003, Schritte zur ökologischen Agrarwende, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21295