„Das Politisieren in der Kneipe ist nebenbei sehr theuer, dafür kann man im Hause Besseres haben. Nach gethaner Arbeit verbleibt im Kreise der Eurigen, bei den Eltern, bei der Frau und den Kindern. Da sucht Eure Erholung, sinnt über den Haushalt und die Erziehung. Das und Eure Arbeit sei zunächst und vor Allem Eure Politik. Dabei werdet ihr frohe Stunden haben.“1
Mit diesen Worten richtete sich Alfred Krupp am Ende des 19. Jahrhunderts an seine Belegschaft. Sie stellen Krupps Einstellung gegenüber, seiner Arbeiter und der Wohnungsfrage sehr gut dar. Im Rahmen dieser Hausarbeit soll mithilfe der Methoden der Sozial- und Wirtschaftsgeschichte im gegebenen Umfang die soziale Lage der Arbeiter im Werkswohnungsbau dargestellt werden und diese mit der Situation der Arbeiter in der Stadt verglichen werden. Der Schwerpunkt soll dabei auf dem Werkswohnungsbau der Firma Krupp in Essen liegen. Angesichts der Hochindustrialisierung und der aufkommenden Wohnungsknappheit in den städtischen Gebieten am Ende des 19. Jahrhunderts stellt besonders der Werkswohnungsbau der Firma Krupp in Essen den wohl bekanntesten und umstrittensten Versuch dar, die Wohnungsfrage für die Arbeiter zu lösen.2 Vordergründig soll auch die Wahrnehmung der Arbeiter und ihre Wohnsituation beleuchtet werden. Hierzu werden zeitgenössische Quellen betrachtet. Auffällig ist, dass es kaum Niederschriften oder Stimmen der Kruppschen Arbeiter zu ihrer Wohnsituation gibt, so dass wir auf die Darstellungen in der Sekundärliteratur und den Publikationen der Firma Krupp vertrauen müssen, was natürlich den Grad der Objektivität schmälert.
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1[Alfred Krupp], Ein Wort an die Angehörigen meiner gewerblichen Anlagen [Als Manuskript gedruckt],
2Für eine Darstellung der kontroversen Meinungen zum Kruppschen Werkswohnungsbau vgl. Kastorff-Viehmann, Renate: Wohnungsbau für Arbeiter. Das Beispiel Ruhrgebiet bis 1914, Aachen 1981, S. 153-155; von Brüggemeier wird Alfred Krupp als der „Apostel des Werkswohnungsbaus in Deutschland“ bezeichnet Brüggemeier Franz J. / Niethammer, Lutz: Schlafgänger, Schnapskasinos und schwerindustrielle Kolonie. Aspekte der Arbeiterwohnungsfrage im Ruhrgebiet vor dem ersten Weltkrieg, in: Reulecke, Jürgen / Weber, Wolfhard (Hg.): Fabrik Familie Feierabend. Beiträge zur Sozialgeschichte des Alltags im Industriezeitalter, Wuppertal 1978, S. 165.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Ausgangslage in Deutschland am Ende des 19. Jahrhunderts
- Das Bevölkerungswachstum
- Die Urbanisierung
- Das Arbeiterwohnen in der Stadt
- Die Mietskaserne
- Die Raumknappheit
- Die hygienischen Zustände
- Die Forderungen der Wohn- und Sozialreformer
- Die Mietskaserne
- Der Werkswohungsbau der Firma Krupp
- Das Konzept der Werkswohnung
- Die Intentionen und Wahrnehmung des Werkswohnungsbaus
- Die Reichstagsdebatte zum Werkswohnungsbau
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit befasst sich mit der sozialen Lage der Arbeiter im Werkswohnungsbau am Ende des 19. Jahrhunderts. Im Fokus steht der Werkswohnungsbau der Firma Krupp in Essen. Die Arbeit analysiert die Wohn- und Lebensbedingungen der Arbeiter in den Werkswohnungen im Vergleich zur allgemeinen Situation der Arbeiter in der Stadt. Dabei wird die Wahrnehmung des Werkswohnungsbaus durch die Arbeiter beleuchtet. Die Arbeit stellt die Frage, ob durch die Bestrebungen des Werkswohnungsbaus den Arbeitern eine bessere Lebens- und Wohnsituation ermöglicht wurde.
- Das Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung am Ende des 19. Jahrhunderts
- Die Lebensverhältnisse der Arbeiter in den Städten, insbesondere die Mietskasernen
- Das Konzept des Werkswohnungsbaus und die Intentionen der Firma Krupp
- Die Wahrnehmung des Werkswohnungsbaus durch die Arbeiter und die Öffentlichkeit
- Die soziale Lage der Arbeiter im Werkswohnungsbau im Vergleich zur allgemeinen Situation der Arbeiter in der Stadt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung gibt einen Überblick über die Thematik und die Zielsetzung der Arbeit. Sie stellt die Problematik des Arbeiterwohnens im Kontext der Industrialisierung und Urbanisierung am Ende des 19. Jahrhunderts dar.
Kapitel 2 untersucht die Ausgangslage am Ende des 19. Jahrhunderts. Es analysiert das Bevölkerungswachstum und die Urbanisierung, die die Wohnungsnot in den Städten verschärften. Die Binnenwanderung als Treiber der Urbanisierung und die damit verbundenen sozialen und ökonomischen Faktoren werden beleuchtet.
Kapitel 3 widmet sich dem Arbeiterwohnen in der Stadt. Es beschreibt die Lebensbedingungen in den Mietskasernen, die von Raumknappheit und hygienischen Problemen geprägt waren. Die Forderungen der Wohn- und Sozialreformer für bessere Wohnverhältnisse werden dargestellt.
Kapitel 4 beleuchtet den Werkswohnungsbau der Firma Krupp. Es analysiert das Konzept der Werkswohnung, die Intentionen der Firma Krupp und die Wahrnehmung des Werkswohnungsbaus durch die Arbeiter und die Öffentlichkeit. Die Reichstagsdebatte zum Werkswohnungsbau wird ebenfalls betrachtet.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den Themen Arbeiterwohnen, Werkswohnungsbau, Industrialisierung, Urbanisierung, soziale Frage, Bevölkerungswachstum, Mietskaserne, Firma Krupp, Essen, Wohnungsnot, soziale Lage, Lebensverhältnisse, Wahrnehmung, Intentionen, Reichstagsdebatte.
- Quote paper
- Maximilian Hild (Author), 2012, Die soziale Lage der Arbeiter im Werkswohnungsbau, Munich, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213481