Die Magisterarbeit beschäftigt sich mit der Darstellbarkeit der Shoah in der Literatur der Überlebenden und in diesem Rahmen mit Ruth Klügers Autobiographie "weiter leben. Eine Jugend".
Die Vorgehensweise und der Aufbau der Arbeit sind maßgeblich von James E. Youngs Beobachtung bestimmt, dass das Wissen der Nachgeborenen über die Shoah immer ein medial vermitteltes und bereits interpretiertes Wissen ist. Aus diesem Grund leite ich aus der Frage Ruth Klügers "Wie legt man Zeugnis ab, befangen in den Ketten des eigenen Körpers, des eigenen Wahrnehmungsvermögens? In meinem Fall Zeugnis einer großen Mordaktion?" - diese Frage ist zentral für ihr autobiographisches Schreiben - eine Frage an mich als Rezipientin ab: Wie gehe ich, deren Wahrnehmungsvermögen ebenfalls durch die eigene Subjektivität beschränkt ist, mit den Zeugnissen der Überlebenden und darüber hinaus mit der Shoah um?
Die Arbeit ist in drei Teile gegliedert: Nach einem kurzen Überblick über den Forschungsstand zu Klügers Autobiographie stelle ich die Namen in den Mittelpunkt, mit denen die Nachwelt den Massenmord der Nationalsozialisten an der jüdischen Bevölkerung Europas während des Zweiten Weltkriegs bezeichnet und begreift. Da die Benennung des Ereignisses immer schon Teil eines Interpretationsvorgangs ist, betrachte ich die Begriffe "Holocaust", "Shoah" und "Churban" begriffsgeschichtlich und problematisiere sie hinsichtlich ihrer inhärenten, teilweise verdeckten Bedeutungen und Deutungen des Geschehens.
Im zweiten Teil frage ich nach den Ursachen, die die Darstellung der Shoah für die Überlebenden prekär werden lassen. Ich zeige den Zusammenhang auf, der zwischen dem Kern des historischen Ereignisses, der Intention, dieses zu bezeugen und dem Dilemma besteht, die Ereignisse sprachlich zu erfassen und zu vermitteln. Ich vertrete die These, dass das Schreiben der Überlebenden nicht einseitig als problematisches Darstellen eines schwer zu erfassenden Ereignisses verstanden werden kann, sondern mit Blick auf die Verankerung der Texte als Zeugnisse in einer Rezeptionsdimension immer auch als Mitteilungsproblem betrachtet werden muss.
Im dritten Teil zeige ich anhand von Klügers Autobiographie, wie die Autorin durch ihre Sprache und ihre Erzählstrategien die Rezipienten in ihr autobiographisches Schreiben über die Shoah einbindet und wie ihr konfrontativer Blick in der Sprache auf Involvierung des Lesers in das Erzählgeschehen und darüber hinaus auch in die Nachgeschichte des Holocaust zielt.
INHALTSVERZEICHNIS
1. EINLEITUNG
2. KURZER ÜBERBLICK ÜBER DEN FORSCHUNGSSTAND
3. PROBLEMATISIERUNG DER BEGRIFFE
3.1.AKTUALITÄT DERTHEMATIK
3.2.CHARAKTERISTIKA DESBENENNUNGSPROZESSES
3.3.DERHOLOCAUST-BEGRIFF
3.3.1. DIE URSPRÜNGLICHE BEDEUTUNG
3.3.2 „HOLOCAUST“ IM PROZESS DER VERGANGENHEITSBEWÄLTIGUNG
3.3.3. ERSTARRUNG DES BEGRIFFES ZUM POLITISCHEN SCHLAGWORT UND ZUR LEEREN
WORTHÜLSE?
3.4.DIEBEGRIFFE„SHOAH“UND„CHURBAN“
3.5.TERMINOLOGIE DERARBEIT
4. DAS PROBLEM DER REPRÄSENTATION
4.1.GERMANISTIK UNDSHOAH
4.2.GRENZE DERVERSTEHBARKEIT
4.3.DIEZEUGNISINTENTION
4.4.DIESHOAH ALSDARSTELLUNGSPROBLEM
4.5.DASPROBLEM DERREPRÄSENTATION ALSPROBLEM DERREZEPTION
5. RUTH KLÜGERS AUTOBIOGRAPHIE „WEITER LEBEN. EINE JUGEND“. INVOLVIERUNG DES LESERS IN DAS DILEMMA DES AUTOBIOGRAPHISCHEN SCHREIBENS ÜBER DIE SHOAH
5.1.DERKONFRONTATIVEBLICKKLÜGERS
5.2.DIE KOMMUNIKATIVEGRUNDSITUATION ZWISCHENAUTORIN UNDLESER
5.2.1. ERZÄHLERISCHE KONSTRUKTION
5.2.2. „ZWEI UNVEREINBARE LANDSCHAFTEN“: DIE KONTINUITÄT DES BRUCHES
5.2.3. DER GETEILTE BLICK KLÜGERS
6. SCHLUSS
7. BIBLIOGRAPHIE
1. Einleitung
Im März 2010 ist Ruth Klügers Autobiographie „weiter leben. Eine Ju- gend“[1] mittlerweile in der 17. Auflage erschienen.[2] Nachdem der Suhr- kamp-Verlag trotz Fürsprache durch Martin Walser – Schriftsteller und ein damaliger Freund der Autorin – das Werk unter Verweis auf die litera- rischen Ansprüche des Hauses abgelehnt hatte, kam „weiter leben“ schließlich 1992 im kleinen Göttinger Wallstein-Verlag heraus. Nach der „spektakulären Verlegersuche“[3] wurde „weiter leben“ zunächst ein „un- erwarteter Kassenfüller“ [4] und schließlich ein Bestseller. Literaturkritik und Lesepublikum gleichermaßen waren begeistert von Klügers spätem Erinnerungsbuch. Die Autorin erhielt zahlreiche Literaturpreise, unter an- derem 1993 den Grimmelshausen-Preis und 2001 den Bruno-Kreisky- Preis für das politische Buch. Mit der äußerst positiven Besprechung von „weiter leben“ in der ZDF-Sendung „Das literarische Quartett“ und einem überschwänglichen Lob durch Marcel Reich-Ranicki als „das Beste, was in diesen letzten zwei, drei, vier Jahren in deutscher Sprache erschienen ist“[5], erreichte die Erfolgswelle des Buches einen Höhepunkt.
Als ich im Sommersemester 2009 im Rahmen eines Colloquiums meines Geschichtsstudiums das erste Mal von Ruth Klüger und „weiter leben“ erfuhr, wusste ich nichts vom aufsehenerregenden finanziellen und litera- rischen Erfolg des Buches. Wir widmeten uns einer Textstelle und ich wurde darüber informiert, dass es sich bei Ruth Klüger um eine Überle- bende des Holocaust handelt, die ursprünglich aus Wien stammt und mittlerweile als Professorin für deutsche Literatur in Kalifornien arbeitet; weiter erfuhr ich, dass sie als Jüdin von den Nationalsozialisten verfolgt, als Zwölfjährige nach Theresienstadt, Auschwitz-Birkenau und Christian- 1 Klüger, Ruth, weiter leben. Eine Jugend, 15München 2008. Im Folgenden werden Zita- te unter Verwendung der Sigle „WL“ im Text nachgewiesen. Auch verwende ich zumeist den Kurztitel „weiter leben“ im Text, um ein flüssigeres Lesen zu gewährleisten. stadt deportiert worden ist und Ende der achtziger Jahre nach einem schweren Unfall, der ihr in Göttingen zugestoßen war, eine Autobiogra- phie mit dem Titel „weiter leben. Eine Jugend“ verfasst hat.
Die Kenntnis vom Erfolg eines Buches beeinflusst den Leser unweiger- lich und verändert die dem Werk gegenüber eingenommene Lesehal- tung. Wie das geschieht, ist dabei sehr subjektiv und nicht zuletzt von der Thematik des Buches abhängig. Entweder man begegnet dem Werk be- sonders kritisch oder liest es im Licht seiner erfolgreichen Aura. Unge- achtet dessen, wie sich die Beeinflussung auswirkt, ist das Wissen um den Erfolg oder Misserfolg eines Werkes ein nicht zu unterschätzender Außenfaktor, der sich auf den Leseprozess und die Urteilsbildung aus- wirkt.
Dadurch, dass dieser beeinflussende Außenfaktor für mich fehlte, wurde ich durch die Lektüre der Textpassage in unmittelbarer Weise mit meinen eigenen Urteilen und persönlichen, subjektiven Empfindungen gegen- über Klügers Stil und Sprache konfrontiert: Ich war äußerst unangenehm berührt, fast schockiert von ihrer emotionalen Tonlage, die ich in diesem Textausschnitt als abgeklärt, distanziert, und analytisch wahrnahm. Klü- ger sprach in lakonischer Weise über ihre Ankunft in Christianstadt. Da- gegen sprach sie über die ihrer Meinung nach überschätzte Grausamkeit der Aufseherinnen in einem Ton, den ich als aggressiv empfand. Mir fiel in ihrer Art zu Erzählen eine Mischung aus Belanglosigkeit und aufge- kratzter Nervosität auf. Diese Mischung missfiel mir, weil sie mich aufrieb und weil ich sie als unpassend gegenüber dem Thema „Holocaust“ auf- fasste.
Ich wollte diese abwehrende Reaktion so nicht stehen lassen, da es mir schien, als würde ich den authentischen Erinnerungen der Autorin kein Gehör schenken wollen. Es schien mir, als würde ich ihr in gewisser Weise das Recht absprechen, so über ihre Erinnerungen zu schreiben. Irritiert über meine Reaktion, fragte ich mich, was für eine Art der Be- schreibung ihrer Erinnerungen und welche Art von Reaktion meinerseits ich offensichtlich erwartete hatte. Ich hatte den Verdacht, dass meine ablehnende Reaktion der eigenen Voreingenommenheit gegenüber au- tobiographischen Texten von Shoah-Überlebenden und meiner unbe- wussten Erwartungshaltung entsprungen war, die durch Klügers Text anscheinend gründlich gebrochen worden war. Allmählich gestand ich mir ein, dass ich wohl eine Beschreibung von physischen und psychi- schen Grausamkeiten erwartet hatte, die mich als Leserin emotional be- rühren, mich traurig und wütend machen oder mich entsetzen würden. Ich hatte erwartet, dass mich die Darstellung – vereinfacht gesagt – le- diglich vor die Entscheidung stellen würde, ob ich durch die weitere Lek- türe diesen Gefühlen ausgesetzt bleiben wolle oder mich durch Zuklap- pen des Buchdeckels dem Schrecklichen entziehen wolle und könne. Ich hatte dagegen nicht erwartet, dass mich die Darstellung in einen derarti- gen Gedankenstrudel hineinziehen würde.
„weiter leben“ begann mich zu reizen. Ich fragte mich, ob Klüger als Lite- raturwissenschaftlerin, die sich über die Wirkungsweisen von Sprache bewusst ist, in ihrer Autobiographie gezielt mit den Lesererwartungen und deren Haltungen zum Thema „Holocaust“ spiele und Reaktionen wie die meine vielleicht bewusst provoziere. Mit diesen Fragen im Hinterkopf begann ich die Autobiographie zu lesen. Die vorliegende Magisterarbeit beschäftigt sich mit der Darstellbarkeit der Shoah in der Literatur der Überlebenden und in diesem Rahmen mit Ruth Klügers „weiter leben. Eine Jugend“. Meine Vorgehensweise und der Aufbau der Arbeit sind maßgeblich von der Beobachtung bestimmt, dass das Wissen der Nachgeborenen über die Shoah immer ein medial ver- mitteltes und bereits interpretiertes ist.[6] Aus diesem Grund leite ich aus der Frage Ruth Klügers „Wie legt man Zeugnis ab, befangen in den Ket- ten des eigenen Körpers, des eigenen Wahrnehmungsvermögens? In meinem Fall Zeugnis einer großen Mordaktion?“[7] – diese Frage ist zent- ral für ihr autobiographisches Schreiben – eine Frage an mich als Rezi- pientin ab: Wie gehe ich, deren Wahrnehmungsvermögen ebenfalls durch die eigene Subjektivität beschränkt ist, mit den Zeugnissen der Überlebenden und darüber hinaus mit der Shoah um? Die vorliegende Arbeit ist im Spannungsfeld zwischen diesen beiden Fragen angesiedelt. Sie versucht die Reflexion über Herkunft und Wirkungsweise gegenwär- tig dominanter Deutungen und Deutungsmuster des Holocaust mit den Fragen zu verbinden, zum einen worin die Schwierigkeiten für die Über- lebenden bestanden und bestehen, als Zeugen über die Shoah zu schreiben, und zum anderen wie Klüger in „weiter leben“ mit diesen Schwierigkeiten umgeht.
Die Arbeit ist daher in drei Teile gegliedert. Nach einem kurzen Überblick über den Forschungsstand zu Ruth Klügers Autobiographie „weiter le- ben. Eine Jugend“, stelle ich zunächst die Namen in den Mittelpunkt, mit denen die Nachwelt den Massenmord der Nationalsozialisten an der jü- dischen Bevölkerung Europas während des Zweiten Weltkriegs bezeich- net und begreift. Ich thematisiere dabei in einem ersten Schritt sprach- theoretische Charakteristika des Benennungsprozesses. Dies ist insofern wichtiger Bestandteil der Auseinandersetzung mit den sprachlichen Dar- stellungen des Holocaust, als hier deutlich wird, dass die Benennung des Ereignisses immer schon Teil eines Interpretationsvorgangs ist. Ich halte mich dabei an die Erkenntnisse von James Edward Young, der sich im Rahmen seines zum Standardwerk avancierten Buches „Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation“ wohl am inten- sivsten mit den Zusammenhängen befasst hat, die zwischen den Ereig- nissen und ihren sprachlichen Darstellungen bestehen. Im Anschluss daran betrachte ich die Begriffe „Holocaust“, „Shoah“ und „Churban“ be- griffsgeschichtlich und problematisiere sie hinsichtlich ihrer inhärenten, teilweise verdeckten Bedeutungen und Deutungen des Geschehens. Ab- schließend begründe ich meinen Umgang mit der Terminologie in der vorliegenden Arbeit. Ich widme mich deshalb intensiv der Problematisie- rung der Begriffe, da ein bewusster Umgang mit den Namen und ihren impliziten Perspektiven und Zugriffen auf das Geschehen auch den Blick für sprachliche Darstellungen der Shoah im Allgemeinen schärft. Ange- sichts der Beobachtung, dass im gegenwärtigen Erinnerungsdiskurs „Shoah“, „Holocaust“ und „Auschwitz“ als Chiffren für den bürokratisch organisierten und industriell durchgeführten Mord an sechs Millionen eu- ropäischen Juden zu Topoi geworden sind[8], halte ich dies für notwendig. Im zweiten Teil frage ich nach den Ursachen, die die Darstellung der Shoah für die Überlebenden prekär werden lassen.[9] Dabei zeige ich den Zusammenhang auf, der zwischen dem Kern des historischen Ereignis- ses, der Intention dieses zu bezeugen und dem Dilemma besteht, die Ereignisse sprachlich zu erfassen und zu vermitteln. Darüber hinaus skizziere ich die Problematiken, mit denen sich vor allem Autoren früher Zeugnisse über die Shoah konfrontiert sahen und die sich aus der Ver- sprachlichung der realen Ereignisse und ihrer Überführung in eine aus- schließlich textuelle Präsenz ergaben. Ich vertrete dabei die These, dass das Schreiben der Überlebenden nicht einseitig als problematisches Darstellen eines schwer zu erfassenden Ereignisses verstanden werden kann, sondern mit Blick auf die Verankerung der Texte als Zeugnisse in einer Rezeptionsdimension immer auch als Mitteilungsproblem betrach- tet werden muss.
Im dritten und letzten Teil greife ich diesen Aspekt auf und zeige anhand von Ruth Klügers Autobiographie „weiter leben. Eine Jugend“, wie die Autorin durch ihre Sprache und ihre Erzählstrategien die Rezipienten in ihr autobiographisches Schreiben über die Shoah einbindet. Ich arbeite heraus, wie Klügers konfrontativer Blick in der Sprache und ihre Erzähl- strategien auf Involvierung des Lesers in das Erzählgeschehen zielen und darüber hinaus auch in die Nachgeschichte des Holocaust. Dabei konzentriere ich mich auf die Interpretation einer längeren Erinnerungs- passage, die ich als Schlüsselstelle im Werk Klügers ansehe, da sich in ihr die kommunikative Grundsituation zwischen Autorin und Leser wie- derspiegelt.
2. Kurzer Überblick über den Forschungsstand
Seitdem 1992 „weiter leben. Eine Jugend“ auf dem deutschen Buchmarkt erschienen war und für „Furore“[10] gesorgt hatte, beschäftigten sich zahl- reiche Literaturwissenschaftlerinnen und Literaturwissenschaftler vor al- lem in Form von Aufsätzen und im Kontext der jüngsten Erinnerungslite- ratur mit Klügers Autobiographie.[11] Es lässt sich beobachten, dass bis heute das Forschungsinteresse an ihrer autobiographischen Darstellung nicht abgebrochen ist. Dies kann nicht zuletzt auf das Erscheinen des zweiten Teils von Klügers Autobiographie 2009, „unterwegs verloren. Erinnerungen“ sowie auf Klügers eigene wissenschaftliche Publikationen und Vortragstätigkeit zurückgeführt werden.
So erscheint es mir besonders wichtig, im Rahmen des Forschungsüber- blicks darauf hinzuweisen, dass sich Klüger vor allem in Form von litera- turwissenschaftlichen Essays am Deutungsprozess ihres eigenen Werks beteiligt hat. In ihrem Aufsatz „Zum Wahrheitsbegriff in der Autobiogra- phie“, schreibt Klüger explizit als Germanistin und praktizierende Autobi- ographin über „die Möglichkeit wahrhaftigen Sprechens“ (WA 405) und die „Integrität des Subjekts“(WA 405) als Voraussetzungen und leitende Grundüberzeugungen ihrer Autobiographie. Vor dem Hintergrund ihrer Kindheit während des Holocaust versteht sie die „Autobiographie als eine Art Zeugenaussage“ (WA 409), in ihrem Fall als „Zeugnis einer großen Mordaktion“ (WA 406). Klüger ist sich der Diskrepanz von Erinnerung und Wirklichkeit stets bewusst. Gleichzeitig grenzt sie ihr „Bedürfnis nach wahrhaftiger Zeugenaussage“ (WA 410) von dekonstruktivistischen Lite- raturtheorien ab, die der Sprache die Fähigkeit zum Durchbruch zur Wirklichkeit absprechen und die Integrität des Subjekts anzweifeln.
Ruth Klüger hat sich in mehreren Aufsätzen intensiv mit dem literari- schen Umgang mit der Shoah auseinandergesetzt und dabei Problem- felder thematisiert, die auch in ihrer Autobiographie zur Sprache kom- men.[12] Sie benennt Schwierigkeiten und Aporien des Erzählens über den Holocaust und diskutiert Fragen der Rezeption: häufig berge diese die Gefahr des Verdrängens in sich und gefährde damit einen Dialog zwi- schen Überlebenden und Nachgeborenen. In ihrem Aufsatz „Kitsch,
Kunst und Grauen. Die Hintertüren des Erinnerns. Darf man den Holo- caust deuten?“ geht Klüger auf das Phänomen des Kitsches ein und dis- kutiert die Problematik der verkitschten Darstellung des Holocaust in Lite- ratur und Film.[13]
In ihrem Aufsatz „Zeugensprache: Koeppen und Andersch“ wirft Klüger
einen kritischen Blick auf geläufige Interpretationen der Autorschaft. Auf- grund ihrer eigenen Vergangenheit stellt sie das Thema Autorschaft in die Zusammenhänge der „Wahrheitsfindung und der Zeugenaussage“[14]: Klüger entlarvt die jüdische Ich-Perspektive in Alfred Anderschs „Efraim“ und Wolfgang Koeppens „Jakob Littners Aufzeichnungen aus einem Erd- loch“ als Instrumentalisierung der jüdischen Opferperspektive, um die
Legende vom verzeihenden Juden erzählen zu können. Darüber hinaus reflektiert Klüger über die Möglichkeit, angesichts einer Grenzsituation wie der Shoah „Ich“ zu sagen sowie als Zeuge auszusagen und mit der eigenen Identität fertig zu werden.
Klüger löste mit „weiter leben. Eine Jugend“ ein breites Medienecho aus. Stephan Braese und Holger Gehle widmen sich der Rezeption von Klü- gers Autobiographie und rekonstruieren aus Buchkritiken und Veranstal- tungsprotokollen ein gängiges Leseschema von „weiter leben“, das sich
ihren Untersuchungen zufolge auf die Wahrnehmung einer Erfolgsstory reduzieren lasse.[15] Mit „Ruth Klüger in Deutschland“ liefern sie 1994 nicht nur eine gut recherchierte und fundierte Rezeptionsanalyse mit ei- nem materialreichen Überblick über das fast durchweg begeisterte deut- sche Medien- und Publikumsecho auf „weiter leben“. Sie arbeiten auch einen Zusammenhang zwischen dominanten Rezeptionsmustern und einem „vereinheitlichenden, deutschen Diskurs“[16] heraus, der das Frem- de und Unvereinbare in „weiter leben“ nicht wahrnimmt und dem eigenen Auschwitz-Diskurs einverleibt. Braeses und Gehles Beobachtungen wur- den von vielen Wissenschaftlern aufgegriffen und haben einer Reihe wei- terer Interpretationen zu „weiter leben“ neue Impulse geliefert. Vor allem für jene Deutungen, die sich mit „weiter leben“ im Unterrichtskontext be- schäftigen, bilden Gehles und Braeses Rezeptionsanalyse sowie ihre
Rückschlüsse auf die aktuelle Auseinandersetzung mit Auschwitz eine fruchtbare Grundlage. So betrachtet Clemens Kammler „weiter leben. Eine Jugend“ als „ein Ereignis im Auschwitz-Diskurs“ und versucht zu zeigen, „inwiefern Klügers Buch eine Gegenposition zu einem gängigen und inzwischen weitgehend unbrauchbar gewordenen ‚Verarbeitungs- schema’ des Holocaust, […] darstellt und daß die bisherige Rezeption
[…] in Deutschland diesen Ereignischarakter weitgehend verkannt hat.“[17]
Auch Irene Heidelberger-Leonard, die im Rahmen der Oldenbourg- Interpretationsreihe „weiter leben“ für die Schule aufbereitet hat[18], ge- winnt wesentliche Erkenntnisse durch ein „Lesen gegen den Strich“, also entgegen der von Braese und Gehle festgestellten vorherrschenden Le- seschemata. Sie positioniert „weiter leben“ innerhalb einer historiogra- phischen Auseinandersetzung um Nationalsozialismus und Holocaust, die sich aufgrund der unterschiedlichen Interpretationen und Werturteile
als Ausdruck einer „gespaltenen Erinnerung“[19] zwischen deutschem und jüdischem Gedächtnis bezeichnen lässt. In diesem Sinne beschreibt Heidelberger-Leonard Klügers Autobiographie als ein „Buch der un- gleichzeitigen Gleichzeitigkeiten“[20]. Sie hebt damit die Methode des Ver- gleichs hervor, der für Klüger nicht nur ein zulässiges, sondern ein es- sentielles Mittel darstellt, sich selbst dem Geschehen des Holocaust deu- tend anzunähern und ein Verstehen bzw. Einfühlen auf der Seite der Le- ser zu ermöglichen.
In dem Aufsatz „Ruth Klüger weiter leben – ein Grundstein zu einem neuen Auschwitz-‚Kanon’?“ konkretisiert Heidelberger-Leonard schließ- lich das historiographische Programm, das Klüger in „weiter leben“ ver- folge und das ihrer Ansicht nach Maßstäbe in der Auschwitzliteratur set- ze. Es bestehe in der konkreten Forderung, dass Auschwitz vom Podest heruntergeholt und in einen Alltagsdiskurs eingebunden werde, wo sich
ihm niemand mehr entziehen könne.21 Nach Heidelberger-Leonard wer-
de dieses „konkrete Arbeitsangebot zum heutigen Umgang zwischen Deutschen und Juden“[22] allerdings als willkommenes Versöhnungsange- bot vom deutschen Publikum missverstanden.
Neben Interpretationen, die sich mit „weiter leben“ im Rahmen des deut- schen Auschwitz-Diskurses beschäftigen, sind auch jene bemerkens- wert, die wie Carmel Finnan Klügers Buch auf geschlechtsspezifisches Erinnern und Erfahren der Shoah befragen. Ausgehend von Klügers de- zidiert feministischer Perspektive untersucht Finnan wie Klüger ihre Er- fahrungen mit der vorwiegend männlich dominierten Meistererzählung
vom Überlebenden des Holocaust verhandelt.[23]
Irmela von der Lühe stellt die unaufhebbare Diskrepanz zwischen Erinne- rung und Phantasie in den Mittelpunkt ihrer Betrachtungen und analysiert
wie diese Diskrepanz zum erzählerischen Problem und Gegenstand von Klügers autobiographischen Bericht wird. Von der Lühe zeigt auf, dass Klügers selbstkritische Erzählstrategien den eigenen Schreibprozess und die Rezeptionshaltungen der Leser thematisieren sowie die Shoah als
„Denk- und Darstellungsproblem“ reflektieren. Weiter führt sie aus, dass Aporien des Erzählens über den Holocaust nicht nur benannt, sondern auch unterlaufen werden.[24]
Mit Karolin Machtans „Zwischen Wissenschaft und autobiographischem Projekt: Saul Friedländer und Ruth Klüger“ erschien 2009 die zweite Mo- nographie zu „weiter leben. Eine Jugend“. Machtans arbeitet jeweils die Zusammenhänge zwischen wissenschaftlichem und literarisch- autobiographischem Werk von Klüger und Friedländer heraus und cha- rakterisiert deren Arbeiten innerhalb der Sprechakttheorie als offenen Prozess der Selbstkonstitution. Machtans ist bisher die einzige, die das Buch „still alive. A holocaust-girlhood remembered“ – das von Klüger selbst ins Englische übersetzte und an ein amerikanisches Lesepublikum adaptierte „weiter leben“ – explizit in ihre Deutung mit einbezieht. Besonders erwähnenswert ist der Essay „Sag, daß du fünfzehn bist –
weiter leben. Ruth Klüger“ der Schriftstellerin Herta Müller.[25] Mit ihrer
Charakterisierung von Klügers narrativer Praxis als „ Erinnerung, die ge- gen das Erzählen geschrieben ist [Hervorhebung durch H. M.]“[26], dringt Müller zum literarischen, poetischen Kern von Klügers Autobiographie vor.
3. Problematisierung der Begriffe
3.1. Aktualität der Thematik
Unter dem Titel „Wer zu oft ‚Shoah’ sagt, manipuliert die Schüler“ berich- tet Rudolf Balmer in der Wochenendausgabe der TAZ vom 4. und 5. September 2010 über die viermonatige Suspendierung der Geschichts- lehrerin Catherine Pederzoli im französischen Nancy.[27] Zwei Inspektoren werfen der jüdischen Lehrerin konfessionelle Parteilichkeit im Unterricht vor und sprechen in ihrem Bericht, den Balmer stellenweise zitiert, von
„Instrumentalisierung“, „Indoktrinierung“ und „Gehirnwäsche“ der Schüler. Begründet wird der schwere Vorwurf mit den einmal im Jahr von Peder- zoli organisierten Schülerreisen ins Konzentrationslager Auschwitz, der Teilnahme eines Rabbiners an einer solchen Reise sowie dem Vokabular der Lehrerin: „Vierzehnmal (…) habe die Lehrerin im Gespräch das ‚heb- räische Wort Schoah‘ verwendet und ‚nur zweimal den neutraleren und juristisch adäquateren Begriff Genozid‘“[28].
Abgesehen von der erschreckenden Absurdität der Begründung und dem
Skandal, dass der Suspendierungsentscheid vom französischen Erzie- hungsminister Luc Chatel nicht zurückgenommen wurde, zeigt dieser Fall zum einen, wie aktuell und konfliktreich der Streit um Darstellung und Benennung des nationalsozialistischen Massenmords der Deutschen an den Juden[29] ist und zum anderen mit welcher Schärfe, Blindheit gegen- über wissenschaftlichen Auseinandersetzungen und an Zensur grenzen- der Absolutheit er geführt werden kann.
Der beschriebene Fall führt direkt an die für die folgende Arbeit zentrale Problematik der Benennung, Begriffsfindung und Darstellung jener Er- eignisse heran, die heute als „Shoah“, „(nationalsozialistischer) Genozid“ oder „Judeogenozid“, „Holocaust“, „Churban“, „Auschwitz“, „der Mas- senmord der Deutschen an den Juden“, „die Vernichtung der europäi- schen Juden“‚ „die jüdische Katastrophe“ oder – unter Rückgriff auf den nationalsozialistischen und zynischen Terminus – „Endlösung der Juden- frage“ bezeichnet werden.
Angesichts des bis heute ungebrochenen Bedürfnisses, Ausmaß und Charakter der Vernichtung zu erfassen, das Geschehen sowie sein Zu- standekommen zu verstehen und Erkenntnisse daraus ziehen zu kön- nen, ist jeder, der sich diesen Ereignissen nähert und sich sprachlich mit ihnen auseinandersetzt auf Begriffe angewiesen, die das Ereignis be-
nennen.[30]
In seinem Werk über die Holocaust-Literatur konstatiert Alvin H. Rosen- feld, dass wir „bis zum heutigen Tag [...] noch über keinen Terminus [ver- fügen], der weitreichend und aussagekräftig genug wäre, einen derart gravierenden Bruch in der Geschichte der Menschheit zu fassen.“[31] Ab- gesehen von der Frage, ob es überhaupt je den einen Begriff geben kann, muss festgehalten werden, dass die Begriffe, die als Bezeichnung
für die Vernichtung der europäischen Juden während des Nationalsozia- lismus zur Verfügung stehen, notwendige, aber stets unzulängliche und auch problematische Hilfskonstruktionen sind. Rudolf Freiburg und Gerd Bayer bringen die Problematik der Begrifflichkeiten folgendermaßen auf den Punkt:
Worte wie ‚Holocaust‘ oder ‚Shoah‘ drücken den zum Scheitern verurteil- ten Versuch aus, die Schrecken der Judenvernichtung durch ein Bezeich- nendes zu evozieren. Schon hier zeigt sich, dass aufgrund der Unzuläng- lichkeiten des sprachlich-semantischen Systems jegliche Bedeutungszu- weisung Schwierigkeiten mit sich bringt.[32]
3.2. Charakteristika des Benennungsprozesses
Ausgangspunkt von James Edward Youngs Studie über die Literatur des Holocaust ist zum einen die Frage, „wie wir, die nachfolgende Generati- on, das ganze Wesen der Ereignisse verstehen können“ (B 8) und zum anderen die Erkenntnis, dass unser heutiges Verständnis der Ereignisse, unser Erinnern an sie und unsere Reaktionen auf sie maßgeblich von den „Texten ab[hängen], die diesen Ereignissen heute Gestalt geben“ (B 14). Dies führt dazu, so konkretisiert er, „daß wir [die Ereignisse] stets aus der Perspektive der Metaphern interpretieren, in denen diese Perio- de sich heute ausdrückt“ (B 149). Das bedeutet, dass eine Notwendigkeit besteht, unsere heutige Erinnerung, unsere Reaktionen und unser Ver- ständnis der Vergangenheit auf ihr Zustandekommen und die Formen ihrer sprachlichen Vermittlung zu befragen, um zwischen den Bildern und Vorstellungen, die heute unsere Kenntnisse und Reaktionen auf den Na- tionalsozialismus prägen, und den Bildern, die während der Ereignisse das Handeln und die Wahrnehmung der Menschen strukturierten, unter-
scheiden zu können.[33]
Young geht dabei von der Prämisse aus, dass gegenwärtig wie damals,
„bestimmte Arten des Wissens zu bestimmten Formen des Handelns führen“ (B 141). Sich dies vor Augen haltend, vertritt er die These,
daß die Ereignisse des Holocaust in ihrer literarischen Darstellung nicht nur post factum gestaltet werden, sondern daß sie von Anfang an, das heißt schon während sie stattfanden, von den Schemata geprägt waren, nach denen sie begriffen und ausgedrückt wurden und die schließlich zu bestimmten Formen des Handelns geführt haben. (B 20)
Einen wesentlichen Beitrag für ein differenzierteres Verständnis der Er- eignisse und damit auch für eine Grundlage einer bewussten Auseinan- dersetzung mit ihnen kann somit die Erkenntnis leisten, dass unser ge- genwärtiges Wissen wie unsere Wahrnehmung über die nationalsozialis- tischen Verbrechen maßgeblich – wenn nicht ganz – davon abhängig sind, wie sie damals dargestellt wurden und heute dargestellt werden. Dies schließt auch die Erkenntnis mit ein, dass unser heutiges Verständ- nis der Ereignisse nicht zuletzt von den Bezeichnungen abhängt, mit de- nen das Geschehen benannt und auf einen Begriff gebracht wurde und auch heute noch begriffen wird:
Wir wollen untersuchen, wie Autoren und Leser dieser Literatur die Ereig- nisse durch die bildliche Sprache erfassen und wie wir unsere heutige Welt aus der Sicht der Metaphern des Holocaust verstehen, die wir un- vermeidlich in sie hineintragen. Dabei geht es nicht um den Versuch, be- stimmte Holocaust-Metaphern zu sanktionieren oder zum Gesetz zu er- heben, sondern zu fragen, wie sie eingeführt worden sind und was für ein Wissen von den Ereignissen der Vergangenheit und der Zukunft sie er- zeugen. (B 141)
Young weist darauf hin, dass ein wichtiger Aspekt der Benennung neuer Erfahrungen der Rückgriff auf alte Begriffe ist, was letztlich zu einer Ver- mischung der Zeitebenen und zur Metaphorisierung eines Begriffes führt:
Von all den verschiedenen Mitteln, deren sich die Schriftsteller und Kom- mentatoren bedienen, um den Holocaust zu verstehen und zu interpretie- ren, ist die Benennung beziehungsweise der ihr zugrunde liegende Meta- phorisierungsprozess das wohl am stärksten rückwärts gerichtete. (B 142)
Damit ist gemeint, dass neue Erfahrungen und Erlebnisse meist in alten, schon vorhandenen Begriffen ausgedrückt werden, da wir uns
„unweigerlich auf Begriffe und Ereignisse der Vergangenheit stützen
müssen, wenn wir ‚neue‘ Erfahrungen erkennen wollen“ (B 142). Wei- ter führt Young aus:
Und indem wir das rückgreifende Verständnis erkennen, das der Prozeß der Benennung für uns konstruiert, bleiben wir uns der Tatsache bewußt, daß zwischen Vergangenheit und Gegenwart eine Wechselbeziehung be- steht, so daß die eine in den Begriffen der anderen metaphorisiert wird. (B 142)
Young plädiert daher für eine genaue Betrachtung der Begriffe Shoah, Churban und Holocaust, um zu zeigen, „wie die Namen, die wir dieser Periode geben, die Ereignisse automatisch metaphorisieren und ei- nem Kontext sowie bestimmten historischen, literarischen und inter- pretatorischen Traditionen zuordnen“ (B 142). Young betont, „solange die Ereignisse nicht benannt, verglichen oder interpretiert sind, existie- ren sie außerhalb der bestehenden Traditionen.“ (B 148)
Die Benennung ist somit bereits Teil eines Interpretationsvorgangs. Sie trägt einen verstehenden Zugriff auf das zu Bezeichnende in sich, der bewirkt, dass der jeweilige Name ein bestimmtes Verständnis des zu Be- zeichnenden erzeugt und demnach auch Bedeutungen jenseits des auf- den-ersten-Blick-Sichtbaren transportiert.
Bei Young heißt es:
Die Benennung ist einer der ersten hermeneutischen Schritte bei der Be- trachtung eines Ereignisses. Sie prägt die Ereignisse und hält sie in der Erinnerung lebendig, während sie zugleich ein ganz bestimmtes Ver- ständnis dieser Ereignisse bedingt. (B 145-146)
Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass sich der Benennungspro- zess zum einen durch eine Wechselbeziehung zwischen Vergangenheit und Gegenwart auszeichnet, der Rückgriff auf alte Begriffe zur Bezeich- nung neuer Ereignisse kann zu Reibungen zwischen den Bedeutungen verschiedener Zeitebenen führen. Zum anderen beruht der Benennungs- prozess auf Vergleichen und Interpretationen mit vergangenen Erfahrun- gen und Ereignissen. Dies führt letztlich dazu, dass die Begriffe die Er- eignisse nicht nur benennen, im Sinne von „abbilden“, sondern auch in- nerhalb eines bestimmten Interpretationsrahmens hervorbringen bzw. erzeugen:
„Die Ereignisse benennen bedeutet also unweigerlich, sich ein Bild, einen Begriff von ihnen zu machen, Bedingungen zu schaffen, die eine Rück- wirkung des Namens auf die Ereignisse einerseits einschränken und an- dererseits ermöglichen.“ (B 146)
Hier wird das paradoxe Moment deutlich, das der Benennung innewohnt: ein Verstehen der Ereignisse wird ermöglicht, dadurch dass die Benen- nung einen (Interpretations-)Rahmen vorgibt; gleichzeitig aber wird ein Verstehen auch behindert, da innerhalb des Rahmens das Verstehen determiniert ist und ein bestimmtes Verständnis der Ereignisse erzeugt wird bzw. ein mögliches anderes Verständnis behindert wird.
In diesem Zusammenhang ist Youngs Aussage zu verstehen, dass „[d]ie Namen dieser Periode […] die Schlüsselmetaphern sind, mit deren Hilfe wir Zugang finden zu den Ereignissen des Holocaust“ (B 142). Somit fungiert jede Metapher wie ein Schlüssel, der den Zugang zu einem be- stimmten (Bedeutungs-)-Raum öffnen kann, andere allerdings verschlos- sen hält.
3.3. Der Holocaust-Begriff
3.3.1. Die ursprüngliche Bedeutung
Die Begriffsgeschichte und die damit zusammenhängende Problemati- sierung des Begriffes „Holocaust“ lassen sich in drei Teile gliedern. Der erste Teil bezieht sich auf seine ursprüngliche Bedeutung. Der zweite und dritte Teil stehen in unmittelbarem Zusammenhang mit dem Umgang der deutschen Gesellschaft mit den Verbrechen der Nationalsozialisten, der so genannten Vergangenheitsbewältigung. Der Begriff „Holocaust“ lässt sich nur über eine genaue Betrachtung seiner historischen Dimen- sionen und über seine Verortung im vergangenheitspolitischen Ausei- nandersetzungsprozess der deutschen Gesellschaft problematisieren. Daher gehe ich in diesem Kapitel auf seine ursprüngliche Bedeutung ein und in den beiden darauffolgenden auf den Zusammenhang zwischen Holocaust-Begriff und Vergangenheitsbewältigung.
Der Begriff „Holocaust“ ist ursprünglich ein biblischer Terminus. Er leitet sich von dem griechischen Wort „holókauston“ ab, das wörtlich übersetzt
„ganz verbrannt“ bedeutet. „Holocauston“ geht wiederum auf die hebräi-
schen Worte „olah“ und „kalil“ zurück, die „gebranntes oder zum Himmel aufsteigendes Opfer“ bedeuten und sich auf die im Tempel dargebrach- ten Gaben beziehen.[34] In Genesis 22 bezeichnet „holocaust“ die Opfe- rung Isaaks, die Gott von Abraham als Treuebeweis gefordert und schließlich im letzten Moment verhindert hatte. Martin Luther übersetzte das Wort mit „Brandopfer“.[35]
Das „Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung“ gibt Aufschluss dar- über, dass „der latinisierte Ausdruck holocaustum […] im angelsächsi- schen Sprachraum vor allem durch die englische Bibelübersetzung Ver- breitung [findet]“[36] und seine ursprünglich religiöse Bedeutung im Laufe der Zeit erweitert und säkularisiert wird zu „vollständige Zerstörung vor allem durch Feuer“[37]. Ein früher Beleg für die metaphorische Verwen- dung des Holocaust-Begriffs für Judenmord findet sich im 12. Jahrhun- dert „in einem höhnischen Bericht“[38] eines englischen Chronisten, der von Verfolgungen am Tag der Krönung des englischen Königs Richard I. 1189 berichtet. Hier ist davon die Rede, dass „man in London die Juden ihrem Vater, dem Teufel, zu opfern [begann]“[39] und dass „man das Brandopfer (lat. holocaustum) erst am anderen Tag zu Ende bringen [konnte]“[40]. Im Gegensatz dazu, so betont Johannes Heil, Autor des Ho- locaust-Artikels im „Lexikon des Holocaust“, biete „die jüdische Tradition […] vor dem 20. Jahrhundert […] keinen Beleg für eine metaphorische Verwendung des Begriffs für Mord“..[41]
In dieser Begriffsgeschichte liegt die Problematik des Ausdrucks in seiner Verwendung als Metapher und Synonym für den Massenmord der Deut-
schen an den Juden während des Nationalsozialismus. Angesichts der Ursprungsbedeutung des Wortes Holocaust muss festgehalten werden, dass es sich um einen unzulässigen Euphemismus handelt, den Begriff als Metapher für den nationalsozialistischen Massenmord an der jüdi- schen Bevölkerung Europas anzuwenden. In seiner Grundbedeutung bezeichnet er eben keinen Mord, sondern eine Opferung und evoziert damit „die urchristliche Idee eines jüdischen Martyriums“ (B 145). Aus diesem Grund lehnen viele Schriftsteller, Wissenschaftlerinnen und Theologen den Begriff entschieden ab. Rudolf Freiburg und Gerd Bayer bringen in der Einleitung ihres Sammelbandes „Literatur und Holocaust“ die verharmlosenden und euphemistischen Konnotationen des Holo- caust-Begriffs auf den Punkt und halten fest, dass angesichts seiner ur- sprünglichen Bedeutung als „Brandopfer“
das Wort in seiner Verwendung für ein Judenpogrom eine fatalistische Gutheißung erfährt, die dem Massenmord eine beinahe reinigende und zweifellos religiöse Konnotation verleiht. Damit werden nicht nur die Täter zu quasi-priesterlichen Ausführungsgehilfen eines göttlichen Willens ver- harmlost, es wird zudem die Opferrolle der europäischen Juden termino-
logisch weitergeführt.[42]
Nichtsdestotrotz dominiert der Begriff gegenwärtig in der englisch- und deutschsprachigen Forschungsliteratur sowie in Politik und Öffentlichkeit zur Bezeichnung der planmäßig betriebenen Ausbeutung und Vernich- tung der europäischen Juden während des Nationalsozialismus. Zahlrei- che Publikationen, die den Holocaust-Begriff in Titel und Text führen so- wie ein Blick in Printmedien und Internet lassen darauf schließen.[43] Auch Alvin Rosenfeld stellt zunächst die Unzulänglichkeit des Begriffs „Holo- caust“ fest und kommt anschließend zu dem Ergebnis: „Tatsächlich aber
besitzen wir keinen präziseren oder besseren Begriff als ‚der Holo- caust‘.[44]
3.3.2. „Holocaust“ im Prozess der Vergangenheitsbewältigung
Im Gegensatz zu den Begriffen „Shoah“ und „Churban“ ist „Holocaust“ ein Begriff, der erst nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs die Vernich- tung der europäischen Juden bezeichnete. Es lassen sich kaum Belege dafür finden, dass „Holocaust“ schon während des Vernichtungsgesche- hens als Bezeichnung für die Vorgänge in Europa verwendet wurde.[45] Young führt aus, dass das englische Wort „erst zwischen 1957 und 1959 seine spezifische Bedeutung als Begriff für den Mord an den europäi- schen Juden [bekam]“ (B 145). Breitere Akzeptanz habe er vor allem dadurch erfahren, dass Elie Wiesel, Schriftsteller, Nobelpreisträger und Überlebender „des Holocaust“, den Begriff „Holocaust“ bereits in den frü- hen sechziger Jahren als Metapher für die Judenvernichtung verwendet
habe.[46] Während sich der Begriff im englischen Sprachraum schon seit
den fünfziger Jahren vermutlich auch aufgrund „der allgemeinen Un- kenntnis bezüglich seiner religiösen Konnotationen“[47] durchsetzen konn- te, fand er in der Bundesrepublik Deutschland erst seit Ende der siebzi- ger Jahre breite Verwendung. Dies geht auf die 1979 im deutschen Fernsehen ausgestrahlte amerikanische Fernsehserie „Holocaust. Die Geschichte der Familie Weiß“ zurück. Die Serie löste „in der BRD zum ersten Mal eine, die gesamte bundesrepublikanische Gesellschaft erfas- sende, öffentliche Auseinandersetzung über den nazistischen Massen- mord [aus], in deren Verlauf der Titel der Serie zum Synonym für die na-
tionalsozialistische Verfolgung und Vernichtung der europäischen Juden [wurde].“[48] Ab 1979 verbreitet sich der Begriff mit ungewöhnlicher Schnelligkeit, was dazu führt, dass er noch im gleichen Jahr von der Ge- sellschaft für Deutsche Sprache zum „Wort des Jahres“ gewählt wird und dass die Zeitschrift „Der Spiegel“ polemisiert: „Ist bis dahin für die Masse der Deutschen Auschwitz kein Thema gewesen, so wird im Januar 1979 das Thema Holocaust in den Medien zum Leitmotiv.“[49] Die Metapher
[...]
[1] Klüger, Ruth, weiter leben. Eine Jugend, 15München 2008. Im Folgenden werden Zita- te unter Verwendung der Sigle „WL“ im Text nachgewiesen. Auch verwende ich zumeist den Kurztitel „weiter leben“ im Text, um ein flüssigeres Lesen zu gewährleisten.
[2] Deutscher Taschenbuchverlag, Ruth Klüger. „weiter leben“. [www.dtv.de/buecher/weiter_leben_11950.html [15.2.2011].
[3] Braese, Stephan, Gehle, Holger (Hgg.), Ruth Klüger in Deutschland, Hamburg 1994, S. 20.
[4] Zitiert nach Ebd., S. 5.
[5] Zitiert nach Ebd., S. 6.
[6] Vgl. Young, James E., Beschreiben des Holocaust, Frankfurt 1997, S. 7. Im Folgen- den werden Zitate unter der Sigle „B“ im Text nachgewiesen.
[7] Klüger, Ruth, Zum Wahrheitsbegriff in der Autobiographie, in: Heuser, Magdalena (Hg.), Autobiographien von Frauen. Beiträge zu ihrer Geschichte, Tübingen 1996, S. 406. Im Folgenden werden Zitate unter der Sigle „WA“ im Text nachgewiesen.
[8] Vgl. Günter, Manuela, Überleben schreiben, in: Dies. (Hg.): Überleben schreiben. Zur Autobiographik der Shoah, Würzburg 2002, S. 9.
[9] Vgl. Ebd., S. 10-15.
[10] Braese, Gehle, Ruth Klüger in Deutschland, S. 2.
[11] Siehe vor allem Angerer, Christian, „Wir haben ja im Grunde nichts als die Erinne- rung“. Ruth Klügers „weiter leben“ im Kontext der neueren KZ-Literatur, in: Sprachkunst. Beiträge zur Literaturwissenschaft, Wien 1998, S. 61-83. Siehe auch Lezzi, Eva, Ruth Klüger. Literarische Authentizität durch Reflexion. „weiter leben“ – „Still alive“, in: Eke, Otto Norbert und Steineke, Hartmut (Hgg.), Shoah in der deutschsprachigen Literatur, Berlin 2006, S. 286-292.
[12] Klüger, Ruth, Dichten über die Shoah. Zum Problem des literarischen Umgangs mit dem Massenmord, in: Hartmann, Gertrud (Hg.), Spuren der Verfolgung. Seelische Aus- wirkungen des Holocaust auf die Opfer und ihre Kinder, Gerlingen 1992, S. 203-221 sowie dieselbe, Gelesene Wirklichkeit. Fakten und Fiktionen in der Literatur, Göttingen 2006. Der Essayband enthält Aufsätze, Preisreden sowie Klügers Vorlesungen der Bonner und Tübinger Poetikdozentur von 1995 und 2005.
[12] Klüger, Ruth, Dichten über die Shoah. Zum Problem des literarischen Umgangs mit dem Massenmord, in: Hartmann, Gertrud (Hg.), Spuren der Verfolgung. Seelische Aus- wirkungen des Holocaust auf die Opfer und ihre Kinder, Gerlingen 1992, S. 203-221 sowie dieselbe, Gelesene Wirklichkeit. Fakten und Fiktionen in der Literatur, Göttingen 2006. Der Essayband enthält Aufsätze, Preisreden sowie Klügers Vorlesungen der Bonner und Tübinger Poetikdozentur von 1995 und 2005.
[13] Klüger, Ruth, Kitsch, Kunst und Grauen. Die Hintertüren des Erinnerns. Darf man den Holocaust deuten? in: Frankfurter Allgemeine Zeitung, Nr. 281, 2. 12. 1995.
[14] Dies., Zeugensprache. Koeppen und Andersch, in: Braese, Stephan u. a. (Hgg.): Deutsche Nachkriegsliteratur und der Holocaust, New York 1998, .S. 173.
[15] Braese, Gehle, Ruth Klüger in Deutschland, S. 24.
[16] Ebd. Braese und Gehle beschreiben, dass in den deutschen Rezensionen mehrheit- lich die Vernichtung und das Judentum Klügers als das „abweichende, bedrohte Jüdi-
sche“, nicht wahrgenommen, sondern in der Rezeption „getilgt“ und damit einer „Rein- heit des deutschen Diskurses“ zugearbeitet werde. Ebd. S. 16.
[17] Kammler, Clemens, Ein Ereignis im Auschwitz-Diskurs. Ruth Klügers Autobiographie „weiter leben. Eine Jugend“ im Unterricht, in: Der Deutschunterricht 47, 1995, S. 19-30. 18Heidelberger-Leonard, Irene, Ruth Klüger. „weiter leben. Eine Jugend“. Eine Interpre- tation, München 1996.
[19] Ebd., S. 19.
[20] Ebd., S. 76.
[21] Vgl. Heidelberger-Leonard, Irene, Ruth Klügers „weiter leben“ – ein Grundstein zu einem neuen Auschwitz-‚Kanon’? in: Braese, Stephan, Gehle, Holger (Hgg.), Deutsche Nachkriegsliteratur und der Holocaust, New York 1998, S. 163.
[22] Vgl. Ebd., S. 166-167.
[23] Finnan, Carmel, Gendered Memory? Cordelia Edvardson´s „Gebranntes Kind sucht das Feuer“ and Ruth Klüger`s „weiter leben“, in: Maererid Puw Davies (Hg.), Autobio- graphy by Women in German, Oxford, Wien u.a. 2000, S. 273-289.
[24] Von der Lühe, Irmela, Wie bekommt man ‚Lager’? Das Unbehagen an wissenschaftli- cher Zurichtung von ‚Holocaust-Literatur’ – mit Blick auf Carl Friedmanns Erzählung „Vater“, in: Arnold, Heinz Ludwig (Hg.), Literatur und Holocaust. Text und Kritik, Reinbek 1999, S. 67-78. Sowie dies., Das Gefängnis der Erinnerung. Erzählstrategien gegen den Konsum des Schreckens in Ruth Klügers „weiter leben“, in: Köppen, Manuel, Scherpe, Klaus (Hgg.), Bilder des Holocaust, Köln 1997, S. 29-45.
[25] Müller, Herta, In der Falle. Drei Essays. Bonner Poetik-Vorlesung. Bd. II. Hrsg. Von Karin Hempel-Soos u. a. Göttingen 1996, S. 25-40.
[26] Ebd., S. 27.
[27] Balmer, Rudolf, „Wer zu oft ‚Shoah’ sagt, manipuliert die Schüler“, in: TAZ vom 4./5. 9. 2010, S. 9.
[28] Ebd., Balmer zitiert hier aus dem Bericht der Inspektoren.
[29] Ich möchte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass auch dies, „der nationalsozialisti- sche Massenmord der Deutschen an den Juden“, der Versuch einer Benennung der ursprünglich namenlosen Ereignisse und damit eine Interpretation der Ereignisse ist. Es handelt sich hier um eine Benennung, die sich um religiöse und weltanschauliche Neut- ralität bemüht sowie darum, das Verbrechen und die Akteure, Täter und Opfer, nicht zu verschleiern, sondern explizit zu benennen. Zwangsläufig bleibt aber auch diese Be- nennung ein stets unvollkommener Versuch, sich dem Kern der Ereignisse zu nähern, und damit stets einer Perspektive verhaftet. Auch dieser Versuch birgt die Gefahr in sich, semiotisch zu erstarren und keinen Erkenntnisgewinn mehr zu befördern. So wie jeder, der über die Ereignisse schreibt und spricht, aus einer bestimmten Perspektive heraus wahrnimmt, geben auch die vorhandenen Begriffe das Geschehen aus unter- schiedlichen Perspektiven wider und setzen dementsprechend andere Schwerpunkte in dem, was sie letztlich bezeichnen und verständlich machen wollen.
[30] Dabei besteht ein nicht zu unterschätzendes Dilemma darin, dass auch der sprachli- che Versuch, die Begriffe zu problematisieren und hinter ihre vordergründigen Bedeu- tungen zu blicken, nicht ohne eben diese Begriffe auskommt. Dadurch entsteht der Eindruck eines sich selbst ständig reproduzierenden Wahrnehmungssystems, das viel- leicht nur dadurch aufgebrochen werden kann, dass man sich dieser Problematik be- wusst ist.
[31] Rosenfeld, Alvin, Ein Mund voll Schweigen. Literarische Reaktionen auf den Holo- caust, Göttingen 2000, S. 12.
[32] Freiburg, Rudolf, Bayer, Gerd (Hgg.), Literatur und Holocaust, Würzburg 2009, S. 2.
[33] So handelt es sich etwa bei dem Begriff des „Zivilisationsbruchs“, den der Historiker Dan Diner Ende der achtziger Jahre zur Charakterisierung des Holocaust geprägt hat, um eine Metapher, die heute konsensfähig ist und vielen Interpretationen der Shoah zugrunde liegt. Mit diesem Begriff verbinden sich eine Reihe weiterer Interpretationen, die heute den Kern der Bedeutung des Holocaust-Begriffes ausmachen und das Wis- sen über die Ereignisse heute prägen: der Begriff „Zivilisationsbruch“ impliziert die histo- rische Einzigartigkeit des Holocaust und die Erkenntnis, dass die Vernichtung der euro- päischen Juden den Kern der nationalsozialistischen Verbrechen ausmachte, in diesem Sinne die Juden die größte Opfergruppe des Nationalsozialismus sind. Ein Blick in die Geschichte des politischen und gesellschaftlichen Umgangs der Bundesrepublik und der Deutschen Demokratischen Republik mit Nationalsozialismus und rassistischer Vernichtungspolitik zeigt deutlich, wie sich dieses Wissen und diese Interpretationen vom Diskurs der fünfziger, sechziger und siebziger Jahre unterscheiden.
[34]]Vgl. Young, Beschreiben des Holocaust, S. 145. Auch Feuchert, Sascha (Hg.), Holo- caust-Literatur. Auschwitz, Stuttgart 2000, S. 7. Heil, Johannes, Holocaust, in: Lexikon des Holocaust, hg. v. Wolfgang Benz, München 2002, S. 100-101 sowie das Wörter- buch der Vergangenheitsbewältigung. Die NS-Vergangenheit im öffentlichen Sprachge- brauch, hg. v. Thorsten Eitz und Georg Stötzel, Hildesheim 2007, S. 318-341, Artikel Holocaust.
[35] Vgl. Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung, Holocaust, S. 322.
[36] Ebd.
[37] Ebd.
[38] Heil, Holocaust, S. 100.
[39] Ebd.
[40] Ebd., S. 101.
[41] Ebd., S. 100.
[42] Freiburg, Rudolf, Bayer, Gerd, Einleitung: Literatur und Holocaust, in: Dies. (Hgg.), Literatur und Holocaust, Würzburg 2009, S. 3.
[43] Vgl. Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung, Holocaust, S. 323. Dort heißt es, dass „exemplarische Auszählungen der Printmedien ergaben, dass Holocaust und Auschwitz die am häufigsten verwendeten Bezeichnungen sind, um die nationalsozialis- tischen Gewaltverbrechen zu umschreiben.“ Die Autoren des Artikels beziehen sich auf die Ergebnisse einer Auflistung durch Die WELT vom 20. 4. 2004: www.welt.de/finden/index/htm.
[44] Rosenfeld, Ein Mund voll Schweigen, S. 12.
[45] Vgl Feuchert, Sascha (Hg.), Holocaust-Literatur. Auschwitz. (Arbeitstexte für den Unterricht), Stuttgart 2000, S. 8-9.
[46] Vgl. Freiburg, Bayer, Literatur und Holocaust, S. 3. Die Autoren weisen darauf hin, dass sich Wiesel später von dem Begriff distanziert habe, da er zunehmend banalisiert worden sei. Wiesel habe deswegen auch bedauert, an der Verbreitung des Begriffs beteiligt gewesen zu sein.
[47] Ebd.
[48] Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung, Holocaust, S. 324.
[49] Zitiert nach Ebd., S. 325. Siehe auch: Wörterbuch der Vergangenheitsbewältigung, Vergangenheitsbewältigung, S. 601-617. In beiden Artikeln wird darauf hingewiesen, dass diese öffentlich geführten Diskussionen Ende der siebziger Jahre nicht ohne Aus- wirkungen auch auf die justizielle Aufarbeitung der NS-Vergangenheit blieben. So wur- de 1979 in der vierten Verjährungsdebatte des Bundestages über Völkermord und Mord die Aufhebung der zum 31.12.1979 drohenden Verjährung aller durch Mord begange- nen nationalsozialistischen Gewaltverbrechen beschlossen.
- Arbeit zitieren
- Julia Vodermeier (Autor:in), 2011, Darstellbarkeit der Shoah in der Literatur: Ruth Klügers "weiter leben. Eine Jugend", München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213045
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