Die vorliegende Arbeit beschäftigt sich mit der Begutachtung im Rahmen des juristischen
Verfahrens. Neben einer allgemeinen Darstellung der zahlreichen Möglichkeiten einer
Begutachtung, die das Gesetz vorsieht, liegt der Schwerpunkt auf dem psychosozialen
Begutachtungsgespräch im Betreuungsverfahren.
Um das Betreuungsverfahren von anderen gesetzlich fixierten Maßnahmen zu
unterscheiden, werden diese kurz erläutert. Dabei wird grob zwischen der zivilrechtlichen
und der strafrechtlichen Seite unterschieden und danach die jeweilige rechtliche Zielsetzung
dargestellt, bevor ausführlich auf das Betreuungsverfahren eingegangen wird. Hierbei wird
die historische, rechtliche, ethische und psychologische Dimension erörtert. Die Betrachtung
erfolgt aus der Sicht des Gutachters als auch des Begutachteten, um eventuell auftretende
Schwierigkeiten zwischen beiden besser skizzieren zu können.
Das Betreuungsverfahren ist ein rechtlich-soziales Instrument, mit dem Personen, die
aufgrund einer psychischen Erkrankung oder einer geistigen oder seelischen Behinderung
nicht in der Lage sind, sich um ihre Angelegenheiten ganz oder teilweise zu kümmern,
geholfen werden soll. Es handelt sich um eine Maßnahme der Fürsorge, die staatlich
verordnet werden kann. Das Betreuungsverfahren weist aufgrund seiner Charakteristik
starke Einschnitte in die von der Verfassung garantierten Grundrechte eines jeden
Menschen auf: eine Problematik, der Gerichte und Rechtsanwälte eine verständlicherweise
hohe Bedeutung beimessen und bei ihrer Prüfung durch Kommentierungen und
Rechtssprechung an hohe Hürden gebunden sind. Die zu diesem Thema erhältliche Literatur
beschäftigt sich daher größtenteils mit juristischen Details, wohingegen mein Anliegen die
übergreifende Darstellung und Verknüpfung der rechtlichen, ethischen und vor allem
sozialwissenschaftlichen Facetten dieses Vorgangs ist. Das besondere Interesse liegt hierbei
auf der Präsentation des psychosozialen Gespräches, da diesem die zentrale Bedeutung bei
der Entscheidung über die Notwendigkeit einer Betreuung zukommt. [...]
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Überblick über die juristischen Möglichkeiten
- Strafrechtliche Seite
- Die Frage der Schuldfähigkeit bei volljährigen Personen
- § 20 StGB
- § 21 StGB
- § 126a StPO als vorbereitende Maßnahme
- § 81 StPO als vorbereitende Maßnahme
- Die Frage der Schuldfähigkeit bei minderjährigen und heranwachsenden Personen
- § 3 JGG
- § 73 JGG als vorbereitende Maßnahmen
- Die Frage der Schuldfähigkeit bei volljährigen Personen
- Zivilrechtliche Seite
- § 1773 BGB
- § 1896 BGB
- Strafrechtliche Seite
- Das Betreuungsverfahren – historischer, ethischer, politischer und juristischer Überblick
- Historischer Hintergrund
- Ethischer Hintergrund – eine geschichtliche Entwicklung des Menschenbildes
- Politischer Hintergrund
- Juristischer Hintergrund
- Verfahrensablauf
- Rechtliche Problematik
- Das Gespräch im Betreuungsverfahren
- Berater und Gutachter: Parallelen
- Berater und Gutachter: Differenzen
- Das Gespräch zwischen zwei Menschen
- Kommunikation: zu der Problematik des Nichtgesagten
- Die Beziehung zwischen Gutachter und Klient
- Die Gesprächsmethoden
- Zur Problematik der Begutachtung
- Das Gutachten - eine präjudizielle Entscheidung?
- Wahrheit als Voraussetzung einer psychologischen Analyse?
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die psychologische Begutachtung im Kontext des juristischen Verfahrens, mit besonderem Fokus auf dem psychosozialen Gespräch im Betreuungsverfahren. Sie beleuchtet die verschiedenen Möglichkeiten der Begutachtung im deutschen Recht, insbesondere im Straf- und Zivilrecht, und setzt diese im Kontext des Betreuungsverfahren in Relation.
- Die verschiedenen Formen der psychologischen Begutachtung im deutschen Recht
- Der ethische, politische und rechtliche Rahmen des Betreuungsverfahren
- Die Rolle des Gutachters im Betreuungsverfahren
- Die Bedeutung des psychosozialen Gesprächs im Betreuungsverfahren
- Die Problematik der Begutachtung und die Rolle des Gutachtens als präjudizielle Entscheidung
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Thematik der psychologischen Begutachtung im juristischen Verfahren und beleuchtet die Besonderheiten des Betreuungsverfahren. Im ersten Kapitel werden die verschiedenen Möglichkeiten der psychologischen Begutachtung im Straf- und Zivilrecht dargestellt, wobei die Frage der Schuldfähigkeit im Vordergrund steht. Das zweite Kapitel widmet sich dem Betreuungsverfahren, seiner historischen Entwicklung, den ethischen und politischen Aspekten sowie den juristischen Grundlagen. Das dritte Kapitel analysiert das Gespräch im Betreuungsverfahren, betrachtet die Parallelen und Differenzen zwischen Gutachter und Berater und beleuchtet die Beziehung zwischen Gutachter und Klient. Das vierte Kapitel beschäftigt sich mit der Problematik der Begutachtung, insbesondere der Rolle des Gutachtens als präjudizielle Entscheidung.
Schlüsselwörter
Psychologische Begutachtung, Betreuungsverfahren, Schuldfähigkeit, Strafrecht, Zivilrecht, Gutachter, Gespräch, Rechtliche Problematik, Ethische Aspekte, Soziale und psychologische Gegebenheiten, Präjudizielle Entscheidung.
- Quote paper
- Arkadius Neumann (Author), 2002, Begutachtungsgespräch im juristischen Betreuungsverfahren, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/21325