Der Einfluss der New Age-Bewegung auf die Entwicklung der Säkularisierung und der populären Spiritualität


Hausarbeit, 2012

17 Seiten, Note: 1,7


Leseprobe


Inhaltsverzeichnis

1. Einleitung

2. Über den Autor

3. New Age
3.1. Entstehungsgeschichte
3.2. Charakteristiken und Inhalte des New Age
3.2.1. Esoterik

4. Spiritualität
4.1. Populäre Spiritualität

5. Religion
5.1. Peter L. Berger: Säkularisierung und Entsäkularisierung
5.2. Die „unsichtbare Religion“ von Thomas Luckmann

6. Religiosität - Spiritualität

7. Schlussbemerkungen

8. Literaturverzeichnis

1. Einleitung

Wenn man einige Bücher und Artikel zum Thema „New Age“ liest, kommt man schnell zum Schluss, dass dieser Terminus sehr vage ist. „New Age“, was ins Deutsche mit „Neues Zeitalter“ übersetzt werden kann, ist die Bezeichnung für den Übergang von einem „alten“ Zeitalter zu einer neuen Ära. Der Begriff wurde in den 1960er und 1970er Jahren sehr populär und man benutzte ihn als Synonym für neue, meist religiöse Gruppen, darunter auch die Esoterik-Strömung. Da der Sammelbegriff „New Age“ recht frei interpretiert werden kann, und die Bewegung aus einem Sammelsurium an religiösen Teilgruppen besteht, ist es schwierig, das „New Age“ als Ganzes zu untersuchen. Wouter J. Hanegraaff macht darauf aufmerksam, dass man zwischen zwei verschiedenen „New Ages“ unterscheiden sollte. Das Erste ist New Age im sensu stricto und bezeichnet die ursprünglich aus England stammende, sehr theosophisch und anthroposophisch geprägte Strömung, deren Vision eine neue verwandelte Welt ist. Das Zweite ist New Age im sensu lato und beschreibt die Vielzahl von Gruppierungen, welche einen „alternativen“ Charakter auszeichnet.[1] Doch woher stammt diese neureligiöse Strömung und welche Rolle spielt sie im Zusammenhang mit der Säkularisierungs- beziehungsweise Privatisierungsthese?

Ich werde mich in dieser Hausarbeit mit der New Age-Bewegung befassen, ihre Hintergründe aufzeigen, erklären wie sie aufgebaut ist, welche Ideen sie vertritt und wieso sie zur Verbreitung von „Spiritualität“ beigetragen hat. Dabei beziehe ich mich hauptsächlich auf zwei Werke von Hubert Knoblauch, darunter ein Aufsatz über die Entstehung der populären Spiritualität, und ein Buch über Religionssoziologie im Allgemeinen.

Des Weiteren werde ich Knoblauchs These, dass die Religion eine, unter der Form einer Transformation auftretende, Renaissance erlebt und sich zahlreiche Inhalte des New Age als Spiritualität in der Populärkultur festgesetzt haben, nachzeichnen und belegen.[2] Ich möchte noch bemerken, dass ich mich beim Gebrauch des Begriffs „New Age“ auf den von Hanegraaff genannten sensu lato beziehe.

2. Über den Autor

Hubert Knoblauch wurde 1959 in Friedrichshafen geboren und studierte von 1978 bis 1984 Soziologie, Philosophie und Geschichte an der Universität Konstanz. Während eines einjährigen Aufenthaltes an der University of Sussex in Brighton studierte er Anthropologie und Linguistik. Seit 1982 war er als studentische Hilfskraft bei dem deutschen Soziologen Thomas Luckmann angestellt. 1985 war er an der Hochschule Sankt Gallen als wissenschaftlicher Assistent engagiert, ehe er zwecks eines Forschungsprojekts zwei Jahre in Paris an der Sorbonne verbrachte. Nach seiner Rückkehr nach Konstanz wurde er von der dortigen Universität zum Wissenschaftlichen Assistenten ernannt und promovierte 1989 bei Luckmann. In den darauffolgenden Jahren assistierte er an den Universitäten Bern, Zürich und Prag. Er habilitierte 1994 in Konstanz, nahm an Forschungsprojekten in Großbritannien teil und wurde zum Gastprofessor in Wien ernannt. 2002, zwei Jahre nachdem er Religionssoziologie und Religionswissenschaft an der Universität Zürich gelehrt hat, wurde an die Technische Universität Berlin berufen, um dort einen Lehrstuhl für Theorien moderner Gesellschaften im Fachgebiet Allgemeine Soziologie zu besetzen.[3]

3. New Age

3.1. Entstehungsgeschichte

Die New Age-Bewegung findet ihren Ursprung in den 1960er Jahren in Nordamerika und war anfangs eine als ungewöhnlich angesehene Gegenkultur von meist jugendlichen Außenseitern. Sie war eine Erwiderung auf die damals entstandene kulturelle Unsicherheit der westlichen Gesellschaft.[4] In den 1970er Jahren kam ein Zusammengehörigkeitsgefühl unter diesen, sich in vielen Punkten ähnlichen Organisationen auf, so dass sich die Idee einer „Bewegung“ entwickelte.[5] Die unter dem Namen „Age of Aquarius“[6] bekannte Strömung entfaltete und verbreitete sich rasant und erlebte ihre Blüte in den 80er Jahren.[7]

Geprägt wurde die oppositionelle Subkultur durch ihren „alternative[n] Charakter“, durch den sie zahlreiche Neugierige anlockte.[8] Zu den Wegbereitern der New Age-Bewegung zählen vor allem das Esalen-Institut in Kalifornien und die Findhorn Kommune in Schottland. Verbreitet wurden die Ideen und das Gedankengut der Bewegung anfangs hauptsächlich durch Bücher, Magazine und Zeitschriften.[9] Waren die ursprünglichen New Age-Gruppen noch abgeschottet und isoliert, versuchten die jüngeren Organisationen eine breite Masse anzusprechen und ihre Inhalte und Ideen jedem Interessierten zur Verfügung zu stellen. Viele Anhänger neuer religiöser Strömungen, die zu der New Age-Bewegung gezählt wurden, wehrten sich jedoch gegen diese Zuschreibung und stritten ab, der Bewegung anzugehören.[10]

Die Religionsgeschichte hat bewiesen, dass die in den letzten Jahrzehnten aufkommende Globalisierung der Religion eine Privatisierung derselben mit sich gebracht und damit auch den New Age-Gruppen zur Verbreitung verholfen hat.[11] Zahlreiche Eigenschaften dieses „extraordinary mish-mash of ideas“[12] werden heute als selbstverständlicher Bestandteil der Kultur angesehen, oftmals ohne das Wissen, woher die Gebräuche und Praktiken ursprünglich stammen.[13] Ein bekanntes Beispiel hierfür ist die weitverbreitete Praxis des Yogas. Entstammte es ursprünglich einer indischen Philosophielehre, so kennt man es heute in westlichen Gesellschaften fast nur als körperbetonte Genesungs- und Stressabbaupraktik. Die Popularisierung und die bedeutende öffentliche Anwesenheit des New Age haben mit sich gebracht, dass „säkulare Vermittler religiöser Inhalte“, z.B. Pressemitglieder, eine neue Berufs- und Beschäftigungsgruppe bilden, unter der sich viele Naturwissenschaftler, jedoch wenige Theologen, befinden.[14]

3.2. Charakteristiken und Inhalte des New Age

Wie in der Einleitung bereits angedeutet, ist die zentrale Leitidee im New Age die Hoffnung eines entscheidenden Wandels zu einer neuen Epoche. Laut Knoblauch treten ähnliche millenaristische Ideen bereits in der Astrologie auf und sind somit kein wirklich neues Gedankengut in der Religionsgeschichte Europas.[15]

Paul Heelas beschreibt den Charakter der Bewegung mit folgenden Worten:

“[…] the New Age is a highly optimistic, celebratory, utopian and spiritual form of humanism, many versions […] also emphasizing the spirituality of the natural order as a whole. Ultimacy – God, the Goddess, the Higher Self – lies within, serving as the source of vitality, creativity, love, tranquility, wisdom, responsibility, power and all those other qualities which are held to compromise the perfect life and which, when applied in daily practice (supposedly) ensure that all is utopian.”[16]

[...]


[1] Vgl., Hanegraaff, Wouter J.: New Age Religion and Western Culture: Esoterism in the Mirror of Secular Thought, Leiden/ New York/ Köln: Brill, 1996, S. 97 (im Folgenden: Hanegraaff: New Age Religion and Western Culture).

[2] Vgl., Knoblauch, Hubert: „Vom New Age zur populären Spiritualität“, in: Lüddeckens, Dorothea/ Walthert, Rafael (Hrsg.): Fluide Religion: Neue religiöse Bewegungen im Wandel: Theoretische und empirische Systematisierungen, Bielefeld: transcript Verlag, 2010, S. 150 (im Folgenden: Knoblauch: Vom New Age zur populären Spiritualität).

[3] Knoblauch, Hubert: Akademische Laufbahn, verfügbar unter: http://www.as.tu-berlin.de/v-menue/mitarbeiter/prof_hubert_knoblauch/akademische_laufbahn/ am 8.9.2012.

[4] Vgl., Knoblauch, Hubert: Religionssoziologie, Sammlung Göschen , Bd. 2094, Berlin: Walter de Gruyter Verlag, 1999, S. 185 (im Folgenden: Knoblauch: Religionssoziologie).

[5] Vgl., Hanegraaff: New Age Religion and Western Culture, S. 97.

[6] Heelas, Paul: The New Age Movement, Oxford/Cambridge: Blackwell Publishers, 1996, S. 1 (im Folgenden: Heelas: The New Age Movement).

[7] Vgl., Knoblauch: Vom New Age zur populären Spiritualität, S.159.

[8] Ebd., S. 159.

[9] Vgl., Knoblauch: Vom New Age zur populären Spiritualität, S.151.

[10] Vgl., Ebd., S. 151.

[11] Vgl., Knoblauch: Religionssoziologie, S. 217.

[12] Heelas: The New Age Movement, S. 2.

[13] Vgl., Knoblauch: Religionssoziologie, S. 184.

[14] Bochinger, Christoph: New Age und moderne Religion: Religionswissenschaftliche Analysen, Gütersloh: Gütersloher Verlagshaus, 1994, S. 26f (im Folgenden: Bochinger: New Age und moderne Religion).

[15] Vgl., Knoblauch: Vom New Age zur populären Spiritualität, S. 150.

[16] Heelas: The New Age Movement, S. 28.

Ende der Leseprobe aus 17 Seiten

Details

Titel
Der Einfluss der New Age-Bewegung auf die Entwicklung der Säkularisierung und der populären Spiritualität
Hochschule
Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg  (Institut für Religionswissenschaft)
Note
1,7
Autor
Jahr
2012
Seiten
17
Katalognummer
V213501
ISBN (eBook)
9783656417255
ISBN (Buch)
9783656417651
Dateigröße
533 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
einfluss, age-bewegung, entwicklung, säkularisierung, spiritualität
Arbeit zitieren
Loic Schweicher (Autor:in), 2012, Der Einfluss der New Age-Bewegung auf die Entwicklung der Säkularisierung und der populären Spiritualität, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213501

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