Russische Außenpolitik zwischen 1991 und 2004

Die Russland-NATO Beziehungen zwischen Kooperation und Konflikt


Bachelorarbeit, 2009

31 Seiten, Note: 1,3


Leseprobe


INHALTSVERZEICHNIS

1.0 Einleitung

2.0 Entwicklung der Forschungsfrage
2.1 Abhängige Variable: Kooperation
2.2 Unabhängige Variable: Politisches Regime
2.3 Hypothese

3.0 Methodologie
3.1 Forschungsdesign, Untersuchungszeitraum und Fallauswahl
3.2 Operationalisierung der Variablen
3.2.1 Operationalisierung der AV
3.2.2 Operationalisierung der UV

4.0 Empirie
4.1 Kooperation Russland-NATO in der Periode El’cin (1992-1999)
4.2 Kooperation Russland-NATO in der Periode Putin (2000-2007)

5.0 Schlussfolgerungen

Literaturverzeichnis

ABKÜRZUNGSVERZEICHNIS

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

1.0 Einleitung

Die ambivalente Beziehung Russland-NATO, ihr Schwanken zwischen Kooperation und Kooperationsbruch, ist eines der zentralen Probleme der europäischen Sicherheit seit dem Ende des Ost-West Konflikts und daher von hoher praktisch – politischer Relevanz. Unter El’cin lag noch eine gemischte Bilanz vor, unter Putin verschob sich jedoch das Spektrum der Kooperation ins Negative: Die Intensität der Kooperation, nahm ab.[1]

Meine Forschungsfrage lautet also:

Warum kooperierte Russland in der El’cin – Periode (1992-1999) intensiver mit der NATO, als in der Putin – Periode (2000-2007) ?

Diese Frage wird auf der Ebene des Nationalstaates angegangen. Das politische Regime wird als zentraler Erklärungsfaktor betrachtet. Da das politische Regime den Machtzugang und die Machtausübung durch innenpolitische Institutionen regelt, steht in dieser Arbeit die Exekutive, ihre Rekrutierung und die institutionellen Grenzen ihrer Machtausübung im Vordergrund.[2] Besonderes Augenmerk gilt dabei der Herausbildung eines neuen politischen Regimes in der Transitionsphase. Ob eine Demokratie, Autokratie oder als ,,Zwischenregime“ eine Anokratie entsteht, soll dabei aus der Perspektive des historischen Neoinstitutionalismus untersucht werden.

Der Regimetypus hat direkte Auswirkungen auf die internationale Kooperation. Mit spieltheoretischen Ansätzen wird erläutert, warum Demokratien untereinander intensiver kooperieren, als eine Demokratie mit einer Anokratie oder Autokratie.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die theoretische Relevanz dieser Arbeit in ihrem Versuch liegt, das politische Regime als Erklärungsfaktor der internationalen Kooperation vorzuschlagen und dazu innenpolitische Institutionen in spieltheoretische Ansätze zu integrieren.

Dagegen wurde internationale Kooperation häufig rein ,,systemisch“ erklärt: Durch internationale Regime wie in der Regimetheorie in den Internationalen Beziehungen, durch das Vorhandensein eines Hegemons wie in neorealistischen Ansätzen. Diese möglichen Erklärungsfaktoren werden in dieser Arbeit, auch aus Platzgründen, konstant gehalten.

Hierzu bietet sich eine diachrone vergleichende Fallstudie an, die dafür sorgt, dass die zu vergleichenden Fälle (Russland 1992-1999; Russland 2000-2007) homogen sind.[3] Ebenso konstant gehalten werden transnationale Erklärungsfaktoren wie das Ausmaß der wirtschaftlichen Interaktion (Handel, Direktinvestitionen) zwischen Russland und den NATO – Ländern, das in Interdependenztheorien ein zentraler Erklärungsfaktor ist.

So baut diese Arbeit auf: Zunächst gehe ich auf die internationale Kooperation ein und stelle ein spieltheoretisches Modell vor, dass das innenpolitische Regime als Erklärungsfaktor integriert. Danach wird die Herausbildung eines politischen Regimes in der Transitionsphase aus der Perspektive des historischen Neoinstitutionalismus untersucht. Schließlich wird eine Hypothese entwickelt, die nach einem methodologischen Teil mit Überlegungen zum Fallstudiendesign, Fallauswahl und der Operationalisierung der AV und UV im empirischen Teil getestet wird. Abschließend werden in den Schlussfolgerungen die Forschungsfrage beantwortet, wesentliche Ergebnisse der Arbeit zusammengefasst und offene Fragen aufgeworfen.

2.0 Entwicklung der Forschungsfrage

2.1 Abhängige Variable: Kooperation

Internationale Kooperation ist das gegenseitige Anpassen des jeweils eigenen außenpolitischen Verhaltens an die Präferenzen des Anderen. Dieser Anpassungsprozess geschieht durch Koordination des außenpolitischen Verhaltens und setzt voraus, dass beide Seiten sich von ihrer Anpassung einen Gewinn versprechen.[4]

Hier soll die Frage nach den spezifischen Bedingungen gestellt werden, unter denen Kooperation zu Stande kommt. Im folgenden wird, auf Leeds, McGillivray/Smith und Bueno de Mesquita u.a. aufbauend, ein Modell vorgestellt, dass den Präsidenten, die Regierung und das politische Regime, in welchem diese Institutionen funktionieren (siehe 2.2 Unabhängige Variable: Politisches Regime), in eine spieltheoretische Argumentation integriert und diese Frage beantworten kann.[5]

Dieses Modell ist das agreement game (siehe Graphik 2: Agreement game auf der nächsten Seite).

Graphik 2: Agreement game[6]

Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten

Es spielen zwei Spieler (Staaten), die darüber entscheiden, ob ein Abkommen zwischen ihnen zu Stande kommt. Das Spiel geht von der Annahme kompletter Information aus: Jeder Spieler weiß nicht nur seinen eigenen payoff für jedes Ergebnis des Spiels, sondern auch den payoff des Anderen und jeder weiß, dass es auch der andere weiß. Jedoch ist es ein Spiel mit imperfekter Information (siehe unten).[7]

Das Spiel läuft folgendermaßen ab:

Zuerst entscheiden die beiden Spieler, ob sie ein Abkommen eingehen sollen.

i entscheidet sich, ob er ein Abkommen vorschlagen soll (P) oder nicht. j entscheidet sich, ob er es annimmt (A) oder nicht.[8] Wenn j den Vorschlag annimmt und das Abkommen zu Stande kommt, dann entscheiden sich beide simultan und ohne zu wissen, wie sich der Andere entscheidet (imperfekte Information; dafür steht die gestrichelte Linie), ob sie das Abkommen erfüllen (Kooperation: C) oder brechen (Bruch: D).[9] Das Entscheidende am Spiel ist die Unsicherheit über die Abkommenserfüllung. Jeder Spieler muss daher schon beim Vorschlag bzw. bei der Annahme die Wahrscheinlichkeit dafür schätzen, ob der Andere das Abkommen einhält.

Wenn i sicher wäre, dass j das Abkommen bricht, würde i überhaupt kein Abkommen vorschlagen und nicht in Verhandlungen eintreten, für welche er (wie j) Verhandlungskosten (Kosten der Abkommenserzeugung und Ratifikation: H) bezahlt.[10]

Auch die Kosten des möglichen Scheiterns und die Gewinne (R) durch eine zu Stande gekommene Kooperation gehen in die Kalkulation des Spielers ein und beeinflussen die Wahl seiner Strategie.

Dabei ist die Kooperationsstrategie C für i dann dominant, wenn die Kosten seines eigenen Abkommenbruchs (K) größer sind als die Kosten, die i entstehen, wenn j das Abkommen bricht (S) und der Nutzen, den i daraus zieht, dass er selbst das Abkommen bricht (T) zusammengenommen[11]:

K > S + T

Der Nutzen des eigenen Bruchs (T) ist dabei der Mehrwert, den Spieler i im Vergleich zum Nutzen aus der Abkommenserfüllung zieht.

Wenn die Kooperationsstrategie für Spieler i dominant ist, dann kooperiert er, egal ob Spieler j kooperiert oder nicht. Da internationale Kooperation aber per definitionem nur dann zu Stande kommt, wenn auch Spieler j kooperiert, muss auch für j die Kooperationsstrategie dominant sein, das heißt: K > S+T, damit das Abkommen erfüllt wird.

[...]


[1] Siehe 4.0 Empirie.

[2],,Politisches Regime“ bezieht sich in dieser Arbeit stets auf die innenpolitische Institutionenordnung.

[3] Dies entspricht dem Method of difference.Vgl. Van Evera 1997:57.

[4] Vgl. Keohane 1984:51-52; zitiert nach: Milner 1992:467-468.

[5] Vgl. Leeds 1999; McGillivray/Smith 2005; Bueno de Mesquita u.a. 2003.

[6] Graphik aus: Leeds 1999:983.

[7] Vgl. Leeds 1999:982.

[8] Es ist für die Argumentation unerheblich, ob Spieler i oder Spieler j ein Abkommen vorschlägt.

[9] Vgl. Leeds 1999:982-983.

[10] Vgl. Leeds 1999:984-985.

[11] Vgl. Leeds 1999:984.

Ende der Leseprobe aus 31 Seiten

Details

Titel
Russische Außenpolitik zwischen 1991 und 2004
Untertitel
Die Russland-NATO Beziehungen zwischen Kooperation und Konflikt
Hochschule
Freie Universität Berlin  (Otto-Suhr-Institut für Politikwissenschaft)
Note
1,3
Autor
Jahr
2009
Seiten
31
Katalognummer
V213671
ISBN (eBook)
9783656419945
ISBN (Buch)
9783656421283
Dateigröße
874 KB
Sprache
Deutsch
Schlagworte
russische, außenpolitik, russland-nato, beziehungen, kooperation, konflikt
Arbeit zitieren
Anton Friesen (Autor:in), 2009, Russische Außenpolitik zwischen 1991 und 2004, München, GRIN Verlag, https://www.grin.com/document/213671

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